The Stand. Das letze Gefecht
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Kurzbeschreibung
In einem entv?lkerten Amerika versucht eine Handvoll ?berlebender, die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mytische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, die Verk?rperung des absolut B?sen. In der W?ste von Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit. "The Stand", Stephen Kings Vision vom letzten Gefecht zwischen Gut und B?se, war bislang nur in einer stark gek?rzten Version zug?nglich.Die hier ver?ffentlichte Urfassung zeigt die Gr??e seines apokalyptischen Entwurfs.Manche nennen diesen Roman sein Meisterwerk!
Autorenportrait
Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren. Er war zun?chst als Englischlehrer t?tig, bevor ihm 1973 mit seinem ersten Roman 'Carrie' der Durchbruch gelang. Seither hat er mehr als 30 Romane geschrieben und ?ber 100 Kurzgeschichten verfasst und gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller weltweit.
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Es war bestimmt das schönste Haus, in dem Mutter Abagail je gewohnt hatte, und hier auf dieser verglasten Veranda zu sitzen rief ihr den Handelsvertreter wieder ins Gedächtnis, der 1936 oder 1937 bei ihr in Hemingford an der Tür geklingelt hatte. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie jemanden getroffen, der so schön reden konnte; er hätte die Vögel von den Bäumen herunterlocken können. Sie hatte diesen jungen Mann, Mr. Donald King mit Namen, gefragt, was denn sein Geschäft war und was er von Abby Freemantle wollte, und er hatte geantwortet: »Mein Geschäft, Ma'am, ist Vergnügen. Ihr Vergnügen. Lesen Sie gern? Hören Sie vielleicht gern Radio? Oder stellen vielleicht nur Ihre müden Füße auf das Kissen und lauschen der Welt, wie sie die riesige Bowlingbahn des Universums hinabrollt?«
Sie hatte zugegeben, daß ihr das alles gefiel, aber sie hatte nicht zugegeben, daß sie vor einem Monat das Motorola verkauft hatte, um neunzig Ballen Heu zu bezahlen.
»Nun, das alles verkaufe ich«, hatte der Schönschwätzer zu ihr gesagt. »Man könnte es einen Electrolux-Staubsauger mit allem Zubehör nennen, aber in Wirklichkeit ist es Freizeit. Sie müssen nur den Stecker in die Steckdose stecken, und es eröffnen sich Ihnen ungeahnte Möglichkeiten der Entspannung. Und die Ratenzahlungen sind genauso leicht, wie es Ihre Hausarbeit in Zukunft sein wird.«
Damals hatten sie tief in der Depression gesteckt, und sie hatte an den Geburtstagen der Enkelinnen nicht einmal zwanzig Cent für Haarschleifen aufbringen können, und den Electrolux konnte sie sich schon gar nicht leisten. Aber hatte dieser Mr. Donald King aus Peru, Indiana, nicht schön geredet? Herrje! Sie hatte ihn nie wiedergesehen, aber sie hatte seinen Namen auch nie vergessen. Sie hätte wetten mögen, daß er weitergezogen war, um einer weißen Dame das Herz zu brechen. Einen Staubsauger bekam sie erst, als der Nazi-Krieg zu Ende war und es schien, als könne sich jeder plötzlich alles leisten, und sogar das arme weiße Gesindel einen Mercury im Schuppen stehen hatte.
Dieses Haus, das, hatte Nick ihr gesagt, in Boulders Stadtteil Mapleton Hill lag (Mutter Abagail glaubte nicht, daß vor Ausbruch der Seuche viele Schwarze hier oben gelebt hatten), besaß alle Geräte, von denen sie je gehört, und auch ein paar, von denen sie noch nie gehört hatte. Geschirrspüler. Zwei Staubsauger, einen nur für den ersten Stock. Müllschlucker in der Spüle. Mikrowellenherd. Waschmaschine und Trockner. In der Küche war ein Gerät, das wie ein Stahlkasten aussah, und Nicks guter Freund Ralph Brentner hatte ihr gesagt, das war eine »Müllpresse«, in die konnte man hundert Pfund Küchenabfall werfen, und unten kam ein kleiner Block Müll heraus, so groß wie ein Fußschemel. Die Wunder hörten niemals auf.
Aber wenn man es genau bedachte, einige doch.
Als sie so schaukelnd auf der Veranda saß, fiel ihr Blick auf eine in den Sockel eingelassene Steckdosenleiste. Wahrscheinlich, damit die Leute im Sommer hier draußen sitzen und Radio hören oder sogar Baseball in einem kleinen tragbaren Fernseher sehen konnten. Im ganzen Land gab es nichts Normaleres als diese kleinen Wandleisten mit den Anschlüssen. Sie hatte sogar in ihrem Abort in Hemingford welche gehabt. Man verschwendete überhaupt keinen Gedanken daran... es sei denn, sie funktionierten nicht mehr. Dann wurde einem klar, daß ein Großteil des Lebens aus ihnen kam. Die ganze Freizeit, das Vergnügen, welches ihr der längst vergangene Don King versprochen hatte... das kam aus diesen Steckdosen in der Wand. Wenn kein Strom mehr da war, konnte man die kleinen Dinger gut und gerne wie die ganzen Geräte wie Mikrowelle und »Müllpresse« nehmen und als Kleiderständer benützen.
