The Stand. Das letze Gefecht
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Kurzbeschreibung
In einem entv?lkerten Amerika versucht eine Handvoll ?berlebender, die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mytische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, die Verk?rperung des absolut B?sen. In der W?ste von Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit. "The Stand", Stephen Kings Vision vom letzten Gefecht zwischen Gut und B?se, war bislang nur in einer stark gek?rzten Version zug?nglich.Die hier ver?ffentlichte Urfassung zeigt die Gr??e seines apokalyptischen Entwurfs.Manche nennen diesen Roman sein Meisterwerk!
Autorenportrait
Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren. Er war zun?chst als Englischlehrer t?tig, bevor ihm 1973 mit seinem ersten Roman 'Carrie' der Durchbruch gelang. Seither hat er mehr als 30 Romane geschrieben und ?ber 100 Kurzgeschichten verfasst und gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller weltweit.
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Etwa um ein Uhr nachmittags verringerte sich die Geschwindigkeit des Schneemobils plötzlich, und dann bewegte es sich nur noch ruckweise vorwärts. Stu stellte den Motor ab und griff nach dem Reservekanister, der in Kojaks kleiner Kabine hing. »Oh, verdammt!« sagte er, als er spürte, wie leicht das Ding war.
»Was ist denn los, Stu?«
Als sie sich am zweiten Januar ins freie gruben, war die Sonne so klein und trübe wie eine angelaufene Kupfermünze, und die Landschaft hatte sich in eine endlose weiße Wüste verwandelt, in der keine markanten Punkte mehr zu erkennen waren.
»Ich! Ich bin los. Ich wußte, daß dieser verdammte Kanister leer war, und ich hab' vergessen, ihn wieder zu füllen. Ich war so verdammt aufgeregt. Wie gefällt dir diese Dummheit?«
»Wir haben keinen Sprit mehr?«
Stu warf den leeren Kanister weg. »Worauf du dich verlassen kannst. Wie konnte ich nur so dämlich sein?«
»Wahrscheinlich hast du an Frannie gedacht. Und was machen wir nun, Stu?«
»Wir gehen oder versuchen es wenigstens. Du mußt deinen Schlafsack mitnehmen. Wir teilen die Konserven unter uns auf. Das Schutzzelt müssen wir hierlassen. Es tut mir leid, Tom. Das Ganze war mein Fehler.«
»Ist schon in Ordnung, Stu. Was ist mit den Planen?«
»Ich glaube, die lassen wir besser hier, alter Junge.«
An diesem Tag erreichten sie Boulder nicht mehr. Statt dessen kampierten sie im Freien. Als es dämmerte, machten sie halt. Das Waten durch den Pulverschnee hatte sie sehr angestrengt und sie, obwohl er so leicht schien, buchstäblich zum Kriechgang verurteilt. An diesem Abend hatten sie kein Feuer. Es lag kein Holz herum, und sie waren zu erschöpft, welches auszugraben. Um sie herum riesige Schneewehen. Auch als es schon völlig dunkel war, erkannte Stu noch keinen Lichtschein am Horizont, wie sehr er auch danach Ausschau hielt.
Sie aßen kalt zu Abend, und anschließend verschwand Tom ohne jedes weitere Wort sofort in seinem Schlafsack. Stu war ebenfalls müde, und sein Bein schmerzte entsetzlich. Ich kann noch von Glück sagen, wenn ich mir das Bein nicht endgültig versaut hab', dachte Stu.
Aber morgen abend würden sie in Boulder sein, in richtigen Betten schlafen ... ein verlockender, tröstlicher Gedanke. Als er in seinen Schlafsack kroch, stieg eine beunruhigende Vorstellung in ihm auf: Sie erreichen endlich Boulder, und Boulder war leer - so leer, wie Grand Junction gewesen war und Avon und Kittredge. Leere Häuser, leere Läden, Gebäude, die Dächer unter der Schneelast eingebrochen. Die Straßen unter Schneewehen erstickt. Kein Geräusch. Nur das Tropfen, wenn bei einem der winterlichen Wärmeeinbrüche der Schnee schamhaft schmilzt. Und die waren in Boulder nicht so selten - Stu hatte mal gelesen, daß dort im Winter die Temperaturen plötzlich auf zwanzig Grad ansteigen konnten. Aber alle würden verschwunden sein, wie die Leute, von denen man träumt, verschwunden sind, wenn man aufwacht. Weil es in der ganzen Welt niemanden mehr gab außer Stu Redman und Tom Cullen.
Es war ein verrückter Gedanke, aber er konnte ihn nicht abschütteln. Er kroch aus seinem Schlafsack und schaute nach Norden und hoffte, den schwachen Lichtschein am Horizont zu sehen, den man immer sieht, wenn in der Nähe viele Menschen wohnen. Er müßte doch irgend etwaserkennen können. Er versuchte, sich daran zu erinnern, welche Bevölkerungszahl Glen für den Winter angenommen hatte, wenn der Schnee das Reisen unmöglich machte. Aber er kriegte die Zahl nicht mehr zusammen. Achttausend? Hatte Glen diese Zahl genannt? Achttausend Menschen waren nicht viel; mit starkem Lichtschein war bei einer solchen Einwohnerzahl nicht zu rechnen, selbst bei voller Beleuchtung in den Häusern und auf den Straßen.
