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Strandwolfe: Richard Bolithos gefahrvoller Heimaturlaub

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Strandwolfe: Richard Bolithos gefahrvoller Heimaturlaub
Название: Strandwolfe: Richard Bolithos gefahrvoller Heimaturlaub
Автор: Kent Alexander
Дата добавления: 16 январь 2020
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Strandwolfe: Richard Bolithos gefahrvoller Heimaturlaub - читать бесплатно онлайн , автор Kent Alexander

Dezember 1773: Nach vierzehn strapazi?sen Monaten auf See an Bord der Gorgon kehrt Midshipman Richard Bolitho zur?ck nach England. W?hrend das Linienschiff in Plymouth im Dock zur dringend notwendigen ?berholung liegt, will er Weihnachten bei seinen Eltern in Falmouth verbringen. Doch daraus wird nichts, denn an der K?ste Cornwalls treiben ?belste Strandr?uber, die gezielt Schiffsstrandungen herbeif?hren, ihr Unwesen. F?r Richard Bolitho hei?t es, deren t?dlichem Spuk ein Ende zu setzen…

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IX Die Klaue des Teufels

Colonel de Crespigny saß steif in der Achterkajüte der Avenger und blickte sich mit einer Mischung aus Neugier und Widerwillen in dem engen Raum um.

Er sagte zu den beiden Fähnrichen:»Wie ich schon Ihrem — äh — Kommandanten erklärt habe, kann ich auf Grund einer so dürftigen Zeugenaussage keinerlei Risiko eingehen. «Als beide sofort zu protestieren begannen, fügte er hastig hinzu:»Ich sage ja nicht, daß ich nicht glaube, was Sie gehört haben oder meinen, gehört zu haben. Aber vor einem Gericht — und seien Sie sicher, ein Mann von Sir Henrys Position und Autorität würde sich den besten Anwalt nehmen — klänge es weniger überzeugend.»

Er beugte sich zu Dancer hinüber, wobei seine blankpolierten Stiefel auf den Decksplanken knarrten.

«Überlegen Sie selbst. Ein erstklassiger Advokat aus London, ein erfahrener Untersuchungsrichter und ein voreingenommenes Gremium von Geschworenen — Ihr Wort wäre bestimmt der einzige Protest im ganzen Gerichtssaal! Die Besatzung des Schoners kann man auf Verdacht festhalten, obgleich ihr bisher keinerlei üble Absicht oder gar eine Verbindung zu Sir Henry nachzuweisen war. Ich bin ziemlich sicher, daß neue Belastungen auftauchen werden, aber nur gegen sie und nicht gegen den Mann, den wir überführen wollen.»

Hugh Bolitho lehnte sich gegen die Bordwand, die Augen halb geschlossen.»Es scheint, wir sind an einem toten Punkt angelangt.»

Der Oberst nahm einen Pokal und füllte ihn sorgfältig, bevor er wieder das Wort ergriff.»Wenn Sie das Dorf finden und dazu ein paar klare, eindeutige Beweise, kann ein Fall daraus werden. Wenn nicht, dann sind Sie auf Sir Henrys Unterstützung angewiesen, und zwar vor jedem Untersuchungsrichter und Gerichtshof. So grausam und ungerecht dies auch erscheinen mag, es sind die Tatsachen, mit denen Sie sich abfinden müssen. «Bolitho betrachtete seinen Bruder und empfand wie dieser die Ungerechtigkeit ihrer Niederlage. Wenn Vyvyan erst hinter ihre Absicht kam, würde er möglicherweise einen weiteren Plan in Szene setzen, um sie in Mißkredit zu bringen und ihnen Hindernisse in den Weg zu räumen.

Gloag, den man wegen seiner Erfahrung zu der Besprechung hinzugezogen hatte, ließ sich vernehmen:»Es gibt Hunderte solcher Dörfer und Siedlungen im Umkreis von fünf Meilen, Sir. Die Suche könnte Monate dauern.»

Hugh Bolitho sagte bitter:»In welcher Frist die Kunde bis zum Admiral vorgedrungen und die Avenger sonstwohin unterwegs ist, zweifellos mit einem neuen Kommandanten. «De Crespigny nickte.»Höchstwahrscheinlich. Ich diene seit langem in der Armee, bin aber immer wieder erstaunt über die Entscheidungen meiner Vorgesetzten.»

Hugh griff nach einem Glas, überlegte es sich dann jedoch anders.

«Ich habe meinen Bericht für den Admiral und den obersten Zollbeamten in Penzance fertig. Whiffin, mein Sekretär, macht soeben die erforderlichen Abschriften. An die Verwandten der Gefallenen habe ich geschrieben und den Verkauf ihrer persönlichen Habe veranlaßt. «Er spreizte die Hände.»Ich we iß nicht, was sonst noch zu tun wäre.»

Richard Bolitho betrachtete ihn interessiert, sah er doch jetzt einen völlig anderen Mann vor sich als den selbstbewußten, zeitweilig sogar arroganten Bruder, den er gewohnt war.»Wir müssen das Dorf finden«, sagte er,»und zwar, bevor sie die Musketen und die andere Beute beiseite schaffen. Es muß doch irgendeinen Anhaltspunkt geben!»

