The Stand. Das letze Gefecht
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Kurzbeschreibung
In einem entv?lkerten Amerika versucht eine Handvoll ?berlebender, die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mytische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, die Verk?rperung des absolut B?sen. In der W?ste von Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit. "The Stand", Stephen Kings Vision vom letzten Gefecht zwischen Gut und B?se, war bislang nur in einer stark gek?rzten Version zug?nglich.Die hier ver?ffentlichte Urfassung zeigt die Gr??e seines apokalyptischen Entwurfs.Manche nennen diesen Roman sein Meisterwerk!
Autorenportrait
Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren. Er war zun?chst als Englischlehrer t?tig, bevor ihm 1973 mit seinem ersten Roman 'Carrie' der Durchbruch gelang. Seither hat er mehr als 30 Romane geschrieben und ?ber 100 Kurzgeschichten verfasst und gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller weltweit.
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Just as long as you stand by me.
Ben E. King
61
Der dunkle Mann hatte überall entlang der östlichen Grenze Oregons Posten errichtet. Der größte befand sich in Ontario, wo die I-80 von Idaho herüberführt; hier hatten sich sechs Männer im Anhänger eines großen Peterbilt-Lastwagens einquartiert. Sie saßen schon eine Woche und spielten Poker um Zwanziger und Fünfziger, die so wenig wert waren wie Monopoly-Geld. Ein Mann lag etwa sechzigtausend Dollar voraus, und ein anderer - ein Mann, dessen Jahresgehalt in der Welt vor der Seuche etwa zehntausend Dollar betragen hatte - war über vierzigtausend in den Miesen.
Es hatte fast die ganze Woche geregnet die Stimmung im Anhänger war gereizt. Sie waren aus Portland gekommen und wollten dorthin zurück. In Portland gab es Frauen. An einem Nagel hing ein starkes Funkgerät, aus dem nur Statik zu hören war. Sie warteten auf zwei schlichte Worte: Kommt zurück. Das würde bedeuten, daß der Mann, nach dem sie Ausschau hielten, anderswo gefangengenommen worden war.
Der Mann, den sie suchten, war etwa siebzig Jahre alt, kräftig, mit schütterem Haar. Er trug eine Brille und fuhr einen blauen, weiss abgesetzten Wagen mit Vierradantrieb, entweder einen Jeep oder einen International Harvester. Sobald sie ihn sahen, sollte er getötet werden.
Sie waren nervös und langweilten sich - der Reiz des Neuen, um höchste Einsätze echten Geldes zu pokern, war selbst dem dümmsten unter ihnen schon vor zwei Tagen vergangen -, aber sie langweilten sich nicht so sehr, daß sie einfach auf eigene Faust nach Portland zurückgekehrt wären. Sie hatten ihre Befehle vom Wandelnden Gecken selbst bekommen, und wenn ihnen auch der vom Regen verursachte Kabinenkoller zusetzte, überwog doch die Angst vor ihm. Wenn sie ihren Job verpatzten und er es herausfand, dann helfe ihnen Gott.
Daher spielten sie Karten und hielten abwechselnd Wache an dem Beobachtungsschlitz, der an der Seitenwand des Anhängers durch den Stahl geschnitten worden war. Die I-80 lag im stumpfsinnigen, unablässigen Regen verlassen da. Aber wenn der Kundschafter in Sicht kam, würde er gesehen... und aufgehalten werden.
»Er ist ein Spion von drüben«, hatte der Wandelnde Geck gesagt und dabei das Gesicht zu einem entsetzlichen Grinsen verzerrt. Warum dieses Grinsen so fürchterlich war, hätte keiner von ihnen sagen können, aber wenn er einen angrinste, hatte man das Gefühl, als würde sich das eigene Blut in heiße Tomatensuppe verwandeln.
»Er ist ein Spion. Wir könnten ihn mit offenen Armen empfangen. Wir könnten ihn herumführen, ihm alles zeigen und ohne Schaden für uns wieder zurückschicken. Aber ich will ihn. Ich will sie beide. Und bevor der erste Schnee fällt, werden wir ihre Köpfe über die Berge zurückschicken. Daran können sie den ganzen Winter kauen.« Und er hatte vor den Leuten, die sich in einem der Konferenzräume des Gemeindezentrums von Portland um ihn versammelt hatten, heißes Lachen hinausgebrüllt. Sie ' hatten ebenfalls gelacht, aber es war ein kaltes, unbehagliches Lachen gewesen. Sie hätten sich gegenseitig dazu gratulieren können, daß sie für so eine Verantwortung auserkoren worden waren, aber innerlich wünschten sie, der Blick seiner fröhlichen und entsetzlichen Wieselaugen wäre nicht ausgerechnet auf sie gefallen.
Ein weiterer großer Wachtposten befand sich weit südlich von Ontario, in Sheaville. Hier hielten sich vier Männer in einem kleinen Haus dicht an der 1-95 auf, die sich dort zur Alvord Desert mit ihren unheimlichen Felsformationen und dunklen, trüben Wasserläufen hinunterschlängelte.
Die anderen Posten waren paarweise bemannt, ein rundes Dutzend, angefangen von der winzigen Stadt Flora an der Route 3, sechzig Meilen von der Grenze von Washington entfernt, bis nach McDermitt an der Grenze Oregon-Nevada.