Vielleicht... Vielleicht solltest du ein wenig schlafen und den ganzen Unsinn vergessen. Morgen ist noch ein Tag.
Er legte sich hin, und nachdem er sich ein paar Minuten unruhig hin und her gewälzt hatte, forderte die grausame Erschöpfung ihr Recht. Er schlief. Und er träumte, er sei in Boulder. In Boulder im Sommer, und die Rasen waren gelb und tot von der Hitze und weil sie kein Wasser hatten. Das einzige Geräusch war eine offene Tür, die im Wind hin und her schlug. Sie waren alle weg. Selbst Tom war verschwunden.
Frannie! rief er, aber nur der Wind antwortete. Und die Tür, die immer wieder gegen den Pfosten schlug.
Am nächsten Tag um zwei Uhr hatten sie sich wieder ein paar Meilen weitergekämpft. Mal ging der eine, mal der andere voraus. Stu glaubte allmählich, daß sie noch einen weiteren Tag unterwegs sein würden. Aber nur er war schuld daran, daß es so langsam ging. Sein Bein machte ihm Schwierigkeiten. Bald werde ich kriechen müssen,dachte er. Meistens war Tom vorausgegangen, um den Weg zu spuren.
Als sie Rast machten, um eine kalte Konserve zu essen, fiel Stu ein, daß er Frannie noch nie in hochschwangerem Zustand gesehen hatte. Vielleicht habe ich die Chance noch. Aber eigentlich glaubte er nicht mehr daran. Er war mehr und mehr davon überzeugt, daß sich alles ohne ihn abgespielt hatte... zum Guten oder zum Schlechten. Jetzt, eine Stunde nach dem Essen, beschäftigte er sich immer noch so sehr mit seinen eigenen Gedanken, daß er fast Tom umgerannt hätte, der vor ihm stehengeblieben war.
»Gibt's Probleme?« fragte Stu und rieb sich das Bein.
»Die Straße«, sagte Tom, und Stu trat rasch heran, um es sich anzusehen.
Nachdem er lange erstaunt dagestanden hatte, sagte Stu: »Da will ich mich doch glatt teeren lassen.«
Sie standen auf einer verharschten Schneeverwehung, die fast drei Meter hoch war. Der Hang fiel steil zu einer Straße ab, auf der kein Schnee zu sehen war, und rechts sahen sie ein Schild: BOULDER CITY LIMITS.
Stu fing an zu lachen. Er setzte sich in den Schnee und warf den Kopf zurück. Er brüllte vor Lachen und kümmerte sich nicht um Toms erstauntes Gesicht. Endlich sagte er: »Sie haben die Straßen mit Schneepflügen geräumt. Verstehst du? Wir haben es geschafft, Tom! Wir haben es geschafft! Kojak! Komm her!«
Stu warf die restlichen Hundekuchen in den Schnee, und Kojak verschlang sie, während Stu rauchte und Tom auf die Straße starrte, die wie die Fata Morgana eines Verrückten nach ungezählten Meilen Schnee plötzlich vor ihnen auftauchte.
»Wir sind wieder in Boulder«, murmelte Tom leise. »Das sind wir wirklich. C-I-T-Y-L-I-M-I-T-S, das buchstabiert man Stadtgrenze, meine Fresse, ja.«
Stu schlug ihm auf die Schulter und warf seine Zigarette weg. »Also los, Tom. Laß und schnellstens nach Hause gehen.«
Gegen vier fing es wieder an zu schneien. Um sechs war es dunkel, und der schwarze Teer der Straße war ein gespenstisches Weiss unter ihren Füßen. Stu humpelte wieder stark. Er wankte nur noch. Tom fragte ihn, ob er sich ein wenig ausruhen wolle, aber Stu schüttelte nur den Kopf.
Um acht Uhr herrschte wieder dichtes Schneetreiben. Ein- oder zweimal verloren sie die Orientierung und irrten in den Schneewehen am Straßenrand umher, bis sie die Richtung wieder gefunden hatten. Es wurde glatt. Tom stürzte zweimal, und dann, gegen Viertel nach acht, fiel Stu auf sein verletztes Bein. Er biß die Zähne zusammen, um nicht laut zu stöhnen. Tom rannte sofort herbei, um ihm zu helfen.
»Es ist nichts passiert«, sagte Stu und stand wieder. Zwanzig Minuten später hörten sie eine junge nervöse Stimme aus der Dunkelheit rufen.
»H-halt! W-wer da?«
Sie blieben wie angewurzelt stehen.
Kojak knurrte, und sein Nackenfell richtete sich auf. Tom hielt den Atem an. Und beim Heulen des Windes gerade noch wahrzunehmen, hörte Stu einen Laut, der ihn schaudern ließ: Ein Gewehr wurde durchgeladen.
Wachen. Sie haben Wachen aufgestellt. Es wäre sehr komisch, nach dieser langen Reise vor dem Shopping Center in Table Mesa erschossen zu werden. Wirklich komisch. Ein Witz, der sogar Randall Flagg gefallen würde.