The Stand. Das letze Gefecht
The Stand. Das letze Gefecht читать книгу онлайн
Kurzbeschreibung
In einem entv?lkerten Amerika versucht eine Handvoll ?berlebender, die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mytische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, die Verk?rperung des absolut B?sen. In der W?ste von Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit. "The Stand", Stephen Kings Vision vom letzten Gefecht zwischen Gut und B?se, war bislang nur in einer stark gek?rzten Version zug?nglich.Die hier ver?ffentlichte Urfassung zeigt die Gr??e seines apokalyptischen Entwurfs.Manche nennen diesen Roman sein Meisterwerk!
Autorenportrait
Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren. Er war zun?chst als Englischlehrer t?tig, bevor ihm 1973 mit seinem ersten Roman 'Carrie' der Durchbruch gelang. Seither hat er mehr als 30 Romane geschrieben und ?ber 100 Kurzgeschichten verfasst und gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller weltweit.
Внимание! Книга может содержать контент только для совершеннолетних. Для несовершеннолетних чтение данного контента СТРОГО ЗАПРЕЩЕНО! Если в книге присутствует наличие пропаганды ЛГБТ и другого, запрещенного контента - просьба написать на почту [email protected] для удаления материала
Oder auch nicht.
Ich habe mich irgendwie verändert, dachte Larry dumpf. Ich bin auch auf der anderen Seite rausgekommen.
Sie sagte: »Ich bin Nadine Cross. Das ist Joe, Freut mich, Sie kennenzulernen. «
»Larry Underwood.«
Sie gaben sich die Hand und mußten beide wegen der absurden Situation lächeln.
»Gehen wir zur Straße zurück«, sagte Nadine.
Sie gingen nebeneinander, und nach ein paar Schritten sah Larry über die Schulter zu Joe, der immer noch über die Knie gebeugt saß, am Daumen lutschte und offenbar gar nicht mitbekommen hatte, dass sie gegangen waren.
»Er wird schon kommen«, sagte sie leise.
»Sind Sie sicher?«
»Ganz sicher.«
Als sie die Schotterböschung des Highway erreicht hatten, stolperte sie, und Larry nahm ihren Arm. Sie sah ihn dankbar an.
»Können wir uns setzen?« fragte sie.
Sie setzten sich einander gegenüber auf das Pflaster. Nach einer Weile stand Joe auf und trottete mit gesenktem Kopf zu ihnen herüber. Er setzte sich ein Stück von ihnen entfernt hin. Larry sah ihn mißtrauisch an, dann Nadine Cross.
»Sie beide sind mir gefolgt.«
»Das haben Sie gewußt? Ja. Dachte ich mir.«
»Wie lange?«
»Zwei Tage«, sagte Nadine. »Wir waren in dem großen Haus in Epsom.« Als sie seinen verwirrten Blick sah, fügte sie hinzu: »Am Bach. Sie sind an der Steinmauer eingeschlafen.«
Er nickte. »Und gestern nacht sind Sie beide gekommen und haben mich beobachtet, als ich auf der Veranda geschlafen habe. Vielleicht um zu sehen, ob ich Hörner oder einen langen roten Schwanz habe.«
»Das war Joe«, sagte sie leise. »Als ich sah, daß er weg war, bin ich ihm nachgelaufen. Woher wußten Sie das?«
»Sie haben Spuren im Tau hinterlassen.«
»Oh.« Sie sah ihn prüfend an, musterte ihn, und Larry hätte gern die Augen niedergeschlagen, tat es aber nicht. »Ich möchte nicht, dass Sie wütend auf uns sind. Das klingt wahrscheinlich ein bißchen lächerlich, nachdem Joe gerade versucht hat, Sie umzubringen, aber dafür ist Joe nicht verantwortlich.«
»Ist das sein richtiger Name?«
»Nein, ich nenne ihn nur so.«
»Er ist wie ein Wilder in einer Fernsehsendung von National Geographie.«
»Ja, genau. Ich habe ihn vor einem Haus auf dem Rasen gefunden. Vielleicht war es sein Elternhaus. An der Tür stand >Rockway<. Joe war krank.
