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Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen

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Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen
Название: Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen
Автор: Kent Alexander
Дата добавления: 16 январь 2020
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Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen - читать бесплатно онлайн , автор Kent Alexander

1800 — Der Krieg England gegen Napoleon droht auf D?nemark ?berzugreifen. Konteradmiral Richard Bolitho operiert deshalb mit seinem Geschwader in der Ostsee, und zwar zugleich gegen D?nen, Russen und Franzosen. Besonders die Befreiung englischer Handelsschiffe bei Gotland und der Angriff auf Kopenhagen sind Bew?hrungsproben f?r das Flaggschiff «Benbow» und seinen jungen Admiral, der hier auch nach vielen Schicksalsschl?gen wieder ein privates Gl?ck findet.

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Alexander Kent

Galeeren in der Ostsee

Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen

Für Winifred in Liebe

Ein nebliger Morgen im frühen April; gespenstisch gleiten die Schiffe voran. Da schlägt eine Glocke vier Glasen an. Auf einmal ist's rundherum totenstill, und auch der Kühnste hält einen Augenblick den Atem an.

The Battle of the Ballic von Thomas Campbell

I Die Auserwählten

Admiral Sir George Beauchamp streckte seine dürren Hände dem prasselnden Kaminfeuer entgegen und rieb die Innenflächen langsam gegeneinander, um die Blutzirkulation zu beleben.

Seine kleine, etwas gebückte Gestalt wirkte in dem schweren Uniformrock mit den großen goldenen Epauletten zerbrechlich, aber in seinem Wesen und dem Ausdruck seiner Augen war keine Schwäche zu entdecken.

Die Fahrt von London nach Portsmouth im Herbstregen und auf tief ausgefahrenen Straßen war lang und ermüdend gewesen. Und die eine Nacht, die Beauchamp sich im George Inn am Portsmouth Point ausruhen wollte, war durch einen heftigen Sturm gestört worden, der selbst den Solent mit weißen Wellenköpfen bedeckt hatte und alle Schiffe — mit Ausnahme der größten — irgendwo unter Land Schutz suchen ließ.

Beauchamp wandte dem Feuer den Rücken zu und musterte seinen Privatraum, denselben, den er immer bezog, wenn er nach Portsmouth kam, wie viele bedeutende Admirale vor ihm. Der Sturm hatte nachgelassen, und die dicken Glasfenster glänzten wie Metall im warmen Sonnenlicht, eine Täuschung, denn auf der anderen Seite der soliden Wände war es kalt und nahezu schon winterlich.

Der kleine Admiral stieß einen tiefen Seufzer aus, was er sich nie erlaubt hätte, wenn jemand bei ihm gewesen wäre. Es war Ende September des Jahres 1800 und England im siebten Kriegsjahr mit Frankreich und dessen Verbündeten.

Manchmal schon hatte Beauchamp seine Altersgenossen beneidet, die sich auf allen Weltmeeren mit ihren Flotten, Geschwadern, Flottillen herumtrieben. Aber bei einem Wetter wie diesem war er mehr als zufrieden mit seinem Posten in der Admiralität, wo sein scharfer Verstand ihm viel Anerkennung als Planer und Stratege eingebracht hatte. Beauchamp hatte mehr als einen Flaggoffizier seines Postens enthoben und anderen, jungen Leuten, deren Fähigkeiten und Erfahrungen bisher übersehen worden waren, sein Vertrauen geschenkt.

Sieben Jahre Krieg. Er wendete den Gedanken im Geiste noch einmal hin und her. Es hatte Siege und Niederlagen gegeben, tapfere Männer und Narren, Meutereien und Triumphe. Gute Schiffe hatte man nahezu verschrotten lassen, bis der Feind unmittelbar vor den Toren stand. Beauchamp hatte es alles miterlebt. Und er hatte neue Führergestalten emporsteigen gesehen, die die Stelle der Versager und Tyrannen einnahmen: Collingwood und Troubridge, Hardy und Sau-marez, und Horatio Nelson natürlich, der Liebling des Volkes.

Beauchamp gedachte seiner mit einem dünnen Lächeln. Nelson — das war ein Mann, wie das Land ihn brauchte, die Personifikation des Sieges. Aber er konnte sich nicht vorstellen, daß der Held vom Nil es am Schreibtisch in der Admiralität aushalten würde, so wie er: bei endlosen Sitzungen, die Ängste des Königs und der Parlamentarier zerstreuend, die Zaghaften zu entschlossenem Handeln antreibend. Nein, entschied er, Nelson würde keinen Monat in Whitehall durchhalten, nicht länger jedenfalls als er, Beauchamp, an Bord eines Flaggschiffs. Beauchamp war über sechzig und sah auch so aus. Manchmal fühlte er sich noch viel älter.

Es klopfte diskret an die Tür, und sein Sekretär schaute vorsichtig herein.»Sind Sie bereit, Sir George?»

«Ja. «Es klang wie >selbstverständlich<.»Er soll heraufkommen.»

