The Stand. Das letze Gefecht
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Kurzbeschreibung
In einem entv?lkerten Amerika versucht eine Handvoll ?berlebender, die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mytische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, die Verk?rperung des absolut B?sen. In der W?ste von Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit. "The Stand", Stephen Kings Vision vom letzten Gefecht zwischen Gut und B?se, war bislang nur in einer stark gek?rzten Version zug?nglich.Die hier ver?ffentlichte Urfassung zeigt die Gr??e seines apokalyptischen Entwurfs.Manche nennen diesen Roman sein Meisterwerk!
Autorenportrait
Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren. Er war zun?chst als Englischlehrer t?tig, bevor ihm 1973 mit seinem ersten Roman 'Carrie' der Durchbruch gelang. Seither hat er mehr als 30 Romane geschrieben und ?ber 100 Kurzgeschichten verfasst und gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller weltweit.
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»Ist das der Schwachsinnige?« fragte sie.
Nick nickte, aber das Wort gefiel ihm nicht. Es war ein grausames Wort.
Sie fing an, über sich selbst zu sprechen, und Nick stellte zu seiner Erleichterung fest, daß sie siebzehn war, nicht viel jünger als er selbst. Ihre Mama und ihre Freunde hatten sie immer Angel-Face genannt - Engelsgesicht - oder kurz Angel, sagte sie, weil sie so jung aussah. Im Verlauf der folgenden Stunde erzählte sie ihm noch eine Menge mehr, und Nick fand es beinahe unmöglich, Wahrheit und Lügen zu trennen... oder Wunschträume, wenn man so wollte. Vielleicht hatte sie auf jemanden wie ihn gewartet, der niemals ihren endlosen Monolog unterbrechen konnte, und zwar ihr ganzes Leben lang. Nicks Augen wurden müde, wenn er nur beobachtete, wie ihre rosa Lippen die Worte formten. Wenn er mehr als nur einen Moment wegsah, nach Tom oder zum eingeschlagenen Schaufenster des Bekleidungsgeschäfts gegenüber, berührte sie mit der Hand seine Wange und richtete seinen Blick wieder auf ihren Mund. Sie wollte, daß er alles hörte und nichts verpaßte. Anfangs war er wütend auf sie, dann langweilte sie ihn. Schon nach einer Stunde wünschte er sich, sehr zu seiner eigenen Fassungslosigkeit, er hätte sie überhaupt nicht gefunden, oder sie würde ihre Meinung ändern und nicht mit ihnen kommen.
Sie »stand« auf Rockmusik und Marihuana und mochte, wie sie es nannte, »kolumbianische Abheber« und »Einpfeifer«. Sie hatte einen Freund gehabt, aber der war so stinksauer auf das »EstablishmentSystem« geworden, das die hiesige High School in der Hand hatte, daß er letzten April den ganzen Krempel hingeschmissen hatte und den Marines beigetreten war. Seither hatte sie ihn nicht mehr gesehen, schrieb ihm aber immer noch jede Woche. Sie und ihre zwei Freundinnen, Ruth Honinger und Mary Beth Gooch, besuchten alle Rock-Konzerte in Wichita und waren vergangenen September bis nach Kansas City getrampt, um beim Konzert von Van Halen und den Monsters of Heavy Metal dabeizusein. Sie behauptete, sie habe »es mit dem Bassisten der Docken« gemacht und sagte, es »war das verdammt wahnsinnig geilste Abheb-Erlebnis meines Lebens«; als ihre Mutter und ihr Vater innerhalb von vierundzwanzig Stunden nacheinander gestorben waren, hatte sie »sich die Augen ausgeheult«, obwohl ihre Mutter ein »prüdes Miststück« und ihr Vater »eine Scheißwut« auf ihren Freund Ronnie hatte, der sie verlassen hatte und zu den Marines gegangen war; sie hatte Pläne, nach dem Abschluß der High School entweder einen Schönheitssalon in Witchita zu eröffnen oder »nach Hollywood zu gehen und sich einen Job bei einer der Firmen zu suchen, die den Stars die Häuser einrichteten. Ich bin eine verdammt wahnsinnig tolle Innenarchitektin, und Mary Beth hat gesagt, sie würde mit mir kommen.«
An dieser Stelle fiel ihr plötzlich wieder ein, daß Mary Beth Gooch tot war und die Möglichkeit, Inhaberin eines Schönheitssalons oder Dekorateurin der Stars zu werden, mit ihr gegangen war... wie alles und jeder andere. Das schien sie mit aufrichtigerem Kummer zu erfüllen. Aber es war kein Sturm, lediglich ein kurzes Unwetter. Als ihr Wortschwall ein wenig versiegte - jedenfalls vorläufig -, wollte sie es wieder »machen« (wie sie so zimperlich sagte). Nick schüttelte den Kopf, worauf sie kurz schmollte. »Vielleicht will ich doch nicht mit euch kommen«, sagte sie.
Nick zuckte die Achseln.