Er war gebissen worden. Wahrscheinlich von einer Ratte. Er spricht nicht. Er knurrt und grunzt nur. Bis heute morgen hatte ich ihn unter Kontrolle. Aber ich... ich bin müde, wissen Sie... und...« Sie zuckte die Achseln. Der Schlamm trocknete in Mustern auf ihrer Bluse, die wie chinesische Schriftzeichen aussahen. »Ich mußte ihn erst anziehen. Er hat alles wieder ausgezogen, bis auf die Unterhose. Zuletzt hatte ich keine Lust mehr. Ich bin Lehrerin, keine Missionarin. Die Mücken und Moskitos scheinen ihn nicht zu stören.« Sie machte eine Pause. »Ich will, daß Sie uns mitnehmen. Was das betrifft, muss man in dieser Situation wohl nicht schüchtern sein.«
Larry fragte sich, was sie wohl denken würde, wenn er ihr von der letzten Frau erzählte, die mit ihm kommen wollte. Das würde er natürlich nie tun; diese Episode war tief begraben, auch wenn die betreffende Frau es nicht war. Er wollte Ritas Namen ebensowenig ins Spiel bringen, wie ein Mörder den Namen seines Opfers auf einer Party erwähnen würde.
»Ich weiß nicht, wohin ich gehe«, sagte er. »Ich bin von New York City gekommen, wahrscheinlich über einen ziemlichen Umweg. Ich wollte mir ein schönes Haus an der Küste suchen und dort bis Oktober oder so bleiben. Aber je länger ich unterwegs bin, um so mehr sehne ich mich nach anderen Menschen. Je länger ich unterwegs bin, um so schlimmer trifft mich das alles.«
Er drückte sich ungeschickt aus und konnte es wohl auch nicht besser, ohne Rita oder seine schlimmen Träume von dem dunklen Mann zu erwähnen.
»Ich hatte oft schreckliche Angst«, sagte er vorsichtig. »Weil ich allein bin. Ziemlich verrückt. Als hätte ich erwartet, daß Indianer mich überfallen und skalpieren.«
»Mit anderen Worten, Sie suchen jetzt keine Häuser mehr, sondern Menschen.«
»Ja, vielleicht.«
»Sie haben uns gefunden. Ist doch schon was.«
»Ich glaube, Sie haben mich gefunden. Und dieser Junge macht mir Sorgen, Nadine. Das muß ich ehrlich sagen. Sein Messer ist weg, aber die Welt wimmelt von Messern, man muß sie nur aufsammeln.«
»Ja.«
»Ich will mich nicht brutal ausdrücken, aber...« Er verstummte und hoffte, sie würde es selbst sagen, aber sie sagte gar nichts, sah ihn nur mit ihren dunklen Augen an.
»Wären Sie bereit, ihn zurückzulassen?« Jetzt war es heraus, ausgespuckt wie ein Stein, und er hörte sich immer noch nicht wie ein netter Kerl an... aber war es richtig, eine schlimme Situation noch schlimmer zu machen, indem man sich mit einem zehnjährigen Psychopathen belastete? Er hatte ihr gesagt, daß er brutal sein würde, und das war er wohl auch gewesen. Aber sie lebten jetzt in einer brutalen Welt.
Derweil bohrte sich der Blick von Joes meerwasserblauen Augen in ihn.
»Das könnte ich nicht«, sagte Nadine ruhig. »Ich sehe die Gefahr, und ich weiß, daß in erster Linie Sie gefährdet sind. Er ist eifersüchtig. Er hat Angst, daß Sie wichtiger für mich werden könnten als er. Es könnte sein, daß er... daß er es noch einmal versucht, es sei denn, Sie können mit ihm Freundschaft schließen oder ihn wenigstens davon überzeugen, daß Sie nicht die Absicht haben...«
Sie verstummte und ließ offen, was sie hatte sagen wollen. »Aber wenn ich ihn zurückließe, wäre das gleichbedeutend mit Mord. Damit will ich nichts zu tun haben. So viele sind gestorben, daß man keinen mehr töten sollte.«
»Wenn er mir mitten in der Nacht die Kehle durchschneidet, damit haben Sie dann etwas zu tun.«
Sie senkte den Kopf.
