The Stand. Das letze Gefecht
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Kurzbeschreibung
In einem entv?lkerten Amerika versucht eine Handvoll ?berlebender, die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mytische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, die Verk?rperung des absolut B?sen. In der W?ste von Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit. "The Stand", Stephen Kings Vision vom letzten Gefecht zwischen Gut und B?se, war bislang nur in einer stark gek?rzten Version zug?nglich.Die hier ver?ffentlichte Urfassung zeigt die Gr??e seines apokalyptischen Entwurfs.Manche nennen diesen Roman sein Meisterwerk!
Autorenportrait
Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren. Er war zun?chst als Englischlehrer t?tig, bevor ihm 1973 mit seinem ersten Roman 'Carrie' der Durchbruch gelang. Seither hat er mehr als 30 Romane geschrieben und ?ber 100 Kurzgeschichten verfasst und gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller weltweit.
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Sie kam gegen drei Uhr zurück. Sie schämte sich und wollte sich entschuldigen. Aber weder Stu noch Glen waren im Lager. Harold hockte niedergeschlagen auf einem umgestürzten Baumstamm. Perion saß mit überkreuzten Beinen bei Mark und tupfte ihm das Gesicht mit einem Tuch ab. Sie war blaß, aber gefaßt.
»Frannie!« sagte Harold und strahlte sichtlich.
»Hi, Harold.« Sie ging zu Peri. »Wie geht es ihm?«
»Er schläft«, sagte Perion, aber er schlief nicht; das konnte selbst Fran sehen. Er war bewußtlos.
»Wo sind die anderen hin, Peri? Hast du eine Ahnung?«
Harold antwortete ihr. Er war hinter sie getreten, und Frannie konnte spüren, daß er den Wunsch hatte, ihr Haar zu berühren oder ihr den Arm um die Schultern zu legen. Das wollte sie nicht. Mittlerweile erfüllte Harold sie fast ständig mit Unbehagen.
»Die anderen sind nach Kunkle. Um nach einer Arztpraxis zu suchen.«
»Sie wollen versuchen, ein paar Bücher zu besorgen«, sagte Peri.
»Und ein paar... ein paar Instrumente.« Sie schluckte, kühlte weiter Marks Gesicht, tauchte das Tuch ab und zu in ein Feldbesteck und wrang es aus.
»Es tut uns echt leid«, sagte Harold unbehaglich. »Ich weiß, das hört sich dämlich an, aber es stimmt.«
Peri sah auf und schenkte Harold ein gezwungen-freundliches Lächeln. »Das weiß ich«, sagte sie. »Danke. Niemand trägt die Schuld an Marks Zustand. Es sei denn, es gibt einen Gott. Wenn es einen Gott gibt, dann ist es seine Schuld. Und wenn ich ihn sehe, trete ich ihm dafür in die Eier.«
Sie hatte ein Pferdegesicht und einen stämmigen Bauernkörper. Fran, die bei anderen immer zuerst die positiven und dann erst die negativen Merkmale sah (Harold, beispielsweise, hatte hübsche Hände für einen Jungen), fiel auf, daß Peris kastanienfarbenes Haar fast unvergleichlich war, und die dunklen Indigoaugen blickten klar und intelligent. Sie hatte ihnen erzählt, daß sie Anthropologie an der University of New York - NYU - gelehrt hatte; zudem war sie für verschiedene politische Belange eingetreten, darunter Frauenrecht und Gleichbehandlung für AIDS-Infizierte. Sie war nie verheiratet gewesen. Mark, hatte sie Frannie einmal anvertraut, war besser zu ihr gewesen, als sie es je von einem Mann erwartet hätte. Alle anderen, die sie gekannt hatte, hatten sie entweder links liegen gelassen, oder sie mit anderen Mädchen als »Trampel« oder »Vogelscheuche« über einen Kamm geschoren. Sie gab zu, dass Mark unter normalen Umständen wahrscheinlich zu denjenigen gehört hätte, die sie immer links liegen ließen, aber die Umstände waren nun mal nicht normal. Sie hatten sich in Albany kennengelernt, wo Perion den Sommer bei ihren Eltern verbrachte - am letzten Tag des Juni, und sie hatten beschlossen, aus der Stadt zu verschwinden, bevor die Krankheitserreger sämtlicher Toter an ihnen beiden vollenden konnten, was die Supergrippe nicht geschafft hatte.
Sie waren aufgebrochen und in der nächsten Nacht ein Pärchen geworden, wenn auch mehr aus verzweifelter Einsamkeit als aus Liebe (das war Mädchengeschwätz, und Frannie hatte es nicht einmal in ihr Tagebuch geschrieben). Er war gut zu ihr, erzählte Peri Fran in der leisen, erstaunten Weise aller unscheinbaren Frauen, die einen netten Mann in einer harten Welt gefunden haben. Sie hatte angefangen, ihn zu lieben; jeden Tag hatte sie ihn ein bißchen mehr geliebt.
Und jetzt das.
»Komisch«, sagte sie. »Außer Stu und Harold haben alle hier einen Collegeabschluß, und du hättest sicher einen gemacht, wenn die Dinge ihren normalen Verlauf genommen hätten, Harold.«
»Ja, stimmt«, sagte Harold.
