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The Stand. Das letze Gefecht

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The Stand. Das letze Gefecht
Название: The Stand. Das letze Gefecht
Автор: King Stephen Edwin
Дата добавления: 16 январь 2020
Количество просмотров: 242
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The Stand. Das letze Gefecht - читать бесплатно онлайн , автор King Stephen Edwin

Kurzbeschreibung

In einem entv?lkerten Amerika versucht eine Handvoll ?berlebender, die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mytische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, die Verk?rperung des absolut B?sen. In der W?ste von Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit. "The Stand", Stephen Kings Vision vom letzten Gefecht zwischen Gut und B?se, war bislang nur in einer stark gek?rzten Version zug?nglich.Die hier ver?ffentlichte Urfassung zeigt die Gr??e seines apokalyptischen Entwurfs.Manche nennen diesen Roman sein Meisterwerk!

Autorenportrait

Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren. Er war zun?chst als Englischlehrer t?tig, bevor ihm 1973 mit seinem ersten Roman 'Carrie' der Durchbruch gelang. Seither hat er mehr als 30 Romane geschrieben und ?ber 100 Kurzgeschichten verfasst und gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller weltweit.

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Lebensgeschichte

von Nick Andros 

Er hielt inne und lächelte verhalten. Er war schon an seltsamen Orten gewesen, aber selbst in seinen wildesten Träumen hätte er sich nicht vorstellen können, eines Tages als Deputy im Büro eines Sheriffs zu sitzen, drei Männer zu bewachen, die ihn zusammengeschlagen hatten, und seine Lebensgeschichte zu schreiben. Nach einer Weile schrieb er weiter:

Ich wurde am 14. November 1968 in Caslin, Nebraska, geboren. Mein Daddy war selbständiger Farmer. Er und Mom standen immer am Rand der Pleite. Sie waren bei drei verschiedenen Banken verschuldet. Meine Mutter war sechs Monate schwanger mit mir, als mein Vater sie in die Stadt zum Arzt fuhr. Eine Spurstange brach, und der Pritschenwagen landete im Graben. Mein Vater hatte einen Herzanfall und starb.

Wie dem auch sei, meine Mutter brachte mich drei Monate später zur Welt, und ich wurde so geboren, wie ich bin: taubstumm. War sicher ein schwerer Schlag für sie, nachdem sie den Mann so plötzlich verloren hatte.

Sie bewirtschaftete die Farm bis 1973, dann verlor sie sie an die »Großmacker«, wie sie immer sagte. Sie hatte keine Verwandten, schrieb aber manchmal Freunden in Big Springs, lowa. Und einer dieser Freunde besorgte ihr einen Job in einer Bäckerei. Wir lebten dort, bis sie 1977 bei einem Unfall ums Leben kam. Ein Motorradfahrer fuhr sie auf dem Nachhauseweg von der Arbeit an, als sie über die Straße ging. Er war nicht einmal schuld, es war einfach Pech, weil die Bremsen versagt hatten. Er war nicht einmal zu schnell gefahren. Die Baptistenkirche gab meiner Mama ein Gnadenbegräbnis. Dieselbe Kirche, die Barmherzigen Baptisten, schickten mich in das Waisenhaus der Kinder Jesu in Des Moines. Das Haus wird von allen möglichen Kirchen gemeinsam unterhalten. Dort lernte ich lesen und schreiben...

Er hielt inne. Seine Hand tat ihm vom vielen Schreiben weh, aber das war nicht der Grund. Er fühlte sich anbehaglich, heiß und unwohl, weil er das alles wieder aufleben lassen mußte. Er ging zu den Zellen und sah hinein. Childress und Warner schliefen. Vince Hogan stand am Gitter, rauchte eine Zigarette und sah zu der leeren Zelle hinüber, in der Ray Booth heute nacht gesessen hätte, wäre er nicht so schnell verschwunden. Hogan sah aus, als ob er geweint hätte, und das brachte Nick wieder zu dem kleinen stummen Bündel Mensch namens Nick Andres zurück.

Er hatte als Kind im Kino ein Wort gelernt. Dieses Wort hiess INCOMMUNICADO, und es hatte für Nick immer einen phantastischen, Lovecraftschen Beigeschmack gehabt, ein beängstigendes Wort, das im Gehirn dröhnte und hallte, ein Wort, das alle Nuancen der Angst umschrieb, die nur außerhalb der gesunden Welt, in der menschlichen Seele, leben. Er war sein ganzes Leben lang INCOMMUNICADO gewesen.

Er setzte sich und las die letzte Zeile, die er geschrieben hatte. Dort lernte ich lesen und schreiben. Aber so einfach war es nicht gewesen. Er lebte in einer schweigenden Welt. Schreiben war ein Kode. Sprechen war Lippenbewegung, Auf und Ab von Zähnen, ein Tanz der Zunge. Seine Mutter hatte ihm beigebracht, Lippen zu lesen und mit krakeligen, mühsamen Buchstaben seinen Namen zu schreiben. Das ist dein Name, hatte sie gesagt. Das bist du, Nicky.Aber sie hatte es natürlich stumm gesagt, bedeutungslos. Der wesentliche Zusammenhang war ihm klargeworden, als sie auf das Papier tippte, dann auf seine Brust. Das Schlimmste an der Taubstummheit war nicht, daß man in einer Stummfilmwelt lebte; das Schlimmste war, daß man die Namen der Dinge nicht kannte. Das Konzept von Namen hatte er erst mit vier Jahren allmählich verstanden. Erst mit sechs hatte er gewußt, daß man die großen grünen Dinger Bäumenannte. Er hatte es wissen wollen, aber niemand hatte daran gedacht, es ihm zu sagen, und er konnte nicht fragen: Er war INCOMMUNICADO.

