The Stand. Das letze Gefecht
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Kurzbeschreibung
In einem entv?lkerten Amerika versucht eine Handvoll ?berlebender, die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mytische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, die Verk?rperung des absolut B?sen. In der W?ste von Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit. "The Stand", Stephen Kings Vision vom letzten Gefecht zwischen Gut und B?se, war bislang nur in einer stark gek?rzten Version zug?nglich.Die hier ver?ffentlichte Urfassung zeigt die Gr??e seines apokalyptischen Entwurfs.Manche nennen diesen Roman sein Meisterwerk!
Autorenportrait
Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren. Er war zun?chst als Englischlehrer t?tig, bevor ihm 1973 mit seinem ersten Roman 'Carrie' der Durchbruch gelang. Seither hat er mehr als 30 Romane geschrieben und ?ber 100 Kurzgeschichten verfasst und gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller weltweit.
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»Das Ritz ist es nicht gerade«, murmelte er.
Die Matratze auf der Pritsche roch ausgesprochen muffig, und er fragte sich mit makabrem Humor, ob erst Ende Juni oder schon Anfang Juli jemand auf dieser Matratze gestorben war. Die Toilette funktionierte, aber als er das erste Mal die Spülung zog, kam rostiges Wasser heraus. Jemand hatte einen Wildwestroman in der Zelle liegenlassen, ein Taschenbuch. Larry nahm das Buch auf und ließ es wieder fallen. Er setzte sich auf die Pritsche und lauschte in die Stille. Allein zu sein hatte er immer gehaßt - aber eigentlich war er es immer gewesen... bis er in der Freien Zone angekommen war. Und jetzt war es gar nicht so schlimm, wie er befürchtet hatte. Schlimm genug, aber er konnte damit fertig werden.
In ein oder zwei Tagen wird er dafür sorgen, daß ihr so tot seid wie Hundescheiße.
Nur: Larry glaubte das nicht. So würde es sich ganz einfach nicht abspielen.
»Ich fürchte mich nicht vor dem Bösen«, sagte er in die tote Stille des Zellentrakts hinein, und er fand, daß es sich gut anhörte. Er sagte es noch einmal.
Er legte sich auf die Pritsche, und dabei kam ihm der Gedanke, dass er fast schon wieder an der Westküste war. Aber die Reise hatte länger gedauert und sie war seltsamer gewesen, als man es sich je hätte vorstellen können. Und die Reise war noch nicht ganz zu Ende.
»Ich fürchte mich nicht vor dem Bösen«, sagte er wieder. Dann schlief er ein. Sein Gesicht war ganz ruhig, und kein Traum störte seinen friedlichen Schlaf.
Am nächsten Morgen um zehn Uhr, vierundzwanzig Stunden nachdem sie die Straßensperre von weitem gesehen hatten, suchten Randall Flagg und Lloyd Henreid Glen Bateman auf.
Glen saß mit gekreuzten Beinen auf dem Boden seiner Zelle. Er hatte unter seiner Pritsche ein Stück Holzkohle gefunden und hatte zwischen den in die Wand geritzten männlichen und weiblichen Genitalien, Namen, Telefonnummern und kleinen obszönen Gedichten eine eigene Inschrift hinzugefügt: Ich bin nicht der Töpfer und auch nicht die Töpferscheibe, ich bin des Töpfers Ton; hängt nicht der Wert der endlich erlangten Gestalt ab vom inneren Wert des Tons, der Töpferscheibe und der Kunst des Meisters?Glen bewunderte sein Sprichwort - oder war es ein Aphorismus? -, als die Temperatur in dem verlassenen Zellenblock plötzlich um zehn Grad zu sinken schien. Das Gitter am Ende des Korridors schob sich rasselnd auf. Glen hatte plötzlich keinen Speichel mehr im Mund. Das Stück Holzkohle zerbrach zwischen seinen Fingern.
Schritte kamen den Gang herauf. Andere Schritte, kleiner und unbedeutender, setzten den Kontrapunkt und mühten sich, nicht zurückzubleiben.
Das ist er. Ich werde sein Gesicht sehen.
Plötzlich wurde seine Arthritis schlimmer. Entsetzlich, genauer gesagt. Als wären seine Knochen plötzlich ausgehöhlt und mit gemahlenem Glas gefüllt worden. Und doch drehte er sich mit einem interessierten, erwartungsvollen Lächeln um, als die Schritte vor seiner Zellentür verstummten.
»Da sind Sie ja«, sagte Glen. »Sie sind ja überhaupt nicht das Schreckgespenst, für das wir Sie immer gehalten haben.«
Jenseits der Gitterstäbe standen zwei Männer. Flagg stand von Glen aus gesehen rechts. Er trug Bluejeans und ein weißes Seidenhemd, das unter der trüben Beleuchtung gelblich schimmerte. Er grinste Glen an. Neben ihm stand ein kleinerer Mann, der überhaupt nicht lächelte. Er hatte ein etwas zu kurzes Kinn, und seine Augen waren zu groß für sein Gesicht. Sein Teint war von der Sorte, zu der das Wüstenklima nie freundlich ist: Die Sonne hatte ihm das Gesicht verbrannt, die Haut hatte sich abgeschält, und dann war der nächste Sonnenbrand gekommen. Um den Hals trug er an einer Kette einen schwarzen Stein mit einem roten Fleck. Der Stein hatte ein fettiges, harziges Aussehen.
