Die weisse Massai
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Wo fangen wir an, lautet am Morgen die Frage. In einem Telefonbuch suche ich nach eventuellen Gebrauchtwagen-Händlern, doch es ist vergeblich. Ich halte einen Taxifahrer an und frage ihn. Er erkundigt sich sofort, ob wir denn auch Geld dabei haben, was ich wohlweislich verneine, da ich erst einen geeigneten Wagen finden wil. Er verspricht uns, sich umzuhören. Morgen zur selben Zeit sollen wir wieder hier sein. Wir sind einverstanden, aber ich will nicht untätig herumsitzen. Deshalb frage ich drei weitere Taxichauffeure, die uns nur komisch anschauen. So bleibt uns nichts anderes übrig, als am nächsten Tag zu dem vereinbarten Taxistand zu gehen.
Der Fahrer erwartet uns und sagt, er kenne einen Mann, der vielleicht einen Landrover hat. Wir fahren durch halb Nairobi und halten vor einem kleinen Laden. Ich spreche mit dem Afrikaner. Er hat tatsächlich drei Autos anzubieten, doch leider keinen Vierrad-Wagen. Sehen könnten wir die Fahrzeuge sowieso nicht, da er bei Interesse den jetzigen Besitzer anrufen müsse, daß er uns den Wagen vorbeibringt.
Wir würden nirgends einen Gebrauchtwagen finden, der nicht noch im Verkehr wäre.
Enttäuscht lehne ich ab, da wir unbedingt einen Vierrad brauchen. Verzweifelt frage ich ihn, ob er wirklich niemand anderen kennt. Er telefoniert noch ein paarmal und gibt dem Taxi-Chauffeur eine Adresse.
Wir fahren in eine andere Gegend und halten mitten in der Stadt vor einem Laden.
Ein Inder mit Turban begrüßt uns erstaunt und erkundigt sich, ob wir die Leute seien, die einen Wagen suchen. „Yes“, ist meine kurze Antwort. Er bittet uns in sein Büro.
Wir bekommen Tee vorgesetzt, und er erklärt, daß es zwei Occasionen gebe.
Die erste, ein Landrover, ist viel zu teuer, und ich verliere wieder jede Hoffnung.
Dann erzählt er von einem fünf Jahre alten Datsun mit Doppelkabine, der für etwa 14000 Franken zu haben wäre. Auch das übersteigt bei weitem meine Möglichkeit.
Zudem weiß ich nicht einmal, wie dieses Fahrzeug aussieht. Immer wieder erklärt er mir, wie schwierig es sei, einen Wagen zu finden. Dennoch verlassen wir ihn wieder.
Als wir auf der Straße sind, kommt er uns nach, wir sol ten doch morgen noch einmal vorbeischauen, er werde uns diesen Wagen unverbindlich zeigen. Wir verabreden uns, obwohl ich nicht bereit bin, so viel Geld auszugeben. Wieder müssen wir den Rest des Tages mit Abwarten verbringen. Ich kaufe weitere Windeln, da schon al e gebraucht sind. Mittlerweile stapeln sich die schmutzigen Stoffwindeln im Hotelzimmer, was nicht gerade zur Luftverbesserung beiträgt.
Noch einmal gehen wir zum Inder, obwohl ich keine Kaufabsichten habe. Freudig begrüßt er uns und zeigt uns den Datsun. Auf Anhieb bin ich bereit, ihn, wenn es irgendwie geht, zu kaufen. Er sieht gepflegt und komfortabel aus. Der Inder bietet mir eine Probefahrt an, die ich aber entsetzt ablehne, da ich bei dreispurigem Linksverkehr sicher die Übersicht verliere. So starten wir lediglich den Motor. Alle sind begeistert von dem Fahrzeug, nur habe ich noch Bedenken wegen des Preises.
Wir begeben uns in sein Büro.
Als ich ihm von meinem Landrover in Maralal erzähle, ist er bereit, mir diesen für 2000 Franken abzukaufen, was ein gutes Geschäft ist. Ich zögere trotzdem, 12000
Franken herzugeben, denn das ist unser ganzes Geld, und wir müssen ja wieder nach Hause. Das Ganze wil noch mal überlegt sein, als er anbietet, mir einen Chauffeur mitzugeben, der uns nach Maralal fährt und unseren Landrover von dort mitnimmt. Ich müsse ihm jetzt 10 000 Franken bezahlen, das restliche Geld solle ich dem Chauffeur als Scheck mitgeben. Nun bin ich wirklich überrascht über sein Vertrauen und das großzügige Angebot, denn Maralal ist immerhin etwa 450
Kilometer entfernt.
Kurz entschlossen nehme ich das Angebot an, da damit auch die Fahrt durch Nairobi geklärt ist. Mein Mann und die Burschen strahlen, als sie hören, daß ich den Wagen kaufen will. Ich bezahle, und wir machen einen richtigen Vertrag. Der Inder bemerkt, daß wir sehr mutig seien, mit so viel Bargeld durch Nairobi zu fahren.
