The Stand. Das letze Gefecht
The Stand. Das letze Gefecht читать книгу онлайн
Kurzbeschreibung
In einem entv?lkerten Amerika versucht eine Handvoll ?berlebender, die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mytische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, die Verk?rperung des absolut B?sen. In der W?ste von Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit. "The Stand", Stephen Kings Vision vom letzten Gefecht zwischen Gut und B?se, war bislang nur in einer stark gek?rzten Version zug?nglich.Die hier ver?ffentlichte Urfassung zeigt die Gr??e seines apokalyptischen Entwurfs.Manche nennen diesen Roman sein Meisterwerk!
Autorenportrait
Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren. Er war zun?chst als Englischlehrer t?tig, bevor ihm 1973 mit seinem ersten Roman 'Carrie' der Durchbruch gelang. Seither hat er mehr als 30 Romane geschrieben und ?ber 100 Kurzgeschichten verfasst und gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller weltweit.
Внимание! Книга может содержать контент только для совершеннолетних. Для несовершеннолетних чтение данного контента СТРОГО ЗАПРЕЩЕНО! Если в книге присутствует наличие пропаганды ЛГБТ и другого, запрещенного контента - просьба написать на почту [email protected] для удаления материала
»Durchdrehen«, stöhnte er wieder. Die gebrochene Verzweiflung seines trockenen Winseins entsetzte ihn. War es so schlimm geworden? Einst hatte es einen Larry Underwood mit einem bescheidenen Single-Hit gegeben, der Visionen hatte, zum Elton John seiner Zeit zu werden... meine Güte, wie Jerry Garcia darüberlachen würde... und dieser Mann war jetzt in das gebrochene Ding verwandelt worden, das irgendwo im südöstlichen New Hampshire über den schwarzen Asphalt der Route 9 kroch, ja, kroch, crawling kingsnake, das war er. Jener andere Larry Underwood hatte ganz sicher keine Ähnlichkeit mit diesem kriechenden Hosenscheißer... diesem...
Er versuchte aufzustehen, konnte es aber nicht.
»Mann, ist das 'ne lächerliche Scheiße«, sagte er halb lachend und halb weinend.
Auf einem Hügel auf der anderen Straßenseite, zweihundert Meter entfernt, lag ein großes weißes Farmhaus im Neuengland-Stil, einer wunderschönen Fata Morgana gleich. Es hatte grüne Läden, grüne Verzierungen und ein grünes Schindeldach. Davor befand sich ein grüner Rasen, der so allmählich ungepflegt auszusehen anfing. Am Ende des Rasens verlief ein kleiner Wassergraben; er konnte ihn gurgeln und blubbern hören, ein bezaubernder Laut. Daneben verlief mäanderförmig eine Steinmauer, die wahrscheinlich die Grundstücksgrenze markierte; in Abständen lehnten sich große, schattenspendende Ulmen über diese Mauer. Er würde seinen weltberühmten Crawling-Hosenscheißer-Jive dort hinüber machen und eine Weile im Schatten sitzen, ja, das würde er. Und wenn es ihm etwas besser ging... ganz allgemein... würde er aufstehen, zum Bach gehen, trinken und sich waschen. Wahrscheinlich stank er. Aber wen störte das? Wer konnte ihn riechen, wo Rita doch tot war? Lag sie immer noch dort oben im Zelt? fragte er sich zaghaft. Schwoll an? Beute für die Fliegen? Sah immer mehr wie die schwarzverfaulte Süßigkeit in der öffentlichen Toilette an der Transverse Number One aus? Himmel, Arsch, wo sollte sie denn sonst sein? In Palm Springs, mit Bob Hope Golf spielen?
»Was für ein Scheißdreck«, flüsterte er und kroch über die Straße. Er war sicher, wenn er erst einmal im Schatten war, würde er auch aufstehen können, aber die Anstrengung schien zu groß zu sein. Immerhin brachte er noch genügend Energie auf, um argwöhnisch in die Richtung zu sehen, aus der er gekommen war, ob sein Motorrad nicht auf ihn zugerast kam.
Im Schatten war es mindestens fünfzehn Grad kühler, und Larry stieß den Atem als langen Stoßseufzer der Freude und Erleichterung aus. Er griff sich mit der Hand in den Nacken, auf den die Sonne fast den ganzen Tag niedergebrannt hatte, und zog sie mit einem leisen Zischen des Schmerzes wieder weg. Sonnenbrand? Nehmen Sie Xylocaine. Und den ganzen anderen Pißkram. Holt die Kerle aus der heißen Sonne. Burn, baby, burn. Watts. Wißt ihr noch, Watts? Eins, zwei, drei, wieder mal wie einst im Mai. Die ganze Menschheit hatte sich verpißt. Kein Wunder, bei dieser Hitze.
»Mann, bist du krank?« sagte er, stützte die Hand an die rauhe Rinde der Ulme und schloß die Augen. Sonnengesprenkelte Schatten riefen bewegliche Muster in Rot und Schwarz auf den Innenseiten seiner Lider hervor. Das Geräusch des blubbernden, gurgelnden Wassers war lieblich und einlullend. Noch eine Minute, dann würde er dort runtergehen, trinken und sich waschen. Nur noch eine Minute.
Er döste ein.
