Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta
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1803 — im Mittelmeer. Mit seiner Unerschrockenheit schafft sich Vizeadmiral Richard Bolitho viele Feinde: den Kapit?n des Australienfahrers, von dem er eine mi?handelte Gefangene entf?hrt; den franz?sischen Admiral, der den Seekrieg zu einer privaten Vendetta macht; und seinen besten Freund, der in Malta ?ber ihn richten soll. Dazu kommt noch eine schwere Verwundung, die er geheimhalten mu?… Das sind dunkle Wolken ?ber Bolithos Kurs, und zum ersten Mal denkt er an Kapitulation. Bis ihm sein Neffe Adam in der letzten gro?en Schlacht ein ersch?tterndes Beispiel an Mut und Opferbereitschaft gibt.
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Philip Montresor von der Dispatch, ein junger, eifriger Mann, ließ sich von der einsamen Epaulette auf seiner rechten Schulter nicht im geringsten entmutigen. Tobias Houston von der Icarus sah zu alt aus für seinen Rang, aber er war auf Umwegen über die Ostindische Handelskompanie und später den Zoll dazu gekommen. Er hatte ein rundes braunes Gesicht, das an eine verwitterte Nuß erinnerte, und einen Mund, so schmal wie ein Schlitz.
Commander Marcus Quarrell sagte gerade etwas zu La-pish, der vor ihm die Brigg Rapid befehligt hatte. Quarrell war ein lebhafter, freundlicher Mann von der Isle of Man, doch sein Humor blieb bei Lapish, der noch immer in Schwermut versunken war, wirkungslos.
Auch Leutnant Hallowes vom Kutter Supreme war anwesend, und das zu Recht, denn der Funktion nach war er ebenso Kommandant wie alle anderen.
Ein zusammengewürfelter Haufen, dachte Bolitho. So mußte es bei der ganzen Flotte zugehen, weil die Seelords versuchten, nun eilends Schiffe und Männer für den neuen Krieg aufzutreiben, den jeder Schwachkopf hätte voraussehen können.
Er studierte ihre erwartungsvollen Gesichter, den zuversichtlichen Ton ihrer Stimmen.
«Gentlemen«, begann er,»ich beabsichtige, so bald wie möglich wieder Segel zu setzen. In seinen Depeschen hat mich der Gouverneur davon in Kenntnis gesetzt, daß jeden Augenblick ein Ostindienfahrer hier eintreffen wird, der danach weiter ums Kap der Guten Hoffnung segelt. Mit seinen schweren Geschützen und seiner ausgebildeten Mannschaft würde er den beiden Sträflingsschiffen ausreichend Geleitschutz bieten können. Ich bin sicher, daß der Gouverneur den Kapitän zu dieser Geste überreden kann.»
Alle lachten. Die Ostindische Kompanie war dafür bekannt, daß sie sich bei ihren raschen Überfahrten ungern aufhalten ließ.
Bolitho verbarg seine Erleichterung. Er hatte befürchtet, der Gouverneur würde ihm eins seiner Schiffe für diese Aufgabe abverlangen; dabei war das Geschwader ohnehin schon zu klein.
Er fuhr fort:»Die Lage ist hier anders als bei der Blockade von Brest und den Biskayahäfen. Dort haben es unsere Einheiten zwar schwer, aber sie können wenigstens abgelöst und zur Reparatur oder Proviantaufnahme zurück nach England geschickt werden. Im Mittelmeer dagegen gibt es keine Ablösung. Hauptgrund zur Sorge ist uns Toulon; zur Überwachung des Feindes und Enthüllung seiner Absichten ist stete Wachsamkeit vonnöten. Woher aber bekommen wir Proviant und, wichtiger noch, unser Trinkwasser? Gibraltar ist achthundert Meilen von Toulon entfernt, und Malta liegt auch nicht näher. Ein von Malta ausgesandtes Schiff mag seinem Admiral über zwei Monate lang fehlen. «Er lächelte schief.»Das ist vielleicht angenehm für den Kommandanten — «, er sah sie grinsen,»- aber der Feind kann sich mittlerweile davongemacht haben. Ich bezweifle nicht, daß Vizeadmiral Nelson bereits eine Lösung gefunden hat. Andernfalls beabsichtige ich, unabhängig zu handeln. «Er konnte sehen, daß besonders die Kommandanten der Zweidecker über seine Worte nachdachten. Jeder hatte nur für neunzig Tage Trinkwasser an Bord, und auch das nur bei gekürzten Rationen. Vor allem mußten sie nach Gibraltars Ausfall nun ihre Wasserversorgung sichern.
«Das Geschütz- und Segelexerzieren soll trotzdem ununterbrochen weitergehen. Das macht unsere Mannschaften besser und hält sie beschäftigt.»
Es roch nach Essen. Bolitho nahm an, daß Ozzard mit dem Dinner wartete.
«Wir reden später weiter«, sagte er.»Hat jemand Fragen?»
Montresor erhob sich. Wie Keen hatte er blondes Haar und die frische Gesichtsfarbe eines Schuljungen.
«Sollen wir die Franzosen vor Toulon und den anderen Häfen blockieren, Sir Richard?«fragte er.
