Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta
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1803 — im Mittelmeer. Mit seiner Unerschrockenheit schafft sich Vizeadmiral Richard Bolitho viele Feinde: den Kapit?n des Australienfahrers, von dem er eine mi?handelte Gefangene entf?hrt; den franz?sischen Admiral, der den Seekrieg zu einer privaten Vendetta macht; und seinen besten Freund, der in Malta ?ber ihn richten soll. Dazu kommt noch eine schwere Verwundung, die er geheimhalten mu?… Das sind dunkle Wolken ?ber Bolithos Kurs, und zum ersten Mal denkt er an Kapitulation. Bis ihm sein Neffe Adam in der letzten gro?en Schlacht ein ersch?tterndes Beispiel an Mut und Opferbereitschaft gibt.
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«Nach Dorset?»
«Jawohl, Sir.»
Es mußte sich also nach den Krawallen, wie Stayt sie nannte, noch etwas abgespielt haben.
Bolitho kam zu einem Entschluß und sagte:»Holen Sie Allday.»
Allday schaute den Sekretär fragend an, als er eintrat, doch Yovell zuckte nur die hängenden Schultern.»Sir?»
«Geh mit Yovell das Mädchen holen. «Er sah ihre Überraschung.»Und zwar sofort, wenn ich bitten darf. «Allday schob trotzig den Unterkiefer vor.»Wenn Sie das für klug halten, Sir. «Bolitho sah ihn fest an.»Das tue ich.»
Ozzard reichte ihm seinen Rock, aber er schüttelte den Kopf. Sie mochte eingeschüchtert verstummen, wenn sie sich einem Vizeadmiral gegenüberfand. Nach Keens und Tuson Aussagen schien sie intelligent zu sein; unter dem Einfluß ihres Vaters hatte sie offenbar auch einiges an Bildung mitbekommen.
Er mischte sich ein, weil er Keens Miene gesehen hatte, wenn er das Mädchen erwähnte. Bolitho hatte nicht vergessen, was es hieß, verliebt zu sein. Doch auf das, was nun geschah, war er völlig unvorbereitet.
Yovell öffnete die Tür, und Zenoria betrat zögernd die Achterkajüte. Neben Alldays kraftvoller Figur wirkte sie zerbrechlich, trug aber den Kopf hoch, und als sie unter dem Skylight stehenblieb, bewegten sich nur ihre Augen.
Gekleidet war sie in ein weißes Hemd und die Hose eines Fähnrichs; das lange braune Haar trug sie zurückgekämmt und im Nacken mit einer Schleife gebunden, so daß sie aussah, als gehöre sie ins Batteriedeck. Ihre zierlichen Füße jedoch waren bloß, und Yovell erklärte hastig:»Selbst die jungen Gentlemen hatten keine Schuhe, die klein genug für sie gewesen wären.»
«Setzen Sie sich. Ich möchte mit Ihnen reden«, sagte Bolitho.
Er sah, wie steif sie die Schultern hielt. Laut Tuson würde sie die Narbe auf dem Rücken ihr Leben lang tragen. Und das war nur ein Schlag gewesen…
«Ich hätte gern gewußt…«Sie richtete den Blick auf ihn; ihre Augen waren dunkelbraun und feucht. Kein Wunder, daß Keen in ihren Bann geraten war.»Was Sie in diese Lage gebracht hat.»
Sie schwieg.
«Sagen Sie es Sir Richard, er wird Sie schon nicht auffressen«, murmelte Yovell. Sie fuhr entsetzt zusammen und rief: «Sir Richard!»
Bolitho wollte Yovell einen wütenden Blick zuwerfen, bat aber nur:»Sagen Sie es mir einfach. Bitte.»
Doch sie starrte ihn verwirrt an.»Aber — aber den Kapitän kenne ich doch schon!»
Yovell erklärte geduldig:»Der Admiral hier befehligt alle Schiffe, alle Kapitäne, Miss, und dazu gut zweitausend Seeleute und Seesoldaten. «Er musterte sie ernst.»Er hat also viel zu tun. Heraus mit der Sprache, stehlen Sie ihm nicht die Zeit.»
Bolitho lächelte.»Er meint es nur gut, Zenoria.»
Sie schaute auf ihre Hände im Schoß und sagte:»Sie holten meinen Vater ab, Sir. Er war ein guter, kluger Mann, der an die Menschenrechte glaubte.»
Bolitho hielt den Atem an. Schon allein der Klang ihrer Stimme versetzte ihn zurück nach Cornwall.
«Ich sah, wie er gehängt wurde, Sir.»
«Und warum wurde er gehängt?»
«Schuld daran war der Gutsherr, Sir. Er kam mit seinen Leuten zu unserem Haus, sie wollten die Druckerpresse zerschlagen. Aber mein Vater hat es ihnen gezeigt. «Stolz hob sie das Kinn, sah dadurch aber nur noch verletzlicher aus.»Er zerrte den Gutsherrn vom Pferd, und Nachbarn aus dem Dorf halfen ihm. Einer kam dabei ums Leben. Und dann holten ihn die Dragoner ab.»
«Wie alt waren Sie damals?»
«Siebzehn, Sir. Es war vor zwei Jahren. Man schickte mich nach Dorset in einen großen Haushalt, wo ich helfen und die Kinder unterrichten sollte.»
