Die letzte Diagnose
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ORBIT HOSPITAL ist ein Klinikum im All, das allen raumfahrenden Lebensformen der Galaxis medizinische Hilfe leistet. Es nimmt alle Gesch?pfe auf, ob sie ein Dutzend Gliedma?en haben oder gar keine, ob sie sich von Radioaktivit?t ern?hren oder Wasser atmen – von anderen exotischen Gewohnheiten und Bed?rfnissen ganz zu schweigen. Es ist ein ?kologisches Tollhaus und ein organisatorischer Irrwitz, aber es ist f?r alle da und es funktioniert. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes – lebensnotwendig.
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Auf Etla, auf der Erde und hier im Orbit Hospital bestand also nie das Risiko einer zusätzlichen Infektion. Falls sich die Pläne der Virenkreatur verwirklichen lassen, dann ist sie vielleicht in ferner Zukunft in der Lage, sich zu teilen, aber bis dahin ist es noch ein sehr weiter Weg, und selbst dann würde das für uns keine Gefahr bedeuten. Zur Zeit kann sie nur einen Wirtskörper gleichzeitig bewohnen, und diesen hinterläßt sie nicht im erkrankten Zustand, sondern stattet ihn bis zu seinem Lebensende mit einem hohen Maß an körperlicher Gesundheit aus, die alle ehemaligen Wirtskörper wie eine organische Signatur sofort erkennen können.
Dies tut sie aus Dankbarkeit für das Wissen und die Erfahrungen, die ihr vom Wirt vermittelt wurden. Sie bezeichnet sich selbst als eine Art Untermieter, der seine Miete bezahlen muß.«
Die mit geöffnetem Kuppeldach bereitstehenden Quarantäne- G- Schlitten wurde von zwei wuchtigen hudlarischen Ärztinnen und acht bewaffneten Angehörigen des Monitorkorps begleitet, die nach terrestrischen Maßstäben sehr kräftig gebaut waren. Die Gesichtsausdrücke der Anwesenden verrieten eine Mischung aus Verlegenheit und Entschlußkraft, und Hewlitt beeilte sich noch mehr als zuvor.
»Glauben Sie mir, weder die Föderation noch deren Bürger haben von der Virenkreatur irgend etwas zu befürchten. Aus den zuvor genannten Gründen ist sie, mit Ausnahme der Telfis, an keiner Spezies der Föderation mehr interessiert, da sie für ihre Verhältnisse viel zu kurzlebig sind. Auchwenn die Vollendung dieses Projekt etliche unserer Lebensspannen benötigen wird, ist ihr unumstößliches Ziel, einen Stern nach dem anderen zu besiedeln, und sie will mit der telfischen Heimatsonne beginnen, da diese nach astronomischen Maßstäben immer älter und kranker wird. Auch wenn die Möglichkeit besteht, daß sie sich bei diesem Versuch selbst vernichtet, so will sie dieses Risiko auf jeden Fall eingehen. Eine Sonne zu bewohnen, der sie Intelligenz und Stabilität vermitteln und deren sämtliche inneren Vorgänge sie steuern kann, ist das erklärte Endziel der Virenkreatur.
Ein intelligenter Stern wäre das langlebigste Wesen, das man sich vorstellen kann«, beendete Hewlitt seine Ausführungen.
Jetzt waren die Diagnostiker Conway, Prilicla und Thornnastor an der Reihe, ein Gespräch miteinander zu führen, während die beiden Hudlarerinnen und die Monitoreskorte darauf warteten, welche Entscheidung man für das weitere Vorgehen treffen würde. Eine ganze Weile schienen der Padre und Hewlitt in Vergessenheit geraten zu sein, während der Krisenstab in O'Maras Büro diskutierte, ob man Lonvellins Reisen vor seiner damaligen Einlieferung ins Orbit Hospital zurückverfolgen könnte, um so den Herkunftsplaneten der Virenkreatur ausfindig zu machen. Sollte man dort die Vorfahren dieses Wesen entdecken – vermutlich nicht intelligente Virenstämme -, müßte man diese untersuchen und sie mit Hilfe von Zellkultivierung zu vermehren versuchen. Natürlich wäre für solch ein Forschungsprojekt die Mitarbeit ehemaliger Wirte der Virenkreatur von unschätzbarem Wert. Alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen müßten getroffen werden, und es gäbe eine Menge Probleme zu bewältigen, doch sollte man erfolgreich sein, ließe sich absehen, daß die Bürger der galaktischen Föderation in ferner Zukunft lediglich mit einem Virus infiziert werden müßten, um ansonsten völlig frei von Krankheiten zu sein. Für die ärztliche Zunft bliebe dann nichts weiteres zu tun, als die Behandlung von Unfallopfern und die Versorgung chirurgischer Notfälle zu gewährleisten. Wie nicht anders zu erwarten war, blieb es dem Chefpsychologen vorbehalten, ungeduldig das Schlußwort zu ergreifen.»Genug jetzt, werte Kollegen! Ihre zukünftigen Probleme werden wir in den nächsten Minuten auch nicht klären können, zumal sie auf rein hypothetischen Überlegungen basieren. Und Sie, Padre Lioren und Hewlitt, können sich erst mal entspannen. Wir haben entschieden, daß es kein Sicherheitsproblem mehr darstellt, wenn Morredeth auf Kelgia landet und die Telfigestalt mit ihrem neuen Freund auf ihren Heimatplaneten zurückkehrt. Die bewaffnete Eskorte kann abtreten, aber sie beide werden sich sofort auf den Weg machen, und zwar nicht, um auf der Isolierstation der Pathologie zu landen, sondern um sich hier im Büro einigen noch ungeklärten Fragen zu stellen… «
Hewlitt gab einen leisen, unübersetzbaren Laut von sich, den nur der Padre hören konnte, und Lioren flüsterte ihm zu: »Machen Sie sich keine Sorgen, mein Freund. Das Büro des Majors ist mit einem Essensspender ausgestattet, und wenn man uns nicht erlaubt, etwas zu essen, dann werden wir auch nicht reden.«
»… und mit einem von einer Hudlarerin gelenkten G-Schlitten werden Sie noch eher hier sein, als wenn Sie zu Fuß gehen«, fuhr O'Mara fort. »Gibt es sonst noch irgendwas, was Sie mir vorher sagen müssen?«
Hewlitt war sich nicht sicher, ob das, was ihm durch den Kopf ging, die Folge von Erschöpfung, unbändigem Hunger oder purer Erleichterung war. Jedenfalls lachte er nur und antwortete: »Mich plagt noch ein kleines psychologisches Problem: Aus mir scheint ein ehemaliger Hypochonder geworden zu sein, dem absolut nichts fehlt und der trotzdem unbedingt in einem Krankenhaus bleiben möchte. Ich habe einfach keine Lust mehr, terrestrische Schafe zu hüten.«