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Der Wiedersacher

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Der Wiedersacher
Название: Der Wiedersacher
Автор: Hohlbein Wolfgang
Дата добавления: 16 январь 2020
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Der Wiedersacher - читать бесплатно онлайн , автор Hohlbein Wolfgang

Auf der Suche nach einer Tankstelle sto?en Brenner und Astrid auf ein seltsames, uraltes Kloster, in dem die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Doch allzuschnell holt sie die Gegenwart ein. ?ber ihren H?uptern bricht ein flammendes Inferno aus, als ein arabischer Terrorist und die US-Luftwaffe sich ein letztes Gefecht liefern. Danach geschehen Zeichen und Wunder: Menschen, die Brenner vergl?hen sah, sind noch am Leben, und ein unheimlicher Priester enth?llt ihm die unglaubliche Kunde, da? das Ende der Welt angebrochen sei und der Widersacher nun auf Erden wandle.

"Mit diesem neuen Roman wird Bestseller-Autor Wolfgang Hohlbein seine Fan-Gemeinde sicher noch vergr??ern k?nnen. Die irrwitzige Mischung aus Spannung, Fantasy und Horror l??t den Leser eintauchen in eine atemberaubene Lekt?re, von der man nicht so schnell los kommt." Berliner Morgenpost

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Der Wald auf der anderen Seite unterschied sich in nichts von dem, durch den sie bisher gelaufen waren. Brenner versuchte sich zu erinnern, wie weit es noch bis zum Kloster war, konnte es aber nicht – Astrid und er waren dieses letzte Stück nicht zu Fuß gegangen, sondern von dem jungen Mönch mit dem Wagen mitgenommen worden. Er war langsam gefahren, was schon angesichts der schlechten Straße notwendig gewesen war, aber auch ein langsamer Wagen war immer noch schnell, verglichen mit einem Fußgänger. Fünf Minuten konnten auf diese Weise leicht zu einer Stunde werden, wenn nicht mehr. Und Brenner bezweifelte, daß sie noch so lange durchhalten würden. Die Kälte setzte ihm immer mehr zu. Irgendwie hatte er es bisher fertiggebracht, sie zu ignorieren, aber das war einTrick, der nicht auf Dauer funktionieren konnte. Seine Hände und Zehen waren bereits taub, und die Luft, die er einatmete, schien sich allmählich in eine Art zähflüssiges Glas zu verwandeln. Salid und Johannes erging es nicht anders. Johannes' Lippen waren blau, und sein Gesicht hatte einen wächsernen Schimmer angenommen. Brenner glaubte nicht, daß sie noch länger als zehn, allerhöchstens fünfzehn Minuten durchhalten würden.

Plötzlich hob Salid die Hand, legte den Kopf auf die Seite und zischte: »Stop! «

Johannes und Brenner blieben gehorsam stehen. Auch Brenner lauschte, aber das einzige, was er hörte, waren sein eigener Atem und das sanfte Hintergrundwispern des Waldes. »Was ist?« fragte er.

Salid lauschte noch eine, zwei Sekunden, dann entspannte er sich ein wenig und sah zu Brenner zurück. »Nichts«, sagte er achselzuckend. »Ich dachte, ich hätte etwas gehört. Ich muß mich getäuscht haben.«

Aber das hatte er nicht. Im gleichen Moment, in dem Salid weiterging, hörte auch er etwas.

Hufschlag.

Es kam ihm selbst verrückt vor, aber das Geräusch war zwar leise, trotzdem jedoch sehr klar zu identifizieren. Es war Hufschlag. Das Klappern eisenbeschlagener Hufe auf Stein, das rasch näherkam.

»Sie hören es auch, nicht?« fragte Salid.

Brenner nickte. Er drehte sich herum, starrte aufmerksam in die Dunkelheit hinter sich und dann wieder nach vorne. Der Laut war deutlicher geworden, seltsamerweise aber nicht lauter; als hätte sich zwar die Anzahl der Pferde erhöht, nicht ihre Nähe vergrößert. Es klang nicht mehr nach einem Pferd, sondern mehreren. Vielen. Sehr vielen.

»Sie haben recht«, sagte er. »Da ist nichts.«

Er mußte lauter gesprochen haben, als er gewollt hatte, denn Salid blickte ihn zweifelnd an, zuckte aber dann nur erneut mit den Schultern und wollte weitergehen. Brenner hielt ihn zurück.

»Salid.«

DerTerrorist erstarrte eine halbe Sekunde lang mitten in der Bewegung zu einer fast grotesken Haltung, dann drehte er sich auf ganz genau die gleiche Weise wieder zu Brenner herum. Es sah aus, als wäre ein Film angehalten und dann ein kleines Stück weit wieder rückwärts abgespielt worden.

»Ja?«

»Eine Frage haben Sie mir noch nicht beantwortet«, sagte Brenner. Strenggenommen hatte er sie noch gar nicht gestellt, aber er holte es nach. »Wenn wir in diesem Kloster wirklich das finden, was Sie erwarten … « Warum sprach er das Wort eigentlich nicht aus? »Wie wollen Sie es vernichten?«

Salid antwortete nicht, und Brenner machte eine Kopfbewegung auf das halbautomatische Gewehr, das der Palästinenser in der Armbeuge trug. »Damit?«

Die Frage hatte spöttisch klingen sollen, aber seine Stimme hatte plötzlich einen hysterisch-schrillen Ton, welcher den gewünschten Effekt gründlich zunichte machte. Salid sah ihn sehr lange an, wirklich sehr lange. Vielleicht eine geschlagene Minute.

