Strandwolfe: Richard Bolithos gefahrvoller Heimaturlaub
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Dezember 1773: Nach vierzehn strapazi?sen Monaten auf See an Bord der Gorgon kehrt Midshipman Richard Bolitho zur?ck nach England. W?hrend das Linienschiff in Plymouth im Dock zur dringend notwendigen ?berholung liegt, will er Weihnachten bei seinen Eltern in Falmouth verbringen. Doch daraus wird nichts, denn an der K?ste Cornwalls treiben ?belste Strandr?uber, die gezielt Schiffsstrandungen herbeif?hren, ihr Unwesen. F?r Richard Bolitho hei?t es, deren t?dlichem Spuk ein Ende zu setzen…
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Sie hob die Schultern.»Der Oberst versucht zu erklären, warum seine Leute dem Transport nicht zu Hilfe kommen konnten. Sie waren im letzten Augenblick wegen eines Goldtransportes nach
Bodmin zurückbeordert worden. De Crespigny hat eine Untersuchung angeordnet und auch nach unserem Friedensrichter geschickt.»
Bolitho betrachtete seine Hände. Er stand ganz dicht am Feuer, fror aber noch immer. Das von seinem Bruder erwähnte Wespennest war mitten unter ihnen aufgescheucht worden. Wie die bestürzten und verwirrten Überlebenden des Überfalls, so hatte auch er zuerst einen tiefen Groll gegen die Dragoner verspürt, weil sie nicht zur Hilfe gekommen waren. Aber als er Zeit zum Nachdenken fand, begriff er das Dilemma des Obersten. Ein etwas nebelhafter Plan, Schmuggler zu fangen, stand gegen seine strikte Order, einen wertvollen Goldtransport zu begleiten; da hatte er nicht lange überlegen dürfen. Außerdem hatte er erwartet, daß Hugh das Unternehmen abblasen würde, sobald er diese Änderung erfuhr.
Unwillig stieß Bolitho hervor:»Aber was unternehmen sie zur Befreiung Martyns?»
Seine Mutter stand hinter ihm und fuhr ihm streichelnd übers Haar.
«Alles, was in ihrer Macht liegt, Richard. Der arme Junge — auch ich denke ständig an ihn.»
Die Tür der Bibliothek öffnete sich, und die drei Männer traten ins Zimmer.
Was für ein seltsames, zusammengewürfeltes Trio, dachte Bolitho. Sein Bruder — schmallippig, verschlossen, schäbig in seiner Borduniform —, Vyvyan wuchtig, grimmig, mit der gewaltigen Narbe, die den Eindruck von Willenskraft noch verstärkte, und der Dragoneroberst: adrett, elegant wie ein Angehöriger der Leibwache des Königs. Es war kaum zu glauben, daß er ohne Pause so viele Meilen geritten war. Harriet Bolitho hob den Kopf.»Nun, Sir Henry, was halten Sie von der Angelegenheit?»
Vyvyan rieb sich das Kinn.»Ich denke, Madam, daß diese Teufel den jungen Dancer als Geisel mitgenommen haben; weshalb, kann ich allerdings nicht sagen. Es sieht schlecht aus, darüber müssen wir uns klar sein.»
De Crespigny meinte:»Wenn ich mehr Leute hätte, wenigstens zwei weitere berittene Abteilungen, könnte ich vielleicht etwas unternehmen, aber so…«Er beendete den Satz nicht. Bolitho beobachtete sie müde und enttäuscht. Jeder von ihnen dachte nur an sich selbst, versuchte, sich aus der Sache herauszuhalten, die Schuld einem anderen zuzuschieben, jetzt, da die Behörden erfuhren, was sich ereignet hatte. Er blickte seinen Bruder an. Es bestand wohl kein Zweifel daran, wer diesmal seinen Kopf hinhalten mußte. Nancy flüsterte:»Ich werde für ihn beten, Dick. «Er blickte sie an und lächelte. Sie hielt Martyns Hut ans Feuer, um ihn zu trocknen, behandelte ihn wie einen Talisman. Vyvyan fuhr fort:»Wir dürfen diese Niederlage nicht hinnehmen. Müssen uns etwas einfallen lassen.»
Man hörte Stimmen in der Halle, und einen Augenblick später steckte Mrs. Tremayne den Kopf ins Zimmer. Hinter ihr sah Bolitho des Jagdaufsehers gewaltige Gestalt aufragen.»Was gibt es, Pendrith?«fragte Mrs. Bolitho. Pendrith trat ein, einen Geruch nach Erde und Feuchtigkeit verbreitend. Er nickte den Anwesenden zu und sagte dann mit seiner rauhen Stimme zu Mrs. Bolitho:
«Einer von des Colonels Leuten wartet mit einer Botschaft draußen, Madam. «Während der Oberst sich entschuldigte und eilig hinausging, fügte Pendrith rasch hinzu:»Und ich bringe das hier, Sir. «Er hielt Vyvyan ein Papier entgegen. Dessen eines Auge überflog die ungelenke Handschrift und rief aus: «An alle, die es angeht… Was, zum Teufel, soll das?«Das Auge bewegte sich rascher, und dann sagte er:»Es ist eine Forderung, wie ich mir schon dachte. Sie halten den jungen Dancer als Geisel fest.»
