The Stand. Das letze Gefecht
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Kurzbeschreibung
In einem entv?lkerten Amerika versucht eine Handvoll ?berlebender, die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mytische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, die Verk?rperung des absolut B?sen. In der W?ste von Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit. "The Stand", Stephen Kings Vision vom letzten Gefecht zwischen Gut und B?se, war bislang nur in einer stark gek?rzten Version zug?nglich.Die hier ver?ffentlichte Urfassung zeigt die Gr??e seines apokalyptischen Entwurfs.Manche nennen diesen Roman sein Meisterwerk!
Autorenportrait
Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren. Er war zun?chst als Englischlehrer t?tig, bevor ihm 1973 mit seinem ersten Roman 'Carrie' der Durchbruch gelang. Seither hat er mehr als 30 Romane geschrieben und ?ber 100 Kurzgeschichten verfasst und gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller weltweit.
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»Harold«, sagte Stu mit leiser Stimme. Etwas war in seinen Augen. Eine Erkenntnis. »Harold, nicht...« Und dann geschah alles gleichzeitig.
Stu hatte das Gewehr über der Schulter hängen. Ein kurzer Ruck, und der Trageriemen rutschte ihm am Arm entlang; dann hielt er das Gewehr in der Hand.
»Nicht!« schrie der bärtige Mann wütend. »Garvey! Virge! Ronnie! Schnappt sie! Verschont die Frau!«
Harold griff nach den Pistolen und vergaß zunächst, daß sie noch in den Halftern festgezurrt waren.
Glen Bateman saß immer noch fassungslos erstaunt hinter Harold.
» Harold!« rief Stu noch einmal.
Fran wand ihr eigenes Gewehr los. Ihr war, als wäre die Luft um sie herum plötzlich von unsichtbarer Molasse erfüllt, von zäher Masse, die sie niemals würde rechtzeitig durchdringen können. Ihr wurde klar, daß sie hier möglicherweise sterben würden.
Eines der Mädchen schrie: »JETZT!«
Während sie sich mit dem Gewehr abmühte, sah Frannie zu dem Mädchen hinüber. Eigentlich war es gar kein Mädchen; sie war mindestens fünfundzwanzig. Ihr aschblondes Haar klebte ihr wie ein deformierter Helm am Kopf; es sah aus, als hätte sie ihr Haar erst vor kurzem mit einer Heckenschere geschnitten.
Nicht alle Frauen bewegten sich; manche schienen vor Angst fast gelähmt zu sein. Aber das blonde Mädchen und drei weitere handelten.
Alles geschah innerhalb weniger Sekunden.
Der bärtige Mann hatte die Pistole auf Stu gerichtet. Als die blonde junge Frau Jetzt! schrie, ruckte der Lauf leicht in ihre Richtung wie eine Wünschelrute, die auf Wasser reagiert. Die Waffe ging mit einem Laut los, als würde Stahl durch Pappkarton gestoßen werden. Stu fiel vom Motorrad, und Frannie kreischte seinen Namen. Dann stützte sich Stu auf beide Ellbogen (die vom Sturz aufgeschürft waren; die Honda lag auf seinem Bein) und feuerte. Der Bärtige schien rückwärts zu tanzen wie ein Vaudevillestar, der nach einer Zugabe die Bühne verläßt. Das verblichene karierte Hemd, das er trug, bauschte sich auf. Er riß die Pistole, eine Automatik, himmelwärts, und das Geräusch von Stahl durch Pappkarton wiederholte sich viermal. Er fiel auf den Rücken.
Beim Schrei der blonden Frau waren zwei der drei Männer hinter dem Bärtigen herumgefahren. Einer drückte beide Abzüge der Waffe, die er in der Hand hatte, eine altmodische Remington Kaliber 12. Er hatte das Schulterstück des Gewehrs nirgends angelegt - er hielt es neben der rechten Hüfte -, als es mit einem Laut wie Donner in einem kleinen Zimmer losging, flog es ihm nach hinten aus der Faust und riß dabei Haut von den Fingern. Es fiel polternd auf die Straße. Das Gesicht einer der Frauen, die nicht auf den Ruf der Blonden reagiert hatten, verschwand in einem unglaublichen Blutschwall; einen Augenblick konnte Frannie ihr Blut tatsächlich auf den Asphalt regnen hören, wie bei einem plötzlichen Wolkenbruch. Ein Auge starrte unverletzt durch die Maske aus Blut, die die Frau jetzt trug. Es war glasig und leer. Dann fiel die Frau vornüber auf die Straße. Der Kombi hinter ihr, ein Country Squire, war vom Schrot durchsiebt. Ein Fenster war ein Wasserfall milchiger Risse. Das blonde Mädchen rang mit dem zweiten Mann, der sich ihr zugewandt hatte. Das Gewehr des Mannes ging zwischen den beiden los. Ein Mädchen rannte auf die zu Boden gefallene Schrotflinte zu.
Der dritte Mann, der sich nichtzu den Frauen umgedreht hatte, feuerte auf Fran. Frannie saß breitbeinig auf dem Motorrad und blinzelte ihn dümmlich an. Er hatte olivfarbene Haut und sah wie ein Italiener aus. Sie spürte eine Kugel an der linken Schläfe vorbeisirren.