«Nicht nur das «erwiderte Bolitho.»Unsere Hauptaufgabe ist, sie beim Ausbrechen zu erwischen und zu vernichten. Vergessen Sie nicht, daß sie uns auf die Probe stellen, unsere Stärke und unsere Fähigkeiten testen werden. «Er sah Keen an. Nur er wußte, was sich Bolitho bis jetzt aufgespart hatte.»Es existiert ein neugebildetes französisches Geschwader, das aber bisher noch nicht vor Toulon gesichtet wurde. Befehligt wird es von Konteradmiral Jobert. «Er sah sie Blicke tauschen; manche hatten noch nicht ganz begriffen.
Er blickte sich in der Kajüte um.»Gentlemen, dies hier war früher Joberts Schiff. Wir nahmen es ihm vor fünf Monaten ab.»
Wie hatte Jobert das fertiggebracht? Vielleicht war es ihm gelungen, gegen einen britischen Gefangenen gleichen Ranges ausgetauscht zu werden, aber Bolitho hatte von einem solchen Abkommen bisher nichts gehört.
«Er dürfte unseren Kurs kennen und wissen, daß meine Flagge über dem Geschwader weht. Er ist ein tapferer, einfallsreicher Offizier und auf Rache aus.»
Inch beugte sich vor.»Aber diesmal erledigen wir ihn!»
Bolitho schaute die drei jüngeren Offiziere an.»Rekognoszieren ist von größter Wichtigkeit. Für mich steht fest, daß hinter der Falle für Barracouta Jobert steckte. «Das war zwar kaum mehr als eine Vermutung, paßte aber zu dem, was er über Jobert wußte. Lapishs dankbares Gesicht entschädigte ihn. Dieser Mann würde einen solchen Fehler nicht noch einmal begehen.
«Jobert mag vorhaben, kleine, von unserem Geschwader getrennte Schiffe aufzuspüren und zu vernichten, damit das Gros taub und blind wird.»
Da Joberts ehemaliges Flaggschiff Argonaute und die Heli-con, auch sie eine französische Prise, in seinen Gewässern segelten, brauchte er zur Begleichung der alten Rechnung bestimmt nicht erst ermuntert zu werden.
Bolitho fragte sich, ob Admiral Sheaffe bei ihrer letzten Begegnung über all dies informiert gewesen war. Warum hatte er ihn dann nicht gewarnt? Bin ich vielleicht der Köder!
«Wir hätten ihm damals gleich den Garaus machen sollen!«murmelte Keen bitter. Er drückte sich nur selten so drastisch aus. Wahrscheinlich sorgte er sich um das Mädchen. Was sollte nun, da sie tiefer ins Mittelmeer hineinfuhren, aus ihr werden? Was sollten sie mit ihr anfangen? Immerhin war es möglich, daß ihr bald Gefahr drohte.
Bolitho verbannte diese Gedanken. Der Krieg hatte Vorrang.
«Nehmen wir jetzt gemeinsam unser Dinner ein, Gentle-men«, sagte er.
Inch strahlte.»Und denken dabei an unsere Lieben daheim.»
Kapitän Houston lächelte dünn.»Es gibt Leute, die haben das nicht nötig.»
Keen wurde blaß, hielt sich aber zurück.
«Kapitän Houston, sollte das vielleicht eine Kränkung sein?«fragte Bolitho.»Wenn ja, fühle ich mich persönlich davon betroffen. «Seine grauen Augen waren plötzlich hart.»Ich warte auf Ihre Erklärung.»
Das Schweigen war so drückend wie die Schwüle in der Kajüte.
Houston erwiderte Bolithos Blick und sagte zögernd:»Ich wollte niemanden kränken, Sir Richard.»
«Das höre ich gern. «Bolitho wandte sich ab. Houston war ein Dummkopf. Schlimmer noch, er mochte sich zum schwächsten Glied ihrer dünnen Kette entwickeln.
Als sich die anderen zu dem langen Tisch mit den schimmernden Kerzen begaben, flüsterte Keen:»Es fängt schon an, Sir. Ich mache mir Vorwürfe.»
Bolitho drehte sich zu ihm um und packte ihn, die anderen ignorierend, jäh am Arm.
«Reden wir nicht mehr davon. Morgen oder nächste Woche sind wir vielleicht schon bei unseren gefallenen Freunden oder wimmern uns die Seele aus dem Leib, während unsere amputierten Glieder in Tusons Abfallkübel fallen.»
Er packte noch fester zu.»Mit einem geschlossenen Gibraltar konnten Sie nicht rechnen. «Dann lächelte er und gab Keen frei.»Aber ehrlich, Val, ich beneide Sie. «Er wandte sich ab, ehe Keen antworten konnte.
Zwei Tage später, als ein majestätischer Ostindienfahrer in der Bucht vor Anker ging, lief Bolithos Geschwader bei wässrigem Sonnenschein aus. Auf allen Schiffen sorgten sich die Zahlmeister um Trinkwasser und Proviant, und jeder Kommandant stand vor der Notwendigkeit, sparsam mit Tauwerk und Segeltuch umzugehen.