Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta
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1803 — im Mittelmeer. Mit seiner Unerschrockenheit schafft sich Vizeadmiral Richard Bolitho viele Feinde: den Kapit?n des Australienfahrers, von dem er eine mi?handelte Gefangene entf?hrt; den franz?sischen Admiral, der den Seekrieg zu einer privaten Vendetta macht; und seinen besten Freund, der in Malta ?ber ihn richten soll. Dazu kommt noch eine schwere Verwundung, die er geheimhalten mu?… Das sind dunkle Wolken ?ber Bolithos Kurs, und zum ersten Mal denkt er an Kapitulation. Bis ihm sein Neffe Adam in der letzten gro?en Schlacht ein ersch?tterndes Beispiel an Mut und Opferbereitschaft gibt.
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Bolitho schwieg. Immerhin fand Stayt nichts dabei, den Sohn eines Admirals zurechtzuweisen.
«Wer das auch sein mag, er wird abdrehen und fliehen, Sir«, bemerkte Stayt jetzt.
Bolitho nickte. Falls es ein Handelsschiff gleich welcher Nationalität war, würde der Kapitän seine besten Seeleute nicht an ein Kriegsschiff verlieren wollen.
Er dachte über Stayt nach, dessen kranker Vater die Seefahrt aufgegeben hatte und Land beim Flecken Zennor bewirtschaftete. Stayts Brüder waren Geistliche, aber der Leutnant hätte in eine Soutane nicht gepaßt. Er war dunkelhäutig und hatte braune, ruhelose Augen wie ein Zigeuner. Zwar sah er nicht so gut aus wie Keen, hatte aber die markanten Züge, die Frauen anziehend fanden. Bolitho wußte, daß Stayt immer eine Pistole unter der Jacke trug, und hätte ihn gern nach dem Grund gefragt. Seltsam, als rechne er ständig mit Ärger.
Sheaffe sprach eindringlich mit seinem Helfer und erkletterte dann rasch die Wanten zum Besanmast. Die meisten Fähnriche hätten Stayts Bemerkung einfach hingenommen, aber Sheaffe war gekränkt. Ein Midshipman war weder Fleisch noch Fisch, er stand zwischen den Offizieren und Matrosen und genoß von keiner Seite viel Respekt. Seltsam nur, daß sie das sofort vergessen, sobald sie Leutnants werden, dachte Bolitho.
«Von Supreme, Sir!«Sheaffes Stimme klang scharf.»Es ist die Orontes!»
«Eines der Sträflingsschiffe«, meinte Keen.»Sie lief zwei Tage vor uns aus. «Er sah Bolitho fragend an.»Merkwürdig.»
«Von Supreme, Sir: Schiff bittet um Beistand.»
«Signal an Supreme.«Keen hatte Bolitho nicken gesehen.»>Beidrehen und auf Flaggschiff warten.<«Er wartete ab, bis das Signal gesetzt worden war, dann ließ er an alle signalisieren: «Mehr Segel setzen.<»
Stayt schob sein Teleskop mit einem vernehmlichen Schnappen zusammen.»Geschwader hat bestätigt, Sir.»
Bolitho sah zu, wie die Matrosen rasch in die Wanten stiegen und auf den Rahen auslegten, um mehr Segel zu setzen. Die anderen Schiffe folgten Argonautes Beispiel. Zwar drohte keine offenkundige Gefahr, aber das Geschwader mußte seine Formation halten. Bolitho kannte sich mit tückischen Fallen aus, seinen eigenen und denen des Feindes. Er riskierte nichts.
Das Deck vibrierte, und Gischt sprühte über die Bugreling, als Argonaute auf den zusätzlichen Segeldruck reagierte.
«Wir erreichen sie um die Mittagszeit, Sir. «Keen überwachte das Setzen jedes einzelnen Segels; er rief:»Fockbrasse in Luv dichter holen, Mr. Chaytor! Ihre Gang ist heute konfus!«Er setzte den Schalltrichter ab. Am Trupp des Leutnants gab es nicht viel auszusetzen, doch es konnte nicht schaden, ihn ein wenig schärfer anzufassen. Bolithos Lächeln verriet Keen, daß er durchschaut worden war.
Luke Fallowfield, der Sailing Master, {Segelmeister, Skipper: zuständig für Navigation und Seemannschaft} sah in die prallen Segel und stellte einen weiteren Mann an das große Doppelruder. Er war schon auf anderen Flaggschiffen Master gewesen, aber nirgends war es zugegangen wie auf dem Bolithos. Die meisten Admirale blieben in ihren Kajüten, dieser aber nicht. Fallowfield war kleinwüchsig und gebaut wie ein Faß, sein Kopf saß direkt auf den Schultern wie ein großer roter Kürbis. Er war ein schlampiger Klotz von Mann, der meist eine Rumfahne hinter sich herzog, doch seine Kenntnisse in Navigation waren unerreicht.
Bolitho begann sich an ihre Gesichter und die Art, wie sie mit Vorgesetzten und Untergebenen umgingen, zu gewöhnen. Ohne diese Kontakte hätte er sich in sein abgeschirmtes Quartier verbannt gefühlt. Insgeheim mußte er zugeben, daß er mit seinen Gedanken nicht allein sein wollte.
