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Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta

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Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta
Название: Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta
Автор: Kent Alexander
Дата добавления: 16 январь 2020
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Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta - читать бесплатно онлайн , автор Kent Alexander

1803 — im Mittelmeer. Mit seiner Unerschrockenheit schafft sich Vizeadmiral Richard Bolitho viele Feinde: den Kapit?n des Australienfahrers, von dem er eine mi?handelte Gefangene entf?hrt; den franz?sischen Admiral, der den Seekrieg zu einer privaten Vendetta macht; und seinen besten Freund, der in Malta ?ber ihn richten soll. Dazu kommt noch eine schwere Verwundung, die er geheimhalten mu?… Das sind dunkle Wolken ?ber Bolithos Kurs, und zum ersten Mal denkt er an Kapitulation. Bis ihm sein Neffe Adam in der letzten gro?en Schlacht ein ersch?tterndes Beispiel an Mut und Opferbereitschaft gibt.

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«Sehr entgegenkommend von Ihnen«, meinte Keen.»Wenn ich nur gewußt hätte.»

Bolitho lächelte ernst.»Sie hätten trotzdem so gehandelt.»

An Deck stampften viele Füße, und Taljen quietschten, als der Wachoffizier die Männer an die Brassen rief.

Auf einem überfüllten Kriegsschiff konnte eine einzige Frau vieles bedeuten, nicht zuletzt Unglück. Landratten mochten über solchen Aberglauben spotten, aber wer zur See fuhr, wurde bald eines besseren belehrt.

«Suchen Sie die junge Frau auf, Val, und sagen Sie mir dann, was Sie von ihr halten. In Gibraltar können wir sie auf die Philomela verlegen. Andernfalls würde sich Latimer wahrscheinlich an ihr rächen.»

Keen machte Anstalten, sich zurückzuziehen. Er hatte ohnehin vorgehabt, das Mädchen zu besuchen und sich beim Arzt nach ihm zu erkundigen. Ganz gleich, was es in seinem jungen Leben getan hatte, die Qual und Erniedrigung einer Auspeitschung verdiente es nicht.

Bolitho wartete, bis die Tür sich geschlossen hatte, und nahm dann wieder unter den Heckfenstern Platz. Erneut dachte er an Falmouth, seine frohe Heimkehr, und wie er seine einzige, neugeborene Tochter Elizabeth so ungeschickt im Arm gehalten hatte, daß er von Belinda ausgelacht worden war.

Bolitho hatte immer verstanden, daß es für jede Frau schwer sein mußte, über die Schwelle seines Hauses zu treten. Es barg zu viele Schatten und Erinnerungen, zu hohe Erwartungen. Belinda war nur in Cheneys Fußspuren getreten, oder so mußte es ihr zumindest vorgekommen sein.

Am härtesten hatte Bolitho die Entdeckung getroffen, daß Cheneys Porträt — das Gegenstück zu dem, das sie von ihm hatte anfertigen lassen — aus dem Raum, in dem die beiden Bilder nebeneinander hingen, entfernt worden war. Cheney vor dem Hintergrund der Landzunge, mit Augen so grün wie die See, und er in seinem Rock mit den weißen Aufschlägen als der junge Kapitän, den sie so sehr geliebt hatte. Sein Porträt hing nun bei den anderen neben dem seines Vaters, Kapitän James Bolitho.

Er hatte geschwiegen, weil er Belinda nicht verletzen wollte, aber gestört hatte ihn der Vorfall doch. Er kam ihm wie Verrat vor.

Immer wieder sagte er sich, daß Belinda ihm nur helfen, anderen zu verstehen geben wollte, wie wertvoll er für sein Land war. Doch er war in Falmouth zu Hause, nicht in London.

Seufzend wandte er seine Gedanken Allday zu. Der hatte vermutlich die gespannte Atmosphäre in Falmouth gespürt. Doch zeigte er nicht, was er davon hielt. Oder vielleicht war er so mit der Entdeckung seines Sohnes beschäftigt gewesen, daß ihm keine Zeit für Spekulationen blieb.

Bolitho stellte sich die beiden vor, wie sie hier in der Kajüte vor ihm gestanden hatten: Allday kraftvoll und stolz in seiner blauen Jacke mit den Goldknöpfen, den Kopf lauschend geneigt, als Bolitho zu dem jungen Matrosen John Bankart sprach.

Bolitho entsann sich, wie Allday vor zwanzig Jahren als Opfer einer Preßpatrouille an Bord seiner Fregatte Phala-rope gebracht worden war. Damals war er wie dieser junge Matrose gewesen: klare Augen und ein ehrliches Gesicht mit einer Andeutung von Aufsässigkeit. Ohne großes Zögern hatte er sich von der Preßpatrouille verpflichten lassen. Das Leben auf dem Bauernhof gefiel ihm nicht, und zudem wußte er, daß es ihm als Freiwilligem auf einem Kriegsschiff besser gehen würde als einem Zwangsverpflichteten.