»Ich möchte Sie gern mit meinem Partner bekannt machen«, sagte Flagg und kicherte. »Lloyd Henreid, darf ich dich mit Glen Bateman bekannt machen, Soziologe, Mitglied des Komitees der Freien Zone und seit Nick Andros' Tod einziges existierendes Mitglied der Gedankenfabrik der Freien Zone.«
»Freut mich«, murmelte Lloyd.
»Was macht Ihre Arthritis, Glen?« fragte Flagg. Das klang mitfühlend, aber in seinen Augen lag heiterer Spott und geheimes Wissen.
Immer wieder ballte Glen die Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder.
Niemand würde je ermessen können, wie schwer ihm sein freundliches Lächeln fiel.
Der innere Wert des Tons.
»Gut«, sagte Glen. »Seit ich wieder in einem abgeschlossenen Raum schlafe, ist es viel besser geworden, vielen Dank.«
Flagg lächelte nicht mehr ganz so breit. Glen registrierte bei ihm Überraschung und Wut. Aus Angst geboren?
»Ich habe beschlossen, Sie gehen zu lassen«, sagte Flagg schnell. Wieder lächelte er, strahlend und wie ein Fuchs. Lloyd hielt vor Staunen den Atem an, und Flagg wandte sich ihm zu. »Stimmt's, Lloyd?«
»Äh... natürlich«, sagte Lloyd. »Und ob.«
»Das ist ja sehr schön«, sagte Glen leichthin. Er spürte, wie die Arthritis ihm immer tiefer in die Gelenke fuhr. Sie wurden kalt wie Eis und loderten wie Feuer.
»Man wird Ihnen ein kleines Motorrad zur Verfügung stellen, und Sie können, wann immer Sie wollen, wieder nach Hause fahren.«
»Ich kann natürlich nicht ohne meine Freunde fahren.«
»Natürlich nicht. Sie brauchen mich nur darum zu bitten. Fallen Sie vor mir auf die Knie, und bitten Sie mich darum.«
Glen mußte herzlich lachen. Er warf den Kopf zurück und lachte lange und laut. Und während er lachte, nahmen die Schmerzen in seinen Gelenken immer mehr ab. Er fühlte sich besser, stärker, hatte sich wieder unter Kontrolle.
»Sie sind vielleicht ein Typ«, sagte er. »Ich will Ihnen sagen, was Sie tun können. Suchen Sie sich einen riesigen Sandhaufen und besorgen Sie sich einen großen Hammer. Und dann hämmern Sie sich den ganzen Sand in den Arsch.«
Flaggs Gesicht wurde dunkel. Das Lächeln war verschwunden. Seine Augen, die vorher so dunkel waren wie der Stein, den Lloyd um den Hals trug, schienen jetzt gelb zu glitzern. Er griff mit der Hand an die Verriegelung der Zellentür und umklammerte sie mit den Fingern. Ein elektrisches Summen war zu hören, und zwischen seinen Fingern flackerten Flammen auf. Die Luft roch heiß und verbrannt. Qualmend und schwarz fiel das Schloß zu Boden. Lloyd Henreid stieß einen Schrei aus. Der dunkle Mann griff an die Gitterstäbe und ließ die Tür zurückgleiten.
»Hören Sie auf zu lachen.«
Glen lachte noch lauter.
»Hören Sie auf, mich auszulachen!«
»Sie sind ein Nichts!« sagte Glen und wischte sich die tränenden Augen. Er kicherte immer noch. »Oh, entschuldigen Sie bitte... wir hatten alle solche Angst.. .wir haben Sie für wer weiß wie wichtig gehalten... ich lache genauso sehr über unsere Dummheit wie über Ihren bedauernswerten Mangel an Substanz...«
Flagg wandte sich an seinen Begleiter. »Erschieß ihn, Lloyd.« Sein Gesicht hatte sich grauenhaft verzerrt. Seine Hände hatten sich zu Raubtierklauen gekrümmt.
»Bringen Sie mich doch selbst um, wenn Sie mich schon umbringen wollen«, sagte Glen. »Dazu sind Sie doch gewiß in der Lage. Berühren Sie mich mit dem Finger und halten Sie mein Herz an. Machen Sie das Zeichen des umgekehrten Kreuzes, und verpassen Sie mir eine kräftige Gehirnembolie. Holen Sie Blitze aus dem Himmel, die mich in zwei Teile spalten. Oh... o nein... o nein!«
Brüllend vor Lachen sank Glen auf seine Pritsche.
» Erschieß ihn!« donnerte der dunkle Mann.
Lloyd war blaß und zitterte vor Angst. Er nestelte die Pistole aus seinem Gürtel, und fast wäre sie ihm aus der Hand geglitten. Dann versuchte er, die Waffe auf Glen zu richten. Er mußte sie mit beiden Händen festhalten.
Glen sah Lloyd an und lächelte immer noch. Er hätte genausogut auf einer Cocktail-Party der Fakultät zu Hause in Woodsville, New Hampshire, sein können, wo er sich gerade von einem guten Witz erholte und sich anschickte, wieder ein wenig ernst zu werden.