The Stand. Das letze Gefecht
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Kurzbeschreibung
In einem entv?lkerten Amerika versucht eine Handvoll ?berlebender, die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mytische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, die Verk?rperung des absolut B?sen. In der W?ste von Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit. "The Stand", Stephen Kings Vision vom letzten Gefecht zwischen Gut und B?se, war bislang nur in einer stark gek?rzten Version zug?nglich.Die hier ver?ffentlichte Urfassung zeigt die Gr??e seines apokalyptischen Entwurfs.Manche nennen diesen Roman sein Meisterwerk!
Autorenportrait
Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren. Er war zun?chst als Englischlehrer t?tig, bevor ihm 1973 mit seinem ersten Roman 'Carrie' der Durchbruch gelang. Seither hat er mehr als 30 Romane geschrieben und ?ber 100 Kurzgeschichten verfasst und gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller weltweit.
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Peter, der in seinem Laufställchen saß, das Stu mit heraufgebracht hatte, fing kräftig an zu schreien. Fran drehte sich um, aber Lucy, mit einem riesigen Bauch und im achten Monat, war schneller gewesen.
»Ich warne dich«, sagte Fran. »Es sind die Windeln. Das höre ich am Klang seiner Stimme.«
»Ein bißchen A-a wird mich nicht gleich umbringen.« Lucy hob den empört schreienden Peter aus seinem Ställchen und schüttelte ihn sanft hin und her. »Hallo, Baby, was ist denn los? Gefällt dir irgendwas nicht?«
Peter hörte auf zu schreien.
Lucy setzte ihn auf eine Wolldecke, die als Wickeltisch dienen sollte.
Peter fing an herumzukrabbeln. Lucy drehte ihn auf den Rücken, um ihm sein blaues Cordhöschen auszuziehen. Peter strampelte fröhlich mit den Beinen.
»Warum macht ihr nicht einen kleinen Spaziergang?« fragte Lucy. Sie lächelte Fran an, aber Stu fand, daß es ein trauriges Lächeln war.
»Warum eigentlich nicht«, meinte Fran und hängte sich bei Stu ein. Er ließ sich von ihr führen. Sie gingen über die Straße und dann auf eine grüne Wiese, die unter dem klaren blauen Himmel mit seinen segelnden weißen Wolken ziemlich steil anstieg.
»Was hat das zu bedeuten?« fragte Stu.
»Wie bitte?« Aber Frans Gesichtsausdruck war ein klein wenig zu unschuldig.«
»Dieser Blick.«
»Welcher Blick?«
»Ich erkenne einen Blick, wenn ich ihn sehe«, sagte Stu. »Ich weiss zwar nicht immer, was er bedeuten soll, aber daß er etwas bedeuten sollte, das weiß ich.«
»Komm, setz dich zu mir, Stu.«
»So ist das also.«
Sie setzten sich und schauten in die Ferne, wo das Land nach Osten immer weiter abfiel, um schließlich in blaßblauem Dunst zu verschwimmen. Irgendwo da hinten lag Nebraska.
»Es ist ein ernstes Problem, Stuart. Und ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll.«
»Fang einfach an und erzähl es mir«, sagte er und nahm ihre Hand. Aber Fran sagte nichts. Statt dessen fing es in ihrem Gesicht an zu arbeiten. Ihre Mundwinkel zuckten, und eine Träne fiel herab.
»Fran...«
»Nein, ich willnicht weinen!« sagte sie ärgerlich. Und dann gab es mehr Tränen, und sie fing heftig an zu schluchzen. Erschrocken legte Stu einen Arm um sie und wartete.
Als sie sich etwas beruhigt hatte, sagte er: »Jetzt sag mir, was los ist, Fran.«
»Ich habe Heimweh, Stu. Ich will zurück nach Maine.«
Hinter ihnen lachten und schrien die Kinder. Stu sah Fran verblüfft an. Dann grinste er etwas unsicher. »Ist das alles? Ich dachte schon, du hättest beschlossen, dich von mir scheiden zu lassen. Das war das mindeste, was ich befürchtet hatte. Obwohl wir ja bisher ohne den Segen der Kirche und des Staates ausgekommen sind.«
»Ohne dich gehe ich nirgendwohin.« Sie wischte sich die Augen mit einem Papiertaschentuch ab. »Weißt du das nicht?«
»Das weiß ich, Fran.«
»Aber ich möchte zurück nach Maine. Ich träume davon. Träumst du nie von Ost-Texas, Stu? Arnette?«
»Nein«, sagte er wahrheitsgemäß. »Ich brauche Arnette nicht, um glücklich zu leben und glücklich zu sterben. Möchtest du nach Ogunquit, Frannie?«
»Vielleicht. Kann sein. Aber nicht gleich. Der Westen von Maine ist sehr schön. Sie nannten es das Seengebiet. Als wir dich in New Hampshire trafen, Harold und ich, da waren wir ganz in der Nähe. Es gibt dort ein paar sehr schöne Ortschaften, Stu. Bridgeton... Sweden... Castle Rock. Die Seen müßten jetzt voller Fische sein, könnte ich mir vorstellen. Vielleicht finden wir später mal dort an der Küste ein neues Zuhause. Aber nicht schon im ersten Jahr. Da gibt es zu viele Erinnerungen. Das könnte ich am Anfang nicht ertragen. Das Meer ist zu groß.« Sie blickte auf ihre Hände. »Wenn du hierbleiben willst... ihnen helfen, hier alles in Gang zu bringen... Ich kann das verstehen. Die Berge sind auch schön, aber... ich fühle mich hier nicht zu Hause.«
Er schaute nach Osten, und plötzlich erkannte er den Grund für die Unruhe, die ihm seit der Schneeschmelze zu schaffen machte: Es war der Wunsch weiterzuziehen. Hier gab es zu viele Menschen; nicht so viele, daß man sich gegenseitig auf die Füße trat, aber es fing an, ihm auf die Nerven zu gehen. Es gab Zoner (so nannten sie sich mittlerweile), denen das nichts ausmachte - einige schienen es sogar zu genießen. Zum Beispiel Jack Jackson, der erste Mann des neuen Komitees der Freien Zone (dessen Mitgliederzahl inzwischen auf neun erhöht worden war). Oder Brad Kitchner - Brad hatte Dutzende von Projekten laufen und genoß es, all die vielen Helfer in Bewegung zu halten. Es war seine Idee gewesen, eine der Fernsehstationen in Denver in Betrieb zu nehmen. Jetzt flimmerten jeden Tag von abends sechs bis nachts um eins alte Filme über die Bildschirme, sowie eine zehnminütige Nachrichtensendung um neun Uhr.