»Warum nicht?« fragte Salid schließlich.

»Mit einem Gewehr?« Brenner kreischte fast. »Ich verstehe Sie richtig, ja? Sie … Sie glauben, daß dort vorne das absolute Böse auf uns wartet. DerTeufel in Person. Scheijtan, wie Sie ihn nennen. Und Sie wollen ihn erschießen?«

»Wenn Sie einen besseren Vorschlag haben … « Salid lächelte auf eine sehr seltsame, schwer zu deutende Weise, sah eine Sekunde lang auf sein Gewehr hinab und deutete dann mit einer Kopfbewegung auf Johannes. »Wer weiß… vielleicht ist er unsere Waffe. Vielleicht ist auch alles ganz anders … Wollen Sie umkehren?«

Die Frage überraschte Brenner, obwohl er sich eingestehen mußte, daß er sie im Grunde provoziert hatte. Er antwortete auch nicht sofort darauf; das impulsive Kopfschütteln, zu dem er ansetzte, war eher Gewohnheit, eine Reaktion, die er, geschult durch tausend Actionfilme und – romane, auf eine

Frage wie diese selbst von sich erwartete. Nicht die Wahrheit. Nicht einmal annähernd die Wahrheit. Er wollte nicht hier sein. Ganz bestimmt nicht. Er wollte umkehren.

Aber wie konnte er das?

»Ja«, sagte er. »Aber ich fürchte, es geht nicht darum, was ich will.«

Er ging weiter, bevor Salid noch einmal widersprechen konnte und auch weil er die Kälte nicht mehr lange ertragen würde. Das Gefühl war in seine Hände und Füße zurückgekehrt; allerdings hätte er darauf gerne verzichtet. Die Luft, die er atmete, war mittlerweile zu scharfkantigen Splittern zerbrochen. Er hatte das Gefühl, von innen heraus zu Eis zu erstarren. Seine Schuhe erzeugten knirschende Geräusche auf dem Schnee, und er hörte den Hufschlag noch immer. Vielleicht war es nichts als das Geräusch seines eigenen Herzens, das in seinen Ohren dröhnte.

Es war nicht sein eigener Puls, aber es war auch kein Hufschlag. Sie traten nebeneinander um die nächste Biegung, und als die Bäume vor ihnen zurückwichen, erkannte Brenner zweierlei: Der Weg war nicht mehr annähernd so weit gewesen, wie er befürchtet hatte. Das Kloster lag als schwarzer Schattenriß vor ihnen, vielleicht noch fünfzig, vielleicht auch hundert Meter entfernt, aber nicht weiter. Er konnte sich kaum daran erinnern, wie es ausgesehen hatte, und trotzdem erschien ihm der Umriß verändert. Was er sah, war nicht das geometrische Profil eines von Menschenhand geschaffenen Bauwerkes, sondern die zerfurchte Silhouette eines Gebirges, auf das ein tollwütiger Riese mit einer Axt eingeschlagen hatte. Die Explosion mußte zu größeren Zerstörungen geführt haben, als ihm bis jetzt klar gewesen war.

Das zweite, was er begriff, nur einen Sekundenbruchteil später und mit einem Gefühl abgrundtiefen Schreckens, war die wirkliche Ursache des Geräusches, das Salid und er gehört hatten. Sie hörten es noch immer, und es gewann jetzt rasend schnell an Lautstärke. Aber es war kein Hufschlag. Es war das Geräusch eines Helikopters, der wie ein mythisches Ungeheuer aus einer längst vergessen geglaubten Zeit hinter den zerfurchten Schatten der Ruine auftauchte und Kurs auf Salid, Johannes und ihn nahm.

Nachdem das Motorengeräusch verstummt war, hatte sich eine fast unheimliche Stille im Inneren des Hubschraubers ausgebreitet. Kenneally war wie gelähmt. Was er gehört hatte, war absurd; einfach lächerlich – trotz allem, was er erlebt hatte, so grotesk, daß er am liebsten vor Lachen laut losgebrüllt hätte. Aber ihm war nicht nach Lachen zumute. Alles, was er fühlte, war eine tiefe, saugende Leere, die plötzlich in seinem Inneren klaffte und in der alle seine Gefühle und Empfindungen wie in einem sich immer schneller drehenden schwarzen Strudel verschwanden.

»Werden Sie es tun?« fragte Adrianus endlich. Seit sie gelandet waren und der Pilot die Motoren abgeschaltet hatte, waren sicherlich fünf Minuten vergangen; vielleicht mehr. Kenneallys Zeitgefühl war ebenso stehengeblieben wie seine und Adrianus' Armbanduhr. Vielleicht war es auch eine Stunde, vielleicht nur Sekunden. Möglicherweise gab es auch so etwas wie Zeit schon nicht mehr. Es hätte längst hell werden müssen, aber auf der anderen Seite der bullaugenartigen Fenster herrschte noch immer tiefste Dunkelheit. Jemand hatte eine schwarze Decke über den Himmel gezogen und das Licht ausgesperrt.

Kenneally schwieg. Seine Finger strichen über das Metall der Waffe, die quer über seinen Knien lag, aber er fühlte die kühle Glätte kaum. Er war nicht ganz sicher, daß er überhaupt verstand, was Adrianus meinte.

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