So leise, daß hoffentlich nur sie ihn hören konnte - er wußte nicht, ob Joe, der sie beobachtete, ihre Unterhaltung verstand oder nicht-, sagte Larry: »Er hätte es wahrscheinlich schon gestern nacht getan, wenn Sie ihm nicht gefolgt wären. Oder nicht?«
Sie antwortete leise: »Könnte sein.«
Larry lachte. »Der Geist der zukünftigen Weihnacht?«
Sie sah auf. »Ich will mit Ihnen gehen, Larry, aber ich kann Joe nicht zurücklassen. Das müssen Sie entscheiden.«
»Sie machen es mir nicht leicht.«
»Heutzutage ist das ganze Leben nicht mehr leicht.«
Er dachte darüber nach. Joe saß auf der weichen Böschung an der Straße und sah aus seinen Meerwasseraugen zu ihnen herüber. Hinter ihnen schlugen die Wellen des Ozeans unaufhörlich gegen die Felsen und dröhnten in den geheimen Tunneln, wo sie das Land ausgehöhlt hatten.
»Na gut«, sagte er. »Ich finde, Sie sind gefährlich weichherzig, aber... na gut.«
»Danke«, sagte Nadine. »Ich übernehme die Verantwortung für alles, was er tut.«
»Ein schöner Trost, wenn er mich aufgeschlitzt hat.«
»Das würde mir bis an mein Lebensende auf der Seele liegen«, sagte Nadine, und eine plötzliche Gewißheit, daß sich alle ihre Worte über die Unverletzlichkeit des Lebens eines nicht zu fernen Tages erheben und sie verspotten würden, durchfuhr sie wie ein kalter Wind, so daß sie erschauerte. Nein, sagte sie sich. Ich werde nicht töten. Das nicht. Niemals.
Sie verbrachten die Nacht im weichen weißen Sand des öffentlichen Strandes von Wells. Larry entfachte ein großes Lagerfeuer oberhalb des Tangstreifens, der den letzten Hochwasserstand markierte, und Joe saß abseits von ihm und Nadine und warf hin und wieder kleine Äste in die Flammen. Ab und zu hielt er einen größeren Ast ins Feuer, bis dieser wie eine Fackel brannte; dann lief er damit am Strand entlang und hielt ihn hoch wie eine riesige brennende Geburtstagskerze. Sie beobachteten ihn, bis er aus dem dreißig Schritte messenden Lichtkreis des Feuers verschwunden war, sahen dann nur noch die Fackel, deren Flamme bei Joes schnellem Lauf nach hinten geweht wurde. Der Wind war stärker geworden, es war so frisch wie seit Tagen nicht mehr. Larry erinnerte sich vage an den Regenguß an dem Nachmittag, als er seine sterbende Mutter gefunden hatte, bevor die Super-Grippe wie ein außer Kontrolle geratener Güterzug über New York hinweggerast war. Erinnerte sich an das Gewitter und die weißen Vorhänge, die wild in die Wohnung geweht worden waren. Er zitterte ein wenig, und der Wind ließ eine Flammenspirale aus dem Feuer zum schwarzen Sternenhimmel emportanzen. Fünkchen stoben noch höher und erloschen. Er dachte an den Herbst, der immer noch in weiter Ferne lag, aber nicht mehr so weit wie an dem Tag im Juni, als er seine Mutter im Delirium auf dem Fußboden gefunden hatte. Im Norden, weit entfernt am Strand, hüpfte Joes Fackel auf und ab. Er fühlte sich einsam und noch kälter - und nur wegen diesem einen Licht, das in der gewaltigen, stummen Dunkelheit flackerte. Die Brandung rollte und dröhnte.