The Stand. Das letze Gefecht
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Kurzbeschreibung
In einem entv?lkerten Amerika versucht eine Handvoll ?berlebender, die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mytische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, die Verk?rperung des absolut B?sen. In der W?ste von Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit. "The Stand", Stephen Kings Vision vom letzten Gefecht zwischen Gut und B?se, war bislang nur in einer stark gek?rzten Version zug?nglich.Die hier ver?ffentlichte Urfassung zeigt die Gr??e seines apokalyptischen Entwurfs.Manche nennen diesen Roman sein Meisterwerk!
Autorenportrait
Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren. Er war zun?chst als Englischlehrer t?tig, bevor ihm 1973 mit seinem ersten Roman 'Carrie' der Durchbruch gelang. Seither hat er mehr als 30 Romane geschrieben und ?ber 100 Kurzgeschichten verfasst und gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller weltweit.
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»Tut mir wirklich leid, daß es der Bruder Ihrer Frau ist. Wie hat sie es aufgenommen?«
»Sie wird damit fertig«, sagte Baker mit beinahe amtlicher Stimme und Haltung. »Ich schätze, sie hat seinetwegen ein paar Tränen vergossen, aber sie wußte, was er ist. Und sie weiß, man kann sich seine Verwandten nicht aussuchen wie seine Freunde.«
Jane Baker war eine kleine, hübsche Frau, die tatsächlich geweint hatte. Als Nick ihre tief in den Höhlen liegenden Augen sah, wurde ihm unbehaglich zumute. Aber sie schüttelte ihm herzlich die Hand und sagte: »Freut mich, Sie kennenzulernen, Nick. Und ich möchte mich von ganzem Herzen für den Ärger entschuldigen. Ich fühle mich mitverantwortlich, wo doch jemand aus meiner Familie was damit zu tun hat.«
Nick schüttelte den Kopf und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen.
»Ich habe ihm einen Job im Büro angeboten«, sagte Baker. »Dort sieht's aus wie im Schweinestall, seit Bradley nach Little Rock versetzt worden ist. Hauptsächlich Streichen und Aufräumen. Er muss sowieso eine Weile hierbleiben, du weißt schon, wegen der...«
»Der Verhandlung, ja«, sagte sie.
Es folgte ein Augenblick so drückenden Schweigens, daß selbst Nick sich unbehaglich fühlte.
Dann sagte sie mit erzwungener Fröhlichkeit: »Ich hoffe, Sie mögen Rippchen, Nick. Dazu gibt's Maiskolben und eine große Schüssel Püree. Mein Püree ist nie so gut, wie Johns Mutter es immer gemacht hat. Behauptet er jedenfalls.«
Nick rieb sich den Bauch und lächelte.
Beim Nachtisch (Erdbeerkuchen - von dem sich Nick, der in den vergangenen Wochen auf knappe Rationen gesetzt worden war, gleich zwei Stück nahm), sagte Jane Baker zu ihrem Mann: »Deine Erkältung ist schlimmer geworden. Du arbeitest zuviel, John Baker. Und von dem, was du gegessen hast, könnte nicht mal eine Fliege satt werden.«
Baker sah einen Moment schuldbewußt auf den Teller, dann zuckte er die Achseln. »Ich kann es mir leisten, ab und zu mal eine Mahlzeit auszulassen«, sagte er und strich über sein Doppelkinn. Nick sah sie an und fragte sich, wie zwei so durch und durch unterschiedlich große Menschen es im Bett machten. Irgendwie kommen sie schon zurecht, dachte er mit einem inneren Grinsen. Sie scheinen sich jedenfalls zu mögen. Und außerdem geht es mich auch gar nichts an.
»Und rot bist du auch. Hast du Fieber?«
Baker zuckte die Achseln. »Nee... na ja, vielleicht ein bißchen.«
»Heute abend gehst du jedenfalls nicht mehr weg. Das ist mein letztes Wort.«
»Schatz, ich habe Gefangene. Und selbst wenn man sie nicht eigens bewachen muß, Essen und Wasser muß man ihnen schon geben.«
»Das kann Nick machen«, sagte sie in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. »Du gehst ins Bett. Und komm mir nicht mit deinen Schlafstörungen; das wird dir gar nichts nützen.«
»Ich kann Nick nicht schicken«, sagte er ergeben. »Er ist taubstumm. Außerdem ist er kein Hilfssheriff.«
»Dann machst du ihn eben zum Hilfssheriff.«
»Er ist kein Hiesiger!«
»Ich will nichts mehr hören«, sagte Jane Baker nachdrücklich. Sie stand auf und räumte den Tisch ab. »Du hast gar keine andere Wahl, John.«
Und so wurde Nick Andres innerhalb von vierundzwanzig Stunden vom Gefangenen von Shoyo zum Hilfssheriff von Shoyo. Als er sich fertig machte, um zum Büro des Sheriffs zu gehen, kam Baker, der in seinem zerschlissenen Morgenmantel zerbrechlich und geisterhaft aussah, in die Diele herunter. Es schien ihm peinlich zu sein, daß ihn jemand in diesem Aufzug sah.
»Ich hätte mich nie von ihr dazu überreden lassen sollen«, sagte er.
