Feind in Sicht: Kommandant Bolithos Zweikampf im Atlantik
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1795 — in der Biskaya: Kurz nach seiner Hochzeit mit Cheney mu? Richard Bolitho mit seiner «Hyperion» und einer noch unerprobten Mannschaft auslaufen, um die britische Blockade der Seeh?fe Frankreichs zu verst?rken. Ein grausames Verbrechen, dem Kapit?n Bolitho unt?tig zusehen mu?, macht ihn zum Todfeind des franz?sischen Admirals Lequiller; ?ber Tausende von Seemeilen jagt er ihn bis nach Westindien und wieder zur?ck in spanische Gew?sser, ehe er ihn endlich in der Biskaya stellen und in einem m?rderischen Seegefecht bezwingen kann.
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Nur wenige blieben lustlos und schweigsam, und Bolitho führte das eher auf die eisige Morgenluft und die reichlich mit Rum gewürzte Verpflegung des vergangenen Tages als auf eine latente Mißstimmung zurück.
Es schauderte ihn, und er ging schnell zum Kompaß. Im schwachen Licht der Lampe sah er die Nadel zwar beben, aber stetig Nordnordost anzeigen. Mit etwas Glück konnten sie die Ithuriel gegen Mittag treffen. Wenn es nichts zu berichten gab, mochte die Zeit reichen, diese seltene Freiheit zu nutzen, um weiter nach Norden über die Gironde-Mündung hinaus zu segeln. Denn trotz des Selbstvertrauens des Kommodore und seiner offensichtlichen Überzeugung, daß eine mögliche Prise oder ein Blockadebrecher nur von Süden zu erwarten waren, wo er seine beiden anderen Fregatten eingesetzt hatte, wußte Bolitho aus Erfahrung, daß die Franzosen nur selten Entgegenkommen zeigten, wenn es darum ging, zu ihrer eigenen Niederlage beizutragen.
Inch kam heran und griff an seinen Hut.»Soll ich die Bramsegel setzen lassen, Sir?«Auch er wirkte munterer und lebhafter als sonst.
Bolitho schüttelte den Kopf.»Sie können die Leute zum Frühstück entlassen, Mr. Inch. Sie haben hart gearbeitet und in der frischen Luft sicher einen gesunden Appetit entwickelt. «Er überlegte flüchtig, ob gepökeltes Schweinefleisch und eisenharte Schiffszwiebäcke bei der Hälfte der Leute nicht Übelkeit verursachen würde, fügte aber hinzu:»Wir wollen mehr Leinwand setzen, sobald es hell wird. «Er nickte Inch zu und ging dann in seine Kajüte.
Unten warf er den abgetragenen Uniformrock auf einen Stuhl und setzte sich an den Schreibtisch. Petch hatte ihm einen Teller und dampfend heißen Kaffee hingestellt und war dabei, in der Pantry das Frühstück für seinen Herrn zuzubereiten. Selbst Petch schien sich mit der Gewohnheit seines Herrn abgefunden zu haben, die Mahlzeiten am Schreibtisch statt am Eßtisch einzunehmen.
Aber Bolitho saß gern in der Kajüte mit nichts als den großen Heckfenstern zwischen sich und der offenen See. Manchmal konnte er das Schiff mit seiner rastlosen Besatzung aus den Gedanken verbannen und einfach hinaus in die Ferne blicken. Es war reiner Trug, bot ihm aber einen gewissen Trost, wenn er ihn am meisten brauchte.
Heute war es noch zu dunkel, um mehr als das weiße, schäumende Kielwasser zu sehen. Aber im Augenblick war er zufrieden. Etwas zu unternehmen, was es auch war, war besser, als nichts zu tun. Er lauschte auf die Geräusche um sich herum: das vibrierende Knarren der Ruderanlage, das Gurgeln und Klatschen des Wassers, das Seufzen und Brausen des Windes in der Takelage, während das Schiff Fahrt vermehrte und dem unsichtbaren Land entgegensegelte.
Petch stellte das Frühstück auf den Schreibtisch und trat zurück, um Bolithos Reaktion zu beobachten. Eine Scheibe fettes Schweinefleisch, in Zwiebackmehl braun geröstet, zwei Scheiben Schiffszwieback, mit schwarzem Sirup dick bestrichen, und Kaffee. Reichlich spartanisch für einen Kommandanten, aber willkommener und ermutigender als Pelham-Martins üppige Tafel.
Das war alles viel zu gut, um lange anzuhalten. Später ging Bo-litho auf das Achterdeck und beobachtete die Leute, die mit Scheuersteinen und Schrubbern fleißig arbeiteten, und die Marinesoldaten bei ihrem Drill. Bolitho hatte das Gefühl, daß alles anders geworden wäre.
Gossett rief plötzlich aus:»Der Wind schralt, Sir.»
Bolitho spähte zum Wimpel am Masttopp hinauf. Unberechenbar wie immer, wandte das Wetter in der Biskaya sich gegen ihn, und schon begannen die Marssegel nervös zu killen.
«Wir wollen um zwei Strich abfallen«, sagte er.»Steuern Sie Nordost zu Ost.»
