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Die letzte Diagnose

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Die letzte Diagnose
Название: Die letzte Diagnose
Автор: White James
Дата добавления: 16 январь 2020
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Die letzte Diagnose - читать бесплатно онлайн , автор White James

ORBIT HOSPITAL ist ein Klinikum im All, das allen raumfahrenden Lebensformen der Galaxis medizinische Hilfe leistet. Es nimmt alle Gesch?pfe auf, ob sie ein Dutzend Gliedma?en haben oder gar keine, ob sie sich von Radioaktivit?t ern?hren oder Wasser atmen – von anderen exotischen Gewohnheiten und Bed?rfnissen ganz zu schweigen. Es ist ein ?kologisches Tollhaus und ein organisatorischer Irrwitz, aber es ist f?r alle da und es funktioniert. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes – lebensnotwendig.

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»Nein«, antwortete Hewlitt.

Zum ersten Mal, seit er es mit Kelgianern zu tun gehabt hatte, sah er, wie das Fell beinahe völlig reglos war, jedoch nur für einen kurzen Moment, bevor es sich um so stürmischer bewegte.

»Tut mir leid«, entschuldigte sich Morredeth. »Diese Situation muß sehr frustrierend für Sie sein.«»Ja.«

»Vielleicht kann Ihnen der Chefarzt ja helfen«, versuchte ihn Morredeth trotz ihrer Ehrlichkeit zu beruhigen. »Wenn Medalont Ihr Problem nicht beheben kann, würde er das als eine persönliche Beleidigung ansehen. Ganz gleich wie ernst eine Krankheit oder Verletzung auch ist, das Orbit Hospital hat den Ruf, alles und jeden zu heilen. Nun ja, fast jeden.«

Für einen Augenblick starrte Hewlitt auf das Fell der Kelgianerin, das sich in wellenförmigen Strudeln bewegte, als wäre es ein brodelndes Quecksilberbad, dann sagte er: »Der Chefarzt hat zwar meinen Krankenbericht, aber bisher hat er mich noch nicht nach meinem unfreiwilligen Zölibat gefragt. Vielleicht glaubt er wie der Universitätspsychologe, daß sich das ganze Problem nur in meinem Kopf abspiele. Aber die Beschwerden waren… und sind nicht schmerzhaft, solange ich den körperlichen Kontakt mit dem weiblichen Geschlecht vermeide.

Als sich allmählich herausstellte, daß der Psychologe kein Stück weiterkam«, fuhr Hewlitt fort, während er ein Auge auf die wachsende Erregung von Morredeths Fell warf, »behauptete er, ich würde mich nur stur weigern, auf seine psychotherapeutischen Behandlungsmethoden anzusprechen. Mir wurde geraten, mein Leben von nun an lieber ohne weibliche Gesellschaft zu verbringen, was ich mir nach Meinung des Psychologen insgeheim wahrscheinlich sowieso wünschte. So etwas komme zwar selten vor, schade aber nicht der Gesundheit. In der Vergangenheit hätten das bereits viele hochangesehene Leute getan und bedeutende Beiträge zur Philosophie und Wissenschaft geleistet, indem sie ihr eheloses Leben der Religion widmeten, als Schriftsteller und Lehrer tätig waren oder ihr sexuelles Verlangen durch wissenschaftliche Forschung kompensiert hätten…« Er hielt inne, weil sowohl Morredeths Körper als auch ihr Fell zusehends in Bewegung gerieten. Die darunterliegenden Muskelbänder zogen sich abwechselnd krampfartig zusammen und lösten sich wieder, so daß sich die Kelgianerin unter wilden Zuckungen hin und her wand und gegen das Bett prallte.»Was ist mit Ihnen?« erkundigte sich Hewlitt besorgt. »Soll ich die Schwester rufen?«

»Nein«, widersprach die Kelgianerin, wobei ihr Oberkörper auf den Boden zu rollen drohte. »Ich will nur nicht, daß Sie sich noch weiter auf solch törichte Art und Weise in meine Belange einmischen.«

Hewlitt überlegte, ob er die Sichtblenden hochziehen sollte, damit das Bett vom Personalraum aus zu sehen wäre, doch dann fiel ihm ein, daß Morredeths Bett wahrscheinlich auch mit einer Kamera überwacht wurde. »Ich wollte Ihnen doch nur helfen«, entschuldigte er sich, während er den sich krümmenden Körper der Kelgianerin ängstlich beobachtete.

