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Die Entscheidung: Kapitan Bolitho in der Falle

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Die Entscheidung: Kapitan Bolitho in der Falle
Название: Die Entscheidung: Kapitan Bolitho in der Falle
Автор: Kent Alexander
Дата добавления: 16 январь 2020
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Alexander Kent

Die Entscheidung

Kapitän Bolitho in der Falle

Für Walter J. Minton, der zu dieser Serie den Startschuß gab

Es scheint unerbittliches Gesetz zu sein: wer nichts wagt, kann nicht gewinnen.

John Paul Jones

Der Autor dankt der U.S. Navy für ihre Unterstützung bei seinem Besuch der Chesapeake Bay. Sein Dank gilt ferner: Captain A. G. Ellis, Direktor des U.S. Naval Academy Museum in Annapolis; der Hall of Records in Annapolis; dem Mariners Museum in Newport News, Virginia; und der Mugar Memorial Library der Boston University.

A. K.

In fremden Gewässern

Kapitän Richard Bolitho starrte auf den teilweise fertiggestellten Brief, den er an seinen Vater geschrieben hatte, und trug dann mit einem Seufzer seinen Stuhl zum entgegengesetzten Ende des Tisches. Es war drückend heiß, und die träge in der Flaute liegende Sparrow schwoite kaum merklich; jedoch erreichte ihn dadurch das harte Sonnenlicht und zwang ihn, noch weiter von den Fenstern abzurücken.

Flaute. Wie sehr er sich an diese Situation gewöhnt hatte. Er rieb sich die Augen und hielt seine Feder wieder über das Papier. Es war schwierig zu wissen, was er schreiben sollte, insbesondere da er niemals wußte, ob dieser oder ein anderer Brief seinen Weg auf ein heimwärts fahrendes Schiff finden würde. Es war eigentlich noch schwieriger, sich mit dieser anderen Welt in England verbunden zu fühlen, die er auf der Trojan vor fast sechs Jahren verlassen hatte. Und doch… Seine Feder verhielt unsicher: seine eigene Welt, so nahe und lebendig in Farbe und Geruch im hellen Sonnenlicht, und dieses Wort» Flaute «wären für seinen Vater eine noch immer zu schmerzliche und bittere Erinnerung an die Marine, die zu verlassen er gezwungen worden war.

Aber Bolitho wünschte sich so sehr, ihm alles zu erzählen, seine Gedanken und Erinnerungen in die richtige Perspektive zu bringen, sein eigenes Leben mit ihm zu teilen und dadurch die einzige darin verbleibende Lücke zu füllen.

Oben auf dem Achterdeck klapperten Blöcke und trampelten Füße. Jemand lachte, und er hörte ein leises Aufklatschen, als einer der Matrosen eine Angel auswarf.

Seine Augen wanderten von dem Brief zu dem offenen Logbuch, das quer über der Seekarte in der Nähe lag. Das Logbuch hatte sich genauso verändert wie er selbst. An den Ecken abgenützt, vielleicht gereift. Er starrte das Datum der aufgeschlagenen Seite an: 10. April 1781. Es war fast auf den Tag genau drei Jahre her, seit er in English Harbour zum erstenmal an Bord dieses Schiffes gekommen war, um das Kommando zu übernehmen. Er konnte, ohne eine Bewegung zu machen, durch das umfangreiche Logbuch hindurch zurückblicken, und obwohl er nicht einmal eine Seite berührte, konnte er sich so viele der Ereignisse ins Gedächtnis zurückrufen, Gesichter und Begebenheiten, die Anforderungen, die an ihn gestellt worden waren, und wie er mit unterschiedlichem Erfolg damit fertig geworden war. Er hatte oft in ruhigen Momenten in der Kajüte versucht, eine Art von vorherbestimmter Linie in seinem Leben herauszufinden, die über die naheliegenden Erklärungen von Glück oder günstigen Umständen hinausging. Bis jetzt war ihm dies nicht gelungen. Und als er nun in der gewohnten Kajüte saß, in der sich so viel ereignet hatte, konnte er akzeptieren, daß das Schicksal sehr viel mit seinem Hiersein zu tun hatte. Wenn es ihm, als er die Trojan verlassen hatte, nicht gelungen wäre, eine Prise auf dem Wege nach Antigua zu kapern, oder wenn es bei seiner Ankunft keine Gelegenheit zur sofortigen Beförderung gegeben hätte, wäre er wahrscheinlich noch immer Leutnant auf dem alten Linienschiff. Und wenn ihn bei diesem ersten Geleitzug Colquhoun nach English Harbour zurückgeschickt hätte, anstatt selbst zu fahren, wäre es ihm dann jemals gelungen zu beweisen, daß er in Geschick oder Glück besser als der Durchschnitt war?

