The Stand. Das letze Gefecht
The Stand. Das letze Gefecht читать книгу онлайн
Kurzbeschreibung
In einem entv?lkerten Amerika versucht eine Handvoll ?berlebender, die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mytische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, die Verk?rperung des absolut B?sen. In der W?ste von Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit. "The Stand", Stephen Kings Vision vom letzten Gefecht zwischen Gut und B?se, war bislang nur in einer stark gek?rzten Version zug?nglich.Die hier ver?ffentlichte Urfassung zeigt die Gr??e seines apokalyptischen Entwurfs.Manche nennen diesen Roman sein Meisterwerk!
Autorenportrait
Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren. Er war zun?chst als Englischlehrer t?tig, bevor ihm 1973 mit seinem ersten Roman 'Carrie' der Durchbruch gelang. Seither hat er mehr als 30 Romane geschrieben und ?ber 100 Kurzgeschichten verfasst und gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller weltweit.
Внимание! Книга может содержать контент только для совершеннолетних. Для несовершеннолетних чтение данного контента СТРОГО ЗАПРЕЩЕНО! Если в книге присутствует наличие пропаганды ЛГБТ и другого, запрещенного контента - просьба написать на почту [email protected] для удаления материала
Tom suchte Holz und schichtete es auf, während Stu den Bock, so gut er konnte, zerlegte. Als er das geschafft hatte, war es schon seit drei Stunden dunkel, die Ärmel seines Mantels waren steif und klebrig von Blut, und sein Bein sang das »Ave Maria«. Das Reh, das sein Onkel Dale geschossen hatte, war damals von einem alten Mann namens Schoey aus der Decke geschlagen, ausgeweidet und zerlegt worden. Dieser Mann hatte in einer baufälligen Hütte am Stadtrand von Braintree gewohnt und hatte für seine Arbeit drei Dollar und zehn Pfund vom bitteren Fleisch bekommen.
»Schade, daß der alte Schoey heute abend nicht hier ist«, seufzte Stu.
»Wer?« fragte Tom, der fast eingeschlummert war.
»Ach nichts, Tom. Ich führe Selbstgespräche.«
Die Arbeit hatte sich gelohnt. Das Wildbret war zart und schmeckte vorzüglich. Als sie sich satt gegessen hatten, kochte Stu noch ungefähr dreißig Pfund Fleisch und verstaute es am anderen Morgen in einem der kleinen Gepäckträger des Schneemobils. An diesem ersten Tag hatten sie nur sechzehn Meilen zurückgelegt.
In dieser Nacht war der Traum anders. Stu war wieder im Entbindungszimmer. Überall sah er Blut. Die Ärmel seines weißen Kittels waren steif und klebrig davon. Aber dieses Mal war es kein Tierblut, sondern Frans Blut. Die Kittel, die George und Laurie trugen, waren genauso blutgetränkt wie das Laken, mit dem Frannie zugedeckt war. Und sie schrie.
Es kommt, keuchte George. Seine Zeit ist endlich gekommen. Frannie, es will geboren werden. Pressen! PRESSEN!
Und es kam, es kam in einem letzten Schauer von Blut. George ergriff das Kind bei den Hüften, denn es war mit den Füßen zuerst gekommen...
Laurie fing an zu kreischen. Die Geräte aus rostfreiem Stahl waren vollgespritzt mit -
Denn es war ein Wolf mit einem teuflisch grinsenden menschlichen Gesicht, seinemGesicht, es war Flagg, er war wieder da, er war nicht tot, noch nicht, er war noch auf der Welt, Frannie hatte Randall Flagg geboren -
Stu erwachte von seinem eigenen Stöhnen. Hatte er geschrien? Tom schlief fest. Er hatte sich so tief in seinen Schlafsack verkrochen, daß nur noch sein blonder Haarschopf zu sehen war. Kojak lag zusammengerollt neben Stu. Es war alles in Ordnung. Es war nur ein Traum gewesen...
Und dann stieg ein Heulen in die Nacht, erhob sich wie der silberne Klang verzweifelten Grauens... das Heulen eines Wolfes, oder vielleicht der Schrei einer Mörderseele.
Kojak hob den Kopf.
Stu überlief eine Gänsehaut die Arme, die Oberschenkel, die Leisten.
Das Heulen kam nicht wieder.
Stu schlief wieder ein. Am Morgen packten sie auf und fuhren weiter. Tom machte Stu darauf aufmerksam, daß die Eingeweide des Rehbocks verschwunden waren. Wo sie gelegen hatten, war nur noch ein Durcheinander von Fußspuren, und die Farbe des Blutes im Schnee war zu einem trüben Rosa verblaßt... aber das war alles.
Das Wetter blieb fünf Tage lang gut, und sie erreichten Rifle. Als sie am nächsten Morgen aufwachten, kündigte sich ein Blizzard an. Stu sagte, sie müßten hier das Ende des Sturms abwarten, und so richteten sie sich in einem Motel des Ortes ein. Tom hielt die Eingangstüren auf, und Stu fuhr das Schneemobil direkt in die Empfangshalle. Und obwohl der schöne Teppichboden ziemlich darunter litt, fand Stu, daß das Schneemobil hier bestens untergebracht sei.