Morgen abend habe er den Wagen samt Logbuch bereit, denn er muß noch auf meinen Namen umgeschrieben werden. Das bedeutet zwei weitere Nächte in Nairobi! Aber der Gedanke an den schönen Wagen läßt mich nicht verzweifeln. Wir haben es geschafft und werden mit einem fabelhaften Auto heimkehren.
Wie abgemacht erscheint der Chauffeur mit dem Wagen am zweiten Tag in der Früh bei unserem Lodging. Ich lasse mir die Papiere zeigen, in denen nun tatsächlich mein Name steht. Wir laden unser Gepäck ein, darunter etliche Kilo ungewaschener Windeln. Wie Könige fühlen wir uns in dem ruhigen, schönen Wagen mit Chauffeur.
Sogar Napirai scheint nun am Autofahren Gefal en zu finden. Gegen Abend sind wir in Maralal. Der Chauffeur staunt nicht schlecht, wo er sich befindet. Auch fällt es natürlich in Maralal sofort auf, daß ein neues Fahrzeug angekommen ist. Wir parken im Lodging direkt hinter dem Landrover. Dem Chauffeur, der auch Mechaniker ist, erkläre ich die Probleme des Wagens. „It's okay“, antwortet er und geht schlafen. Am nächsten Tag gebe ich ihm den Scheck, und er verläßt uns.
Noch einmal übernachten wir in Maralal und schauen bei Sophia vorbei. Ihr und ihrer Tochter Anika geht es gut. Sie hat sich gewundert, daß sie mich nie mehr gesehen hat. Als ich ihr von meiner Hepatitis erzähle, ist sie geschockt. Wir tauschen noch kurz die letzten Ereignisse aus. Dann brechen wir auf, während ich, mit einem Blick auf ihre Katze mit drei Jungen, erwähne, eines solle sie für mich reservieren.
Wir fahren über Baragoi und erreichen Barsaloi fast eine Stunde früher als mit dem alten Landrover. Mama strahlt, als sie uns wiedersieht, denn sie hatte sich schon große Sorgen gemacht. Sie wußte ja nicht, daß wir in Nairobi waren. Kaum angekommen, stehen schon die ersten Bewunderer um unseren Wagen herum. An meine Mutter habe ich in Maralal geschrieben und sie gebeten, mir von meinem Schweizer Konto Geld zu überweisen.
Nach dem Chai gehen wir in unser Haus hinunter. Am Nachmittag besuche ich Pater Giuliano und erzähle stolz von meinem neuen Wagen. Er gratuliert mir zu dem Kauf und bietet an, falls ich die Schüler nach Maralal oder hin und wieder Kranke transportiere, die Fahrten großzügig zu entschädigen. So habe ich wenigstens ein paar Einnahmen.
Wir genießen das Leben, es geht uns gut. Immer noch muß ich Diät halten, was hier oben schwierig ist. Die Schüler bleiben noch einige Tage, und dann sind die Ferien vorbei. Während Napirai bei der „Gogo“, ihrer Großmutter, bleibt, fahre ich sie nach Maralal. Auf dem Weg besprechen James und ich, den Shop erst in drei Monaten, wenn er die Schule beendet hat, wieder zu eröffnen. Er wil dann gerne mitarbeiten.
Im Ort besuche ich kurz Sophia, die mir erzählt, daß sie in zwei Wochen nach Italien fährt, um die Tochter ihren Eltern zu zeigen. Ich freue mich für sie und empfinde gleichzeitig etwas Heimweh nach der Schweiz. Wie gerne würde auch ich meine Tochter zeigen! Nicht einmal die ersten Fotos sind etwas geworden, weil jemand den Film belichtet hat. Ich suche mir eine kleine rotweiß getigerte Katze aus, die ich in einer Schachtel mitnehme. Die Fahrt nach Hause verläuft wunderbar, und ich bin trotz Umweg vor Einbruch der Dunkelheit wieder zu Hause. Napirai bekam den ganzen Tag Kuhmilch mit einem Teelöffelchen eingeflößt. Als sie mich hört, ist sie jedoch nicht mehr zu beruhigen, bis sie ihre heißgeliebte Brust hat.
Mein Mann war den ganzen Tag bei seinen Kühen. In Sitedi geht eine Kuhpest um, und täglich sterben wertvolle Tiere. Spät in der Nacht kommt er und ist niedergeschlagen. Zwei unserer Kühe sind tot, drei weitere stehen nicht mehr auf.
Ich frage, ob es denn keine Medizin gibt. Er bejaht, aber nur für die noch gesunden Tiere, die infizierten werden alle sterben. Die Medizin ist teuer und nur mit viel Glück in Maralal erhältlich. Er geht zum Veterinär und berät sich mit ihm. Am folgenden Tag fahren wir schon wieder nach Maralal. Wir nehmen den Veterinär und auch Napirai mit. Für teures Geld bekommen wir die Medizin sowie eine Spritze, um die noch gesunden Tiere zu impfen, was wir in fünf aufeinanderfolgenden Tagen machen müssen. Lketinga beschließt, diese Zeit ganz in Sitedi zu verbringen.