Vielleicht war Colquhouns schicksalhafte Entscheidung an jenem weit zurückliegenden Tag die Chance gewesen, der Wink des Schicksals, der ihn auf seinen endgültigen Weg gewiesen hatte.

Bolitho war nach Antigua nicht nur als ein Offizier zurückgekehrt, der wieder zu seiner Schwadron stößt, sondern zu seinem eigenen Erstaunen als eine Art Held. In seiner Abwesenheit hatten sich Geschichten von der Rettung der Soldaten aus der Delaware Bay und der Zerstörung der Fregatte schnell verbreitet. Nachdem die Neuigkeiten vom Ende der Bonaventure bekannt wurden und er mit den geretteten Passagieren ankam, schien es, als ob jedermann ihn sehen und ihm die Hand drücken wollte. Die Bonaventure war sogar noch viel gefährlicher gewesen, als Bolitho zu dieser Zeit annahm, und ihre Erfolge waren ungeheuer. Ihr Verlust mochte für den Feind wenig bedeuten, für die Briten aber bedeutete er eine enorme Stärkung ihres angeschlagenen Stolzes und Selbstvertrauens.

Der Admiral hatte ihn in Antigua mit kaum unterdrückter Freude empfangen und seine Hoffnungen für die Zukunft deutlich zum Ausdruck gebracht. Andererseits war Colquhoun der einzige gewesen, der ihn weder ermutigt noch seine in so kurzer Zeit erreichten Leistungen gelobt hatte.

Wenn Bolitho sich an ihr erstes Zusammentreffen erinnerte und an Colquhouns Warnung über das Los eines Kapitäns, wurde er an die schmale Spanne zwischen Ruhm und Vergessen gemahnt. Wäre Colquhoun beim ersten Geleitzug geblieben, hätte er wahrscheinlich nicht das Schicksal der Miranda geteilt, denn er war zu schlau und vorsichtig, um irgend etwas als gegeben hinzunehmen. Wenn er das Glück gehabt hätte, die Bonaventure zu treffen und zu zerstören, hätte er das einzige errungen, woran ihm etwas lag, genau wie Commander Maulby es gesagt hatte, nämlich die unerschütterliche Macht eines Flaggrangs oder zumindest den begehrten Breitwimpel eines Kommodore. Statt dessen war er geblieben, was er vorher war, Fregattenkapitän, und würde wahrscheinlich, da der Krieg sich so rasch änderte, sogar den Befehl über diese kleine Flotte verlieren. Maulby nannte ihn nicht länger» kleiner Admiral«. Heute schien dies sogar für ihn zu grausam zu sein.

Acht Glasen schlugen vom Vorschiff, und er konnte sich mühelos vorstellen, wie die Mannschaft sich für das Mittagsmahl vorbereitete, auch für die willkommene Portion Rum. Über seinem Kopf würden Tyrell und der Steuermann ihre mittäglichen Messungen vornehmen und ihre Ergebnisse vergleichen, ehe sie sie in die Seekarte eintrugen.

In dem Jahr, nachdem Bolitho den großen Freibeuter zerstört hatte, gab es für ihn die nächste Überraschung. Der Admiral hatte ihn zu sich rufen lassen und ruhig verkündet, daß die Admiralität ebenso wie er selbst es für richtig hielt, dem Kommandanten der Sparrow eine Chance zur Erweiterung seiner Erfahrung zu geben: Beförderung zum Korvettenkapitän. Sogar jetzt, nach achtzehn Monaten, fand er es schwierig, dies zu glauben.

Innerhalb der Flotte hatte dieser unerwartete Sprung auf der Erfolgsleiter einige Unruhe verursacht. Reine Freude seitens der einen, offenen Neid seitens anderer. Maulby hatte die Neuigkeiten besser aufgenommen, als Bolitho zu hoffen gewagt hatte, denn er hatte den lakonischen Kommandanten der Fawn zu sehr schätzengelernt, um die Freundschaft zerbrechen zu wollen. Maulby war dienstälter als er, hatte aber nur bemerkt:»Ich würde mir nicht wünschen, daß der Rang an jemand anderen geht, also trinken wir darauf!»

An Bord der Sparrow hatte es keine geteilte Meinung gegeben. Alle schienen denselben Stolz, dasselbe Gefühl für Leistung zu teilen, das für sie zu keinem günstigeren Zeitpunkt hätte kommen können. Denn der Krieg hatte sich im letzten Jahr sehr verändert. Er war nicht mehr bloß eine Angelegenheit von Patrouillen oder Geleitzügen für die Armee.

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