The Stand. Das letze Gefecht
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Kurzbeschreibung
In einem entv?lkerten Amerika versucht eine Handvoll ?berlebender, die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mytische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, die Verk?rperung des absolut B?sen. In der W?ste von Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit. "The Stand", Stephen Kings Vision vom letzten Gefecht zwischen Gut und B?se, war bislang nur in einer stark gek?rzten Version zug?nglich.Die hier ver?ffentlichte Urfassung zeigt die Gr??e seines apokalyptischen Entwurfs.Manche nennen diesen Roman sein Meisterwerk!
Autorenportrait
Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren. Er war zun?chst als Englischlehrer t?tig, bevor ihm 1973 mit seinem ersten Roman 'Carrie' der Durchbruch gelang. Seither hat er mehr als 30 Romane geschrieben und ?ber 100 Kurzgeschichten verfasst und gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller weltweit.
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Sie hatte in einem großen und lauten Mietshaus in der Innenstadt von Milltown gewohnt. Was Waldo so dafür eingenommen hatte (sie selbst hatte kein Mitspracherecht gehabt), war eine große Fleischkühlhalle im Keller. Sie hatten im September 1988 eine Wohnung bezogen, die im dritten Stock lag, und wer hatte immer runtergehen und Roastbeef oder Hamburger aus der Kühlhalle holen müssen? Dreimal darfst du raten, die beiden ersten zählen nicht. Waldo und Petie waren daheim gestorben. Da konnte man schon keine Krankenhausbehandlung mehr bekommen, wenn man kein Großkopferter war, und die Leichenhallen waren überfüllt (es waren unheimliche, dunkle Klötze, Judy wäre nicht für viel Geld hingegangen), aber der Strom funktionierte noch. Daher hatte sie sie nach unten in die Kühlhalle gebracht.
Vor drei Tagen war in Milltown der Strom ausgefallen, aber hier unten war es immer noch ziemlich kühl. Judy wußte es, weil sie drei-bis viermal täglich nach unten ging, um sich die Leichen anzusehen. Sie sagte sich, daß sie nur nachsah. Was sollte es sonst sein? Sie trauerte doch sicher nicht?
Am Nachmittag des 2. Juli ging sie hinein und vergaß, den Gummikeil unter die Tür der Kühlhalle zu kanten. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloß. Da erst stellte sie fest, nachdem sie zwei Jahre lang hier fast jeden Tag unten gewesen war, daß die Tür innen keine Klinke hatte. Mittlerweile war es so warm, daß sie nicht erfror, aber nicht zu kalt zum Verhungern. So kam es, daß Judy Horton doch noch in Gesellschaft von Mann und Kind starb.
Jim Lee aus Hattiesburg, Mississippi, schloß alle elektrischen Leitungen in seinem Haus an einen Benzingenerator an und starb durch Stromschlag, als er versuchte, ihn anzulassen.
Richard Hoggins war ein junger Farbiger, der sein ganzes Leben in Detroit, Michigan, verbracht hatte. Die letzten fünf Jahre war er süchtig nach dem weißen Pulver, das er »Herroinn« nannte. Während die Supergrippe grassierte, hatte er extreme Entzugserscheinungen gehabt, weil sämtliche Dealer und Pusher, die er kannte, gestorben oder geflohen waren.
An diesem warmen Sommernachmittag saß er auf einer müllübersäten Veranda, trank warmes 7-Up und wünschte sich, er hätte einen Schuß, nur einen kleinen, klitzekleinen Schuß. Er mußte an Allie McFarlane denken und an etwas über Allie McFarlane, das er auf der Straße gehört hatte, bevor die Kacke am Dampfen gewesen war.
Die Leute sagten, daß Allie, schätzungsweise der Drittgrößte in Detroit, gerade eine eins a Lieferung bekommen hatte. Allen würde es gutgehen. Nicht die übliche braune Scheiße. China White, richtig guter Stoff. Richie wußte nicht mit Sicherheit, wo McFarlane so eine große Lieferung aufbewahren würde - es war nicht gut für die Gesundheit, so etwas zu wissen -, aber er hatte mehrmals im Vorbeigehen sagen hören, wenn die Polizei jemals einen Durchsuchungsbefehl für das Haus am Grosse Point bekommen würde, das Allie seinem Großonkel gekauft hatte, dann würde Allie hinter Gitter wandern, bis der Neumond golden wurde.
Richie entschied, daß er zum Grosse Point gehen würde. Er hatte schließlich nichts Besseres vor.
Die Adresse von Erin D. McFarlane am Lake Shore Drive fand er im Telefonbuch und ging zu Fuß dorthin. Als er dort war, war es fast dunkel, und die Füße taten ihm weh. Er versuchte sich nicht mehr einzureden, daß es nur ein Spaziergang war; er brauchte einen Schuß, und zwar dringend.
Das Anwesen war von einer grauen Steinmauer umgeben, und Richie kletterte wie ein schwarzer Schatten hinüber und schnitt sich die Hände an den Glasscherben oben auf. Als er eine Scheibe einschlug, damit er hinein konnte, ging der Einbruchalarm los, und er war schon halb über den Rasen geflohen, bis ihm einfiel, daß keine Bullen mehr dawaren, die den Alarm hören konnten. Flatterig und schweißnaß ging er zurück.
