The Stand. Das letze Gefecht
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Kurzbeschreibung
In einem entv?lkerten Amerika versucht eine Handvoll ?berlebender, die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mytische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, die Verk?rperung des absolut B?sen. In der W?ste von Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit. "The Stand", Stephen Kings Vision vom letzten Gefecht zwischen Gut und B?se, war bislang nur in einer stark gek?rzten Version zug?nglich.Die hier ver?ffentlichte Urfassung zeigt die Gr??e seines apokalyptischen Entwurfs.Manche nennen diesen Roman sein Meisterwerk!
Autorenportrait
Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren. Er war zun?chst als Englischlehrer t?tig, bevor ihm 1973 mit seinem ersten Roman 'Carrie' der Durchbruch gelang. Seither hat er mehr als 30 Romane geschrieben und ?ber 100 Kurzgeschichten verfasst und gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller weltweit.
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In den letzten drei Jahrzehnten eines jeden Jahrhunderts erscheinen religiöse Fanatiker auf der Bildfläche und können >stichhaltig< beweisen, daß Armageddon endlich bevorsteht. Solche Leute sind natürlich immer da, aber zum Ende eines Jahrhunderts hin nimmt ihre Zahl zu... und jede Menge Leute nehmen sie ernst. Ungeheuer erscheinen auf der Bildfläche. Attila der Hunne, Dschingis Khan, Jack the Ripper, Lizzie Bordon. Charles Manson und Richard Speck in unserer Zeit, wenn sie so wollen. Seriösere Kollegen als ich haben angedeutet, daß der Mensch in der westlichen Zivilisation gelegentlich eine Läuterung braucht, und diese findet am Ende eines Jahrhunderts statt, damit er rein und voller Optimismus ins nächste gehen kann. In diesem Fall haben wir ein Superklistier bekommen, was, wenn man darüber nachdenkt, völlig logisch ist. Immerhin steht nicht nur das Ende eines Jahrhunderts bevor. Wir nähern uns einem neuen Jahrtausend.«
Bateman verstummte und überlegte.
»Wenn ich darüber nachdenke, ich tanze doch auf dem Grab der Welt. Noch ein Bier?«
Stu nahm eines und dachte darüber nach, was Bateman gesagt hatte.
»Eigentlich ist es nicht das Ende«, sagte er schließlich. »Jedenfalls glaube ich das nicht. Nur eine... Übergangsphase.«
»Zutreffend. Gut gesagt. Aber jetzt kümmere ich mich wieder um mein Bild, wenn Sie gestatten.«
»Nur zu.«
»Haben Sie irgendwelche anderen Hunde gesehen?« fragte Bateman, als Kojak fröhlich über die Straße gehüpft kam.
»Nein.«
»Ich auch nicht. Sie sind der einzige andere Mensch, den ich gesehen habe, aber Kojak scheint der einzige seiner Art zu sein.«
»Wenn er lebt, muß es noch andere geben.«
»Nicht sehr wissenschaftlich«, sagte Bateman freundlich. »Was sind Sie nur für ein Amerikaner? Zeigen Sie mir einen zweiten Hund - vorzugsweise eine Hündin -, dann akzeptiere ich Ihre Theorie, dass es irgendwo noch einen dritten geben muß. Aber zeigen Sie mir nicht bloß einen und leiten daraus einen zweiten ab. Das reicht nicht.«
»Ich habe Kühe gesehen«, sagte Stu nachdenklich.
»Kühe, ja, und Wild. Aber die Pferde sind alle tot.«
»Das stimmt«, bestätigte Stu. Er hatte unterwegs mehrere tote Pferde gesehen. In manchen Fällen hatten Kühe in der Nähe der aufgeblähten Kadaver gegrast, aber gegen den Wind. »Wie kommt das?«
»Keine Ahnung. Wir atmen ja alle ähnlich, und es scheint im wesentlichen eine Krankheit der Atmungsorgane zu sein. Ich frage mich aber, ob es nicht noch einen anderen Faktor gibt? Menschen, Hunde und Pferde bekommen sie. Kühe und Wild nicht. Die Ratten waren eine Zeitlang angeschlagen, scheinen sich aber zu erholen.«
Bateman mischte tollkühn Farben auf der Palette. »Überall Katzen, eine regelrechte Katzenplage, und soweit ich das beurteilen kann, sind Insekten gar nicht betroffen. Selbstverständlich machen denen die kleinen faux pas, die die Menschheit begeht, selten etwas aus - und die Vorstellung von einem Moskito mit Grippe ist einfach zu albern. Aber an der Oberfläche ergibt nichts einen Sinn. Es ist verrückt.«
»Das stimmt«, sagte Stu und riß die zweite Dose Bier auf. In seinem Kopf summte es angenehm.
»Wir werden wohl einige interessante Veränderungen der Ökologie erleben«, sagte Bateman. Er beging gerade den entsetzlichen Fehler des Versuchs, auch Kojak in sein Bild hineinzumalen. »Es bleibt abzuwarten, ob der Homo sapiens im Kielwasser der Katastrophe imstande sein wird, sich fortzupflanzen - es bleibt sehr abzuwarten -, aber wir können uns wenigstens zusammentun und es versuchen. Wird aber Kojak je ein Weibchen finden? Wird er jemals stolzer Papa werden?«
»Mein Gott, vielleicht nie.«
Bateman stand auf, legte die Palette auf den Klavierhocker und holte sich noch ein Bier. »Ich denke, Sie haben recht«, sagte er.