Mit jeder Stunde wurde Orontes größer, ragte höher aus dem grauen Wasser. Die in der Nähe beigedreht liegende Supreme blieb Zuschauerin.
Sobald Argonaute auf Signaldistanz herangekommen war, bemerkte Keen:»Die haben ihr Ruder verloren, verflucht!»
«Der andere Transporter war ein ehemaliger Indienfahrer und in gutem Zustand. «Stayt verzog verächtlich den Mund.»Aber der da ist eine Hulk. Zum Glück meint es die Biskaya gut mit ihnen.»
Bolitho griff nach einem Fernrohr und beobachtete den langsamen Signalaustausch. Stayt hatte mit seinem Urteil recht: Die Orontes sah aus wie ein Sklavenschiff, nicht wie ein Transporter der Regierung.
«Wenn wir sie in Schlepp nehmen, Val, reduzieren wir unsere Stärke und verzögern unser Vorankommen. «Bolitho sah Keens Bestürzung.»Aber aufgeben können wir sie auch nicht.»
«Wir kriegen Sturm, Sir. «Fallowfield starrte die Offiziere ausdruckslos an.»Da bin ich ganz sicher.»
«Das entscheidet den Fall. «Bolitho verschränkte die Arme.»Schicken Sie ein Boot hinüber und stellen Sie fest, was aus ihrem Begleitschiff, der Philomela, geworden ist. «Er sah Big Harry Rooke, den Bootsführer, seine Mannschaft heranwinken. Pech, aber es blieb ihnen nichts anderes übrig.»Wir eskortieren sie nach Gibraltar.»
«Mit ihr im Schlepp brauchen wir aber Tage länger, Sir«, wandte Keen ein.
Das war typisch Keen; er konnte es nicht abwarten, an den Feind heranzukommen.
Der Erste Offizier kletterte hinunter in das wartende Boot, das bald rasch auf das treibende Schiff zuhielt.
Was für ein schlechter Anfang der Reise, dachte Bolitho, versuchte aber, den Gedanken zu verdrängen und sich auf Wichtigeres zu konzentrieren. Wenn er das Geschwader verließ und mit Barracouta oder Rapid vorausfuhr, konnte es während seiner Abwesenheit bei einem Überraschungsangriffunterliegen. Ein kaum ausgebildetes Geschwader ohne Admiral würde die Franzosen gewiß anlocken, wenn sie davon erfuhren.
Er kam zu einem Entschluß.»Signal an Barracouta: >zu Flaggschiff aufschließen, erwarte Kommandant an Bord<. «Schon hatte er das jungenhafte Gesicht von Lapish vor Augen, der dankbar sein würde, seine schwerfälligen Gefährten loszuwerden.
«Und jetzt Signal an Helicon«, fuhr Bolitho fort.»Sie soll sich bereitmachen, Orontes in Schlepp zu nehmen. «Inch war der bei weitem erfahrenste Kommandant des Geschwaders, aber selbst dieser loyale Mann würde ihm für den Auftrag nicht danken.
Den Rest des Tages nahm die Herstellung einer Schleppverbindung zu dem steuerlosen Schiff in Anspruch, und Inchs Matrosen mußten hart zupacken. Als die Schiffe wieder einigermaßen in Formation segelten, war Barracouta schon weit entfernt und kam bald außer Sicht. Lapish brachte Depeschen von Bolitho zum Gouverneur und Oberbefehls — haber von Gibraltar, damit man dort wenigstens erfuhr, warum das Geschwader verspätet eintreffen würde.
Die Nacht senkte sich herab. Als Bolitho in seine Kajüte ging, sah er, daß der Tisch liebevoll gedeckt war, Decksbalken und Mahagonipaneele schimmerten im Schein der schaukelnden Laternen und neuen Kerzen.
Die Arbeit mit Orontes hatte Bolitho Appetit gemacht. Er hatte es genossen, seinem Geschwader einmal bei einer anderen Beschäftigung als nur dem Exerzieren an Kanonen und Segeln zuzuschauen.
Ozzard betrachtete ihn zufrieden. Schön, daß Bolitho wieder besserer Stimmung war. Er wollte mit dem Kommandant und dem neuen Flaggleutnant speisen. Was letzteren betraf, hielt Ozzard sein Urteil noch zurück. An Leutnant Stayt war etwas Falsches, entschied er, wie an dem Anwalt, für den er früher gearbeitet hatte.
«Ihr Bootsführer wartet, Sir Richard«, sagte Ozzard.
Bolitho lächelte.»Gut.»
Allday stand achtern an den großen, schrägen Heckfenstern. Jetzt drehte er sich zu Bolitho um und legte grüßend die Hand an die Stirn. Selbst diese Geste führte er mit Würde aus, dachte Bolitho, weder unterwürfig noch gleichgültig.
«Wie geht's voran?«Bolitho ließ sich in den neuen Sessel fallen und streckte die Beine aus.»Wann bekomme ich deinen Sohn zu sehen?»
«Morgen vormittag, wenn's recht ist, Sir Richard«, erwiderte Allday. Selbst der Titel kam ihm leicht über die Lippen. Allday schien stolzer auf ihn zu sein als sein Träger.»Er ist ein guter Junge, Sir. «Das klang etwas besorgt.»Ich habe mich nur gefragt…»