Der Piratenfurst: Fregattenkapitan Bolitho in der Java-See
Der Piratenfurst: Fregattenkapitan Bolitho in der Java-See читать книгу онлайн
1784 — in der Stra?e von Malakka. Englands Ostindische Handelskompanie fa?t in Indonesien Fu?. Eine wichtige Rolle spielt dabei Seiner Majest?t Fregatte «Undine» unter ihrem Kommandanten Richard Bolitho. Mit intriganten Hofbeamten und einer verf?hrerischen Frau an Bord wird aus Bolithos Geheimauftrag ein erbitterter Kampf gegen Rebellen, Piraten und Saboteure, gegen den undurchdringlichen Dschungel, den Monsun und franz?sische Kanonen — und gegen die unbez?hmbare Leidenschaft f?r die Frau eines anderen.
Внимание! Книга может содержать контент только для совершеннолетних. Для несовершеннолетних чтение данного контента СТРОГО ЗАПРЕЩЕНО! Если в книге присутствует наличие пропаганды ЛГБТ и другого, запрещенного контента - просьба написать на почту [email protected] для удаления материала
Conway blickte Bolitho unwillig an und knurrte:»Also weiter!»
«Wenn wir sofort angreifen, Sir«, antwortete dieser und ignorierte die allgemeine Verblüffung,»bevor Muljadi bereit ist, dann können wir seinen ganzen Plan im Entstehen durchkreuzen.»
«Angreifen?«rief Conway.»Eben haben Sie uns doch noch aller Hoffnung beraubt, überhaupt am Leben zu bleiben!»
«Die Hauptbatterie steht auf der seewärts gelegenen Brustwehr, Sir. Wenn wir sie vernichten, sind seine vor Anker liegenden Schiffe ohne unmittelbaren Schutz.»
Conway rieb sich nervös das Kinn.»Ja, gewiß. Aber wie sollen wir sie vernichten?»
«Vielleicht durch den Zorn Gottes?«höhnte Jardine.
«Mit dem Schoner, Sir. «Bolitho heftete den Blick auf Conways gefurchte Stirn, die sich vor Zweifel und Spannung umwölkte.»Wir könnten die vorherrschende Windrichtung ausnutzen und ihn, bis zu den Decksplanken voll Schießpulver und mit einer langen Zündschnur versehen, auf die abgestürzten Felstrümmer treiben lassen. Die Explosion würde meiner Ansicht nach einen Gutteil der Insel einstürzen lassen. «Er spürte die wachsende Spannung seiner Zuhörer.»Jedenfalls den Teil mit der Geschützbatterie.»
Hauptmann Strype starrte das entsprechende Tintenfaß an, als sollte es tatsächlich jeden Moment in die Luft gehen.»Das könnte klappen, Sir. Eine tolle Idee!»
«Halten Sie den Mund!«grollte Jardine.»Und überhaupt — wer das riskiert, müßte ja wahnsinnig sein!»
Aber er duckte sich, als Conway ihn anblaffte:»Seien Sie still!«Zu Bolitho gewandt, fuhr dieser fort:»Sie halten es für ein vertretbares Risiko?»
«Jawohl. Der Schoner brauchte nur ein paar Mann Besatzung, und die könnten sich per Boot absetzen, sobald der endgültige Kurs anliegt. Bei einer langen Lunte hätten sie Zeit genug. Im Moment der Explosion werde ich mit der Undine in die Passage eindringen und die verankerten Fregatten nehmen, ehe sich die Besatzungen von dem Schrecken erholt haben. Nach einer solchen Explosion werden sie nicht gleich mit einem Angriff rechnen.»
Puigserver nickte grimmig.»Gerechte Vergeltung, obendrein.»
Conway funkelte ihn an.»Das ist der haarsträubendste Plan, den ich jemals gehört habe.»
Gelassen erwiderte Bolitho:»Darüber läßt sich streiten, Sir.»
«Was?«Wütend fuhr Conway herum.»Wollen Sie schon wieder meine Worte anzweifeln?»
«Ich erinnere mich an einen gewissen Kapitän, Sir, der vor langen Jahren, als ich noch ein dummer Midshipman war, sich nie scheute, etwas zu riskieren, wenn Not am Mann war.»
Conway packte Bolitho beim Handgelenk.»Danke für dieses Wort. «Er blickte weg und klopfte sich auf die Taschen, als suche er etwas.»Habe ich ganz vergessen…»
«Die Truppen bleiben natürlich hier«, sagte Bolitho. Es kam ihm vor, als sähe er Erleichterung in Jardines massivem Gesicht, und Bedauern auf Strypes Zügen. Seltsam, dachte er, der, den ich bisher für den Schwächeren gehalten habe, ist in Wirklichkeit der Stärkere.
«Wenn der Plan schiefgeht«, fuhr er fort,»und mit dieser Möglichkeit müssen wir rechnen, dann ist es Sache der Sepoys, den Stützpunkt so schnell zu evakuieren, wie sie können. Aber bitte seien Sie sich über eins klar: kein Verhandeln mit Muljadi, denn für ihn gibt es nur eines: Vernichtung derer, die er sein ganzes Leben lang als seine Todfeinde betrachtet hat. «Er deutete zum Fenster.»Wenn er erst innerhalb dieser Palisaden ist, kommt jede Reue zu spät.»
Conway kehrte zum Tisch zurück; seine Miene war jetzt vollkommen gefaßt.»Ich bin einverstanden. Major Jardine, lassen Sie durch Ihre Leute sofort Pulver auf den Schoner bringen. Auch das letzte Faß, wenn nötig. Und Sie, Bolitho… Wer soll den Schoner kommandieren?»