O ja! Ihr eigenes kleines Haus war besser ausgerüstet gewesen, mit dem Tod der kleinen Steckdosen fertig zu werden, als dieses hier. Hier mußte ihr jemand das Wasser vo m Boulder Creek hertragen, und es mußte abgekocht werden, bevor man es benützen konnte, aus Sicherheitsgründen. Daheim hatte sie ihre Handpumpe gehabt. Hier hatten Nick und Ralph eine häßliche chemische Port-O-SanToilette antransportieren müssen; sie hatten sie im Garten aufgestellt. Daheim hatte sie ihren Abort gehabt. Sie hätte die Waschmaschinen/Trockner-Kombination von Maytag ohne zu zögern gegen ihren Waschzuber getauscht; daher hatte sie Nick gebeten, ihr einen zu suchen, und Brad Kitchner hatte ihr irgendwo ein Waschbrett und etwas gute alte Kernseife besorgt. Wahrscheinlich dachten sie, daß sie eine alte Nervensäge war, weil sie selbst Wäsche waschen wollte - und dann noch so viel -, aber sauber war gleichbedeutend mit göttlich, und sie hatte die Wäsche in ihrem ganzen Leben nicht weggegeben und wollte jetzt erst gar nicht damit anfangen. Sie hatte von Zeit zu Zeit ihre kleinen Unfälle, wie das bei alten Leuten häufig vorkam, aber solange sie die Wäsche noch selbst wusch, ging das außer ihr selbst keinen etwas an.
Sie würden den Strom natürlich wieder einschalten. Das hatte Gott ihr auch in einem Traum gezeigt. Sie wußte eine ganze Menge darüber, was hier geschehen würde; manches aus Träumen, manches durch gesunden Menschenverstand. Beide waren aber so eng miteinander verflochten, daß sie sie nicht unterscheiden konnte.
Bald würden die Leute aufhören herumzulaufen wie Hühner, denen man die Köpfe abgeschlagen hatte, und an einem Strang ziehen. Sie war kein Soziologe wie dieser Glen Bateman (der sie immer ansah wie ein Buchmacher beim Rennen einen falschen Zehner), aber sie wußte, daß die Leute nach einer Weile immer an einem Strang zogen. Fluch und Segen der menschlichen Rasse war ihre Geselligkeit. Wenn sechs Menschen bei Überschwemmung auf einem Kirchendach den Mississippi hinuntertreiben würden, würden sie eine Partie Bingo anfangen, sobald das Dach auf eine Sandbank auflief.
Zuerst würden sie eine Regierung bilden wollen, wahrscheinlich eine, bei der sie selbst im Mittelpunkt stand. Das konnte sie natürlich nicht zulassen, so gern sie es auch getan hätte; das war nicht Gottes Wille. Sollten sie sich mit irdischen Dingen befassen - den Strom wieder einschalten? Prima. Als erstes würde sie diese »Müllpresse« ausprobieren. Das Gas wieder einschalten, damit sie sich im Winter nicht den Hintern abfroren. Sollten sie ihre Resolutionen fassen und ihre Pläne machen, das war prima. Sie würde sich raushalten. Sie würde darauf bestehen, daß Nick an der Regierung beteiligt wurde und vielleicht Ralph. Dieser Texaner schien in Ordnung zu sein, er hielt wenigstens den Mund, wenn sein Gehirn nicht eingeschaltet war. Sie würden wahrscheinlich auch diesen dicken Jungen, diesen Harold, haben wollen, und daran würde sie sie nicht hindern, aber sie mochte ihn nicht. Harold machte sie nervös. Dieses dauernde Grinsen, das nie die Augen mit einschloß. Er war freundlich, er sagte das Richtige, aber seine Augen waren wie zwei kalte Feuersteine, die aus der Erde stachen.
Sie dachte, daß Harold ein Geheimnis hatte. Etwas Übelriechendes und Häßliches, das in einen stinkenden Breiumschlag gehüllt tief in seinem Herzen steckte. Sie hatte keine Ahnung, was es sein könnte; es war nicht Gottes Wille, daß sie es wußte, daher konnte es für die Pläne, die Gott mit dieser Gemeinschaft hatte, nicht von Bedeutung sein. Dennoch beunruhigte sie der Gedanke, daß der dicke Junge in den höchsten Gremien sitzen könnte... aber sie würde dazu nichts sagen.
Ihre Sache, dachte sie etwas selbstgefällig im Schaukelstuhl; ihre eigene Rolle in ihren Räten und Entschließungen hatte ausschließlich mit dem dunklen Mann zu tun.
Er hatte keinen Namen, obwohl es ihm gefiel, sich Flagg zu nennen... jedenfalls im Augenblick. Und jenseits der Berge hatte seine Arbeit schon begonnen. Sie kannte seine Pläne nicht; sie waren ihren Augen ebenso verborgen wie die Geheimnisse im Herzen des dicken Harold. Aber sie mußte die Einzelheiten auch nicht kennen. Sein Ziel war schlicht und einfach: sie alle zu vernichten.