Bolitho fragte rasch:»Was fordern sie?«Sein Herz hämmerte fast schmerzhaft, und er konnte kaum atmen. Vyvyan überreichte Mrs. Bolitho den Brief und sagte bedrückt:»Dieser eine Strandräuber, den meine Leute gefangen haben — gegen ihn wollen sie Dancer austauschen. Sonst. «Er blickte weg.
Hugh Bolitho starrte ihn an.»Selbst wenn wir austauschen dürften. «Er kam nicht weiter.
Vyvyan fuhr herum, sein Schatten füllte fast den ganzen Raum. »Dürften? Was sagen Sie da, Mann? Hier steht ein Menschenleben auf dem Spiel! Wenn wir diesen Schurken hängen, bringen sie den jungen Dancer um, das steht fest. Vielleicht tun sie es ohnehin. Aber ich glaube, sie werden Wort halten. Vor einem Offizier des Königs haben sie doch etwas mehr Scheu als vor einem Zöllner.»
Hugh Bolitho begegnete Sir Henrys Blick mit Unmut.»Es geschah in Ausübung seines Dienstes.»
Vyvyan trat ein paar Schritte vom Feuer zurück und stieß ungeduldig und resigniert hervor:»Fassen Sie es so auf, wenn Sie wollen. Aber wir kennen des Strandräubers Identität jetzt und werden ihn wieder zu fassen kriegen. Dem Henker entgeht er bestimmt nicht. Doch Dancers Leben ist wertvoll für seine Familie, für sein Land. «Sein Ton wurde härter.»Außerdem wird es besser aussehen.»
«Was meinen Sie damit, Sir?«Hugh war blaß und wirkte müde, zeigte aber keinerlei Spur von Schwäche.»Ich will es Ihnen erklären. Wie wird es später bei der Kriegsgerichtsverhandlung aussehen? Der Verlust eines Fähnrichs wiegt schwer, auch der Tod all der Seeleute und Zöllner wird nicht leicht zu erklären sein; dazu kommt der Verlust dieser verdammten Musketen, die sich jetzt in den falschen Händen befinden. Aber vor allem — wer kam heil und unverletzt davon? Die beiden Offiziere der Avenger, beide aus derselben Familie!«Zum erstenmal schien Hugh betroffen.
«Aber so war es nicht, Sir! Ohne den Schoner wären wir rechtzeitig zur Stelle gewesen, mit oder ohne Dragoner. «Der Oberst kehrte wieder zurück; ruhig sagte er:»Ich habe soeben erfahren, daß die Besatzung des Schoners unter strenger Bewachung nach Truro geschafft werden soll. «Vyvyan reichte ihm den zerdrückten Brief und beobachtete ihn. Der Oberst sagte wütend:»Ich hatte schon vermutet, daß die Geschichte noch nicht zu Ende ist, verdammt!«Hugh blieb dickköpfig bei seinem Standpunkt.»Dieser Schoner hatte kistenweise Goldmünzen geladen, die Besatzung bestand ausschließlich aus amerikanischen Kolonisten. Zweifellos sollte dieses Gold hier in Cornwall zum Ankauf von Gewehren dienen. Der Schoner hätte sie dann zu einem sicheren Versteck gebracht, um sie auf ein größeres Schiff umzuladen. «Der Oberst musterte Hugh kalt.»Der Kapitän des Schoners beteuert seine Unschuld. Er sagt aus, daß er sich verirrt habe, daß Sie ohne Warnung auf ihn gefeuert hätten. Er hielt Sie für Piraten. «Er hob müde die Hand.»Ich weiß, Mr. Bolitho. Aber jeder wird ihm glauben. Sie haben die Gewehre eingebüßt, keinen einzigen Strandräuber gefangen und eine Menge Leute verloren, ohne einen stichhaltigen Grund angeben zu können. Ich weiß, daß es Gerüchte über Unruhen in der amerikanischen Kolonie gibt, aber bis jetzt sind es eben nur Gerüchte. Was Sie jedoch getan haben, sind Tatsachen.»
Vyvyan sagte mit seiner rauhen Stimme:»Schonen Sie ihn, wir waren alle einmal jung. Ich habe schon gesagt, daß wir in den Austausch der Gefangenen einwilligen. Schließlich haben wir eine gute Prise im Hafen liegen, vorausgesetzt, die Behörden können dem Kapitän nachweisen, daß er hinter Waffen her war. Und wenn wir Dancer erst gesund wiederhaben, wird er uns vielleicht mehr erzählen können. «Er lächelte verschlagen.»Was meinen Sie, Colonel?»
De Crespigny seufzte.»Diesfällt nicht unter die Befugnisse eines Gutsherren oder jungen Leutnants. Selbst ich benötige dazu
Weisungen. «Er blickte sich um, ob der Jagdaufseher den Raum verlassen hatte.»Wenn Ihr Gefangener jedoch fliehen sollte, sehe ich keinen Grund, dies sofort weiterzumelden. «Vyvyan grinste.»Gesprochen wie ein wahrer Soldat. Gut, ich werde meine Leute entsprechend anweisen. «Sein Auge glitt über die Familie Bolitho.»Wenn ich unrecht habe und sie dem jungen Dancer auch nur ein Haar krümmen, dann werden sie es später bitter bereuen.»
Hugh Bolitho nickte.»Also, ich akzeptiere den Plan, Sir. Aber danach habe ich in diesen Gewässern keinen Erfolg mehr zu erwarten. Man wird mein Schiff und alle an Bord der Lächerlichkeit preisgeben.»