Stepkyne hatte Dienst als Offizier der Wache und sah aus, als hätte er am Tag vorher stark getrunken.»Midshipman der Wache!
Lassen Sie die Leute an die Brassen pfeifen, und Beeilung dabei!«Noch während das Schiff schwerfällig auf seinen neuen Kurs einschwenkte, erkannte Bolitho, daß es nicht ausreichte. Der Wind sprang noch weiter um und verlor an Kraft. Der Wimpel am Masttopp zuckte und knallte wie die Peitsche eines Fuhrmann, statt steifzustehen.
Gossett trat an Bolithos Seite und murmelte:»Wir müssen über Stag gehen, Sir. «Er wischte sich mit seiner rauhen Hand über das Kinn.»Ich nehme an, daß wir den Wind direkt vom Land her haben, ehe die Wache wechselt.»
Bolitho blickte ihn ernst an. Gossett irrte sich selten bei seinen Voraussagen.»Also gut. Legen Sie sie auf Backbordbug. Wir müssen noch weit nach Norden, wenn wir die Ithuriel heute finden wollen.»
Er lächelte Gossett zu, aber innerlich war er wütend und enttäuscht. Doch da der Wind noch weiter umsprang, wußte er, daß er nichts anderes tun konnte. Gegen zwei Glasen der Vormittagswache wehte der Wind stetig aus Nordost und wich damit etwa um neunzig Grad von seiner ursprünglichen Richtung ab. Statt also mühelos einen Punkt zu erreichen, von dem aus sie die Fregatte sichten und Signalkontakt mit ihr aufnehmen konnten, mußten sie bis weit in den Norden der Flußmündung aufkreuzen und den abflauenden Wind so gut wie möglich nutzen.
Inch kam über das Deck und sagte:»Es wird Stunden dauern, ehe wir wieder wenden können, Sir. «Auch er schien enttäuscht.
Bolitho beobachtete, wie die Rahen knarrend herumschwenkten, und spürte, daß das Schiff fast zum Stehen kam, als es mit schlagenden Segeln durch den Wind ging, ehe sie sich wieder füllten und die Hyperion dadurch stark krängte, bis sie sich aufrichtete und den endlosen Reihen kleiner, hüpfender Schaumkronen folgte.
«Wir werden es später wieder aufholen. «Er beherrschte seinen Unmut und fügte knapp hinzu:»Das bietet uns ausgezeichnete Gelegenheit, mit der unteren Batterie zu exerzieren, Mr. Inch.»
Er ging nach achtern und blickte auf den Kompaß. Nordnordwest. Nun, wenigstens konnten die Bedienung auf dem unteren Batteriedeck exerzieren, ohne durch die geöffneten Stückpforten überschwemmt zu werden. Auch eine gewisse Ventilierung war willkommen, um die Feuchtigkeit und die abgestandene Luft aus dem tiefen Rumpf zu vertreiben.
Es dauerte sechs Stunden, die erzwungene Kursänderung wettzumachen; nun lief die Hyperion wieder nach Süden und hatte jeden Fetzen Leinwand gesetzt, um den mäßigen Landwind zu nutzen. Das Tageslicht begann bereits nachzulassen.
Bolitho ging in Luv auf und ab, als ihn der Ruf des Ausgucks aus seinen brütenden Gedanken schreckte.»An Deck! Segel Backbord voraus!»
Bolitho sah zum Masttopp auf. Es hatte keinen Sinn, den Kurs zu ändern, das würde sie über eine kostbare Stunde kosten, und bis dahin war es dunkel. Sie würden die Fregatte in einem Abstand von zwei Meilen passieren, und das sollte genügen, um ihre Signale zu erkennen. Er hob sein Glas und blickte über das Netz. Er konnte das ferne Schiff nicht ausmachen, denn seine Formen verschwammen vor dem stumpfen grauen Streifen, der die französische Küste war. Er blickte wieder nach oben und biß auf die Lippe. Auf seinem schwindelerregenden Posten behaglich schwankend, konnte der Ausguck die Fregatte sicher deutlich sehen und — wichtiger noch — ihren Abstand bis zu dem hinter ihr liegenden Land erkennen.
Er gab sich einen Ruck.»Ich entere auf, Mr. Inch. «Er ignorierte den schnellen Blickwechsel zwischen den Umstehenden und konzentrierte alle Willenskraft darauf, in die Luvwanten zu klettern und langsam Sprosse um Sprosse der vibrierenden Webeleinen hinaufzusteigen. Schon als Midshipman hatte er Höhen gehaßt, und jedesmal, wenn er aufentern mußte, hatte er erwartet, daß er seine dumme Angst überwunden hätte. Doch dem war nicht so; mit knirschenden Zähnen, die Augen fest auf den schwankenden Mast gerichtet, kletterte er höher und höher. Bis in die Marsstenge hinauf und darum herum, wo zwei überraschte Marinesoldaten die Drehbasse reinigten; die auf steigende Übelkeit unterdrückend, spürte er, wie sein Gewicht an seinen Händen zog, während sein Körper an den Püttingswanten nach außen hing. Doch da jetzt mehr Augen auf ihn als auf die näherkommende Fregatte gerichtet waren, konnte er nicht den leichteren Weg durch das Loch für Anfänger nehmen.