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Der Stolz der Flotte: Flaggkapitan Bolitho vor der Barbareskenkuste

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Der Stolz der Flotte: Flaggkapitan Bolitho vor der Barbareskenkuste
Название: Der Stolz der Flotte: Flaggkapitan Bolitho vor der Barbareskenkuste
Автор: Kent Alexander
Дата добавления: 16 январь 2020
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Der Stolz der Flotte: Flaggkapitan Bolitho vor der Barbareskenkuste - читать бесплатно онлайн , автор Kent Alexander

1797 — Im Krieg gegen Bonaparte wird die britische Flotte durch die Gro?e Meuterei gel?hmt. Nur die «Euralyus» unter Flaggkapit?n Bolitho schafft es, dem Feind bei seinem Griff nach Nordafrika in den Arm zu fallen. Arabische Piraten, ein Schiffbruch und der weit ?berlegene Feind hindern Bolitho nicht, dem tief in seinem Stolz getroffenen England wieder Vertrauen in seine Flotte zu schenken.

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Alexander Kent

Der Stolz der Flotte

Flaggkapitän Bolitho vor der Barbareskenküste

Der Ersten Dame an Bord in Dankbarkeit und Liebe gewidmet

Über den Meeren dieser Welt schweben die Geister der Väter. Das Schiffsdeck war ihr Ruhmesfeld, ihr Grab die tiefe See.

Campbell

I Laß fallen Anker!

Als an der Glocke im Vorderkastell sechs Glasen angeschlagen wurden, kam Captain Richard Bolitho unter der Kampanje hervor. Beim Kompaß blieb er einen Moment stehen. Der Steuermannsmaat am großen Doppelruderrad meldete eilig:»Nordwest zu Nord liegt an, Sir!«und schlug dann die Augen nieder, als Bolitho ihn ansah. Es ist, dachte Bolitho, als wüßten sie alle genau Bescheid, wie nervös und gespannt ich bin, und als wollten sie mich mit aller Gewalt aus dieser Stimmung herausreißen.

Er schritt über das breite Achterdeck zur Luvseite hinüber. Ohne hinzusehen wußte er, daß seine Offiziere ihn beobachteten, Vermutungen über seine Laune anstellten, neugierig waren, wie sich dieser Tag wohl anlassen würde.

Aber achtzehn Monate lang war das Schiff ununterbrochen auf See gewesen, und die Besatzung war, abgesehen von denen, die im Kampf gefallen oder ihren Verwundungen erlegen waren, noch die gleiche, die an jenem Oktobermorgen 1795 mit ihm ausgelaufen war: Sie hatten also reichlich Zeit gehabt zu begreifen, daß man ihn in diesen kostbaren ersten Minuten des Tages in Ruhe lassen mußte.

Nasser Nebel hatte das Schiff fast die ganze Nacht hindurch verfolgt, während es langsam im Kanal vordrang, und war nun dicker denn je. Er zog in Wirbeln um die schwarze Schraffur der Takelage und hing wie Tau am Schiffsrumpf. Jenseits der Netze mit den sauber weggestauten Hängematten hob und senkte sich die See in einer breiten ablandigen Dünung; ihre Oberfläche, matt und bleifarben, blieb jedoch unter der schwachen Brise beinahe glatt.

Ein leichter Schauer überfiel Bolitho; er verschränkte die Hände unter den Rockschößen und blickte zu den mächtigen Rahen hoch, über denen die Konteradmiralsflagge feucht und schwer vom Kreuzmast hing. Kaum zu glauben, daß dieser Himmel irgendwo auf der Welt klar, warm und freundlich war; an diesem Maimorgen hätte die Sonne eigentlich schon das Land berühren sollen, das immer näher kam. Sein Land: Cornwall.

Er wandte sich um. Da stand Keverne, der Erste Offizier, sah ihn aufmerksam an und wartete offenbar auf den richtigen Moment.

Bolitho rang sich ein Lächeln ab.»Guten Morgen, Mr. Keverne. Kein rauschender Willkomm, wie mir scheint.»

Keverne war deutlich erleichtert.»Guten Morgen, Sir. Der Wind ist stetig Südwest, aber viel ist es nicht damit. «Er drehte nervös an seinen Rockknöpfen.»Der Master [1] meint, wir sollten lieber erst einmal hier draußen ankern und abwarten, bis der Nebel steigt; es könnte nicht lange dauern.»

Bolitho sah kurz zu dem kleinen rundlichen Segelmeister hinüber. Sein abgetragener schwerer Rock war bis an das Doppelkinn zugeknöpft, und in dem seltsamen Gegenlicht sah der Mann aus wie ein runder blauer Ball. Er war vorzeitig ergraut, beinahe weiß, und trug das Haar im Nacken zu einem altmodischen Zopf gebunden, so daß es an die gepuderte Perücke eines Gutsbesitzers erinnerte.

«Na, Mr. Partridge«, Bolitho versuchte wieder, etwas Wärme in seinen Ton zu legen,»Sie sind doch sonst nicht so schüchtern vor einer Küste?»

