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Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos

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Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos
Название: Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos
Автор: Kent Alexander
Дата добавления: 16 январь 2020
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Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos - читать бесплатно онлайн , автор Kent Alexander

1804 — Im Herbst steht England allein gegen die Flotten Frankreichs und Spaniens. Wieder einmal h?ngt die Drohung einver Invasion ?ber der Insel. Um die Spanier zu schw?chen, wird Vizeadmiral Sir Richard Bolitho in die Karibik entsandt, wo er deren reichbeladenen Sibergaleeren kapern soll. Dabei k?mpft Bolitho so todesmutig, als h?tte er nichts mehr zu verlieren. Die Zerr?ttung seiner Ehe und seine drohende Erblindung haben ihn in tiefe Depressionen gest?rzt…

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Das Deck ruckte abermals, und Bolitho hörte schwere Trümmer im Zimmermannsgang poltern, wo Männer wie in einer Rattenfalle ertrunken waren.

Das Orlop und all die anderen Verschlage und Magazine hier unten waren seit dreiunddreißig Jahren in völliger Dunkelheit geblieben. Als man das alte Schiff nach hastiger Überholung wieder in Dienst stellte, hatte die Werft hier höchstwahrscheinlich einiges übersehen. Ungesehen und unentdeckt fraß die Fäule, der Schwamm, an Planken und Spanten bis hinunter zum Kielschwein. Das Bombardement durch die San Mateo hatte ihr nur den Gnadenstoß versetzt.

Bolitho ließ Allday die Luke schließen und bahnte sich den Weg nach oben.

Viele Erinnerungen würden mit diesem Schiff untergehen: an Adam als Fähnrich, an Cheney, die er hier geliebt hatte. So viele Namen und Gesichter. Einige von ihnen waren jetzt dort draußen in dem angeschlagenen Geschwader und sicherten die Prisen nach ihrem Sieg. Vielleicht beobachteten sie jetzt die sinkende

Hyperion und erinnerten sich, welch stolzes Schiff sie einst gewesen war. Während die Jungen wie Fähnrich Springett… Er fluchte und hielt sich die Hand vor Augen. Nein, auch er war tot wie so viele andere, an die er sich nicht mehr erinnern konnte.

Allday murmelte:»Ich glaube, wir sollten lieber.»

Das Schiff schüttelte sich. Bolitho meinte, jetzt auch schon im Orlop glitzerndes Wasser zu sehen. Es sickerte durch die Decksplanken und würde bald das Blut von Minchins Behelfstisch schwemmen.

Sie kletterten ein Deck höher und sprangen zur Seite, als ein großer Zweiunddreißigpfünder lebendig wurde und wie von unsichtbaren Händen gestoßen seine Stückpforte rammte. Laden! Ausrennen! Feuern! Bolitho konnte beinahe die den Schlachtenlärm übertönenden Befehle hören.

Auf dem Achterdeck warteten Keen und Jenour. Der Kommandant meldete sachlich:»Schiff ist geräumt, Sir Richard. «Er hob den Blick. Im nachmittäglichen Sonnenschein hing dort noch Bolithos Flagge.»Soll ich sie niederholen lassen?»

Bolitho trat an die Reling und packte das Holz, wie er es viele Male als Kommandant getan hatte und dann als Admiral.»Nein, Val. Das Schiff hat unter meiner Flagge gekämpft, es soll mit ihr untergehen.»

Er blickte zur spanischen Asturias hinüber. Sie schien nun viel höher aus dem Wasser zu ragen. Jetzt konnte er mehr von ihren Schäden sehen, von den Wunden, welche die Breitseiten der Hyperion geris sen hatten.

Dann wandte er sich wieder dem Batteriedeck und seinen Gefallenen zu. Sie hatten den Feind erfolgreich abgewehrt und zerstreut. Auch Parris mit der Pistole, die er als letzten Ausweg gewählt hatte. Wenn man die treibenden Schiffe und die verlassenen Leichen betrachtete, wurde es ein fraglicher Sieg.

Bolitho flüsterte:»Mein Schiff…«Er sprach, als wäre er allein.»Wieder eine Hulk, aber diesmal in Ehren!«Dann stieß er sich von der Reling ab.»Ich bin soweit.»

Es dauerte noch eine ganze Stunde, ehe Hyperion untertauchte.

Sie sank langsam über den Bug. Bolitho, der auf dem Achterdeck des Spaniers stand, hörte das Wasser gierig in die Pforten laufen und Trümmer mit sich reißen, um dem Schiff den Rest zu geben. Selbst die spanischen Gefangenen, die sich am Schanzkleid versammelt hatten und zusahen, waren merkwürdig still.

Hängematten lösten sich aus ihren Netzen und schwammen auf. Beim Ruderrad drehte sich ein Leichnam auf den Rücken, als ob er sich nur totgestellt hätte.

Bolitho merkte, daß er seinen Degengriff fest gegen den Fächer in seiner Tasche preßte.