Ein alter Mann in einem blauweißen Fahrzeug mit Vierradantrieb. Alle Wachen hatten denselben Befehl: Töten, aber nicht den Kopf verletzen! Über dem Adamsapfel durfte es keine Verletzungen oder Blutergüsse geben.
»Ich will keine beschädigte Ware zurückschicken«, hatte Randy Flagg ihnen gesagt und sein gräßliches Lachen gebrüllt.
Der Snake River bildet die nördliche Grenze zwischen Oregon und Idaho. Wenn man dem Fluß von Ontario aus, wo die sechs Männer in ihrem Peterbilt saßen und um wertloses Geld pokerten, nach Norden folgt, kommt man der Stadt Copperfield zum Greifen nahe. Hier macht der Snake einen Bogen (Geologen nennen es eine USchleife), und in der Nähe von Copperfield wird er vom OxbowDamm gestaut. Und an jenem siebten September, an dem Stu Redman und seine Gruppe auf dem Colorado Highway 6 über tausend Meilen entfernt im Südosten dahinstapften, saß Bobby Terry in Copperfield im Five and Dirne, einen Stapel Comics neben sich, und überlegte, in welchem Zustand der Oxbow-Damm sein mochte und ob die Schleusentore geöffnet oder geschlossen waren. Draußen führte der Oregon Highway 86 an dem Kramladen vorbei. Er und sein Partner Dave Roberts (er schlief gerade in der Wohnung eins höher) hatten über den Damm schon ausführlich diskutiert. Es regnete seit einer Woche. Der Snake River führte Hochwasser. Wenn der alte Oxbow-Damm nun brach? Schlechte Karten. Eine gewaltige Wasserwand würde sich über Copperfield stürzen und den alten Bobby Terry und den alten Dave Roberts möglicherweise bis in den Pazifik spülen. Sie hatten den Damm auf Risse untersuchen wollen, es aber am Ende nicht gewagt. Flaggs Befehle waren unmißverständlich gewesen: Versteckt halten.
Dave hatte darauf hingewiesen, daß Flagg überall sein konnte. Er war ungeheuer mobil, und man munkelte schon darüber, wie er plötzlich in einem abgelegenen Kaff auftauchen konnte, wo nur ein paar Leute eine Stromleitung reparierten oder ein Armee-Depot auf Waffenbestände untersuchten. Er materialisiertesich wie ein Gespenst. Nur war er ein grimmiges schwarzes Gespenst in staubigen Stiefeln mit abgelaufenen Absätzen. Manchmal war er allein, und manchmal hatte er Lloyd Henreid bei sich - am Steuer eines großen fetten Daimler, schwarz wie ein Leichenwagen und fast ebenso lang. Manchmal ging er zu Fuß. Eben war er nicht da, im nächsten Augenblick war er es. An einem Tag war er in Los Angeles (so hieß es wenigstens), und einen Tag später tauchte er in Boise auf... zu Fuß.
Aber auch darauf hatte Dave hingewiesen - nicht einmal Flagg konnte an sechs verschiedenen Orten zugleich sein. Einer von ihnen konnte zu diesem verflixten Damm preschen, ihn sich ansehen und wieder zurückpreschen. Die Chancen standen tausend zu eins zu ihren Gunsten.
Gut, du fährst, hatte Bobby Terry zu ihm gesagt. Du hast meine Erlaubnis. Aber Dave hatte die Einladung mit einem ängstlichen Grinsen abgelehnt. Denn Flagg wußtevieles, auch wenn er nicht persönlich zur Stelle war. Manche behaupteten, er hätte unnatürliche Macht über die Raubtiere des Tierreichs. Eine Frau namens Rose Kingman sagte, sie hätte selbst gesehen, wie er einmal mit den Fingern schnippte, als ein paar Krähen auf Telefondrähten saßen, worauf ihm die Krähen auf die Schulter geflogen waren. So sagte Rose Kingman, und sie führte weiter aus, sie hätten unablässig »Flagg... Flagg... Flagg« gekrächzt.
Daswar natürlich lächerlich, und das wußte er. Ein Trottel glaubte das vielleicht, aber Bobby Terrys Mutter Delores hatte nie einen Trottel großgezogen. Er wußte, wie Geschichten die Runde machten und zwischen dem Mund des Erzählers und dem Ohr des Zuhörers immer wilder wurden. Und mit welchem Vergnügen der dunkle Mann solche Geschichten ermutigen würde!
Aber dennoch lief ihm bei diesen Geschichten ein atavistischer kleiner Schauer über den Rücken, als wäre an jeder ein Körnchen Wahrheit. Einige sagten, er konnte Wölfe rufen oder seine Seele in den Körper einer Katze versetzen. Ein Mann in Portland behauptete, er würde ein Wiesel oder einen Fischotter oder etwas Unaussprechliches in seinem zerschlissenen Pfadfinderrucksack, den er auf Reisen bei sich hatte, mit sich herumtragen. Alles natürlich dummes Zeug. Aber... wenn er nun tatsächlichmit den Tieren sprechen konnte, wie ein satanischer Dr. Doolittle? Und wenn er oder Dave entgegen seinen Befehlen zum Damm fuhren und gesehen wurden?