»Warum machen Sie so etwas Grausames?« verlangte Morredeth zu wissen. »Wer hat Sie damit beauftragt, so etwas mit mir zu machen?«

»Ich… ich verstehe Sie nicht«, stammelte er verwirrt. »Was habe ich denn Schlimmes gesagt?«

»Sie sind kein Kelgianer, und deshalb können Sie auch nicht ganz verstehen, welche seelischen Verletzungen Sie mir zugefügt haben. Zuerst haben Sie davon erzählt, wie Sie Ihr pelziges Haustier gestreichelt haben, und sich dann für Ihr unsensibles Verhalten entschuldigt. Jetzt reden Sie über sich selbst und wie unmöglich es für Sie ist, eine Lebensgefährtin zu finden, dabei ist doch ganz offensichtlich, daß Sie in Wirklichkeit von mir und meinen Problemen sprechen. Sie müssen dazu von jemandem aufgefordert worden sein. Als Lioren früher versuchte, so etwas mit mir zu machen, habe ich die Ohren einfach dichtgemacht. Wer hat Sie darum gebeten, so mit mir zu reden? Lioren? Braithwaite? Der Chefarzt? Und warum?«

Zuerst verspürte er den Drang, alles zu leugnen, aber das wäre unfair gewesen, denn Kelgianer konnten weder selbst lügen, noch würden sie damit rechnen, belogen zu werden. Entweder sollte er nichts sagen oder die Wahrheit erzählen.

»Die hudlarische Schwester hat mich darum gebeten, mit Ihnen zu reden«, gestand er schließlich ein. »Sie wollte aber nicht…«»Aber die Hudlarerin ist doch gar keine Psychologin!« unterbrach ihn Morredeth empört. »Wie konnte sie so etwas Schreckliches tun? Sie hat sich unqualifiziert verhalten, und sie hat mit meinen Gefühlen gespielt. Ich werde dieses ungehörige Verhalten dem Chefarzt melden.«

Hewlitt versuchte, die aufsteigende Wut der Kelgianerin zu besänftigen: »Alle Personen, die ich bisher kennengelernt habe, hielten sich insgeheim für gute Psychologen, ob nun mit oder ohne Ausbildung…« Und ich schließe mich da mit ein, fügte er in Gedanken hinzu. »Genauso wie alle von sich glaubten, sie wären hervorragende Autofahrer und hätten einen unübertroffenen Sinn für Humor. Das Problem ist, daß sich Psychologen selten auf eine Behandlungsmethode einigen können. – Haben Sie eigentlich Schmerzen?«

»Nein, ich habe eine unbändige Wut!« fuhr ihn Morredeth an.

Wenn man die Spezies der Patientin berücksichtigte, dann mußte man ihre Worte als die reine, wenn auch subjektive Wahrheit ansehen, dachte Hewlitt, und während er die wachsende Erregung des sich heftig bewegenden Fells und Körpers beobachtete, überlegte er, ob es sich dabei um die kelgianische Ausdrucksform einer rüden Geste handeln könnte.

»Sie dürfen auf die hudlarische Schwester nicht so wütend sein«, versuchte er Morredeth zu besänftigen. »Sie hat mir erzählt, Lioren habe mit Einwilligung des Chefarztes angeordnet, Ihre Beruhigungsmittel für die Nacht zu reduzieren, damit Sie mehr Zeit mit sich allein verbringen können. Man erhofft sich dadurch, daß Sie auf diese Weise mehr über sich nachdenken und besser mit sich ins Reine kommen können. Um diesen Prozeß voranzutreiben, wurde dem jeweiligen Klinikpersonal untersagt, sich während der Nacht mit Ihnen zu unterhalten, abgesehen von den wenigen Worten, die während der routinemäßigen Überprüfung Ihrer Lebenszeichen notwendig sind. Die hudlarische Schwester war bezüglich dieser Behandlungsweise anderer Meinung, traute sich aber nicht, sich den Anordnungen ihrer Vorgesetzten zu widersetzen, obwohl sie sich große Sorgen um Ihren zu erwartenden Kummer macht. Als sie dann von mir erfuhr, daß ich mich bei Ihnen für die Vorfälle beim Kartenspielenentschuldigen wollte, bat sie mich, mit Ihnen zu sprechen.

Sie hat mir nicht gesagt, worüber ich reden soll, außer daß ich versuchen solle, Sie von Ihren Problemen abzulenken. Leider ist mir das offensichtlich nicht gelungen, aber das war mein Fehler, und die Hudlarerin trägt keinerlei Schuld an meinem unsensiblen Verhalten und Ihrem Zorn.«

»Dann werde ich das Fehlverhalten der Schwester auch nicht melden«, sagte Morredeth. »Trotzdem bin ich immer noch wütend.«

»Ich kann Sie durchaus verstehen«, stimmte ihr Hewlitt zu. »Damals habe ich nämlich dieselbe Wut und Enttäuschung empfunden wie Sie. Anfangs war es mir unendlich peinlich, daß meine Freunde über mich lachten und hinter meinem Rücken tuschelten, weil sie mich für eine Art sexuellen Krüppel hielten… «

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