Beauchamp hörte nie auf zu arbeiten, und von Zeit zu Zeit freute es ihn zu beobachten, wie seine Planungen Früchte trugen, wie die von ihm zu Führerschaft und Befehlsgewalt Auserwählten sich entwickelten und seinen eigenen strengen Maßstäben gerecht wurden.

Wie sein Besucher zum Beispiel. Beauchamp sah zur polierten Tür hinüber, die das Sonnenlicht auf eine Karaffe mit Rotwein und zwei schön geschliffene Gläser zurückwarf.

Richard Bolitho, manchmal halsstarrig, andererseits aber unorthodox, war einer von Beauchamps Erfolgen. Erst vor drei Jahren hatte er ihn zum Kommodore einer Handvoll Schiffe ernannt und ins Mittelmeer geschickt, um die Absichten der Franzosen auszukundschaften. Das Ergebnis war inzwischen schon Geschichte: Bolithos entschlossenes Handeln und das spätere Erscheinen von Nelson mit einer ganzen Flotte hatte zur» Battle of the Nile«{Seeschlacht von Abukir (Anm. d. Übers.)} geführt, bei der die französischen Geschwader und Napoleons Hoffnungen auf eine Eroberung Ägyptens und Indiens zerstört worden waren.

Jetzt war Bolitho hier, als frisch beförderter Konteradmiral, ein Flaggoffizier mit großer Verantwortung, aber auch mit vielen Zweifeln belastet.

Der Sekretär öffnete die Tür.

«Konteradmiral Richard Bolitho, Sir.»

Beauchamp streckte die Hand aus und lächelte. Dabei empfand er wieder die übliche Mischung von Freude und Neid. Bolitho sah blendend aus in seinem neuen goldbestickten Rock, dachte er, doch der schnelle Aufstieg hatte den Menschen Bolitho nicht verändert. Das gleiche schwarze Haar mit der rebellischen Locke über dem rechten Auge, der gerade Blick und gesammelte Gesichtsausdruck, der den Abenteurer verbarg und die Bescheidenheit des Mannes, die Beau-champ erkannt hatte.

Bolitho bemerkte den prüfenden Blick und lächelte.

«Schön, Sie wiederzusehen, Sir.»

Beauchamp machte eine Geste zum Tisch hin.

«Schenken Sie uns bitte ein Glas ein. Ich bin etwas zu steif dazu.»

Bolitho beobachtete seine Hand, als er die Karaffe über die Gläser hielt. Sie war ruhig und fest, obwohl sie angesichts der inneren Erregung, die er im Augenblick spürte, hätte zittern können. Als er sich vor kurzem im Spiegel betrachtet hatte, war es ihm geradezu unwahrscheinlich vorgekommen, daß er den großen und entscheidenden Schritt vom Stabs- zum Flaggoffizier getan hatte. Jetzt war er Konteradmiral, einer der jüngsten, die es je gegeben hatte, aber abgesehen von der Uniform mit ihren glitzernden Schulterstücken und dem einen Stern darauf, fühlte er sich nicht anders als bisher. Hätte nicht etwas Besonderes mit ihm geschehen müssen? Er hatte immer angenommen, daß schon der Aufstieg von der Offiziersmesse zur Kommandantenkajüte einen Mann veränderte. Wieviel mehr noch der Schritt von dort bis zu dem Anrecht, seine eigene Flagge setzen zu können. Dazwischen lagen doch Welten!

Aber nur im Verhalten anderer hatte er eine Veränderung bemerkt. John Allday, sein Bootssteurer, hörte gar nicht mehr auf, vor Freude zu strahlen. Und wenn er früher bei Besuchen in der Admiralität die Belustigung seiner Vorgesetzten gesehen hatte, sobald er seine Pläne entwickelte, so hörten sie jetzt aufmerksam zu, anstatt ihm — wie früher — brüsk über den Mund zu fahren. Sie stimmten zwar nicht immer mit ihm überein, aber sie ließen ihn ausreden. Das war wirklich eine Veränderung.

Beauchamp schaute ihn über das Glas hinweg an.»Nun, Bolitho, Sie haben erreicht, was Sie wollten, und ich auch. «Er warf einen flüchtigen Blick auf das nächstliegende Fenster, das sich durch die Wärme im Raum beschlagen hatte.»Ein eigenes Geschwader. Vier Linienschiffe, zwei Fregatten und eine Korvette. Sie werden Ihre Befehle von Ihrem vorgesetzten Admiral bekommen, aber es wird Ihre Sache sein, wie Sie diese Befehle in die Tat umsetzen.»

Sie stießen mit ihren Gläsern an, jeder plötzlich in Gedanken versunken.

Für Beauchamp war es ein neues Geschwader, eine Waffe, die sich in das Gesamtkonzept der Kriegsführung einfügen ließ. Für Bolitho bedeutete es unendlich viel mehr. Beauchamp hatte alles getan, um ihm zu helfen; selbst bei der Auswahl seiner Kommandanten. Mit einer Ausnahme kannte er sie alle, die meisten hatten schon mit ihm zusammen oder unter ihm gedient. Mit einigen war er seit Jahren befreundet.

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