«Ich habe mich noch nicht entschieden, Sir.»
Raymond trat endlich ins Licht.»Ich habe gehandelt, wie ich es für richtig hielt«, sagte er lahm.
Aber Conway hatte nur ein verächtliches Nicken für ihn übrig.»Wenn Sie diese Affäre überleben«, sagte er,»werden Sie auf alle Fälle davon profitieren, sofern es etwas zu profitieren gibt. Selbst wenn wir keinen Erfolg haben, werden Sie sicher den Adelstitel erhalten, nach dem Sie sich so sehnen. «Raymond ging eilends zur Tür.»Posthum, natürlich«, rief Conway ihm nach.
Als sich der Gouverneur wieder dem Tisch zuwandte, schien er um zehn Jahre verjüngt.»Nun, da ich mich entschlossen habe, Bolitho, kann ich auch nicht mehr warten.»
Bolitho nickte. Ihn schmerzten alle Glieder wie nach einer physischen Anstrengung; und er machte sich auch erst jetzt richtig klar, was er erreicht hatte und worauf er sich mit seinem Schiff einließ.»Ich gehe wieder an Bord, Sir«, sagte er.»Wir brauchen frisches Wasser und Obst, falls letzteres zu haben ist.»
Allerlei Gesichter erschienen vor seinem geistigen Auge: das von Carwithen, als das Enterbeil sich in den Hals des Piraten grub. Davys stolze Miene, als er das Kommando über den Schoner bekam. Fowlars echte Freude über seine provisorische Beförderung. Und vor allem Herrick. Was würde er zu diesem verzweifelten Plan sagen? Würde er sich eingestehen, daß sein Kapitän nun doch den einen letzten verhängnisvollen Fehler gemacht hatte — verhängnisvoll für sie alle?
Da sagte Conway in seine Gedanken hinein:»Sie sind gerissen, Bolitho, mehr als ich vermutete…«Er wollte nach einer Karaffe greifen, überlegte es sich aber anders.»Nein. Wenn ich schon meinen Kopf verlieren soll, dann soll er wenigstens klar sein, eh?»
Puigserver tippte mit breitem Zeigefinger auf ein Tintenfaß.»Wann soll es losgehen, Capitan!»
«Früh. «Bolitho sah ihn nachdenklich an. Der Spanier war von Anfang an beteiligt gewesen.»Angriff im Morgengrauen.»
Conway nickte.»Und wenn Sie noch nie um günstigen Wind gebetet haben, dann tun Sie es jetzt.»
«Aye, Sir«, lächelte Bolitho.»Ich werde daran denken.»
Er wollte gehen, blieb jedoch stehen, als der Admiral abschließend grollte:»Und wenn es schiefgeht, haben wir's doch wenigstens versucht. Haben getan, was wir konnten. «Als er sich umdrehte, fiel das Sonnenlicht voll auf sein Gesicht, und Bolitho sah, daß seine Augen feucht waren.»Raymond hatte natürlich recht, ich bin nicht der richtige Mann für diesen Posten, und vermutlich war auch nie beabsichtigt, daß ich ihn behalten sollte, sobald der Stützpunkt erst einmal vollständig eingerichtet war. Aber wir werden es ihnen zeigen.»
Mit großen Schritten ging er zu der Tür, die zu seinen Privaträumen führte, und warf sie krachend hinter sich zu.
Puigserver stieß einen Pfiff aus.»Der alte Löwe erwacht, wie?»
Bolitho lächelte melancholisch.»Wenn Sie ihn so gekannt hätten wie ich, Senor… Wenn Sie gesehen hätten, wie seine Männer hurra schrien, bis sie heiser waren, während der Pulverdampf von der Schlacht noch dick zwischen den Decks hing — dann würden Sie verstehen.»
«Vielleicht. «Puigserver grinste breit.»Nun weg mit Ihnen! Ich glaube, Sie haben eine Menge gelernt, seit wir uns kennen, und das auf allerlei Gebieten — eh?»
Bolitho trat hinaus, vorbei an einem sich verneigenden Diener. Als jemand seinen Ärmel berührte, fuhr er zusammen. Es war Viola Raymonds Zofe; das Gesicht verzerrt vor Angst, flüsterte sie:»Hier entlang, Sir! Gleich hier hinunter!»
Bolitho folgte ihr rasch, und da sah er auch schon die weiße Gestalt am Ende des Ganges.
«Was ist?«fragte er.»Wir sollten uns so nicht treffen.»
Mit flammenden Augen sah sie ihn an.»Du wirst dabei umkommen! Er hat es mir eben erzählt. «Wütend schleuderte sie ihren großen Hut zu Boden und fuhr fort:»Und es ist mir egal! Es ist mir völlig egal, was dir passiert!«Dann warf sie sich in seine Arme und rief mit tränenerstickter Stimme:»Das war gelogen! Es ist mir gar nicht egal, Richard, Liebster! Ich sterbe, wenn dir was passiert!»
Er faßte sie unters Kinn.»Ruhig, Viola. Ich konnte nicht anders«, sagte er leise und strich ihr das Haar aus der heißen Stirn.
Von Schluchzen geschüttelt, faßte sie seine Arme noch fester; es war ihr gleichgültig, daß die Zofe danebenstand und daß jeden Moment jemand in den Gang einbiegen konnte.»Keine Chance! Du hast nicht die geringste Chance!»