The Stand. Das letze Gefecht
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Kurzbeschreibung
In einem entv?lkerten Amerika versucht eine Handvoll ?berlebender, die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mytische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, die Verk?rperung des absolut B?sen. In der W?ste von Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit. "The Stand", Stephen Kings Vision vom letzten Gefecht zwischen Gut und B?se, war bislang nur in einer stark gek?rzten Version zug?nglich.Die hier ver?ffentlichte Urfassung zeigt die Gr??e seines apokalyptischen Entwurfs.Manche nennen diesen Roman sein Meisterwerk!
Autorenportrait
Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren. Er war zun?chst als Englischlehrer t?tig, bevor ihm 1973 mit seinem ersten Roman 'Carrie' der Durchbruch gelang. Seither hat er mehr als 30 Romane geschrieben und ?ber 100 Kurzgeschichten verfasst und gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller weltweit.
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»Ja, braver Hund«, sagte Stu, der einen albernen Kloß im Hals spürte. Wie bei einem Kartenspiel, das rasch offen ausgeteilt wird, sah er jeden Hund vor sich, den er gehabt hatte, seit seine Mom ihm Old Spike gab, als Stu gerade fünf Jahre alt war. Viele Hunde. Vielleicht nicht einen für jede Karte im Spiel, aber trotzdem eine Menge Hunde. Ein Hund war etwas Schönes, und soweit er wußte, war Kojak der einzige in Boulder. Er sah zu Glen auf und rasch wieder hinunter. Er ging davon aus, daß nicht einmal alte glatzköpfige Soziologen, die drei Bücher auf einmal lasen, sich gerne erwischen ließen, wenn ihnen die Augen tränten.
»Braver Hund«, wiederholte er, und Kojak klopfte mit dem Schwanz auf die Verandadielen und wollte damit wahrscheinlich bekräftigen, daß er wahrhaftig ein braver Hund war.
»Ich geh' mal eben rein«, sagte Glen mit belegter Stimme. »Muss aufs Klo.«
»Klar«, sagte Stu, ohne aufzusehen. »He, guter Junge, was, Kojak, warst du nicht ein guter Junge? Bist du nicht einer?«
Kojak wedelte zustimmend mit dem Schwanz.
»Kannst du herumrollen? Stell dich tot, Junge. Los.«
Kojak drehte sich gehorsam auf den Rücken, streckte die Hinterbeine von sich und die Vorderpfoten in die Luft. Stus Gesicht wurde besorgt, als er mit der Hand behutsam über die steifen weißen Verbände strich, die Dick Ellis angelegt hatte. Weiter oben konnte er rote, aufgedunsen aussehende Kratzer erkennen, die unter dem Verband zweifellos zu tiefen Wunden wurden. Etwas war hinter ihm hergewesen, das stimmte, und sicher kein anderer streunender Hund. Ein Hund hätte nach Schnauze oder Hals geschnappt. Kojak war von etwas angegriffen worden, das niederer als ein Hund war. Verstohlener. Möglicherweise ein Wolfsrudel, aber Stu bezweifelte, ob Kojak einem Wolfsrudel hätte entkommen können. Wie auch immer, er hatte Glück gehabt, daß er nicht ausgeweidet worden war.
Die Tür schlug zu, als Glen wieder auf die Veranda kam.
»Was ihn angegriffen hat, hat die lebenswichtigen Organe nur knapp verfehlt«, sagte Stu.
»Die Wunden waren tief, er hat viel Blut verloren«, stimmte Glen zu.
»Ich komme einfach nicht darüber hinweg, daß das alles auf mein Konto geht.«
»Dick hat von Wölfen gesprochen.«
»Wölfe, vielleicht Kojoten... aber er hielt es für unwahrscheinlich, dass Kojoten so etwas machen, und ich habe zugestimmt.«
Stu tätschelte Kojaks Rumpf, Kojak drehte sich wieder auf den Bauch. »Wie kommt es, daß fast alle Hunde ausgestorben, aber noch genügend Wölfe da sind - auch noch östlich der Rockies -, dass sie einen guten Hund so zurichten können?«
»Das werden wir wohl nie erfahren«, sagte Glen. »Genausowenig, warum die gottverdammte Seuche alle Pferde umgebracht hat, aber nicht die Rinder und die meisten Menschen, aber nicht uns. Ich will nicht einmal mehr darüber nachdenken. Ich werde mir einen großen Vorrat an Hundefutter anlegen und ihn füttern.«
»Ja.« Stu sah Kojak an, dem die Augen zugefallen waren. »Er ist ziemlich lädiert, aber seine Organe sind noch in Ordnung - das hab' ich gesehen, als er sich umgedreht hat. Wir sollten uns nach einer Hündin umsehen, findest du nicht auch?«
»Ja, stimmt«, sagte Glen nachdenklich. »Willst du einen warmen Gin Tonic, Ost-Texaner?«
»Um Gottes willen, nein. Ich mag zwar nur ein Jahr die Berufsschule besucht haben, aber deswegen bin ich kein Barbar. Hast du ein Bier?«
»Eine Dose Coors könnte ich vielleicht auftreiben. Aber warm.«
»Gekauft.« Bevor er Glen ins Haus folgte, drehte er sich mit dem Türgriff in der Hand noch einmal zu dem schlafenden Hund um.
»Schlaf gut, alter Junge«, sagte er dem Hund. »Schön, daß du hier bist.«
Glen und er gingen hinein.
