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Strandwolfe: Richard Bolithos gefahrvoller Heimaturlaub

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Strandwolfe: Richard Bolithos gefahrvoller Heimaturlaub
Название: Strandwolfe: Richard Bolithos gefahrvoller Heimaturlaub
Автор: Kent Alexander
Дата добавления: 16 январь 2020
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Strandwolfe: Richard Bolithos gefahrvoller Heimaturlaub - читать бесплатно онлайн , автор Kent Alexander

Dezember 1773: Nach vierzehn strapazi?sen Monaten auf See an Bord der Gorgon kehrt Midshipman Richard Bolitho zur?ck nach England. W?hrend das Linienschiff in Plymouth im Dock zur dringend notwendigen ?berholung liegt, will er Weihnachten bei seinen Eltern in Falmouth verbringen. Doch daraus wird nichts, denn an der K?ste Cornwalls treiben ?belste Strandr?uber, die gezielt Schiffsstrandungen herbeif?hren, ihr Unwesen. F?r Richard Bolitho hei?t es, deren t?dlichem Spuk ein Ende zu setzen…

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Alexander Kent

Strandwölfe: Richard Bolithos gefahrvoller Heimaturlaub

Allen Midshipmen aus Vergangenheit und Gegenwart gewidmet

I Heimaturlaub

Schwankend und mit lautem Räderklappern kam die Postkutsche auf dem Hof des Gasthauses zum Stehen, und die kleine Gruppe müder Passagiere stieß Seufzer der Erleichterung aus. Es war Anfang Dezember des Jahres 1773, und Falmouth lag wie ganz Cornwall unter einer dichten Decke von Schnee und Matsch. Die Kutsche mit ihren vier von der raschen Fahrt dampfenden Pferden wirkte in dem schwachen Nachmittagslicht völlig farblos, so sehr war sie mit Schlamm bespritzt. Midshipman [1] Richard Bolitho sprang herab, dann blieb er stehen und starrte einige Zeit bewegungslos auf das ihm vertraute alte Gasthaus und die verwitterten Gebäude dahinter. Die Fahrt war mühselig gewesen: lediglich fünfundfünfzig Meilen von Plymouth bis hierher, aber sie hatten zwei volle Tage dafür gebraucht. Der Kutscher war sehr weit landeinwärts gefahren, beinahe bis zum Bodmin-Moor, um den über die Ufer getretenen River Fowey zu umgehen; auch hatte er sich wegen der schlechten Straßen strikt geweigert, bei Nacht zu fahren. Nach Bolithos Meinung fürchtete er sich jedoch mehr vor Straßenräubern als vor den wetterbedingten schlechten Wegverhältnissen. Die Gentlemen fanden es nämlich sehr viel bequemer, Kutschen auszurauben, die auf schlammigen, ausgefahrenen Wegen steckengeblieben waren, als einen Schußwechsel mit den scharfäugigen Wachen auf des Königs Landstraßen zu riskieren.

Doch dann vergaß er die Reise, die geschäftig die Pferde ausspannenden Knechte und die Mitreisenden, die in die einladende Wärme des Gasthauses strömten, und genoß den Augenblick der Heimkehr.

Es war genau ein Jahr und zwei Monate her, seit er Falmouth verlassen hatte, um in Spithead an Bord der Gorgon zu gehen, eines Linienschiffes mit vierundsiebzig Geschützen. Jetzt lag sie in Plymouth zur dringend notwendigen Überholung und Instandsetzung, und er, Richard Bolitho, war zum wohlverdienten Urlaub nach Hause gekommen.

Er reichte seinem Reisegefährten die Hand, als dieser jetzt zu ihm in den naßkalten Wind herab kletterte; Midshipman Martyn Dancer war am selben Tag an Bord der Gorgon gekommen wie er selbst und ebenfalls siebzehn Jahre alt.

«So, Martyn, wir sind am Ziel!»

Bolitho lächelte, froh darüber, daß Dancer mit ihm gekommen war. Das Haus der Dancers lag in London und war völlig verschieden von dem der Bolithos, die seit Generationen Seeoffiziere waren. Dancers Vater dagegen war ein reicher Teehändler in der Londoner City. Aber auch wenn ihre Welten meilenweit auseinanderlagen, so stand ihm Martyn doch ebenso nahe, als sei er sein leiblicher Bruder.

Als die Gorgon vor Plymouth geankert hatte und die an Bord gekommene Post verteilt wurde, stellte Dancer fest, daß seine Eltern im Ausland weilten. Er schlug sofort vor, Bolitho solle mit ihm nach London kommen, aber der stets wachsame Erste Offizier der Gorgon, Mr. Verling, hatte kalten Tones gesagt:»Ich denke, das lassen Sie lieber. Allein in dieser Stadt — Ihr Vater würde mich dafür zur Rechenschaft ziehen!«So hatte Dancer bereitwillig Bolithos Einladung angenommen, was diesem insgeheim lieber war, brannte er doch darauf, seine Familie wiederzusehen und sich ihr mit all den Veränderungen vorzustellen, die vierzehn Monate harten Dienstes bei ihm bewirkt hatten. Genau wie sein Freund, war auch er magerer geworden — soweit dies überhaupt noch möglich war — und vor allem selbstsicherer. Auch war er dankbar dafür, daß er alle Stürme und Gefechte überlebt hatte.

Der Kutscher berührte grüßend seinen Hut, nahm die Münzen, die Bolitho ihm in die Hand drückte, und sagte:»Seien Sie unbesorgt, Sir. Ich passe auf, daß der Wirt die Kisten zu Ihrem Haus bringen läßt. «Dabei zeigte er mit dem Daumen auf die bereits hell erleuchteten Fenster des Gasthauses.»Jetzt werde ich mich für ein Stündchen zu den Mitreisenden setzen, dann geht's weiter nach Penzance. «Im Weggehen rief er:»Viel Glück, die jungen Herren!»

Bolitho blickte ihm sinnend nach. So viele Bolithos waren hier schon ein- oder ausgestiegen, auf dem Weg zu Schiffen, die sie in ferne Länder bringen sollten, oder von weiter Reise heimgekehrt. Manch einer von ihnen war niemals mehr zurückgekommen. Er warf seinen blauen Umhang über die Schultern und sagte:»Laß uns gehen, das bringt das Blut wieder in Bewegung!«Dancer nickte zähneklappernd. Genau wie Bolitho, war er sonnengebräunt, und beide konnten sich nach gut einem Jahr an Afrikas Küsten noch nicht mit dem schroffen Klimawechsel abfinden.

Als sie jetzt durch den Schneematsch schritten, vorbei an der alten Kirche und den uralten Bäumen, mochten sie kaum glauben, daß sie all das wirklich erlebt hatten: die Jagd nach Seeräubern, die Zurückeroberung der Brigg Sandpiper, mit der sie dann nach einer hitzigen Verfolgung durch gefährliche Riffe ein Piratenschiff vernichtet hatten. Männer waren gefallen, andere hatten Verwundungen erlitten: das Los der Seeleute überall in der Welt. Bolitho hatte im Nahkampf Mann gegen Mann gestanden, hatte töten müssen und einen Fähnrichskameraden beim Angriff auf die Festung von Sklavenhändlern fallen sehen. [2] Sie waren keine Knaben mehr, sie waren gemeinsam zu jungen Männern geworden.»Da ist es. «Bolitho wies auf das große graue Haus, viereckig, unbeugsam und fast von der gleichen Farbe wie die niedrig dahinjagenden Wolken und das Vorland dahinter. Durch das Gartentor ging es den breiten Weg zum Eingang hinauf, und Bolitho brauchte nicht einmal zu dem massiven Ring des Türklopfers zu greifen; denn schon flog die Tür auf, und Mrs. Tremayne, die Haushälterin, lief ihm entgegen, das rote Gesicht strahlend vor Freude.

Sie schloß ihn in die Arme und drückte ihn an sich. Ihr Geruch nach frischem Leinen, Lavendel, nach Küche und geräuchertem Speck weckte noch mehr alte Erinnerungen in ihm. Sie war über fünfundsechzig und genauso ein Teil des Hauses wie dessen Grundmauern.

Sie wiegte ihn in ihren Armen wie ein Kind, obwohl er einen ganzen Kopf größer war als sie.

«Oh, junger Master Dick, was haben sie dir angetan?«Sie brach beinahe in Tränen aus.»So dünn wie ein Schilfrohr, wohl nichts zu essen gekriegt, aber ich werde dir bald wieder Fleisch auf die Knochen bringen.»

Nun entdeckte sie Dancer und entließ Bolitho widerstrebend aus ihren Armen. Der grinste verlegen, aber erfreut über ihre Anteilnahme. Sie war allerdings noch viel stärker gewesen, als er damals, im Alter von zwölf Jahren, zum ersten Mal zur See gegangen war.

«Dies ist mein Freund Martyn Dancer. Er bleibt über Weihnachten bei uns.»

Alle wandten sich um, als Bolithos Mutter auf der Treppe erschien.

«Und Sie sind uns herzlich willkommen!«Dancer betrachtete sie hingerissen. Er hatte während der langen Seewachen oder während der wenigen ruhigen Augenblicke unter Deck schon viel von Harriet Bolitho gehört. Aber sie war doch ganz anders als in seiner Vorstellung. Sie schien viel zu jung, um Richards Mutter zu sein, viel zu zerbrechlich, um so oft allein gelassen zu werden in diesem großen Steinhaus unter dem Vorland von Pendennis Castle.»Mutter!»

Bolitho lief zu ihr, und sie umarmten sich lange. Noch immer beobachtete Dancer Richard, seinen Freund, den er so genau zu kennen glaubte, der gewöhnlich seine Gefühle hinter einem unbeteiligten Gesicht und dem ruhigen Blick seiner grauen Augen verbarg. Richard, dessen Haar so schwarz war wie sein eigenes blond, der zwar Bewegung zeigte über den Tod eines Freundes, im Kampf aber ein Löwe wurde, er wirkte hier mehr wie ihr Freier als ihr Sohn.

Endlich sagte sie ruhig zu Dancer:»Wie lange könnt ihr bleiben?»

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