Die Minuten zogen dahin, und aus dem Dösen wurde der erste tiefe und traumlose Schlaf seit Tagen. Er hatte die Hände schlaff im Schoß liegen. Seine dünne Brust hob und senkte sich, durch den Bart sah sein Gesicht noch hagerer aus, das bekümmerte Gesicht eines einsamen Flüchtlings, der einem gräßlichen Gemetzel entkommen war, jenseits der menschlichen Vorstellungskraft. Nach und nach wurden die tiefen Furchen in seinem Gesicht weicher. Er sank in weiten Spiralen zu den tiefsten Ebenen der Bewußtlosigkeit hinab und ruhte dort aus wie ein kleines Flußlebewesen, das im kühlen Schlamm den Sommer überdauert. Die Sonne sank tiefer am Himmel.
In der Nähe des Bachrands raschelte es in einem ausladenden Gebüsch - etwas bewegte sich verstohlen in den Zweigen, hielt inne, bewegte sich wieder. Nach einer Weile kam ein Junge heraus. Er war vielleicht dreizehn, vielleicht auch zehn und groß für sein Alter. Abgesehen von Fruit-of-the-Loom-Shorts war er nackt. Sein Körper war gleichmäßig mahagonifarben braungebrannt, abgesehen von einem verblüffend weißen Streifen gleich über dem Saum der Shorts. Seine Haut war von Moskitostichen und Insektenbissen verunziert, manche frisch, die meisten alt. Er hielt ein Schlachtermesser in der rechten Hand. Die Klinge war dreißig Zentimeter lang, die Schneide gezackt. Sie funkelte grell in der Sonne.
Leise, in den Hüften leicht nach vorne gebeugt, näherte er sich der Ulme und der Mauer, bis er direkt hinter Larry stand. Seine Augen waren blaugrün, die Farbe von Meerwasser, und in den Augenwinkeln leicht hochgezogen, was seinem Gesicht einen chinesischen Einschlag gab. In den ausdruckslosen Augen lag eine verhaltene Wildheit. Er hob das Messer.
Eine leise, aber bestimmte Frauenstimme sagte: »Nein.«
Er drehte sich zu ihr um und lauschte mit gesenktem Kopf und immer noch erhobenem Messer. Seine Haltung war fragend und enttäuscht zugleich.
»Wir beobachten nur und warten ab«, sagte die Frauenstimme. Der Junge machte eine Pause, sah vom Messer zu Larry und dann wieder zum Messer; auf seinem Gesicht lag ein seltsam sehnsüchtiger Ausdruck; dann wich er den Weg zurück, den er gekommen war.
Larry schlief weiter.
Als er aufwachte, stellte Larry als erstes fest, daß er sich gut fühlte. Als zweites, daß er Hunger hatte. Als drittes, daß die Sonne am falschen Ort stand; sie schien am Himmel rückwärts gewandert zu sein. Als viertes, daß er - bitte verzeihen Sie die Ausdrucksweise - pissen mußte wie ein Brauereipferd.
Als er aufstand und beim Strecken das Knacken seiner Sehnen hörte, wurde ihm plötzlich klar, daß er nicht nur gedöst hatte; er hatte die ganze Nacht geschlafen. Er blickte auf die Uhr und sah, warum die Sonne falsch stand. Es war 9 Uhr 20 am Vormittag. Hunger. In dem großen weißen Haus mußte es Lebensmittel geben. Dosensuppe, vielleicht Corned Beef. Sein Magen knurrte. Bevor er dorthin ging, legte er die Kleidung ab, kniete am Bach nieder und spritzte sich Wasser über den Körper. Er stellte fest, wie mager er geworden war - so ging das nicht weiter. Er stand auf, trocknete sich mit seinem Hemd ab und zog die Hose wieder an. Ein paar Steine streckten die nassen, schwarzen Rücken aus dem Bach heraus, auf ihnen ging er zur anderen Uferseite. Dort blieb er plötzlich starr stehen und blickte zu dem dichten Gebüsch hinüber. Die Angst, die seit dem Aufwachen in ihm geschlummert hatte, flammte plötzlich auf wie ein Feuer explodierender Tannenzapfen und erlosch genau so schnell wieder. Es mußte ein Eichhörnchen oder Waldmurmeltier gewesen sein, vielleicht auch ein Fuchs. Kein Grund zur Panik. Er wandte sich beruhigt wieder ab und ging über den Rasen zu dem großen weißen Haus hinauf.
Auf halbem Wege stieg ein Gedanke wie ein Luftbläschen zur Oberfläche seines Verstandes und zerplatzte. Es geschah ganz nebenbei, ohne Fanfarenstoß, aber er blieb dennoch vor Verblüffung wie angewurzelt stehen.
Der Gedanke war: Warum bist du nicht mit einem Rad gefahren?
Er stand auf halbem Weg zwischen Haus und Bach mitten auf dem Rasen, und es war so einfach, daß er es kaum fassen konnte. Er war zu Fuß gegangen, seit er die Harley stehengelassen hatte, hatte sich verausgabt und war zum Schluß mit einem Hitzschlag zusammengebrochen, oder mit etwas Ähnlichem; es spielte jetzt keine Rolle mehr. Er hätte radeln können, nicht schneller als im Schrittempo, wenn er wollte, und könnte schon lange an der Küste sein und sich ein Sommerhaus aussuchen und einrichten. Er fing an zu lachen, zuerst leise, weil es gespenstisch in der unendlichen Stille klang. Zu lachen, ohne daß jemand da war, der mitlachen konnte, war ein weiteres Zeichen dafür, daß man ohne Rückfahrkarte auf dem Weg in das legendäre Land Plemplem war. Aber das Lachen klang so natürlich und herzlich, so gottverdammt gesundund so sehr nach dem alten Larry Underwood, daß er es einfach herausließ. Er stemmte die Hände in die Hüften, legte den Kopf himmelwärts zurück und brüllte vor Lachen über seine eigene unfaßbare Dummheit.