The Stand. Das letze Gefecht
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Kurzbeschreibung
In einem entv?lkerten Amerika versucht eine Handvoll ?berlebender, die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mytische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, die Verk?rperung des absolut B?sen. In der W?ste von Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit. "The Stand", Stephen Kings Vision vom letzten Gefecht zwischen Gut und B?se, war bislang nur in einer stark gek?rzten Version zug?nglich.Die hier ver?ffentlichte Urfassung zeigt die Gr??e seines apokalyptischen Entwurfs.Manche nennen diesen Roman sein Meisterwerk!
Autorenportrait
Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren. Er war zun?chst als Englischlehrer t?tig, bevor ihm 1973 mit seinem ersten Roman 'Carrie' der Durchbruch gelang. Seither hat er mehr als 30 Romane geschrieben und ?ber 100 Kurzgeschichten verfasst und gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller weltweit.
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Fran nahm ein Kleenex-Tuch und hielt es krampfhaft fest. »Ich habe gespürt, wie es sich bewegt... aber das ist schon eine Weile her. Seitdem nichts mehr. Ich hatte Angst...«
»Es lebt, aber ich bezweifle, daß Sie gespürt haben, wie es sich bewegte. Das waren wahrscheinlich Blähungen.«
»Es war das Baby«, sagte Fran leise.
»Nun, ob oder ob nicht, es wird sich in Zukunft oft bewegen. Sie werden Anfang bis Mitte Januar niederkommen. Wie hört sich das an?«
»Gut.«
»Essen Sie richtig?«
»Ich glaube - ich gebe mir alle Mühe.«
»Gut. Keine Übelkeit?«
»Am Anfang hin und wieder, aber das ist vorbei.«
»Wunderbar. Haben Sie genug Bewegung?«
Einen alptraumhaften Augenblick mußte sie daran denken, wie sie das Grab ihres Vaters ausgehoben hatte. Sie blinzelte die Vision fort. Das war ein anderes Leben gewesen. »Ja, viel.«
»Haben Sie zugenommen?«
»Ungefähr fünf Pfund.«
»Sie dürfen noch zwölf Pfund zunehmen; ich bin heute großzügig.«
Sie grinste. »Sie sind der Arzt.«
»Ja, und ich war Geburtshelfer, Sie sind also in den richtigen Händen. Befolgen Sie den Rat Ihres Arztes, und alles wird gut. Übrigens, was Fahrräder, Motorräder und Mopeds anbetrifft, etwa ab, sagen wir 15. November, nein nein. Um die Zeit fährt sowieso niemand mehr damit. Zu kalt. Sie rauchen oder trinken nicht übermäßig, oder?«
»Nein.«
»Hin und wieder einen Schlummertrunk, dagegen ist nichts einzuwenden. Ich werde Ihnen Vitamintabletten verschreiben, die können Sie in jedem Drugstore in der Stadt holen...«
Frannie brach in Gelächter aus, und George lächelte unsicher.
»Habe ich etwas Komisches gesagt?«
»Nein. Unter den Umständen hat es sich nur komisch angehört.«
»Oh! Ja, ich verstehe. Jedenfalls kann sich niemand mehr über zu hohe Arzneimittelpreise beschweren, richtig? Noch etwas, Fran. Haben Sie sich schon mal ein Pessar einsetzen lassen... eine Spirale?«
»Nein, warum?« fragte Frannie und mußte wieder an ihren Traum denken: an den dunklen Mann mit dem Kleiderbügel. Sie schauderte.
»Nein«, sagte sie noch einmal.
»Gut. Das war's.« Erstand auf. »Ich werde Ihnen nicht sagen, dass Sie sich keine Sorgen machen sollen...«
»Nein«, stimmte sie zu. Das Lachen war aus ihren Augen verschwunden. »Lieber nicht.«
»Aber ich möchte Sie bitten, sich möglichst wenig Sorgen zu machen. Übermäßige Aufregung der Mutter kann die Drüsenfunktion durcheinanderbringen. Und das ist nicht gut für das Baby. Schwangeren Frauen verschreibe ich nicht gern Beruhigungsmittel, aber wenn Sie meinen...«
»Nein, nicht nötig«, sagte Fran, aber als sie in die heiße Mittagssonne hinaustrat, wußte sie, daß sie die ganze zweite Hälfte ihrer Schwangerschaft Gedanken an Mrs. Wentworths gestorbene Zwillinge quälen würden.
Am neunundzwanzigsten August trafen drei Gruppen ein, eine mit zweiundzwanzig Mitgliedern, eine mit sechzehn und eine mit fünfundzwanzig. Sandy DuChiens besuchte alle sieben Mitglieder des Komitees und teilte ihnen mit, daß die Freie Zone jetzt über tausend Einwohner hatte.
Boulder glich nicht mehr so sehr einer Geisterstadt.
Am Abend des dreißigsten stand Nadine in Harolds Keller, beobachtete ihn und hatte ein ungutes Gefühl.
Wenn Harold etwas tat, was nichts mit irgendwelchen seltsamen Sexspielen mit ihr zu tun hatte, schien er sich an einen privaten Ort zurückzuziehen, wo sie keinen Einfluß auf ihn hatte. Wenn das der Fall war, wirkte er kalt; mehr noch, er schien sie zu verachten und auch sich selbst. Das einzige, was sich nicht änderte, war sein Hass auf Stuart Redman und die anderen im Komitee.
