The Stand. Das letze Gefecht
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Kurzbeschreibung
In einem entv?lkerten Amerika versucht eine Handvoll ?berlebender, die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mytische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, die Verk?rperung des absolut B?sen. In der W?ste von Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit. "The Stand", Stephen Kings Vision vom letzten Gefecht zwischen Gut und B?se, war bislang nur in einer stark gek?rzten Version zug?nglich.Die hier ver?ffentlichte Urfassung zeigt die Gr??e seines apokalyptischen Entwurfs.Manche nennen diesen Roman sein Meisterwerk!
Autorenportrait
Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren. Er war zun?chst als Englischlehrer t?tig, bevor ihm 1973 mit seinem ersten Roman 'Carrie' der Durchbruch gelang. Seither hat er mehr als 30 Romane geschrieben und ?ber 100 Kurzgeschichten verfasst und gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller weltweit.
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»Herr Vorsitzender? Herr Vorsitzender!«
Stu sah von seinen Notizen auf und erlebte einen echten Anflug von Angst, begleitet von einer bösen Vorahnung. Es war Harold Lauder.
Harold trug Anzug und Krawatte, sein Haar war ordentlich gekämmt, er stand halb oben im mittleren Gang. Glen hatte einmal gesagt, die Opposition wird sich möglicherweise um Harold formieren. Aber jetzt schon? Hoffentlich nicht. Ganz kurz dachte er daran, Harold einfach zu ignorieren - aber Nick und Glen hatten ihn vor den Gefahren gewarnt, die damit verbunden waren, diese Sache mit der Holzhammermethode durchzuziehen. Er fragte sich, ob Harold tatsächlich ein anderer geworden war. Sah aus, als sollte er das heute erfahren.
»Harold Lauder hat das Wort.«
Köpfe wurden gedreht und Hälse gereckt, um Harold besser zu sehen.
»Ich beantrage, daß wir die Liste des Ad-hoc-Komitees in toto als ständiges Komitee akzeptieren«, sagte Harold. »Das heißt, wenn sie der Wahl zustimmen.«
Einen Augenblick herrschte Stille. Stu dachte entgeistert Toto? Toto? Ist das nicht der Hund in Der Zauberer Oz?
Dann erfüllte wieder Beifall den Saal, Dutzende Rufe »Ich unterstütze!« wurden laut. Harold hatte wieder Platz genommen, lächelte und unterhielt sich mit Leuten, die ihm auf die Schulter klopften.
Stu schlug ein paarmal mit dem Hammer auf das Pult, um sich Gehör zu verschaffen.
Das hat er geplant, dachte Stu. Die Leute werden uns wählen, aber an Harold werden sie sich erinnern. Er hat das Problem von einer Seite angepackt, an die wir gar nicht gedacht haben, nicht einmal Glen. Es war geradezu ein Geniestreich. Warum sollte er sich also aufregen? War er vielleicht eifersüchtig? Gingen seine guten Vorsätze hinsichtlich Harold, die er gestern erst gefaßt hatte, schon wieder über Bord?
»Es liegt ein Antrag vor«, plärrte er ins Mikrofon, und diesmal achtete er nicht auf die Rückkopplung. »Es liegt ein Antrag vor, Leute!« Er schlug wieder mit dem Hammer, und der Lärm wurde zu einem Murmeln. »Es wurde beantragt und unterstützt, das Ad-hoc-Komitee, so wie es steht, als ständiges Komitee der Freien Zone zu akzeptieren. Bevor wir den Antrag diskutieren oder abstimmen, sollte ich fragen, ob ein Mitglied des Komitees dagegen Einwände hat oder zurücktreten möchte.«
Stille im Saal.
»Gut«, sagte Stu. »Wollen wir den Antrag diskutieren?«
»Ich glaube, wir können auf eine Diskussion verzichten, Stu«, sagte Dick Ellis. »Es ist ein ausgezeichneter Vorschlag. Laß uns abstimmen!«
Dem folgte Applaus, und Stu mußte sich nicht mehr drängen lassen. Charlie Impening winkte mit der Hand und bat ums Wort, aber Stu ignorierte ihn - Glen Bateman hätte das ein Musterbeispiel von selektiver Wahrnehmung genannt - und rief zur Abstimmung auf.
»Wer Harold Lauders Antrag zustimmt, möge mit ja antworten.«
» Ja!!« brüllten sie, und die Schwalben gerieten wieder in helle Aufregung.
» Gegenstimmen?«
Es gab keine; nicht einmal von Charlie Impening - jedenfalls nicht laut. Nicht ein Nein im Saal. Stu rief den nächsten Punkt der Tagesordnung auf, aber er fühlte sich leicht benommen, als hätte sich jemand - nämlich Harold Lauder - hinter ihn geschlichen und ihm mit einem großen Gummihammer auf den Kopf geschlagen.
»Laß uns absteigen und ein Stück schieben, ja?« sagte Fran. Ihre Stimme klang müde.
