Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta
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1803 — im Mittelmeer. Mit seiner Unerschrockenheit schafft sich Vizeadmiral Richard Bolitho viele Feinde: den Kapit?n des Australienfahrers, von dem er eine mi?handelte Gefangene entf?hrt; den franz?sischen Admiral, der den Seekrieg zu einer privaten Vendetta macht; und seinen besten Freund, der in Malta ?ber ihn richten soll. Dazu kommt noch eine schwere Verwundung, die er geheimhalten mu?… Das sind dunkle Wolken ?ber Bolithos Kurs, und zum ersten Mal denkt er an Kapitulation. Bis ihm sein Neffe Adam in der letzten gro?en Schlacht ein ersch?tterndes Beispiel an Mut und Opferbereitschaft gibt.
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«Aufhören!«rief Keen scharf. Er spürte Stayt neben sich, wandte aber den Blick nicht von der Szene. Um sich herum und über sich hörte er Protest, der wie Gebell klang. Das Publikum war wütend und enttäuscht, es hatte sich auf die Auspeitschung gefreut., «Mr. Stayt!«sagte Keen in die plötzliche Stille hinein.
«Wenn dieser Mann die Peitsche auch nur hebt, erschießen Sie ihn!»
Stayt, der die Pistole bereits gespannt in der Hand hatte, trat vor. Er hob den Arm, aber nicht wie ein Mann, der in die Schlacht geht, sondern wie ein Duellant, der seine Waffe für den einzigen, entscheidenden Schuß ausrichtet.
Ein korpulenter Mann in blauem Rock drängte sich mit vor Empörung bibbernden Hängebacken zu Keen durch. Keen musterte ihn gelassen, obwohl ihn die kalte Wut für alles andere blind machte — abgesehen von dem Wunsch, diesem Kapitän ins Gesicht zu schlagen.
«Verdammt, was machen Sie da?«Der Mann konnte sich vor Wut und Trunkenheit kaum artikulieren.
Keen erwiderte seinen zornigen Blick.»Ich bin der Flaggkapitän des Admirals. Sie mißbrauchen Ihre Macht, Sir. «Zu seiner Erleichterung hörte er die Seesoldaten an Bord klettern — endlich! Inch hatte seine Männer offenbar vor dem Sturm abgezogen. Einen Augenblick später, und er, Stayt und die anderen wären überwältigt worden.
Leutnant Ord schien unfähig, auf die Lage zu reagieren, doch Blackburn, sein stämmiger Wachtmeister, schnarrte:»Bajonett pflanzt auf! Wer sich rührt, wird niedergestochen!«Blackburn traute keinem, der nicht den roten Rock der Royal Marines trug.
Der klirrende Stahl schien den häßlichen Kapitän zu schockieren.
«Sie ist eine verdammte Diebin«, sagte er beschwichtigend.»Nichts als eine gewöhnliche Hure. Auf meinem Schilf herrscht Ordnung und Disziplin! Wenn es nach mir ginge.»
Er verstummte, als Keen befahl:»Schneidet sie los und deckt sie zu.«»Sie ist ohnmächtig, Sir«, rief ein Matrose. Keen zwang sich, zur Gräting hinüberzugehen. Er sah, wie sie in ihren Fesseln hing, wie das Blut ihr Rückgrat entlangrann. Ihre Brüste waren gegen das Gitter gepreßt, und er konnte ihr Herz schlagen sehen. Sie war ohnmächtig geworden, aber der Schmerz würde geduldig auf sie warten.
Hogg erschien an Deck, und Keen hörte, wie er sein Entermesser in die Scheide steckte. Er mußte mit dem Schlimmsten gerechnet haben, um die Gig im Stich zu lassen und ungebeten an Bord zu kommen. Jetzt schnitt er die Fesseln durch und fing die Frau auf. Die Fetzen ihrer blutgetränkten Kleider verfingen sich an seinen Armen, als er ihren Körper dem Blick der stummen Zuschauer verbarg.
«Ich habe einen Arzt an Bord«, sagte der Kapitän gepreßt.
Keen musterte ihn.»Den kann ich mir vorstellen. «Auf Keens Blick hin wich der Mann zurück, als hätte er darin gesehen, in welcher Gefahr er schwebte.
«Bringen Sie die Frau in die Gig und rudern Sie zurück zum Schiff, Hogg. Sie begleiten ihn, Mr. Stayt. «Er entdeckte Groll in den dunklen Augen des Leutnants. Stayt wollte den Mann mit der Peitsche wohl erschießen, wollte irgend jemanden töten. Keen kannte diesen Blick. Habe ich ihn vielleicht auch? fragte er sich.
«Also, Kapitän Latimer. «Keen war selbst überrascht, daß er sich an den Namen dieses Mannes erinnerte, den er eben noch hatte niederschlagen wollen.»Sie werden nun Ihre besten Leute ein Notruder bauen lassen. Falls erforderlich, stelle ich Ihnen weitere Männer zur Verfügung, aber ab sofort wird keine Zeit mehr vergeudet, ist das klar?»
«Und das Mädchen?«Wieder schimmerte bei Latimer die Wut durch.»Ich bin für alle Seelen an Bord verantwortlich.»