Aber Kojak schlief nicht.
Er befand sich irgendwo dazwischen, wo sich die meisten Lebewesen befinden, wenn sie schwer verletzt sind, aber nicht so schwer, daß der Schatten des Todes über ihnen liegt. Ein Juckreiz lag in seinem Bauch, der Juckreiz der Heilung. Glen würde viele Stunden damit verbringen müssen, ihn von diesem Juckreiz abzulenken, damit er sich nicht den Verband abriß, die Wunden aufkratzte und erneut infizierte. Aber das kam später. Vorläufig gab sich Kojak damit zufrieden (der sich gelegentlich immer noch für Big Steve hielt, denn das war sein ursprünglicher Name gewesen), in diesem Dazwischen vor sich hinzudämmern. Die Wölfe waren in Nebraska über ihn hergefallen, als er noch verzweifelt an dem Haus auf Wagenhebern in der kleinen Stadt Hemingford Home schnüffelte. Der Geruch des MANNES - das Gefühl des MANNES - hatten ihn hergeführt und dann aufgehört. Wohin war er verschwunden? Kojak wußte es nicht. Und dann waren die Wölfe, vier an der Zahl, mit gesträubtem Nackenhaar wie Totengeister aus dem Mais gekommen. Ihre Augen hatten Kojak angefunkelt, die Lefzen hatten sie von den Zähnen gefletscht und das tiefe, fauchende Knurren ihrer bösen Absicht herausgelassen. Kojak war vor ihnen zurückgewichen und hatte selbst geknurrt und mit steifen Pfoten den Sand von Mutter Abagails Hof aufgescharrt. Links hing die Reifenschaukel, die einen flachen, runden Schatten warf. Der Leitwolf hatte in dem Augenblick angegriffen, als Kojaks Hinterteil im Schatten der Veranda verschwand. Er kam von unten und wollte an den Bauch, die anderen folgten. Kojak sprang auf und über das schnappende Maul des Leitwolfs hinweg, präsentierte ihm den Bauch, und als er ihn biß, grub Kojak die Zähne in die Kehle des Wolfs und biß so fest zu, daß Blut kam, der Wolf heulte und sich losriß und plötzlich keinen Mut mehr hatte. Bevor er sich befreien konnte, biß Kojak ihm in die empfindliche Schnauze, und der Wolf stieß einen heulenden Schmerzensschrei aus, als ihm die Nase bis zu den Nüstern aufgerissen und zerfetzt wurde. Er floh heulend vor Qual, schüttelte wild den Kopf hin und her, so daß Blut nach allen Seiten spritzte, und aufgrund der groben Telepathie, die verwandte Tiere miteinander verbindet, konnte Kojak seinen unablässigen Gedanken lesen:
(Wespen in mir o die Wespen die Wespen in meinem Kopf mein Kopf ist voller Wespen o)
Und dann fielen die anderen über ihn her, einer von links, einer von rechts, wie riesige weiche Geschosse, und der dritte kam schnappend von unten und wollte ihm die Eingeweide herausreißen. Mit heiserem Gebell war Kojak nach rechts gesprungen, hatte wütend gekläfft und sich erst um diesen kümmern wollen, damit er unter die Veranda kriechen konnte. Wenn er unter die Veranda kam, konnte er sie abwehren, vielleicht für immer. Jetzt lag er auf Glens Veranda und erlebte den Kampf noch einmal in einer Art Zeitlupe: das Knurren und Heulen, das Zuschnappen und Zurückweichen, den Blutgeruch, der ihm ins Gehirn gedrungen war und ihn in eine Kampfmaschine verwandelt hatte, so daß er die eigenen Wunden nicht spürte, erst später. Den Wolf, der von rechts angegriffen hatte, nahm er an wie den ersten, biß ihm ein Auge aus und fügte ihm eine klaffende und wahrscheinlich tödliche Wunde am Hals zu. Aber der Wolf hatte auch ihn verletzt; das meiste war oberflächlich, aber am Bauch hatte er zwei tiefe Wunden, die zu hartem Gewebe in Form eines gekritzelten kleinen t vernarben würden. Und noch als ganz altem Hund (Kojak lebte noch sechzehn Jahre, als Glen Bateman schon lange gestorben war) machten ihm diese Narben an feuchten Tagen zu schaffen und pochten. Er hatte sich freigekämpft und war unter die Veranda gekrochen, und als einer der beiden Wölfe in seiner Blutgier versuchte, ihn bis unter die Veranda zu verfolgen, sprang Kojak ihn an, nagelte ihn fest und zerfleischte ihm den Hals. Der andere zog sich fast bis zum Rand des Maisfelds zurück und winselte nervös. Wenn Kojak sich zum Kampf gestellt hätte, wäre der Wolf mit eingezogenem Schwanz davongerannt. Aber Kojak kam nicht heraus, noch nicht. Er war am Ende. Er konnte nur auf der Seite liegen, rasch und schwach hecheln, sich die Wunden lecken, und immer wenn er sah, daß der Schatten des Wolfs sich näherte, leise knurren. Dann war es dunkel, und ein nebelverhangener Halbmond stand am Himmel über Nebraska. Und jedesmal wenn der letzte Wolf hörte, daß Kojak noch lebte und vermutlich bereit war, ihn anzuspringen, zog er sich winselnd zurück.