Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos
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1804 — Im Herbst steht England allein gegen die Flotten Frankreichs und Spaniens. Wieder einmal h?ngt die Drohung einver Invasion ?ber der Insel. Um die Spanier zu schw?chen, wird Vizeadmiral Sir Richard Bolitho in die Karibik entsandt, wo er deren reichbeladenen Sibergaleeren kapern soll. Dabei k?mpft Bolitho so todesmutig, als h?tte er nichts mehr zu verlieren. Die Zerr?ttung seiner Ehe und seine drohende Erblindung haben ihn in tiefe Depressionen gest?rzt…
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Parris sah ihn traurig an.»Ja, wir beide. Ich wollte es Ihnen beichten, wenigstens Ihnen. Wegen allem, was Sie für mich und für dieses Schiff getan haben. Und weil Sie wegen meiner Torheit soviel zu erdulden hatten.»
Bolitho hätte mit Zorn und Widerwillen reagieren müssen. Aber er gehörte seit seinem zwölften Lebensjahr der Navy an, und was er in dieser Zeit nicht gesehen hatte, das gab es nicht. Daher meinte er nur gelassen:»Gut, nun haben Sie's mir ja erzählt. «Beruhigend berührte er Parris' Schulter.»Ich spreche gleich mit dem Chirurgen.»
Das Deck erzitterte abermals. Zerbrochene Blöcke und fortgeworfene Handwaffen rollten klappernd das Seitendeck hinunter. Endlich kam Blachford an Deck, das Gesicht so weiß wie ein Laken. Bolitho konnte sich vorstellen, wie es im Orlop für ihn gewesen sein mußte.
«Können Sie hier an Deck operieren?»
Blachford nickte.»Hiernach kann mich nichts mehr schrecken.»
Keen hinkte herbei und meldete: «Benbow hat bestätigt, Sir Richard. Konteradmiral Herricks wünscht alles Gute und bietet Ihnen jegliche Hilfe an.»
Bolitho winkte ab.»Nicht nötig, vielen Dank. «Hauptsache, Thomas war am Leben und unverletzt.
Keen sah, daß sich Blachford über seine Tasche beugte. Es hätte jeden von uns erwischen können, dachte er, oder alle zusammen.
Schnell sagte er, damit Parris es noch hörte:»Sechs Spanier haben die Flagge gestrichen, einschließlich der Intrepido, die als letzte vor Tybalt kapitulierte.»
Es gab einen Knall. Einer der Festmacher brach, mit denen beide Schiffe zusammengelascht waren, und Keen bemerkte besorgt:»Sie zieht schon zu sehr an der Asturias, Sir Richard.»
Der sah sich um.»Ich weiß. Wo ist Allday?»
Ein Seemann antwortete im Vorbeigehen:»Unten, Sir Richard.»
Bolitho nickte.»Kann mir schon denken, warum.»
Blachford verkündete:»Ich bin soweit.»
In diesem Augenblick knallte es nochmals laut, doch diesmal war es ein Pistolenschuß. Bolitho und die anderen fuhren herum und starrten auf Parris nieder, dessen Arm an Deck fiel. Er hatte die rauchende Pistole noch in der Hand.
Blachford schloß seine Tasche wieder.»Vielleicht war es die bessere Lösung, besser als meine. Für solch einen mutigen jungen Mann wäre das Leben als Krüppel unerträglich gewesen.»
Bolitho nahm den Hut ab und schritt zur Achterdeckstreppe.
«Laßt ihn an Bord. Er ist hier in guter Gesellschaft.»
Rotröcke tummelten sich an Deck. Major Adams, ohne Kopfbedeckung, aber anscheinend unversehrt, bellte seine Befehle. Bolitho sagte:»Die Verwundeten zuerst, Major. Alles hinüber auf den Spanier, danach. «Er sprach nicht weiter.
Statt dessen drehte er sich um und sah die Benbow, begleitet von der Capricious, auf ihrer freien Seite passieren. Jetzt jubelten sie nicht, denn der Anblick der sterbenden Hyperion verschloß ihnen wohl den Mund. War es Einbildung, oder lagen die muskulösen Schultern ihrer Galionsfigur schon tiefer überm Wasser? Bolitho starrte nach vorn, bis sein verletztes Auge pochte.
Er konnte an nichts anderes mehr denken. Hyperion steckte die Nase weg und ging langsam unter. Sie konnten nicht einmal mehr ankern, denn die See war hier bodenlos tief. Und wie hätten sie ihre Position markieren sollen?
Männer arbeiteten geschäftig um ihn herum, aber wie bei seiner
Flaggenhissung erkannte er ihre Gesichter nicht. Er tastete nach dem Fächer in seiner Tasche. Wenigstens sie war noch bei ihm.
Dann erblickte er Rimer, den durchtriebenen Meistersgehilfen, der ihn beim Handstreich auf das Schatzschiff begleitet hatte. Mit glasigen Augen lehnte er unbeweglich an einem Poller, so wie ihn die Kugel getroffen hatte. Korporal Loggie lag mit ausgebreiteten Armen über einem toten Seesoldaten, den er in Sicherheit hatte bringen wollen, als auch ihn ein Scharfschütze traf. Die ersten Verwundeten wurden durch eine Ladeluke an Deck gehievt. Einige schrien, als ihre Wunden dabei aufbrachen, doch die meisten stierten nur wie der tote Rimer vor sich hin. Sie hatten nicht erwartet, jemals das Tageslicht wiederzusehen.