Soviel verschwand mit der Hyperion. Ihm stockte der Atem, als die See unaufhaltsam dem Achterdeck entgegenrollte, bis nur noch die Poop, das Podest des Wachhabenden, und vorn die Mastspitze mit seiner Flagge herausragten.

Ihm fielen die Worte des gefallenen Naylor ein: Hyperion machte den Weg für die anderen frei, wie sie es immer getan hatte.

Laut sagte er:»Es gibt keine bessere als dich, old Lady!»

Im nächsten Augenblick war sie verschwunden. Nur Schaum und Treibgut blieben zurück, als sie kopfüber ihre letzte Reise zum Meeresgrund antrat.

Epilog

Am Rand der Klippe hielt Bolitho inne und spähte über die Bucht von Falmouth. Es lag noch kein Schnee, aber der Wind, der das Kliff umbrauste und unten Gischt hochriß, war bitterkalt. Die niedrigen, dickbäuchigen Wolken versprachen Graupel noch vor der Dunkelheit.

Bolitho fühlte den Wind an seinen mit Salz und Regen getränkten Haaren zerren. Er hatte eine kleine Brigg beobachtet, die sich vom Heiford River durchschlug, sie aber aus den Augen verloren in dem winterlichen Dunst, der wie Rauch von der See hereinkam. Kaum zu fassen, daß morgen der erste Tag eines neuen Jahres war und daß er selbst nach seiner Rückkehr noch immer ein Gefühl des Verlustes und der Ungläubigkeit verspürte. Als Hyperion untergegangen war, hatte er sich damit zu trösten versucht, daß weder ihr Ende noch der Tod so vieler Männer vergebliche Opfer gewesen waren. Hätte sich das spanische Geschwader der Vereinigten Flotte Villeneuves in Cadiz anschließen können, wäre Nelson wohl in die Rolle des Verlierers gedrängt worden.

Bolitho hatte sich schließlich auf der Fregatte Tybalt zur Reise nach Gibraltar eingeschifft und Herrick die Führung des Geschwaders überlassen, obwohl die meisten Schiffe unverzüglich eine Werftliegezeit benötigt hätten.

Beim Felsen hatten ihn die Ereignisse dann überrascht. Die Vereinigte Flotte war ausgebrochen, ohne auf weitere Unterstützung zu warten. Aber — ob nach Anzahl der Schiffe unterlegen oder nicht — Nelson hatte einen überragenden Sieg errungen. In einer einzigen Schlacht hatte er zwei Drittel der spanisch-französischen Flotte vernichtet oder gekapert und dadurch jede Hoffnung Napoleons vereitelt, in England Fuß zu fassen. Aber die Schlacht vor Kap Trafalgar hatte Nelson das Leben gekostet. Trauer senkte sich über die ganze Flotte, und auch an Bord der Tybalt, wo keiner der Männer Nelson jemals gesehen hatte, waren alle so erschüttert, als ob sie einen Freund verloren hätten. Der Sieg selbst wurde völlig von Nelsons Tod überschattet, und als Bolitho schließlich Plymouth erreichte, entdeckte er, daß die Trauer auch in England die gleiche war.

Zu Bolithos Füßen kochte die See. Er wickelte sich enger in seinen Umhang.

Er dachte an Nelson, den Mann, den er so gern getroffen hätte, um mit ihm von Seemann zu Seemann zu reden. Wie ähnlich ihrer beider Leben verlaufen war, gleich Parallelen auf dem Papier. Er entsann sich, Nelson einmal gesehen zu haben, während des unglückseligen Angriffs auf Toulon, aber nur aus der Ferne, an Bord des Flaggschiffs. Er hatte Bolitho zugewinkt, ein eher schmächtiger junger Kapitän, der später die Welt verändern sollte. Sonderbar, das Flaggschiff, auf dem sich Nelson damals Befehle holte, war seine spätere Victory. Bolitho gedachte auch der wenigen Briefe, die er von ihm erhalten hatte, alle während der letzten Monate auf der Hyperion. In seiner eigenartig schrägen Handschrift, die er sich nach dem Verlust des rechten Arms angewöhnt hatte:»Dort werden Sie entdecken, wie eifrig sie ihre Kriege mit Worten und Papier ausfechten, statt mit Kanonen und hartem Stahl…«Nelson hatte gegen hochtrabenden Pomp nie ein Blatt vor den Mund genommen.

Und dann jener Hinweis, so schicksalhaft für Bolitho, als er Hyperion zum Flaggschiff verlangt hatte und sie ihm nur widerstrebend gegeben wurde:». Man gebe Bolitho jedes Schiff, das er verlangt. Er ist Seemann, kein Landmann. «Bolitho war froh, daß wenigstens Adam ihn getroffen hatte.

Er schaute zurück auf den windumtosten Felsenpfad, der nach Pendennis Castle führte. Die Befestigungsanlagen waren teilweise von Dunst oder niedrigen Wolken verborgen, der Rest sah grau und bedrohlich aus. Er wußte nicht mehr, wie lange er schon spazieren gegangen und warum er überhaupt hierher gekommen war. Auch nicht, ob er sich jemals so allein gefühlt hatte.

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