»Klar.« Er stieg vom Fahrrad und ging neben ihr her. »Alles okay, Fran? Ist es das Baby?«
»Nein, ich bin nur müde. Es ist Viertel vor eins, falls du das noch nicht gemerkt hast.«
»Ja, es ist spät«, gab Stu zu, dann schoben sie ihre Räder in einträchtigem Schweigen nebeneinander her. Die Versammlung hatte bis vor einer Stunde gedauert, am längsten war über die Suche nach Mutter Abagail diskutiert worden. Die übrigen Punkte waren alle nach kurzer Diskussion abgehakt, obwohl Richter Farris mit interessanten Informationen aufgewartet hatte, die erklärten, warum es in Boulder relativ wenige Leichen gab. Laut den letzten vier Ausgaben der Camera, der in Boulder erscheinenden Tageszeitung, hatte es in der Gemeinde wilde Gerüchte gegeben, nach denen die Supergrippe von Boulders Meteorologischem Institut am Broadway ausgegangen sei. Sprecher des Instituts - die wenigen, die noch auf den Beinen waren - erklärten das für kompletten Unsinn, jeder könne sich selbst davon überzeugen, aber bei einem Besuch des Instituts würde man nichts Gefährlicheres finden als Meßgeräte zur Ermittlung der Luftverschmutzung. Dennoch hielt sich das Gerücht hartnäckig, wozu die hysterische Stimmung jener entsetzlichen Tage im späten Juni wahrscheinlich beigetragen hatte. Auf das Meteorologische Institut war ein Bomben- oder Brandanschlag verübt worden, und die meisten Einwohner Boulders waren geflüchtet.
Beerdigungskomitee und Energiekomitee waren mit einem Abänderungsvorschlag Harold Lauders, der sich offenbar ausgezeichnet auf die Versammlung vorbereitet hatte, angenommen worden: Beide Komitees sollten bei einem Bevölkerungszuwachs der Freien Zone von je hundert um zwei Mitglieder erweitert werden. Auch der Suchtrupp wurde ohne Gegenstimmen verabschiedet, aber die Diskussion um Mutter Abagails Verschwinden zog sich in die Länge. Glen hatte Stu vor der Versammlung den Rat gegeben, die Diskussion über dieses Thema nur einzuschränken, wenn es sich ganz und gar nicht vermeiden ließ; es beunruhigte sie alle, besonders die Vorstellung, daß sich ihre geistige Leiterin in dem Glauben wog, sie habe eine Art Sünde begangen. Am besten, man ließ die Leute sich alles von der Seele reden.
Auf die Rückseite ihres Briefes hatte die alte Frau zwei Bibelhinweise gekritzelt: Sprüche 11-3 und Sprüche 21, 28-31. Richter Farris hatte sie mit der sorgfältigen Aufmerksamkeit eines Anwalts nachgeschlagen, der ein Plädoyer vorbereitet, und am Anfang der Diskussion stand er auf und las sie mit seiner brüchigen und apokalyptischen Altherrenstimme vor. Die Zeilen im elften Kapitel der Sprüche lauteten: »Falsche Waage ist dem Herrn ein Greuel; aber völliges Gewicht ist sein Wohlgefallen. Wo Stolz ist, da ist auch Schmach; aber Weisheit ist bei den Demütigen. Unschuld wird die Frommen leiten; aber die Bosheit wird die Verächter verstören.« Das Zitat aus dem einundzwanzigsten Kapitel hatte denselben Tenor:
»Ein lügenhafter Zeuge wird umkommen; aber wer sich sagen läßt, den läßt man auch allezeit wiederum reden. Der Gottlose fährt mit dem Kopf hindurch; aber wer fromm ist, des Weg wird bestehen. Es hilft keine Weisheit, kein Verstand, kein Rat wider den Herrn. Rosse werden zum Streittage bereitet; aber der Sieg kommt vom Herrn.«
Die Diskussion, nachdem der Richter diese beiden Verse feierlich deklamiert hatte (anders konnte man es nicht nennen), überspannte breitgefächerte - und manchmal komische - Themenpaletten. Ein Mann verkündete geheimnisvoll, wenn man die Kapitelzahlen zusammenzähle, komme man auf einunddreißig, die Zahl der Kapitel in der Offenbarung. Richter Farris stand erneut auf und sagte, die Offenbarung habe nur zweiundzwanzig Kapitel, jedenfalls in seiner Bibel, und überhaupt ergab elf und einundzwanzig zweiunddreißig und nicht einunddreißig. Der aufstrebende Numerologe murrte, sagte aber nichts mehr.
Ein anderer Mann verkündete, er habe in der Nacht vor Mutter Abagails Verschwinden Lichter am Himmel gesehen, und der Prophet Jesaja habe ja schon die Existenz fliegender Untertassen bestätigt... also sollten sie auch darüber besser einmal zusammen nachdenken, oder nicht? Wieder stand Richter Farris auf; diesmal legte er dar, daß sein geneigter Vorredner Jesaja mit Hesekiel verwechselt habe, daß der genaue Hinweis nicht fliegenden Untertassen, sondern einem »Rad innerhalb eines Rades« galt und er, der Richter, der Meinung wäre, die einzigen wirklich bewiesenen fliegenden Untertassen wären die, die manchmal während eines Ehekrachs flogen.