Auch Allday tauchte auf und brachte Ozzard mit.»Er hockte noch im Laderaum, Sir Richard. «Und mit einem gezwungenen Grinsen:»Wußte wohl nicht, daß das Gefecht vorbei war. «Was er nicht erzählte: Er hatte Ozzard auf der Leiter sitzend vorgefunden, Bolithos Degen an die Brust gedrückt und in das schwarze Wasser starrend, das ihm im Widerschein der letzten Laterne langsam entgegenstieg. Ozzard hatte sich nicht retten wollen.
Bolitho legte dem kleinen Mann die Hand auf die Schulter.»Ich bin sehr froh, dich zu sehen.»
Ozzard entgegnete wie betäubt:»Aber alle Möbel. Und das Weinschränkchen von Ihrer Ladyschaft. «Er seufzte.»Alles verloren.»
Keen kam wieder.»Bedaure, wenn ich Sie belästigen muß, Sir Richard, aber.»
«Ich verstehe, Val. Tun Sie nur weiter Ihre Arbeit, ich kümmere mich um das Schiff. «Keen schluckte seinen Protest herunter, als Bolitho fortfuhr:»Schließlich kenne ich es besser als ihr alle.»
Da trat Keen zurück und zeigte auf die Festmacheleinen zum Spanier, die sich unter dem Gewicht der sinkenden Hyperion bis zum Brechen strafften.»Aber die Zeit wird knapp.»
«Ich weiß. Fiert die Leinen. «Und wie zu sich selbst:»Ich habe noch nie ein Schiff verloren.»
Minchin näherte sich mit einem seiner Gehilfen. Beider Kleidung war dunkel von Blut, und jeder trug eine Tasche. Der Arzt sagte:»Bitte um Erlaubnis, das Schiff mit den Verwundeten verlassen zu dürfen, Sir Richard.»
«Erlaubnis erteilt. Und vielen Dank.»
Minchin rang seinem verwüsteten Gesicht ein Grinsen ab.»Selbst die Ratten haben sich davongemacht.»
Bolitho wandte sich an Ozzard:»Geh mit den anderen.»
Ozzard drückte den Degen an sich.»Nein, Sir Richard, ich bleibe noch.»
Bolitho war einverstanden.»Dann aber hier, an Deck. «Er sah Allday an.»Kommst du mit?»
Der betrachtete ihn verzweifelt. Mußte Bolitho wirklich dort hinunter? Doch laut erwiderte er:»Habe ich Sie jemals alleingelassen?»
Sie begaben sich nach achtern und stiegen durch den ersten Niedergang ins untere Batteriedeck. Viele Stückpforten waren noch verriegelt, doch die meisten an Backbord hatte die Detonation aufgedrückt und die Kanonen aus ihren Laschings gerissen. Hier gab es nur wenige Tote, denn Keen hatte das Deck beim Sturm auf den Spanier entvölkert. Aber einige lagen so da, als ob sie des rauchigen Lichts wegen die Vorbeigehenden aus zusammengekniffenen Augen betrachteten. Darunter ein halber Mann, von einer Kugel glatt entzweigerissen, als er mit dem Schwamm zu seinem Geschütz rannte. Überall war Blut. Obwohl die Wände stets vorsorglich rot gestrichen wurden, hob es sich deutlich ab. Leutnant Priddie, zweiter Vorgesetzter im unteren Batteriedeck, lag auf dem Gesicht, sein Rücken war von langen Holzsplittern durchbohrt, welche die Kugeln aus den Planken gefetzt hatten. Seine Faust hielt noch den Degen.
Über eine weitere Leiter ging es hinunter ins Orlop, wo sich Bolitho unter den niedrigen Balken ducken mußte. Hier brannten noch ein oder zwei Laternen. Die Toten waren aufgereiht und mit Segeltuch bedeckt. Andere lagen noch um den blutigen Tisch herum, so wie sie gestorben waren, während sie warteten.
Sie hörten beide, daß oben ein schwerer Gegenstand zu Boden fiel und wie lebendig über die zernarbten Planken rollte. Allday flüsterte:»Barmherziger!»
Bolitho sah ihn an. Es mußte eine Zweiunddreißigerkugel sein, die aus ihrem Kranz gesprungen war und nun zielstrebig dem Bug entgegentrudelte.
Sie blieben an der letzten Ladeluke stehen, und Allday nahm den Bezug ab. Dies war eine der Luken, in denen Ozzard immer Wache hielt, wenn das Schiff im Gefecht stand. Bolitho kniete nieder, während Allday neben ihm die Laterne senkte. Sie hatten erwartet, Wasser zwischen den Fässern, Kisten und Möbeln glitzern zu sehen. Aber es war schon alles überflutet. Fässer schwammen auf der dunklen Brühe, die einen Seesoldaten umplätscherte, der sterbend die Leiter umklammert hatte: ein Posten aufwache gegen entsetzte Menschen, die vor der Schlacht hier hinunter fliehen wollten. Vielleicht hatte sogar einer von diesen ihn umgebracht.