Es fiel ihm schwer, in Yovells und Alldays Gegenwart frei zu sprechen. Er mußte jedoch sicher sein, daß sie nicht log und keine Hure war, wie der Kapitän der Orontes behauptet hatte, und ein Gespräch mit ihr allein hätte gefährlich werden können.
«Erzählen Sie mir, was in Lyme geschah.»
«Ihr Urteil kommt an Bord, Mädchen«, sagte Yovell streng.»Lügen ist also sinnlos.»
«Halten Sie Ihre Zunge in Zaum, Mann!«Bolitho sah das Mädchen zusammenzucken, als gälte sein Zorn auch ihr. Er sagte:»Hol ihr ein Glas Wein, Allday. «Er versuchte, seine Verwirrung zu kaschieren.»Ich muß Bescheid wissen.»
Sie senkte den Blick.»Alle in Lyme wußten, was aus meinem Vater geworden war. Der Herr betatschte mich immer, machte anzügliche Bemerkungen und meinte, ich könne von Glück sagen, daß ich überhaupt ein Dach über dem Kopf hatte. Dann kam er eines Tages in mein Zimmer. «Sie begann zu zittern.»Er versuchte. «Sie nahm das Glas von Allday an, trank aber nicht.»Er zwang mich zu scheußlichen. «Als sie aufschaute, war ihr Blick flehend.»Ich flickte gerade Kinderkleider. «Sie brachte die Worte kaum heraus.»Da nahm ich die Schere und stach nach ihm.»
Bolitho stand auf und trat langsam hinter ihren Stuhl. Das alles klang so überzeugend, daß er die Szene fast vor Augen hatte.»Und dann?»
«Gestorben ist er nicht, Sir, aber ich kam vors Schwurgericht. Den Rest kennen Sie, Sir.»
Lebenslange Verbannung.
«Gehen Sie jetzt zurück in Ihre Kabine, Zenoria. «Bolitho schaute in ihr emporgewandtes Gesicht. Sie war neunzehn, wirkte aber in Hemd und Hose und mit dem zurückgebundenen Haar wie ein Kind.
Sie stand auf und gab Allday das volle Glas zurück.»Und auch dieser Kapitän Latimer hatte es auf mich abgesehen. «Mehr brauchte sie nicht zu sagen.
«Morgen wird Ihnen mein Sekretär helfen, das alles aufzuschreiben. Ich kann, ich darf nicht so tun, als könnte ich Ihnen in dieser Angelegenheit helfen. «Er berührte sie an der Schulter, und diesmal zuckte sie nicht zurück.»Aber ich will es versuchen. Das verspreche ich Ihnen.»
Er wandte sich zu den Heckfenstern um und wartete, bis die Tür geschlossen wurde.
Als Allday zurückkam, sagte er schlicht:»Das war anständig von Ihnen, Sir. Jetzt heult sie, aber es wird ihr gut tun.»
«Meinen Sie?«Bolitho beobachtete, wie die Flaggen zur Signalrah der Helicon hochglitten, sah aber nur die Augen des Mädchens, ihren tiefen Schmerz. Ich sah, wie er gehängt wurde. Er dachte an den anderen Gutsherrn, der in Fal-mouth seine Schwester Nancy geheiratet hatte: ein reicher Landbesitzer, der schon immer das Haus der Bolithos im Auge gehabt hatte. Die Einheimischen nannten ihn den König von Cornwall. Aber er behandelte Nancy anständig, auch wenn er ein Angeber war, der es sich in Friedens- und Kriegszeiten zu gut gehen ließ. Außerdem war er Richter. Hätte er in Zenorias Fall Gnade statt Verbannung empfohlen? Bolitho wußte es nicht.
Draußen schrillten die Trillerpfeifen, das Exerzieren war für heute beendet. Bolitho schaute zur Tür und hörte, wie der Wachtposten die Hacken zusammenschlug. Keen trat ein.»Darf ich Sie sprechen, Sir Richard?»
Allday und Yovell verließen die Kajüte, und Keen sagte:»Ich habe gerade von Ihrem Verhör erfahren, Sir. Bedauerlich, daß Sie sich nicht an mich wandten.»
«Setzen Sie sich, Val«, erwiderte Bolitho leise.»Wir wollen nicht streiten. Ich habe in Ihrem Interesse mit dem Mädchen gesprochen.»
Keen starrte ihn an.»In meinem!»
Bolitho wies auf einen Stuhl.»Dort hat sie gesessen. Nun tun Sie das bitte auch. «Er hatte Keen selten zornig gesehen, aber nun war sein Beschützerinstinkt geweckt.
Er sagte:»Wenn wir vor Anker gehen, werden wir sie an Land schicken müssen. Ihrem Bericht nach zu urteilen und auch nach dem, was sie ungesagt ließ, glaube ich aber, daß Hoffnung besteht.»
«Ich werde an meinen Vetter in der City of London schreiben«, brach es aus Keen hervor.»Wir können bestimmt…«Er wandte sich um und schaute Bolitho fest an.»Das war anständig von Ihnen, Sir. Ich hätte es nicht mißverstehen dürfen.»
Bolitho schenkte zwei Gläser Brandy ein; er vermutete, daß Ozzard an der Pantrytür lauschte.
«Sie ist brutal mißbraucht worden, Val. «Seine Worte fielen wie ein Stein in einen stillen Teich.»Vergewaltigt, wie es den Anschein hat, und das ist noch nicht alles. «Er sah die Qual in Keens blauen Augen und wußte nicht, ob ihn das mit Befriedigung oder Trauer erfüllte.