De Crespigny seufzte.»Ich stimme zu. Aber auch wenn ich jeden Mann und jedes Pferd losschicke — finden würden sie nichts. Die Diebe ve rschwänden wie die Füchse in ihrem Bau, und Sir Henry käme dahinter, daß wir auf seiner Spur sind. Die >Gefangen-nahme< des Strandräubers und der gut arrangierte Austausch waren meisterhafte Schachzüge. Sie würden jedes Gericht überzeugen, vor allem in Cornwall.»

Dancer rief aus:»Sir Henry hat doch gesagt, er kenne den

Gefangenen und würde ihn früher oder später bestimmt wieder einfangen.»

De Crespigny schüttelte den Kopf.»Wenn Sie in bezug auf Sir Henry recht behalten, hat er den Mann längst umgebracht oder so weit weggeschickt, daß er keinen Schaden mehr anrichten kann. «Aber nun fuhr Hugh Bolitho auf:»Nein! Mr. Dancer hat heute die einzige Bemerkung gemacht, die Hand und Fuß hat. «Er blickte sich in der Kabine um, als suche er einen Ausweg.»Vyvyan ist zu schlau und zu skrupellos, um eine Spur zu legen, deren Unechtheit nachgewiesen werden könnte. Wenn wir herausfinden, wer der Mann war und wo er herkam, könnte uns das vielleicht weiterführen!«Er schien zu neuem Leben zu erwachen.»Es ist jedenfalls alles, was wir in der Hand haben. «Gloag nickte zustimmend.»Ich wette, er stammt von einem der Höfe, die Sir Henry gehören.»

Bolitho spürte förmlich das Aufflackern von Hoffnung in der Kabine. Zwar war sie schwach, aber doch stärker als noch vor wenigen Augenblicken.

Hugh sagte lebhaft:»Ich schicke jemanden nach Hause. Wir müssen Hardy fragen, der hat für Vyvyan gearbeitet, bevor er zu uns kam.»

De Crespigny starrte ihn an.»Ihr Obergärtner? Seine Aussage würde ich nicht ins Treffen führen, wenn für mich so viel auf dem Spiel stünde.»

Hugh lächelte.»Mit Verlaub, Sir, es ist meine Karriere, die auf dem Spiel steht, und der gute Name meiner Familie. «Die Avenger schwoite lässig an ihrer Ankertrosse, als wolle sie ihren Eifer bekunden, wieder auszulaufen und ihren Teil zum Erfolg beizutragen.

Richard Bolitho fragte:»Nun, sollen wir es versuchen?«Er kannte Bill Hardy als einen alten Mann, dessen Tastsinn ihm mehr über die seiner Obhut anvertrauten Pflanzen und Blumen vermittelte als sein nur noch schwaches Augenlicht. Aber er hatte sein ganzes Leben in einem Umkreis von zehn Quadratmeilen rund um Falmouth zugebracht und wußte eine ganze Menge über die Menschen. Allerdings war er schweigsam und behielt sein Wissen für sich. Bolitho vermutete, daß sein Vater ihn eingestellt hatte, weil er ihm leid tat.

Hugh sagte:»Sobald wir können, aber vorsichtig. Sie schon jetzt zu alarmieren, wäre eine Katastrophe.»

Überraschenderweise gestattete er seinem Bruder und Dancer, mit diesem Auftrag nach Hause zurückzukehren. Ob aus dem Grunde, weil diese beiden wenig Aufsehen erregen würden, oder weil er fürchtete, daß sein Temperament mit ihm durchgehen könnte, vermochte Bolitho nicht zu entscheiden.

Als sie über den mit Kopfsteinen gepflasterten Platz eilten, sagte Dancer noch etwas atemlos:»Allmählich fange ich an, mich wieder frei zu fühlen! Was auch kommen mag, ich bin dafür gewappnet!»

Bolitho musterte ihn lächelnd. Sie hatten sich auf das gemeinsame Weihnachten und auf eins von Mrs. Tremaynes phantastischen Festessen gefreut. Aber nun sah die unmittelbare Zukunft genauso grau aus wie das trübe Wetter und keineswegs mehr so ermutigend, wie sie ihnen in der Kabine der Avenger erschienen war. Anstatt des erhofften, üppig gedeckten Tisches von Mrs. Tremayne würden sie wohl demnächst eher den Amtstisch eines Untersuchungsrichters vor sich haben. Bolitho fand seine Mutter in der Bibliothek, wo sie einen Brief schrieb, einen der vielen an ihren Mann. Es mußten wohl jeweils mehr als ein Dutzend unterwegs sein oder in der Obhut irgendeines Hafenkommandanten auf die Ankunft seines Schiffes warten.

Sie hörte sich an, was sie beabsichtigten, und erklärte sofort:»Ich werde mit ihm sprechen.»

Bolitho protestierte.»Hugh sagt, du sollst dich aus allem heraushalten. Keiner von uns möchte, daß du in diese Angelegenheit hineingezogen wirst.»

Sie lächelte.»Ich wurde bereits hineingezogen, als ich euren Vater heiratete. «Sie band sich einen Schal um und fügte ruhig hinzu:»Der alte Hardy sollte in die Strafkolonien abtransportiert werden, weil er Fisch und andere Lebensmittel für seine Familie gestohlen hatte. Es war ein schlechtes Jahr mit magerer Ernte und vielen Krankheiten. Allein in Falmouth starben mehr als fünfzig Menschen am Fieber. Der alte Hardy verlor später Frau und Kind. Sein Opfer — denn er war ein stolzer Mann — war umsonst gewesen.»

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