Peri drehte sich wieder zu Mark um und tupfte ihm zärtlich und liebevoll die Stirn. Frannie mußte an eine Farbabbildung in ihrer Familienbibel denken, die drei Frauen zeigte, die Jesus für die Beerdigung vorbereiteten - sie rieben ihn mit Öl und duftenden Krautern ein.
»Frannie hat Englisch studiert, Glen hat Soziologie studiert, Mark hat seinen Doktor in amerikanischer Geschichte gemacht, und du Harold, hast auch Englisch gewählt und wolltest Schriftsteller werden. Wir könnten herumsitzen und hochgeistige Diskussionen führen. Haben wir ja eigentlich auch, oder?«
»Ja«, stimmte Harold zu. Seine normalerweise penetrante Stimme war so leise, daß man sie kaum hören konnte.
»Eine geisteswissenschaftliche Ausbildung lehrt einen, wie man denkt - das habe ich irgendwo gelesen. Die harten Fakten, die man lernt, sind zweitrangig. Das Wesentliche, was man von der Schule mitnimmt, ist die Fähigkeit, sich auf konstruktive Weise zu engagieren.«
»Das ist gut«, sagte Harold. »Gefällt mir.«
Jetzt legte er die Hand auf Frannies Schulter. Sie schüttelte sie nicht ab, doch die Berührung bereitete ihr Unbehagen.
»Nein, es ist nicht gut«, sagte Peri aufbrausend, und Harold nahm vor Überraschung die Hand von Frannies Schulter. Sie fühlte sich augenblicklich erleichtert.
»Nein?« fragte er fast schüchtern.
»Er stirbt!« sagte Peri - nicht laut, sondern wütend und hilflos. »Er stirbt, weil wir alle unsere Zeit damit verplempert haben, uns in Hörsälen und billigen Studentenwohnungen in Universitätsstädten mit Scheiße vollzustopfen. Oh, ich könnte euch von den MidiIndianern auf Neu Guinea erzählen, und Harold könnte uns die literarischen Techniken der jüngeren englischen Dichter erläutern, aber was nützt das alles Mark?«
»Wenn wir jemand von der medizinischen Fakultät hätten...« begann Fran zögernd.
»Ja, wenn. Haben wir aber nicht. Wir haben nicht einmal einen Automechaniker bei uns oder jemanden, der die Landwirtschaftsschule besucht und zumindest einmal gesehen hat, wie ein Tierarzt ein Pferd oder eine Kuh behandelt.« Peri sah die beiden an, und ihre Indigoaugen wurden noch dunkler. »So sehr ich euch mag, ich glaube, momentan würde ich euch alle mit Freuden für Mrs. Goodwrench eintauschen. Ihr habt alle Angst, Mark auch nur zu berühren, obwohl ihr genau wißt, was passiert, wenn ihr es nicht macht. Ich bin genauso - ich schließe mich nicht aus.«
»Jedenfalls sind die beiden...« Fran verstummte. Sie hatte sagen wollen: jedenfalls sind die beiden Männer losgefahren, entschied dann aber, daß das ein unglücklicher Ausdruck wäre, da Harold noch bei ihnen war. »Jedenfalls sind Stu und Glen losgefahren. Das ist doch schon mal was, oder nicht?«
Peri seufzte. »Ja - das ist schon mal was. Aber es war Stus Entscheidung zu fahren, richtig? Er war der einzige, der sich überlegt hat, daß es besser sein könnte, etwas zu versuchen, als nur herumzustehen und die Hände zu ringen.« Sie sah Frannie an. »Hat er dir erzählt, womit er vorher seinen Lebensunterhalt verdient hat?«
»Er hat in einer Fabrik gearbeitet«, antwortete Fran prompt. Sie sah nicht, wie Harolds Miene düster wurde, weil sie diese Information so schnell parat hatte. »Er hat Stromkreise in elektronische Taschenrechner eingebaut. Man könnte vielleicht sagen, daß er Computertechniker war.«
»Ha!« sagte Harold und lachte gallig.
»Er ist der einzige von uns, der versteht, wie man etwas auseinandernimmt«, sagte Peri. »Was er und Mr. Bateman vorhaben, wird Mark ziemlich sicher umbringen, aber es ist besser, wenn er ums Leben kommt, während jemand versucht, ihm zu helfen, als einfach zu sterben, während wir herumstehen und zusehen... als wäre er ein Hund, der auf der Straße überfahren worden ist.«
Darauf wußten weder Harold noch Fran eine Antwort. Sie standen nur neben ihr und betrachteten Marks stilles, regloses Gesicht. Nach einer Weile legte Harold wieder seine schwitzige Hand auf Frannies Schulter. Sie hätte am liebsten geschrien.
Stu und Glen kamen um Viertel vor vier zurück. Sie waren mit einem Motorrad unterwegs gewesen. Jetzt waren die Instrumententasche eines Arztes und mehrere Bücher auf dem Gepäckträger festgeschnallt.
»Wir versuchen es«, sagte Stu nur.