»Schlappschwanz - Schlappschwanz - Schlappschwanz«, sagte sie plötzlich schneidend und tückisch. Verachtung leuchtete in ihren Augen. Dann lächelte sie. »Hab' ich nicht so gemeint. War nur Spaß.«
Nick sah sie ausdruckslos an. Man hatte ihm schon schlimmere Namen gegeben, aber sie hatte etwas an sich, das ihm ganz und gar nicht gefiel. Eine rastlose Unausgeglichenheit. Wenn sie wütend auf einen wurde, würde sie nicht kreischen oder einem ins Gesicht schlagen; die nicht. Die würde einem die Augen auskratzen. Plötzlich war er felsenfest davon überzeugt, daß sie gelogen hatte, was ihr Alter betraf. Sie war nicht siebzehn, vierzehn oder einundzwanzig. Sie war immer in jenem Alter, in dem man sie sehen wollte... solange ein Kerl sie lieber vögeln wollte als sie den Kerl, solange ein Mensch sie mehr brauchte als sie selbst einen Menschen. Sie gefiel sich in der Rolle als Sexbombe, aber Nick war sich sicher, daß ihre Sexualität lediglich die Manifestation von etwas anderem in ihrer Persönlichkeit war... ein Symptom. Aber Symptom war ein Wort, das man bei jemandem benützte, der krank war, oder nicht? Hielt er sie für krank? In gewisser Weise schon, und plötzlich hatte er Angst vor dem Einfluß, den sie auf Tom haben konnte.
»He, dein Freund wacht auf!« sagte Julie.
Nick drehte sich um. Ja - Tom saß auf der Parkbank, kratzte sich das zerzauste Haar und sah sich verschlafen um. Plötzlich fiel Nick das Pepto-Bismol wieder ein.
»Hi, Junge!« trällerte Julie und lief die Straße entlang auf Tom zu, wobei ihre Brüste aufreizend unter dem engen Oberteil hüpften. Toms Augen waren die ganze Zeit groß gewesen, jetzt wurden sie noch größer.
»Hi?« sagte-fragte er langsam und sah Nick wegen einer Bestätigung und/ oder Erklärung an.
Nick verbarg sein Unbehagen, zuckte die Achseln und nickte. »Ich bin Julie«, sagte sie. »Wie geht's dir denn, Süßer?«
Sehr nachdenklich - und unbehaglich - ging Nick in den Drugstore zurück und holte, was Tom brauchte.
»Äh-äh«, sagte Tom, schüttelte den Kopf und wich zurück. »Äh-äh, ich will nicht. Tom Cullen mag keine Medizin, meine Güte, nein, schmeckt nicht.«
Nick sah ihn enttäuscht und ärgerlich an und hielt die dreikantige Flasche Pepto-Bismol in einer Hand. Er sah Julie an, und sie bemerkte seinen Blick, aber in ihren Augen lag der tückische Glanz wie vorhin, als sie ihn Schlappschwanz genannt hatte. Kein Augenzwinkern, sondern ein harter, eisiger Glanz. Der Blick eines Menschen ganz ohne Sinn für Humor, der im Begriff ist, einen Scherz zu machen.
»Ganz recht, Tom«, sagte sie. »Trink es nicht, es ist Gift.«
Nick starrte sie entsetzt an. Sie stand mit den Händen in den Hüften da, grinste und forderte ihn heraus, Tom vom Gegenteil zu überzeugen. Vielleicht war dies ihre kleinliche Rache dafür, daß er ihr zweites Sex-Angebot abgelehnt hatte.
Er blickte Tom wieder an und trank selbst einen Schluck aus der Flasche Pepto-Bismol. Er spürte den dumpfen Druck von Wut in den Schläfen. Er hielt Tom die Flasche hin, aber Tom war nicht überzeugt.
»Nein, äh-äh, Tom Cullen trinkt kein Gift«, sagte er, und Nick sah - voll überschäumender Wut auf das Mädchen -, daß Tom regelrecht entgeistert war. »Daddy sagt nein! Daddy sagt, wenn es die Ratten in der Scheune totmacht, macht es Tom auch tot! Kein Gift!«
Nick drehte sich plötzlich halb zu Julie um, er konnte das selbstgefällige Grinsen des Mädchens nicht mehr ertragen. Er schlug sie mit der flachen Hand, schlug sie fest. Tom sah ängstlich mit großen Augen zu.
»Du...« fing sie an, und für einen Augenblick fehlten ihr die Worte. Sie wurde rot im Gesicht und sah plötzlich hager und verdorben und boshaft aus. » Du verdammter taubstummer Krüppel! Es war nur Spaß, Pißkopf! Du kannst mich nicht schlagen! Du kannst mich nicht schlagen, Schlappschwanz!«
Sie wollte sich auf ihn stürzen, aber er stieß sie zurück. Sie prallte auf den Hosenboden ihrer kurzen Jeans und sah fauchend und mit gefletschten Zähnen zu ihm auf. »Ich reiß dir die Eier ab«, zischte sie. »Das kannst du nicht machen!«
Mit zitternden Händen und pochenden Kopfschmerzen holte Nick den Kugelschreiber heraus und schrieb mit großen, krakeligen Buchstaben eine Notiz. Er riß sie ab und hielt sie ihr hin. Sie schlug sie mit wütend funkelnden Augen beiseite. Er hob den Zettel auf, packte sie am Hals, hielt ihn ihr vors Gesicht. Tom hatte sich wimmernd zurückgezogen.
Sie kreischte: »Schon gut! Ich lese ihn! Ich lese deinen Scheißzettel!«