Es schneite drei Tage lang. Als sie am Morgen des 10. Dezember aufbrachen, schien die Sonne hell vom Himmel, und die Temperatur war auf knapp über Null Grad angestiegen. Der Schnee lag jetzt so hoch, daß es Schwierigkeiten machte, den Verlauf der 1-70 zu finden. Aber das war nicht Stus größte Sorge an diesem hellen, warmen und sonnigen Tag. Am späten Nachmittag, als die blauen Schatten länger wurden, fuhr Stu langsamer und stellte schließlich den Motor ab. Er schwieg, den Kopf schräg gelegt, und schien mit seinem ganzen Körper zu lauschen.
»Was ist, Stu? Was...« Dann hörte Tom es auch. Ein leises, tiefes Grollen zu ihrer Linken über ihnen. Es schwoll zu einem lauten Donnern an, raste an ihnen vorbei wie ein Schnellzug und verstummte allmählich.
»Stu?« fragte Tom ängstlich.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte er und dachte: Ich mach' mir schon genug Sorgen, daß es für uns beide reicht.
Das milde Wetter hielt sich, und am 13. Dezember waren sie nahe Shoshone, und der Weg in Richtung Rockies stieg immer noch an. Der höchste Punkt, den sie erreichen würden, bevor es wieder bergab ging, war der Loveland-Paß.
Immer wieder hörten sie das tiefe Grollen der Lawinen. Manchmal weit weg. Manchmal ganz nah. Am zwölften war eine Lawine hinter ihnen zu Tal gegangen und hatte die Spur des Schneemobils, das dort vor einer halben Stunde vorbeigezogen war, unter Tonnen von Pappschnee begraben. Stu fürchtete jeden Tag mehr, daß die Vibrationswellen, die der Motor des Schneemobils produzierte, sie letzten Endes umbringen würden, indem sie eine Lawine auslösten, die sie schon zehn Meter tief begraben hätte, bevor sie wußten, was ihnen geschah. Der weiße Tod. Aber jetzt konnten sie nichts tun, als Tempo zu machen und das Beste zu hoffen.
Als dann die Temperatur sank und die Lawinengefahr etwas nachließ, gab es wieder einen Sturm, der sie am Weiterfahren hinderte. Nach zwei Tagen schaufelten sie sich frei und machten sich erneut auf den Weg... und nachts heulten die Wölfe. Manchmal klang ihr Geheul weit entfernt, aber manchmal war es so nah, dass man glauben konnte, sie stünden direkt vo r dem Zelt. Dann erhob sich Kojak und ließ - angespannt wie eine Stahlfeder - ein tiefes Grollen hören. Aber die Temperaturen blieben tief und die Häufigkeit der Lawinen ließ nach, wenngleich am Achtzehnten wieder eine in unmittelbarer Nähe an ihnen vorüberfegte.
Am 22. Dezember, unweit der Stadt Avon, verlor Stu die Orientierung und kam mit dem Schneemobil vom Highway ab. Für ein paar Sekunden fuhren sie im gewohnten Zehn-Meilen-Tempo weiter, ruhig und sicher, wirbelten Wolken von Schnee hinter sich auf. Tom hatte Stu gerade auf die unter ihnen liegende Stadt aufmerksam gemacht, die mit ihrem weißen Kirchturm und den hohen, jungfräulichen Schneewehen, die bis zu den Dachvorsprüngen der Häuser reichten, still und idyllisch dalag wie auf einem Postkartenfoto. Im nächsten Augenblick senkte sich die Motorhaube des Schneemobils steil nach vorn.
»Verdammte Scheiße...«, sagte Stu, und mehr zu sagen reichte die Zeit nicht.
Das Schneemobil kippte noch steiler ab. Stu riß den Gashebel zurück, aber es war zu spät. Er und Tom hatten das seltsame Gefühl der Schwerelosigkeit, jenes Gefühl, das man verspürt, wenn man von einem Sprungbrett in die Höhe getragen wird und den Scheitelpunkt erreicht, an dem Schwerkraft und Sprungenergie sich die Waage halten. Sie wurden kopfüber aus dem Schneemobil geschleudert. Stu verlor Tom und Kojak aus den Augen. Kalter Schnee drang ihm in die Nase. Als er den Mund öffnete, um zu schreien, rutschte ihm eine eiskalte Portion in den Hals; im nächsten Moment fegte der Schnee über den Rücken seines Mantels hinweg. Taumelnd, rollend, sich überschlagend, rutschte er einen steilen Hang hinunter, bis eine tiefe weiße Schneedecke seinen Sturz beendete.
Stu kämpfte sich wie ein Schwimmer in die Höhe, atmete keuchend die glutheiße Luft. Seine Kehle war wie vereist.
»Tom!« rief er, den Schnee unter sich festtretend. Verrückt, aber er konnte von hier aus genau jene Stelle erkennen, an der sie vom Highway abgekommen waren, wobei sie ihre eigene kleine Lawine ausgelöst hatten. Das Heck des Schneemobils ragte etwa fünfzehn Meter tiefer am Hang aus dem Schnee. Es sah aus wie eine orangefarbene Boje. Seltsam, wie sehr man der Metaphorik von Wasser und Weite verhaftet war... und, verdammt noch mal, sass Tom noch im Sitz und ertrank?