The Stand. Das letze Gefecht
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Kurzbeschreibung
In einem entv?lkerten Amerika versucht eine Handvoll ?berlebender, die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mytische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, die Verk?rperung des absolut B?sen. In der W?ste von Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit. "The Stand", Stephen Kings Vision vom letzten Gefecht zwischen Gut und B?se, war bislang nur in einer stark gek?rzten Version zug?nglich.Die hier ver?ffentlichte Urfassung zeigt die Gr??e seines apokalyptischen Entwurfs.Manche nennen diesen Roman sein Meisterwerk!
Autorenportrait
Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren. Er war zun?chst als Englischlehrer t?tig, bevor ihm 1973 mit seinem ersten Roman 'Carrie' der Durchbruch gelang. Seither hat er mehr als 30 Romane geschrieben und ?ber 100 Kurzgeschichten verfasst und gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller weltweit.
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Klein-Amerika. Mit fairen und unfairen Mitteln. Zuerst kommen Organisation und Regierung. Wenn wir jetzt anfangen, können wir die Regierung bilden, die wir wollen. Wenn wir warten, bis sich die Bevölkerung verdreifacht hat, bekommen wir ernste Probleme. Sagen wir, wir berufen für heute in einer Woche eine Versammlung ein, das wäre am achtzehnten August. Jeder muß teilnehmen. Vor der Versammlung sollte ein Ad-hoc-Organisationskomitee gebildet werden. Ein Komitee mit, sagen wir mal, sieben Leuten. Du, ich, Andros, Fran, Harold Lauder vielleicht, und ein paar andere. Die Aufgabe des Komitees wäre es, die Tagesordnung für die Versammlung am achtzehnten August zusammenzustellen. Und ich könnte dir schon jetzt ein paar Punkte sagen, die diese Tagesordnung enthalten sollte.«
»Schieß los.«
»Erstens, Verlesung und Ratifizierung der Unabhängigkeitserklärung. Zweitens der Verfassung. Drittens Erklärung der Menschenrechte. Alle Ratifikationen durch mündliche Abstimmung.«
»Herrgott, Glen, wir sind doch alle Amerikaner.«
»Nein, genau da irrst du dich«, sagte Glen und machte die Augen auf. Sie waren blutunterlaufen und lagen tief in den Höhlen. »Wir sind eine Bande Überlebende ohne Regierung. Ein zusammengewürfelter Haufen aus jeder Altersgruppe, Religionszugehörigkeit, Gesellschaftsschicht und Rasse. Regierung ist eine Vorstellung, Stu, mehr nicht, wenn man die Bürokratie und den ganzen Mist wegläßt. Ich gehe sogar noch weiter. Sie ist eine Einprägung, nichts weiter als ein durchs Gehirn getretener Erinnerungspfad. Momentan arbeitet der Kulturschock für uns. Die meisten Menschen hier glauben noch an die Regierung mittels gewählter Vertreter - die Republik -, das, was sie als >Demokratie< ansehen. Aber der Kulturschock dauert nie lange. Nach einer Weile kommen die Einsichten: der Präsident ist tot, das Pentagon steht leer, im Repräsentantenhaus und im Senat debattiert niemand außer vielleicht Termiten und Küchenschaben. Unsere Leute werden einsehen, daß die alte Lebensweise dahin ist und sie die Gesellschaft neu erschaffen können, wie sie sie wollen. Wir sollten - wir müssen- sie überrumpeln, bevor sie aufwachen und etwas Dummes anstellen.«
Er deutete mit dem Finger auf Stu.
»Wenn jemand am achtzehnten August in der Versammlung aufstehen und vorschlagen würde, Mutter Abagail zur uneingeschränkten Anführerin zu wählen, mit dir und mir und diesem Andres als Beratern, würden die Leute ihrer Ernennung durch Zuruf zustimmen und nicht einmal wissen, daß sie damit die erste funktionierende Diktatur in Amerika seit Huey Long an die Macht gebracht haben.«
»Oh, das kann ich nicht glauben. Wir haben Universitätsstudenten hier, Rechtsanwälte, politische Aktivisten...«
»Das waren sie vielleicht. Jetzt sind sie nur ein Haufen müder, verängstigter Leute, die nicht wissen, was aus ihnen werden soll. Einige würden vielleicht motzen, aber sie würden die Klappe halten, wenn ihnen jemand erzählt, daß Mutter Abagail und ihre Berater binnen sechzig Tagen für Strom sorgen. Nein, Stu, es ist sehr wichtig, daß wir den Geistder alten Gesellschaft schnellstmöglich wieder festschreiben. Das habe ich mit >Amerika neu erschaffen< gemeint. Und es muß so geschehen, solange wir unter der direkten Bedrohung durch den Mann operieren, den wir den Gegenspieler nennen.«
»Weiter.«
»Na gut. Der nächste Punkt der Tagesordnung wäre, daß wir die Regierung organisieren wie eine Stadt in Neuengland. Vollkommene Demokratie. Solange wir relativ wenige sind, wird das prima funktionieren. Nur, statt eines Stadtverordnetenrats haben wir sieben... Repräsentanten, denke ich. Repräsentanten der Freien Zone. Wie hört sich das an?«
»Hört sich gut an.«
»Finde ich auch. Und wir werden dafür sorgen, daß die Leute, die gewählt werden, dieselben sind, die auch dem Ad-hoc-Komitee angehören. Wir werden so schnell wählen lassen, daß die Leute keine Zeit haben, sich mit ihren Freunden zu besprechen. Wir können uns die Leute aussuchen, die uns nominieren und dann unterstützen. Die Abstimmung wird so reibungslos ablaufen wie Scheiße durchs Toilettenrohr.«
»Toll«, sagte Stu bewundernd.