Partridge trat nervös von einem Fuß auf den anderen.»Bin noch nie in Falmouth vor Anker gegangen. Das heißt, noch nie mit einem Drei-decker.»

Bolitho befahl dem Steuermannsmaaten:»Geht nach vorn und setzt zwei gute Lotgasten in die Rüsten. Das Lot braucht frischen Talg. Ich will keine falschen Meldungen hören!»

Wortlos eilte der Mann davon. Bolitho war überzeugt, er würde wie alle anderen an Bord auch ohne besonderen Befehl wissen, was zu tun war, ebenso wie er selbst wußte, daß er das nur gesagt hatte, um Zeit zu gewinnen und über seine Motive nachdenken zu können.

Warum ankerte er eigentlich nicht draußen, wie der Master vorgeschlagen hatte? Warum ging er immer näher an diese unsichtbare Küste heran? Wollte er damit zeigen, wie mutig er war? Oder war es einfach Eitelkeit?

Vom Vorschiff kam der langgezogene Ruf des Lotgasten:»Sieben Faden!« [2]

Die Segel waren in ständiger leichter Bewegung, sie glänzten im Nebel wie geölte Seide. Wie alles an Bord troffen auch sie vor Nässe und füllten sich kaum in der flauen Brise, die achterlich von Backbord kam.

Falmouth. Vielleicht war er deswegen so unsicher und verkrampft. Achtzehn Monate lang hatten sie erst Blockadedienst gefahren und dann die südlichen Zufahrtswege nach Irland überwacht. Von einer Woche zur anderen wartete man darauf, daß die Franzosen versuchen würden, in Irland zu landen und dort einen Aufstand zu organisieren; und als es vor fünf Monaten soweit gewesen war, hatte die Blockadeflotte nicht aufgepaßt. Daß der Versuch fehlschlug, war nicht das Verdienst der überbeanspruchten Patrouillenschiffe gewesen, sondern das französische Geschwader war durch Stürme auseinandergerissen worden.

Im Gang unter der Kampanje waren Schritte zu hören — der Admi-ralssteward brachte seinem Herrn das Frühstück in die große Oberdeckskajüte.

Seltsam, wie sich das alles noch ergeben hatte, ehe sie hier in Fal-mouth, Bolithos Heimatstadt, einliefen. Was galten Dienstvorschriften und Admiralitätsorder — das Schicksal hatte sie einfach überrannt.

«… und sechsdreiviertel«, sang der Lotgast aus.

Bedächtig, das Kinn tief in der Halsbinde, schritt Bolitho an der Luvseite auf und ab. Vizeadmiral Sir Charles Thelwall, dessen Flagge dort oben so schlapp im Masttopp hing, war jetzt seit einem Jahr an Bord. Schon als seine Flagge zum erstenmal gehißt worden war, galt er als kranker Mann. Er war verhältnismäßig alt für seinen Dienstrang, und die Verantwortung für ein übermäßig beanspruchtes Geschwader machte ihm schwer zu schaffen. In dem Nebel und der schneidenden Kälte der letzten Wintermonate war seine Gesundheit zusammengebrochen. Als sein Flaggkapitän [3] hatte Bolitho getan, was er konnte, um den Druck zu mindern, der auf dem müden, runzligen kleinen Admiral lastete, und es war schmerzlich mitanzusehen, wie dieser Tag um Tag vergeblich gegen seine Krankheit ankämpfte, der er schließlich doch erliegen sollte.

Nun kehrte das Schiff endlich nach England zurück, um seine Vorräte zu ergänzen und neu ausgerüstet zu werden. Sir Charles Thelwall hatte bereits eine Korvette mit Berichten, Anforderungen und der Mitteilung über seinen Gesundheitszustand vorausgeschickt.

«Sechs Faden!»

Wenn das Schiff Anker warf, würde also der Admiral an Land ge-

hen und dort bleiben. Aber er würde wohl kaum lange genug leben, um sich seines Ruhestandes zu erfreuen.

Und da war noch so eine Laune des Schicksals. Vor zwei Tagen, als das Schiff eben majestätisch Wolf Rock gerundet hatte, kam eine schnellsegelnde Brigg mit neuen Befehlen für den Admiral. Dieser lag zu der Zeit in seiner Koje, von trockenem, tödlichem Husten geschüttelt, der sein Taschentuch mit roten Blutstropfen sprenkelte; er hatte Bolitho gebeten, die Depesche zu lesen, welche die Jolle der Brigg an Bord gebracht hatte.

Die Order besagte mit aller Kürze, daß Seiner Britannischen Majestät Schiff Euryalus so schnell wie möglich die Bucht von Falmouth anlaufen sollte, nicht Plymouth, wie ursprünglich vorgesehen. Dort sollte es die Flagge von Sir Lucius Broughton, Ritter des BathOrdens, [4] übernehmen und weitere Instruktionen abwarten.

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