Keen musterte ihn kalt.»Dann sei Gott ihnen gnädig. Kapitän Inch hat die Ehefrauen von Garnisonsoffizieren in Gibraltar an Bord. Sie werden sich um die Kleine kümmern, nachdem mein Schiffsarzt sie untersucht hat.»
Der andere Mann wußte, daß seine Autorität von Sekunde zu Sekunde schwand.»Dafür werden Sie noch von mir hören, Kapitän.»
Keen hob die Hand und sah, wie der andere zusammenzuckte. Doch er faßte sich nur an den blauen Aufschlag und antwortete:»Und Sie von mir, verlassen Sie sich drauf.»
Ein weiteres Boot kam längsseits, und er hörte den Zimmermann der Argonaute mit seiner Gang an Bord klettern. Da wandte er sich ab. Er wurde an Bord des Flaggschiffs für ein Dutzend Aufgaben gebraucht, doch ein letzter Einfall bewog ihn, sich umzudrehen.
«Falls Sie sich einbilden, Kapitän Latimer, daß es bis Australien ein langer Weg ist, dann möchte ich Ihnen doch versichern, daß Sie noch nicht mal Gibraltar zu sehen bekommen, wenn Sie Ihre Macht noch einmal mißbrauchen.»
Schweratmend kletterte er hinunter in seine Gig und vermutete, daß seine Hände zitterten. Der Midshipman starrte ihn an. Er mußte fast alles beobachtet haben.
«Sie sind ja heute ganz Auge, Mr. Hext«, meinte Keen.
Hext, der erst dreizehn war, nickte und schluckte.»Verzeihung, Sir — aber ich, ich.»
«Heraus damit, Mr. Hext.»
Hext wurde knallrot, weil er wußte, daß die Rudergasten ihn beim Pullen anschauten.
«Als ich das sah, Sir, wollte ich Ihnen beistehen.»
Keen, der die Aufrichtigkeit des Jungen rührend fand, lächelte. Wie es hieß, schrieb Hext oft an seine Eltern, obwohl sich nur selten Gelegenheit zum Postaufgeben bot.
«Haben Sie nie Angst, den Hilflosen zu helfen, Mr. Hext. Merken Sie sich das gut.»
Der Midshipman umklammerte die Pinne und starrte zu den turmhohen Masten des Flaggschiffs auf.
«Riemen hoch!«rief er mit heller Stimme.
Diesen Augenblick würde er nie vergessen.
III Kein tödlicherer Feind
Bolitho beugte sich aus einem der großen Heckfenster, als Keen mit der Mütze unterm Arm die Kajüte betrat.
Achteraus lagen die anderen Schiffe mit rundgebraßten Mars- und Bramsegeln auf Backbordbug. Etwas abseits, wenngleich noch mit ihrer Eskorte, kam die Orontes dank des Notruders nun besser voran, aber die Geschwindigkeit des Geschwaders war noch immer stark reduziert.
An Bord war es kalt und feucht. Bolitho dachte sehnsüchtig an das Mittelmeer und die Wärme, die sie dort antreffen würden.
Erst ein Tag war seit dem Zwischenfall auf der Orontes vergangen, und Bolitho konnte sich vorstellen, in welchen Spekulationen man sich an und unter Deck über das Mädchen im Krankenrevier erging.
Keen räusperte sich.»Sie wollten mich sprechen, Sir Richard?»
Es konnte Keen nicht entgangen sein, daß Ozzard und die anderen abwesend waren. Das Gespräch sollte unter vier Augen stattfinden.
«Ja. Orontes' Kapitän hat mir einen Brief geschickt.»
Keen nickte.»Mein Bootsführer nahm ihn entgegen, Sir.»
«Darin beschwert er sich über Ihr Verhalten, auch über unser Verhalten, da Sie unter meinem Kommando stehen, und droht, es an höhere Stelle weiterzumelden.»
«Das tut mir leid«, sagte Keen leise.»Ich wollte Sie nicht hineinziehen.»
«Ich hätte von Ihnen kein anderes Verhalten erwartet, Val«, sagte Bolitho.»Die Drohungen dieses Dummkopfs stören mich nicht. Wenn ich bei seinen Vorgesetzten Entschädigung fürs Abschleppen und seine Rettung verlangte, säße er ein für allemal auf der Straße. Er und seinesgleichen sind Abschaum, sie arbeiten für Blutgeld wie Sklavenfahrer.»
Keen wartete ab; fast überraschte es ihn, daß Bolitho ihn wegen seiner Einmischung nicht zurechtgewiesen hatte.
Bolitho fragte:»Haben Sie mit diesem Mädchen gesprochen?»
Keen zuckte die Achseln.»Nein, Sir. Ich hielt es für besser, sie dem Arzt zu überlassen, bis sie sich erholt hat. Sie hätten die Peitsche sehen sollen und den Riesen, der sie schwang.»
Bolitho dachte laut.»Eine Frau sollte sich um sie kümmern. Auf Ihren Vorschlag hin erwog ich Inchs Schiff, bin mir aber inzwischen nicht mehr so sicher. Offiziersfrauen und ein Sträfling, der in die Verbannung geschickt wird — für welches Verbrechen auch immer —, das paßt nicht zusammen. Ich werde Latimer bitten, mich über den Grund ihrer Verurteilung zu informieren.»