»Hätte ich auch nicht, wenn mir nicht so elend wäre. Die Brust ist wie zugeschnürt, und ich bin so heiß wie der Christbaumverkauf zwei Tage vor Weihnachten. Und erschöpft.«
Nick nickte mitfühlend.
»Ich hab' im Moment keinen Hilfssheriff. Bradley Caide und seine Frau sind nach Little Rock gezogen, als ihr Baby gestorben ist. Im Kindbett. Schlimme Sache. Kann ihnen nicht übelnehmen, daß sie fortgezogen sind.«
Nick deutete sich auf die Brust und machte einen Kreis mit Daumen und Zeigefinger.
»Klar kommst du zurecht. Sieh einfach nur nach ihnen, hast du verstanden? In der dritten Schreibtischschublade ist ein Fünfundvierziger, aber nimm ihn nicht mit nach hinten. Und die Schlüssel auch nicht. Kapiert?«
Nick nickte.
»Wenn du nach hinten gehst, bleib außerhalb ihrer Reichweite. Fall nicht drauf rein, wenn sich einer krank stellt. Das ist der älteste Trick der Welt. Sollte doch einer krank werden, kann Doc Soames auch morgen früh nach ihm sehen. Bis dahin bin ich wieder da.«
Nick nahm den Bleistift aus der Tasche und schrieb: »Freut mich, daß Sie mir trauen. Danke, daß Sie die Männer eingesperrt haben, & danke für den Job.«
Baker las es sorgfältig. »Du bist ein Ausbund an Höflichkeit, Junge. Woher kommst du? Und wieso bist du ganz alleine unterwegs?«
»Das ist eine lange Geschichte«, schrieb Nick. »Wenn Sie wollen, schreibe ich sie Ihnen heute nacht auf.«
»Mach das«, sagte Baker. »Du weißt wahrscheinlich, daß ich deinen Namen über Funk abgerufen habe.«
Nick nickte. Das war üblich. Aber er hatte keine Vorstrafen.
»Ich sag' Jane, sie soll Ma's Truck Stop am Highway anrufen. Die Kerle werden wegen Polizeiwillkür maulen, wenn sie nichts zu essen bekommen.«
Nick schrieb: »Sagen Sie ihr, wer das Essen bringt, soll einfach reinkommen. Ich kann das Klopfen nicht hören.«
»Okay.« Baker zögerte noch einen Augenblick. »In der Ecke steht deine Pritsche. Sie ist hart, aber sauber. Und sei vorsichtig, Nick. Du kannst nicht um Hilfe rufen, wenn es Ärger gibt.«
Nick nickte und schrieb: »Ich kann auf mich aufpassen.«
»Das glaube ich auch. Trotzdem würde ich jemanden aus der Stadt holen, wenn ich nur einen wüßte, der...« Er verstummte, als Jane hereinkam.
»Hältst du dem armen Jungen immer noch eine Predigt? Laß ihn gehen, bevor mein dummer Bruder kommt und sie alle rausholt.«
Baker lachte bitter. «Der ist inzwischen wahrscheinlich schon in Tennessee.« Er stieß einen langen Seufzer aus, der in einen heftigen, verschleimten Hustenanfall überging. »Ich denke, ich geh' rauf und leg mich hin, Janey.«
»Ich bring' dir ein paar Aspirin gegen das Fieber«, sagte sie. Als sie ihren Mann zur Treppe begleitete, sah sie über die Schulter zu Nick. »Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Nick. Egal, unter welchen Umständen. Seien Sie nur so vorsichtig, wie er sagt.«
Nick machte eine Verbeugung, und sie deutete einen Knicks an. Er glaubte, Tränen in ihren Augen glitzern zu sehen.
Etwa eine halbe Stunde nachdem Nick im Gefängnis angekommen war, brachte ein komischer pickliger Kellnerlehrling mit schmutziger Jacke drei Portionen Essen. Nick deutete auf die Pritsche, und während der Junge das Essen dort abstellte, kritzelte Nick: »Ist es bezahlt?«
Der Kellnerlehrling las es mit der ganzen Konzentration eines Erstsemesterstudenten, der sich an Moby Dickwagt. »Klar«, sagte er.
»Das Sheriff-Büro hat bei uns ein Konto. Sag mal, kannst du nicht sprechen?«
Nick schüttelte den Kopf.
»Scheiße«, sagte der Junge und verschwand so schnell, als könnte der Zustand ansteckend sein.
Nick brachte ein Essen nach dem anderen in den Zellentrakt und schob es jeweils mit einem Besenstiel durch die Öffnung unten in der Tür.
Er sah auf und erkannte gerade noch »... feiger Scheißer, was?« von Mike Childress. Lächelnd zeigte Nick ihm den Mittelfinger.
»Ich werd' dir schon zeigen, was das heißt, Dödel«, sagte Childress und grinste unangenehm. »Wenn ich hier rauskomme, werde ich...«
Nick wandte sich ab und verzichtete auf den Rest.
Im Büro setzte er sich auf Bakers Stuhl, legte den Notizblock mitten auf die Schreibunterlage, dachte einen Augenblick nach und schrieb an den Rand: