Zerfetzte Flaggen: Leutnant Richard Bolitho in der Karibik
Zerfetzte Flaggen: Leutnant Richard Bolitho in der Karibik читать книгу онлайн
1777 — Aus der Rebellion der amerikanischen Kolonien ist ein erbitterter Krieg gegen England geworden, der die Royal Navy vor eine harte Bew?hrungsprobe stellt. Als blutjunger Offizier nimmt Richard Bolitho an den gef?hrlichen Eins?tzen des mit 80 Kanonen best?ckten Linienschiffs Trojan und den dramatischen Seegefechten in den Gew?ssern der Bahamas teil. Nach der Eroberung einer Brigg erh?lt er das Kommando ?ber diese Prise und damit die Gelegenheit, sich durch einen weiteren gewagten Handstreich ruhmreich auszuzeichnen.
Внимание! Книга может содержать контент только для совершеннолетних. Для несовершеннолетних чтение данного контента СТРОГО ЗАПРЕЩЕНО! Если в книге присутствует наличие пропаганды ЛГБТ и другого, запрещенного контента - просьба написать на почту [email protected] для удаления материала
Leutnant Quinn kam an Deck und tippte grüßend an seinen Hut.»Ich soll Sie ablösen, Sir.»
Er blickte von Bolitho zu der prallen Masse der Segel auf. Bo-litho beabsichtigte, nur rasch zum Essen hinunterzugehen, besonders da er auf Pears Reaktion gespannt war. Für den Sechsten Offizier jedoch — achtzehn Jahre alt — bedeutete dies eine endlose Zeit furchteinflößender Verantwortung, denn er hatte das Geschick der Trojan in Händen, so lange er als Wachhabender auf dem Achterdeck auf und ab ging.
Bolitho wollte ihn beruhigen, nahm dann aber davon Abstand. Quinn mußte lernen, auf eigenen Füßen zu stehen. Jeder Offizier, der sich in brenzligen Situationen auf die Hilfe anderer verließ, war später auch in wirklichen Krisen hilflos.
Er folgte Cairns zum Niedergang, während Quinn sich mit dem Überprüfen des Logbuchs und beim Kontrollieren des Kompasses wichtig tat.
Cairns sagte leise:»Er wird später ganz in Ordnung sein, braucht halt noch Zeit.»
Bolitho saß an der Messetafel, während Mackenzie und Logan sich bemühten, das Mahl einigermaßen ansehnlich erscheinen zu lassen: Salzfleisch, zusammengekocht mit Haferbrei, dazu Schiffszwieback mit schwarzem Sirup und so viel Käse, wie jeder vertragen konnte. Außerdem gab es eine großzügige Zuteilung von Rotwein, der mit dem letzten Konvoi in New York angekommen war. Nach Probyns gerötetem Gesicht zu urteilen, hatte er ihm fleißig zugesprochen.
Jetzt starrte er hinüber zu Bolitho und fragte heiser:»Was war das für ein Gequatsche über Segel? Da ist wohl jemand nervös geworden und hat Gespenster gesehen, was?«Er lehnte sich vor und sah sich beifallheischend um.»Mein Gott, wie hat sich die Flotte verändert!»
Bunce saß am Kopf der Tafel und sprach mit tiefer Stimme, ohne aufzublicken:»Es ist nicht Sein Werk, Mr. Probyn. Er hat keine Zeit für die Gottlosen.»
Sparke sagte unbeteiligt:»Dieser verdammte Fraß ist Schweinefutter. Ich werde einen neuen Koch auftreiben, bei erster Gelegenheit. Dieser Schurke müßte am Strick baumeln, anstatt uns zu vergiften.»
Das Schiff holte stark über, und alle hielten Teller und Gläser fest, bis es sich wieder aufrichtete.
Bunce zog seine Uhr aus der Tasche und sah nach, wie spät es war. Bolitho fragte ruhig:»Der Nebel, Mr. Bunce — wird er kommen?»
Thorndike, der Schiffsarzt, hörte es und lachte schallend.
«Wirklich, Erasmus! Nebel, bei diesem Wind!»
Bunce ignorierte ihn.»Morgen. Wir müssen beidrehen, hier ist's zu tief zum Ankern. «Er schüttelte sein mächtiges Haupt.»Zeit verloren, nicht wieder einzuholen.»
Er hatte genug gesprochen und erhob sich. Als er an Probyns Stuhl vorbeikam, sagte er mit seiner tiefen Stimme:»Dann werden wir Zeit haben und sehen, wer nervös wird.»
Probyn schnippte mit den Fingern nach mehr Wein und rief ärgerlich:»Er wird auf seine alten Tage wunderlich!«Er lachte laut, aber niemand stimmte ein.
Hauptmann d'Esterre musterte Probyn kalt.»Wenigstens scheint er den Herrn auf seiner Seite zu haben. Was haben Sie vorzuweisen?»
In seinem Salon darüber saß Kapitän Pears an der großen Tafel, eine Serviette in sein Halstuch gesteckt. Er hörte den Ausbruch des Gelächters aus der Messe und sagte zu Cairns:»Sie sind fröhlicher auf See, nicht?»
Cairns nickte.»Scheint so, Sir. «Er beobachtete Pears gebeugten Kopf und wartete auf dessen Schlußfolgerungen oder Gedanken.
Dieser sagte:»Allein oder im Verband, der Schoner ist eine Bedrohung für uns. Wenn wir doch wenigstens als Sicherung eine Brigg oder ein Kanonenboot hätten, um uns diese Wölfe vom Hals zu halten. So wie es jetzt ist.«. Er hob die Schultern.