Als sie starb, hatte er sich fast völlig in sich selbst zurückgezogen. Das Waisenhaus war ein Ort brüllender Stille, wo magere Jungs mit grausamen Gesichtern sich über sein Schweigen lustig machten; zwei Jungen liefen etwa auf ihn zu, der eine hatte die Hände vor dem Mund, der andere auf den Ohren. Wenn kein Personal in der Nähe war, schlugen sie ihn. Warum? Ohne Grund. Abgesehen yon dem, daß es in der riesigen anonymen Klasse der Opfer eine Unterklasse gab: die Opfer der Opfer.

Er wollte nicht mehr kommunizieren, und als das geschah, begann der Denkprozeß selbst einzurosten und auseinanderzufallen. Er fing an, ziellos von Ort zu Ort zu gehen und die namenlosen Dinge zu betrachten, von denen die Welt voll war. Er beobachtete Kinder auf dem Spielplatz und sah, wie sie die Lippen bewegten, die Zähne wie weiße Zugbrücken hoben und senkten und die Zungen im rituellen Balztanz der Sprache hüpfen ließen. Manchmal betrachtete er eine einzige Wolke eine ganze Stunde lang.

Dann war Rudy gekommen. Ein großer Mann mit Narben im Gesicht und einer Glatze. Er war eins fünfundneunzig groß, aber für den winzigen Nick Andros hätten es auch drei Meter sein können. Sie trafen sich zum ersten Mal im Keller, wo ein Tisch, sechs oder sieben Stühle und ein Fernsehgerät standen, das nur funktionierte, wenn es Lust hatte. Rudy kauerte sich nieder und brachte die Augen ungefähr auf eine Höhe mit denen von Nick. Dann nahm er die riesigen, narbigen Hände und hielt sie sich vor Mund und Ohren.

Ich bin taubstumm.

Nick wandte das Gesicht mürrisch ab. Wen interessiert das?

Rudy schlug ihn.

Nick fiel zu Boden. Er machte den Mund auf, und stumme Tränen liefen ihm aus den Augen. Er wollte nicht hier bei diesem narbigen Troll sein, diesem kahlen Schreckgespenst. Der Mann war nicht taubstumm, es war nur ein grausamer Scherz.

Rudy zog ihn sanft auf die Füße und führte ihn zum Tisch. Dort lag ein unbeschriebenes Blatt Papier. Rudy deutete darauf, dann auf Nick. Nick sah das Blatt, dann den kahlen Mann verdrossen an. Er schüttelte den Kopf. Rudy nickte und deutete wieder auf das leere Blatt. Er holte einen Bleistift hervor und gab ihn Nick. Rudy deutete auf den Bleistift, auf Nick, dann auf das Blatt. Nick schüttelte den Kopf. Rudy schlug ihn wieder.

Weitere stumme Tränen. Das Narbengesicht sah ihn mit tödlicher Geduld an. Rudy deutete wieder auf das Papier. Auf den Bleistift. Auf Nick.

Nick nahm den Bleistift in die Faust. Er schrieb die vier Worte, die er kannte, rief sie aus dem spinnwebigen, rostenden Mechanismus seines denkenden Gehirns ab. Er schrieb:

The Stand. Das letze Gefecht - i_001.jpg

Dann brach er den Bleistift entzwei und sah Rudy wütend und trotzig an. Aber Rudy lächelte. Plötzlich griff er über den Tisch und hielt Nicks Kopf zwischen den harten schwieligen Händen. Seine Hände waren warm, sanft. Nick konnte sich kaum erinnern, wann er zuletzt so liebevoll berührt worden war. Seine Mutter hatte ihn so berührt. Rudy nahm seine Hände wieder von Nicks Gesicht. Dann nahm er die Bleistifthälfte mit der Spitze in die Hand. Er drehte nun das Papier auf die unbeschriebene Seite um. Er tippte mit der Bleistiftspitze auf die leere Seite des Blattes, dann tippte er Nick an. Noch einmal. Noch einmal. Und noch einmal. Und plötzlich begriff Nick.

Du bist diese leere Seite.

Nick fing an zu weinen.

Rudy kam die nächsten zehn Jahre lang.

... lernte ich lesen und schreiben. Ein Mann namens Rudy Sparkman half mir. Es war ein Glück für mich, daß ich ihn hatte. 1984 war das Waisenhaus pleite. Sie versuchten, so viele Kinder wie möglich bei Familien unterzubringen, aber ich gehörte nicht dazu. Sie sagten, ich würde mit der Zeit zu einer Familie kommen, die vom Staat Geld dafür bekommt, daß sie mich versorgt. Ich wäre gern zu Rudy gegangen, aber Rudy war in Afrika, wo er für das Friedenskorps arbeitete.

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