Seine Mutter war ledig gewesen. Allday hatte angedeutet, der Bauer habe seine Mutter oft unter der Drohung, sie und ihr Kind andernfalls vor die Tür zu setzen, mit ins Bett genommen. Das hatte in Bolitho einen Nerv berührt: Die Erinnerung an Adams Eintreffen auf dem Schiff, als er nach dem Tod seiner ledigen Mutter den ganzen Weg von Penzance zu Fuß zurückgelegt hatte. Die Parallele war zu offensichtlich.

Alldays Sohn hatte sich bereits als guter Seemann entpuppt, der reffen, spleißen und steuern konnte, und zwar ebensogut wie andere von höherem Rang und längerer Dienstzeit. Als zweiter Bootsführer würde er nur wenig Kontakt mit dem Admiral haben, sondern sich mehr um die Instandhaltung der Barkasse und Botengänge kümmern und Allday allgemein zur Hand gehen. Fürs erste fand Bolitho diese Lösung brauchbar.

Er stand auf und ging in seine Schlafkammer, wo er nach kurzem Zögern eine Schublade aufzog und die hübsche ovale Miniatur Cheneys herausnahm. Der Künstler hatte ihren Ausdruck perfekt getroffen. Bolitho legte das Bild zurück unter seine Hemden. Was ist nur mit mir los? dachte er. Ich bin glücklich verheiratet, habe eine zehn Jahre jüngere Frau und nun eine reizende Tochter. Und trotzdem… Er wandte sich um und ging zurück in die Tageskajüte.

Wenn sie erst zur Flotte gestoßen waren, würde sich alles ändern. Dann erwarteten ihn Gefechte, Gefahren und die Früchte des Sieges. Er versuchte, seine Gedanken auf die kommenden Monate zu konzentrieren, und fragte sich, wie Lapish reagieren würde, wenn seine Fregatte zum ersten Mal kämpfen mußte. Doch statt dessen dachte er an das Porträt, das aus dem Salon verschwunden war, und wünschte sich plötzlich, er hätte es mitgenommen.

Tief unter Bolithos geräumigem Quartier mit der vergoldeten Heckgalerie lag das stickige Krankenrevier im fensterlosen Orlopdeck unter der Wasserlinie. Schwankende Laternen ließen dunkle Schatten über die Wände huschen, und die mächtigen Deckenbalken waren so niedrig, daß man nicht aufrecht stehen konnte. Seit das Schiff erbaut worden war, hatte das Orlopdeck kein Tageslicht mehr gesehen.

Winzige Kammern säumten den großen Raum in der Mitte, in denen die Decksoffiziere fast ohne Bewegungsfreiheit ihre Privatsphäre zu wahren versuchten. Nicht weit davon führten die Midshipmen, von denen erwartet wurde, daß sie sich beim Schein eines in ölgefüllten Muscheln oder alten Dosen schwimmenden Dochts auf die Offiziersprüfung vorbereiteten, ihr chaotisches Leben. Sie alle teilten das Deck mit dem Pulvermagazin, wo schon ein einziger Funke katastrophal wirken mußte. Unter ihnen enthielten die großen Frachträume alles, was zum Betrieb des Schiffes notwendig war und es auf Monate hinaus unabhängig machte.

Das Krankenrevier ganz hinten am Fuß des Niedergangs wirkte mit seinem weißen Anstrich und den Regalen voller Gläser und Flaschen vergleichsweise licht. Keen schritt darauf zu und senkte automatisch den Kopf, um sich nicht an den Balken zu stoßen; seine Epauletten glitzerten, als er eine Laterne nach der anderen passierte. Dunkle Umrisse und verschwommene Gesichter tauchten in der Düsternis auf, dieser von See und Himmel so weit entfernten Welt, und verblaßten wieder.

Keen sah James Tuson, den Schiffsarzt, mit seinem Assistenten sprechen, einem großen blassen Mann von den Kanalinseln, der Carcaud hieß. Letzterer war mehr Bretone als Engländer, aber intelligent und des Lesens und Schreibens mächtig. Keen wußte, daß sich Tuson, der schon Arzt auf der Achates gewesen war, sehr um seinen schlaksigen Helfer bemühte und ihm alles beigebracht hatte, was er selbst wußte. Die beiden spielten sogar Schach.

Keen mochte den silberhaarigen Tuson, obwohl er ihn auch jetzt nicht genauer kannte als auf dem vorigen Schiff. Er war ein guter Chirurg, zwanzigmal besser als die meisten seiner Kollegen. Doch er blieb für sich, was in dieser wimmelnden Welt zwischen den Decks nicht einfach war, und kam nur zu den Mahlzeiten in die Messe.

Ein Seesoldat, dessen Kreuzbandelier im schwachen Licht sehr weiß wirkte, nahm Haltung an und bedeutete Tuson, daß der Kommandant gekommen war. Es war eine kluge Vorsichtsmaßnahme, an der Tür einen Posten aufzustellen, dachte Keen. Die Besatzung war nun schon seit Monaten fast ohne Unterbrechung auf See. Da schwebte jede Frau in Gefahr, und eine, die als Gesetzesbrecherin abgestempelt war, ganz besonders.

Tuson murmelte etwas, und sein Assistent verschmolz mit dem Schatten.

«Wie geht's ihr?«fragte Keen.

Tuson rollte sich die Hemdsärmel herunter und dachte über die Frage nach.

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