«Darf ich einen Vorschlag machen, Sir?»
Pears schnitt sich ein kleines Stück Käse ab und betrachtete es zweifelnd.
«Deswegen sind Sie ja wohl zu mir gekommen. «Er lächelte.»Schießen Sie los.»
Cairns legte die Hände auf den Rücken, seine Augen glänzten sehr hell.
«Sie haben des Masters Meinung über die Aussicht auf Nebel gehört, Sir?»
Pears nickte.»Ich kenne diese Gewässer auch. Nebel ist hier häufig genug, obwohl ich es nicht wagen würde, im Augenblick eine so bestimmte Voraussage zu machen. «Er schob den Käse beiseite.»Aber wenn der Master so etwas sagt, trifft es gewöhnlich zu.»
«Wir werden also beigedreht liegen müssen, bis es wieder aufklart.»
«Ich habe das schon in Betracht gezogen. Verdammter Mist!»
«Aber genau das wird auch unser Bewacher tun, einmal zu seiner eigenen Sicherheit, dann auch aus Angst, uns zu verlieren. Der Nebel könnte unter Umständen ein Bundesgenosse für uns sein. «Er zögerte, um des Kommandanten Reaktion zu ergründen.»Wenn wir ihn aufspüren und entern…«Er schwieg.
«Was, um Gottes willen, Mr. Cairns, schlagen Sie da vor? Daß ich Boote aussetzen, sie mit ausgebildeten Leuten bemannen und dann in diesen gottverdammten Nebel hinausschicken soll? Nein, Sir, sie würden in den sicheren Tod fahren!»
«Wahrscheinlich liegt da außer dem Schoner noch ein weiteres Fahrzeug. «Cairns sprach mit plötzlicher Dickköpfigkeit.»Sie werden also Lichter zeigen. Mit der nötigen Vorsicht und mit einem guten Bootskompaß müßte ein Angriff Aussicht auf Erfolg haben. «Er machte eine Pause, da er Zweifel in Pears Augen sah.»Er brächte uns ein zusätzliches Schiff ein, wahrscheinlich auch Informationen über die Tätigkeit oder die Absichten der Kaperer.»
Pears lehnte sich zurück und starrte ihn grimmig an.»Sie sind ein Mann mit Ideen, das muß ich sagen.»
Cairns entgegnete:»Der Vierte Offizier hat mir diese Idee in den Kopf gesetzt, Sir.»
«Das hätte ich mir denken können. «Pears stand auf und trat an eins der Fenster; seine stämmige Figur bildete dabei einen Winkel zum Deck, der der Krängung des Schiffes entsprach.»Verdammtes Pack aus Cornwall! Alles Piraten und Strandräuber! Wußten Sie das nicht?»
Cairns Gesicht blieb unbewegt.»Meines Wissens war Falmouth, Mr. Bolithos Heimatort, die letzte Stadt, die für König Charles gegen Cromwell und das Parlament kämpfte, Sir.»
Pears lächelte grimmig.»Guter Einwand! Aber dieser Plan ist mehr als gefährlich. Wahrscheinlich finden wir die Boote nie wieder, oder sie können den Feind nicht erreichen, geschweige denn ihn kapern.»
Cairns beharrte auf seiner Version.»Der Nebel muß das andere Schiff lange vor uns erreichen. Ich würde vorschlagen, daß wir dann so nahe wie möglich auf schließen, und zwar mit jedem Fe t-zen Tuch, bevor es gänzlich abflaut.»
«Aber wenn der Wind gegen uns dreht?«Pears hob die Hand.»Stopp, Mr. Cairns. Ich sehe die Enttäuschung in Ihrem Gesicht, aber es ist meine Verantwortung. Ich muß alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.»
Auf Deck und vor den Kajütstüren ging das Leben seinen gewohnten Gang. Das Rasseln einer Pumpe, das Scharren von Füßen über ihren Köpfen, wenn die Leute der Wache beim Brassen hin und her liefen.
Dann meinte Pears langsam:»Immerhin hat der Plan das Überraschungsmoment für sich. «Er überlegte.»Bitte sagen Sie dem Master, er möchte zu uns in den Kartenraum kommen. «Er lachte leise in sich hinein.»Obwohl er schon dort ist, wie ich ihn kenne.»
Auf dem vom Wind gepeitschten Achterdeck beobachtete Bo-litho mit vom Salzwasser schmerzenden Augen die Leute bei der Arbeit in der Takelage. Bald Zeit zum Reffen, dachte er. Muß dem Captain Bescheid sagen. Vorhin hatte er Pears und Cairns in den Kartenraum gehen sehen, der neben Bunces Kabine lag.
Einen Augenblick später trat Cairns wieder in den Sprühregen heraus, zu Bolithos Erstaunen ohne Hut, etwas ganz Ungewöhnliches, da er sonst immer peinlich korrekt gekleidet war.
«Weitere Meldungen vom Ausguck?»
«Aye, Sir.»
Bolitho duckte sich, als eine Bö den Gischthagel eines Brechers über das Schiff peitschte, der sie beide durchnäßte. Cairns nahm kaum Notiz davon.
Bolitho berichtete rasch, bevor der nächste Brecher sie erreichte:»Wie vorher. Der Fremde hält sich in Luv von uns, Peilung unverändert.»
«Ich werde dem Kommandanten berichten«, sagte Cairns und fügte dann hinzu:»Nicht nötig, da ist er ja.»