Im Keller stand ein altes Tischhockeyspiel, und Harold arbeitete auf dessen durchlöcherter Oberfläche. Neben ihm lag ein aufgeschlagenes Buch. Auf der aufgeschlagenen Seite war ein Diagramm zu sehen. Er betrachtete das Diagramm eine Weile, dann den Apparat, an dem er arbeitete, und dann machte er etwas damit. Neben seiner rechten Hand lag der Werkzeugsatz seines TriumphMotorrads. Auf dem Hockeytisch lagen kleine Stücke Draht.
»Weißt du«, sagte er abwesend, »du solltest Spazierengehen.«
»Warum?« Sie war ein wenig gekränkt. Harolds Gesicht war angespannt; er lächelte nicht. Nadine begriff, warum Harold immer lächelte: Wenn er aufhörte zu lächeln, sah er wie ein Verrückter aus. Sie vermutete, daß er verrückt war, oder fast.
»Weil ich nicht weiß, wie alt dieses Dynamit ist«, sagte Harold.
»Was meinst du damit?«
»Altes Dynamit schwitzt, Herzblatt«, sagte er und sah zu ihr hoch. Sie bemerkte, daß der Schweiß ihm nur so über das Gesicht lief, als wollte er seine Aussage bestätigen. »Es transpiriert, um taktvoll zu sein. Und was es transpiriert, ist reines Nitroglyzerin, eine der instabilsten Substanzen der Welt. Wenn es alt ist, kann dieses kleine wissenschaftliche Projekt uns über den Gipfel des Flagstaff Mountain und den ganzen Weg bis ins Land Oz pusten.«
»Deshalb mußt du nicht gleich so patzig sein«, sagte Nadine.
»Nadine? Ma chère?«
»Was?«
Harold sah sie ruhig und ohne zu lächeln an. »Halt dein verdammtes Maul.«
Sie gehorchte, aber sie machte keinen Spaziergang, obwohl sie es gern getan hätte. Wenn es Flaggs Wille war (und das Spiritistenbrett hatte ihr gesagt, daß Harold Flaggs Instrument war, mit dem Komitee zu Rande zu kommen), konnte das Dynamit nicht alt sein. Und selbst wenn es alt war, würde es erst explodieren, wenn es sollte... oder? Wieviel Einfluß hatte Flagg überhaupt auf die Ereignisse?
Genug, sagte sie sich, er hat genug. Aber sie war nicht sicher, und sie wurde zunehmend unruhig. Sie war noch einmal in ihr Haus zurückgegangen, und Joe war verschwunden gewesen - diesmal endgültig. Sie hatte Lucy aufgesucht und den kühlen Empfang lange genug ertragen, um zu erfahren, daß Joe (Lucy nannte ihn natürlich Leo), seit sie zu Harold gezogen war, »einen leichten Rückfall« gehabt hatte. Auch dafür machte Lucy sie offenbar verantwortlich... aber wenn eine Lawine vom Flagstaff Mountain herabkommen oder ein Erdbeben die Pearl Street aufreißen würde, würde Lucy ihr wahrscheinlich auch das zur Last legen. Nicht, daß es nicht bald genug geben würde, für das man sie und Harold verantwortlich machen konnte. Aber sie war bitter enttäuscht gewesen, daß sie Joe nicht mehr gesehen hatte... um ihm einen Abschiedskuß zu geben. Sie und Harold würden nicht mehr lange in der Freien Zone Boulder bleiben.
Vergiß es, am besten läßt du ihn völlig in Ruhe, nachdem du dich auf diese Obszönität eingelassen hast. Du würdest ihm nur schaden... und dir wahrscheinlich auch, weil Joe... sieht, weiß. Laß ihn aufhören, Joe zu sein, laß mich aufhören, Nadine-Mom zu sein. Lass ihn wieder Leo sein, für immer.
Aber das Paradoxon war unerbittlich. Sie glaubte nicht, daß auch nur einer der Zone länger als ein Jahr zu leben hatte, und dazu gehörte auch der Junge. Es war nicht sein Wille, daß sie lebten...
... also die Wahrheit, nicht nur Harold ist sein Instrument. Du bist es auch. Du, die einst Moral als die unverzeihlichste Sünde der Welt nach der Seuche definiert hat...
Plötzlich wünschte sie sich, das Dynamit würde alt sein und sie beide in die Luft sprengen und ihnen ein Ende bereiten. Ein gnädiges Ende. Und dann dachte sie wieder an das, was geschehen würde, wenn sie über die Berge gegangen waren, und spürte wieder die alte schlüpfrige Wärme in ihrem Bauch.
»So«, sagte Harold sanft. Er hatte den Apparat in einem HushPuppiesSchuhkarton verstaut und beiseite gestellt.
»Ist es fertig?«
»Ja. Fertig.«
»Wird es funktionieren?«
»Willst du es ausprobieren?« Seine Worte klangen bitter sarkastisch, aber jetzt machte ihr das nichts aus. Er betrachtete sie wieder mit diesem gierigen, tastenden Schuljungenblick, den sie schon kannte. Er war von seinem fernen Ort zurückgekehrt - dem Ort, von dem er geschrieben hatte, was in seinem Hauptbuch stand, welches sie gelesen und anschließend wieder achtlos unter den losen Kaminstein gelegt hatte, wo es ursprünglich gewesen war. Jetzt wurde sie mit ihm fertig. Jetzt war sein Gerede nur Gerede.