Harold hatte endlich eine Pistole aus dem Holster bekommen. Er hob sie und schoß auf den Mann mit der olivfarbenen Haut. Die Entfernung betrug etwa fünfzehn Schritte. Harold schoß fehl. Im Blech des rosa Wohnwagens, unmittelbar links vom Kopf des Mannes mit der olivfarbenen Haut, war ein Einschußloch zu sehen. Der Mann mit der olivfarbenen Haut sah Harold an und sagte: »Jetzt massakrier' ich dich, Hurensohn!«
» Nein, nicht!« schrie Harold. Er ließ die Pistole fallen und breitete die leeren Hände aus.
Der Mann mit der olivfarbenen Haut feuerte dreimal auf Harold. Alle drei Schüsse gingen daneben. Der dritte kam am nächsten; er heulte als Querschläger vom Auspuff von Harolds Yamaha ab. Die Maschine kippte um; Harold und Glen wurden abgeworfen. Inzwischen waren zwanzig Sekunden verstrichen. Harold und Stu lagen flach am Boden. Glen saß mit überkreuzten Beinen auf der Straße. Er machte immer noch den Eindruck, als wüßte er nicht genau, wo er war oder was vor sich ging. Frannie versuchte verzweifelt, den Mann mit der olivfarbenen Haut zu erschießen, bevor er Harold und Stu erschießen konnte, aber ihr Gewehr ging nicht los, es schoß nicht, weil sie vergessen hatte, den Sicherungsbolzen mit dem Daumen zurückzuschieben. Die blonde Frau kämpfte noch mit dem zweiten Mann, und die Frau, die zu der Schrotflinte auf dem Boden gerannt war, rang jetzt mit einer anderen Frau um die Waffe.
Der Mann mit der olivfarbenen Haut, der in einer Sprache fluchte, bei der es sich ganz zweifellos um Italienisch handelte, legte wieder auf Harold an, dann feuerte Stu; die Stirn des Mannes mit der olivfarbenen Haut wurde nach innen gedrückt, und er klappte zusammen wie ein Sack Kartoffeln.
Mittlerweile beteiligte sich noch eine dritte Frau am Gerangel um die Schrotflinte. Der Mann, der sie verloren hatte, bemühte sich, alle drei wegzudrängen. Die dritte Frau griff ihm zwischen die Beine, packte den Schritt seiner Jeans und drückte zu. Fran sah, wie ihre Sehnen bis hinauf zum Ellbogen hervortraten. Der Mann schrie. Der Mann verlor das Interesse an der Schrotflinte. Der Mann griff sich an die Genitalien und humpelte vornübergebeugt davon.
Harold kroch über die Straße zu seiner Pistole und warf sich darauf. Er hob sie und schoß auf den Mann, der sich die Genitalien hielt. Er feuerte dreimal - und dreimal daneben.
Wie bei Bonnie und Clyde, dachte Frannie. Herrgott, überall Blut!
Die blonde Frau mit dem geschorenen Haar hatte den Kampf um die Waffe des zweiten Mannes verloren. Er riß sich los und trat nach der Frau, möglicherweise nach dem Magen, aber statt dessen traf er sie mit einem schweren Stiefel am Oberschenkel. Sie kippte nach hinten, ruderte mit den Armen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, und landete mit einem feuchten Platscher auf dem Hintern.
Jetzt erschießt er sie, dachte Frannie, aber der zweite Mann wirbelte herum wie ein betrunkener Soldat, der eine Kehrtwendung macht, und feuerte rasch hintereinander in die Gruppe der drei Frauen, die sich immer noch an die Seite des Country Squire drängten.
»Jaaa! Flittchen!« schrie dieser Herr. »Jaaaa! Ihr Flittchen!«
Eine der Frauen kippte um und zappelte auf dem Asphalt zwischen Kombi und umgestürztem Wohnwagen wie ein Fisch auf dem Trockenen. Die beiden anderen Frauen stürmten los. Stu feuerte auf den Schützen und verfehlte ihn. Der zweite Mann schoß auf eine der fliehenden Frauen und verfehlte nicht. Sie warf die Hände hoch und stürzte zu Boden. Die andere schlug einen Haken nach links und verschwand hinter dem rosa Wohnwagen.
Der dritte Mann, der die Schrotflinte verloren und nicht zurückbekommen hatte, stolperte immer noch herum und hielt sich den Unterleib. Eine der Frauen richtete die Schrotflinte auf ihn und drückte beide Abzüge - sie hatte die Augen zugekniffen und den Mund in Erwartung des Knalls verzerrt. Der Knall erfolgte nicht. Die Schrotflinte war leer. Die Frau drehte sie um, so daß sie die Waffe am Lauf hielt, und holte in weitem Bogen mit dem Kolben aus. Sie verfehlte seinen Kopf, traf aber die Stelle, wo der Hals in die rechte Schulter überging. Der Mann sank auf die Knie. Er kroch davon. Die Frau, die ein blaues Sweatshirt mit der Aufschrift KENT STATE UNIVERSITY und verwaschene Jeans trug, ging neben ihm her und schlug dabei mit der Schrotflinte auf ihn ein. Der Mann kroch weiter und blutete mittlerweile ganze Sturzbäche, und die Frau im Sweatshirt von Kent State drosch immer noch auf ihn ein.