Und der Mann, der während Stus Abwesenheit seinen Posten als Ordnungshüter übernommen hatte, Hugh Petrella, war ihm ausgesprochen unsympathisch. Allein die Tatsache, daß Petrella sich nach dem Posten gedrängthatte, fand Stu abstoßend. Er war ein harter, puritanischer Mann mit einem Gesicht, das aussah, als sei es mit dem Beil modelliert. Er hatte siebzehn Helfer und erklärte auf jeder Versammlung, daß er mehr brauche - wenn Glen hier wäre, dachte Stu, würde er sagen, daß der endlose amerikanische Kampf zwischen dem Gesetz und der Freiheit des Individuums wieder begonnen hat. Petrella war kein schlechter Mensch, aber er war hart... und sein fester Glaube, daß jedes Problem sich per Gesetz lösen läßt, machte ihn sicher zu einem besseren Polizeichef, als Stu es je hätte sein können. Das war jedenfalls Stus Ansicht.
»Ich weiß, daß man dir einen Sitz im Komitee angeboten hat«, sagte Fran zögernd.
»Ich habe das Gefühl, es ist wohl mehr als Ehrenamt zu verstehen. Du nicht?«
Fran wirkte erleichtert. »Nun...«
»Ich glaube, die wären ganz froh, wenn ich ablehnte. Ich bin der letzte Vertreter des alten Komitees. Und wir waren ein Krisenkomitee. Jetzt gibt es keine Krise mehr. Und was ist mit Peter, Frannie?«
»Ich denke, im Juni wird er alt genug sein, um auf Reisen zu gehen. Ich möchte sowieso warten, bis Lucy ihr Baby hat.«
Seit Peters Geburt am 4. Januar waren noch achtzehn Kinder in der Freien Zone zur Welt gekommen. Vier waren gestorben. Den anderen ging es gut. Und jetzt würde es nicht mehr lange dauern bis zur Geburt des ersten Babys, dessen beide Eltern gegen die Grippe immun waren. Vielleicht würde Lucy die erste sein. Ihr Termin war der 14. Juni.
»Was hältst du davon, wenn wir am ersten Juli abreisen?« fragte Stu.
Fran strahlte. »Du willst es auch? Wirklich?«
»Sicher.«
»Du sagst es nicht nur, um mir einen Gefallen zu tun?«
»Nein«, sagte er. »Es gibt noch mehr Leute, die fort wollen. Nicht viele. Noch nicht. Aber einige schon.«
Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und drückte ihn. »Vielleicht wird es nur eine Urlaubsreise«, sagte sie. »Aber vielleicht... vielleicht wird es uns auch gefallen.« Sie sah ihn schüchtern an. »Vielleicht gefällt es uns so, daß wir bleiben wollen.«
Er nickte. »Vielleicht.« Aber er fragte sich, ob es ihnen gefallen würde, jahrelang an demselben Ort zu bleiben.
Er schaute zu Lucy und Peter hinüber. Lucy saß auf der Wolldecke und ließ Peter wie einen Gummiball auf und ab hüpfen. Er kicherte und versuchte, Lucys Nase zu greifen.
»Hast du daran gedacht, daß er krank werden könnte? Und du. Was ist, wenn du wieder schwanger wirst?«
Sie lächelte. »Es gibt Bücher. Die können wir beide lesen. Wenn wir Angst vor dem Leben haben, können wir lieber gleich damit aufhören.«
»Du hast recht.«
»Bücher und Medikamente. Wir müssen lernen, sie richtig zu gebrauchen. Wir können auch lernen, uns unsere eigenen Medikamente zu machen. Und was Krankheit und Tod betrifft...« Sie sah den Kindern nach, die verschwitzt und außer Atem über die Wiese zum Picknickplatz hinaufliefen. »Das wird es hier auch geben. Erinnerst du dich an Rieh Moffat?« Er nickte. »Und an Shirley Hammett?«