»Wahrscheinlich leben noch andere Menschen, Hunde, Pferde. Aber viele Tiere könnten sterben, ohne sich fortzupflanzen. Es mag natürlich noch Exemplare der betroffenen Arten geben, die trächtig waren, als die Grippe ausgebrochen ist. Es könnte momentan Dutzende gesunder Frauen in den Vereinigten Staaten geben, die - wenn sie die rüde Ausdrucksweise verzeihen - einen Braten in der Röhre haben. Aber manche Tierarten werden wohl zahlenmäßig unter den >point of no return< sinken. Wenn Sie die Hunde aus der Gleichung herausnehmen, wird sich das Wild - das immun zu sein scheint - über alle Maßen vermehren. Es sind auf keinen Fall genügend Menschen da, die den Wildbestand in Grenzen halten können. Die Jagdzeit wird ein paar Jahre ausfallen.«
»Nun«, sagte Stu, »das überzählige Wild wird verhungern.«
»Nein, wird es nicht. Nicht alles, nicht einmal der Großteil. Jedenfalls nicht hier oben. Ich weiß nicht, wie es im Osten von Texas aussieht, aber hier in Neuengland waren alle Gärten bepflanzt und gediehen prächtig, bevor diese Grippe ausbrach. Das Wild wird in diesem und im nächsten Jahr genug zu fressen haben. Selbst danach werden unsere Nutzpflanzen wild wachsen. Es wird wahrscheinlich sieben Jahre kein hungerndes Wild geben. Wenn Sie in ein paar Jahren wieder herkommen, Stu, werden Sie das Wild mit dem Ellbogen aus dem Weg schieben müssen, um auf der Straße weiterzukommen.«
Darüber dachte Stu eine Weile nach. Schließlich sagte er:
»Übertreiben Sie da nicht?«
»Nicht absichtlich. Es mag einen Faktor oder Faktoren geben, die ich nicht in Betracht gezogen habe, aber ganz ehrlich, das glaube ich nicht. Und wir könnten meine Hypothese über die Auswirkung des fast völligen Verschwindens der Hundepopulation auf die Wildpopulation nehmen und auf die Beziehungen zwischen anderen Gattungen übertragen. Katzen vermehren sich zügellos. Was bedeutet das? Nun, ich habe gesagt, Ratten sind an der Ökobörse im Keller, erholen sich aber langsam. Wenn es genügend Katzen gibt, könnte sich das ändern. Eine Welt ohne Ratten hört sich zunächst einmal nicht schlecht an, aber ich weiß nicht.«
»Was haben Sie gemeint, als Sie sagten, ob die Menschen sich fortpflanzen können oder nicht, wäre noch offen?«
»Es gibt zwei Möglichkeiten«, sagte Bateman. »Zumindest zwei, die ich sehe. Die erste ist, Babys könnten nicht immun sein.«
»Sie meinen, sie könnten sterben, sobald sie auf die Welt kommen?«
»Ja, möglicherweise schon in utero. Weniger wahrscheinlich, aber denkbar wäre, die Supergrippe könnte auf uns Überlebende eine sterilisierende Wirkung gehabt haben.«
»Das ist verrückt«, sagte Stu.
»Mumps auch«, bemerkte Glen Bateman trocken.
»Aber wenn die Mütter der Babys, die... die in utero sind... wenn diese Mütter immun sind...«
»Ja, in manchen Fällen kann Immunität von Mutter auf Kind übertragen werden, wie Krankheiten auch. Aber nicht in allen Fällen. Darauf kann man sich nicht verlassen. Ich glaube, die Zukunft der Babys, die derzeit in utero sind, ist sehr fraglich. Zugegeben, die Mütter sind immun, aber die statistische Wahrscheinlichkeit sagt, daß die meisten Väter es nicht waren und jetzt tot sind.«
»Und die andere Möglichkeit?«
»Wir könnten die Aufgabe, unsere Rasse auszurotten, selbst zu Ende bringen«, sagte Bateman ruhig. »Das halte ich sogar für sehr wahrscheinlich. Nicht sofort, weil wir alle zu weit verstreut sind. Aber der Mensch ist ein geselliges Herdentier, und wir werden schließlich und endlich alle wieder zusammenfinden, und sei es nur, damit wir uns gegenseitig Geschichten erzählen können, wie wir die große Seuche von 1990 überlebt haben. Die meisten Gesellschaftsformen, die entstehen, werden wahrscheinlich primitive Diktaturen mit kleinen Cäsars an der Macht sein, wenn wir nicht großes Glück haben. Vielleicht wird es ein paar aufgeklärte demokratische Gesellschaften geben, und ich kann Ihnen ganz genau sagen, auf was diese Gemeinschaften in den neunziger Jahren und den Anfangsjahren des nächsten Jahrtausends angewiesen sein werden: eine Gemeinschaft mit genügend Technikern zu sein, die die Lichter wieder anbekommen. Das ließe sich bewerkstelligen, und zwar ganz einfach. Wir befinden uns nicht im Kielwasser eines Atomkriegs, wo alles in Trümmern liegt. Sämtliche Maschinen stehen nur da und warten, daß jemand daherkommt - der richtige Jemand, der weiß, wie man die Stecker saubermacht und ein paar durchgeschmorte Relais auswechselt -, der sie wieder anläßt. Die Frage ist nur, wieviel Überlebende sind noch da, die die Technologie verstehen, die wir alle als etwas Selbstverständliches betrachtet haben.«