»Klar«, sagte Glen. »Wenn du den demokratischen Prozess kurzschließen willst, frag einen Soziologen.«
»Was dann?«
»Das dürfte sehr populär werden. Der nächste Punkt der Tagesordnung würde lauten: Beschlußfassung: Mutter Abagail wird das absolute Vetorecht gegen jede von den Repräsentanten vorgeschlagene Handlung eingeräumt.«
»Mein Gott! Wird sie damit einverstanden sein?«
»Ich glaube ja. Ich kann mir allerdings keine Situation vorstellen, in der sie dieses Vetorecht je ausüben würde. Wir dürfen nicht erwarten, hier eine handlungsfähige Regierung zu bekommen, wenn wir sie nicht zum nominellen Staatsoberhaupt machen. Sie ist unsere Gemeinsamkeit. Wir haben alle paranormale Erlebnisse gehabt, die sich um sie drehen. Und sie hat... eine gewisse Aura. Die Leute benutzen alle dieselben Adjektive, wenn sie sie beschreiben: gut, freundlich, alt, weise, schlau, nett. Diese Leute haben einen Traum gehabt, der ihnen eine Heidenangst gemacht hat, und einen anderen, bei dem sie sich sicher und geborgen fühlten. Sie lieben die Quelle des guten Traumes und vertrauen ihr um so mehr wegen des Traums, der ihnen Angst gemacht hat. Und wir können ihr klarmachen, daß sie nur nominell unsere Anführerin ist. Ich glaube, das ist ihr auch lieber. Sie ist alt, müde...«
Stu schüttelte den Kopf. »Sie ist alt und müde, aber sie sieht das Problem des dunklen Mannes als religiösen Kreuzzug, Glen. Und sie ist nicht die einzige. Das weißt du.«
»Du meinst, sie könnte sich entschließen, die Zügel selbst in die Hand zu nehmen?«
»Vielleicht wäre das gar nicht so schlecht«, meinte Stu. »Schließlich haben wir von ihrgeträumt, nicht von einem Repräsentantenrat.«
Glen schüttelte den Kopf. »Nein, ich kann den Gedanken nicht akzeptieren, daß wir alle Figuren in einem post-apokalyptischen Spiel zwischen Gut und Böse sind, Träume hin, Träume her. Verdammt, das ist irrational!«
Stu zuckte die Achseln. »Gut, darauf müssen wir jetzt nicht eingehen. Ich finde deine Idee gut, ihr ein Vetorecht einzuräumen. Ich finde sogar, daß das nicht weit genug geht. Wir sollten ihr auch ein Vorschlagsrecht einräumen.«
»Auf der Seite dürfte sie aber keine absolute Gewalt haben«, sagte Glen schnell.
»Nein, ihre Vorschläge müßten vom Repräsentantenrat ratifiziert werden«, sagte Stu und fügte dann listig hinzu: »Aber am Ende sind wir vielleicht ihre ausführenden Organe, statt umgekehrt.«
Ein längeres Schweigen folgte. Glen stützte die Stirn auf eine Hand. Schließlich sagte er: »Du hast recht. Sie kann nicht nur eine Galionsfigur sein... wir müssen mindestens damit rechnen, daß sie eigene Vorstellungen haben könnte. Und hier muß ich meine umwölkte Kristallkugel einpacken, Mann aus Ost-Texas. Denn sie ist das, was wir Freunde von der soziologischen Fakultät >fremdbestimmt< nennen.«
»Wer ist dieser >Fremde<?«
»Gott? Thor? Allah? Peewee Herman? Spielt keine Rolle. Es bedeutet, daß ihre Absichten sich nicht notwendigerweise an den Bedürfnissen der Gesellschaft oder deren Moral orientieren. Sie wird auf eine andere Stimme hören. Wie die Jungfrau von Orleans. Du hast mich darauf gebracht, daß wir hier am Ende noch eine Theokratie bekommen.«
»Theo-was?«
»Einen Gottes-Trip«, sagte Glen. Er schien nicht sehr glücklich darüber zu sein. »Als du ein kleiner Junge warst, Stu, hast du da jemals auch nur im Traum daran gedacht, daß du eines Tages einer von sieben Hohepriestern oder -priesterinnen einer hundertacht Jahre alten schwarzen Frau aus Nebraska sein würdest?«
Stu starrte ihn an. Schließlich sagte er: »Haben wir noch Wein?«
»Alles weg.«
»Scheiße.«
»Ja«, sagte Glen. Sie sahen einander schweigend ins Gesicht und fingen plötzlich laut an zu lachen.