Der Hauptstrom war aus, und die Scheißbude hatte gut und gerne zwanzig Zimmer. Er mußte warten bis morgen, bis er richtig suchen konnte, und selbst bei Tage würde es drei Wochen dauern, das ganze Haus ordentlich auf den Kopf zu stellen. Und dabei war der Stoff wahrscheinlich nicht einmal hier. Herrgott. Richie war ganz krank vor Verzweiflung. Aber er wollte wenigstens an den offensichtlichsten Stellen suchen.
Oben im Schlafzimmer fand er ein Dutzend weiße Plastiksäcke randvoll mit weißem Pulver. Sie waren im Wassertank der Toilette, einem altbekannten Versteck. Richie sah sie krank vor Verlangen an und dachte am Rande, daß Allie alle richtigen Leute bestochen haben mußte, wenn er es sich leisten konnte, so eine Ladung in einem blöden Toilettentank zu lassen. Der Stoff hätte einem einzigen wahrscheinlich sechzehn Jahrhunderte gereicht.
Er nahm einen Beutel mit ins Schlafzimmer und riß ihn auf der Steppdecke auf. Seine Hände zitterten, als er das Besteck herausnahm und aufkochte. Er kam nicht auf die Idee, sich zu fragen, ob der Stoff verschnitten war. Auf der Straße war die größte Dosis, die Richie sich je verpaßt hatte, zwölf Prozent pur gewesen, und daraufhin hatte er so tief geschlafen, daß es fast schon ein Koma gewesen war. Er hatte nicht einmal genickt. Einfach zackbumm, und weg war er, out of the blue and into the black. Er stach sich die Nadel oberhalb des Ellbogens rein und drückte den Stöpsel. Der Stoff war fast sechsundneunzig Prozent rein. Er knallte in seine Blutbahn wie ein außer Kontrolle geratener Güterzug, und Richie fiel auf den Heroinbeutel und bestäubte sich das Hemd damit. Sechs Minuten später war er tot.
Kein großer Verlust.
39
Lloyd Henreid kniete auf dem Boden. Er summte und grinste. Hin und wieder vergaß er, was er gesummt hatte, dann verschwand das Grinsen aus seinem Gesicht, und er schluchzte ein kleines bißchen, aber dann vergaß er, daß er geweint hatte, und summte weiter. Das Lied, das er summte, hieß »Camptown Races«. Ab und zu summte und schluchzte er nicht, sondern flüsterte »Duu-dah, duu-dah«. Abgesehen vom Summen, dem Schluchzen, dem gelegentlichen Duu-dah und dem leisen Scharren des Pritschenbeins, mit dem sich Lloyd zu schaffen machte, herrschte völlige Stille im Zellentrakt. Er versuchte, Trasks Leiche umzudrehen, damit er ein Bein erreichen konnte. Bitte, Herr Ober, bringen Sie mir noch etwas Krautsalat und noch ein Bein.
Lloyd sah aus wie ein Mann, den man auf eine radikale Diät gesetzt hatte. Der Gefängnis-Overall hing an seinem Körper wie ein schlaffes Segel. Die letzte Mahlzeit, die im Zellentrakt serviert wurde, war das Frühstück vor acht Tagen gewesen. Lloyds Haut spannte straff über dem Gesicht, jeder Knochen war darunter zu erkennen. Seine Augen waren hell und glänzend. Er hatte die Lippen von den Zähnen zurückgezogen. Sein Kopf wirkte seltsam gescheckt, weil ihm die Haare allmählich büschelweise ausfielen. Er sah aus wie ein Wahnsinniger.
»Duu-dah, duu-dah«, flüsterte Lloyd und angelte mit dem Pritschenbein. Es war einmal, da hatte er nicht gewußt, warum er sich die Finger kaputtmachte, um das verdammte Ding abzuschrauben. Es war einmal, da hatte er zu wissen geglaubt, was Hunger heißt. Aber verglichen mit dem, was er jetzt erlebte, war der Hunger von damals lediglich ein etwas kräftigerer Appetit gewesen.
» Ride around all night... ride around all day...duu-dah...«
Das Pritschenbein hakte sich in Trasks Hosenaufschlag fest und rutschte wieder ab. Lloyd senkte den Kopf und schluchzte wie ein Kind. Hinter ihm, achtlos in die Ecke geschmissen, lag das Skelett der Ratte, die er vor fünf Tagen, am 2.9. Juni, in Trasks Zelle totgeschlagen hatte. Der lange rosa Schwanz der Ratte hing noch am Skelett. Lloyd hatte wiederholt versucht, auch den Schwanz zu essen, aber er war zu zäh. Fast alles Wasser in der Kloschüssel war verschwunden, obwohl er versucht hatte, es möglichst lange aufzubewahren. In der Zelle stank es nach Urin; er hatte in den Korridor gepinkelt, um seinen Wasservorrat nicht zu verderben. Den Darm hatte er - was einleuchtete, wenn man die radikal zurückgeschraubten Standards seiner Diät berücksichtigte - nicht entleeren müssen.