Der Schwarm
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Ein Fischer verschwindet vor Peru, spurlos. Цlbohrexperten stoЯen in der norwegischen See auf merkwьrdige Organismen, die hunderte Quadratkilometer Meeresboden in Besitz genommen haben. Wдhrenddessen geht mit den Walen entlang der Kьste British Columbias eine unheimliche Verдnderung vor. Nichts von alledem scheint miteinander in Zusammenhang zu stehen. Doch Sigur Johanson, norwegischer Biologe und Schцngeist, glaubt nicht an Zufдlle. Auch der indianische Walforscher Leon Anawak gelangt zu einer beunruhigenden Erkenntnis: Eine Katastrophe bahnt sich an. Doch wer oder was lцst sie aus? Wдhrend die Welt an den Abgrund gerдt, kommen die Wissenschaftler zusammen mit der britischen Journalistin Karen Weaver einer ungeheuerlichen Wahrheit auf die Spur.
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»Das ist nobel von ihnen, aber sie können ihre Forschungen von der Thorvaldson aus betreiben.«
»Sie planen ohnehin eine Expedition. Außerdem ist die Sonne der Thorvaldson technisch voraus. Es geht ihnen hauptsächlich darum, einige Messergebnisse aus dem Tiefseesimulator zu überprüfen.«
»Was für Messungen?«
»Erhöhte Methankonzentrationen. Die Würmer haben durch ihre Bohrungen Gas freigesetzt, das ins Wasser gelangt ist. Außerdem möchten sie ein paar Zentner Hydrat ausbaggern. Samt Würmern. Sie wollen sich alles im größeren Maßstab ansehen.«
Skaugen nickte und verschränkte die Finger.
»Wir haben bis jetzt nur über Würmer gesprochen«, sagte er. »Haben Sie diese ominöse Videoaufnahme gesehen?«
»Das Ding im Meer?«
Skaugen lächelte dünn. »Das Ding? Klingt mir offen gestanden zu sehr nach Horrorstreifen. Was halten Sie davon?«
»Ich weiß nicht, ob die Würmer und dieses … Wesen in Zusammenhang gebracht werden sollten.«
»Und was denken Sie, was es ist?«
»Keine Ahnung.«
»Sie sind Biologe. Gibt es nicht irgendeine Antwort, die sich aufdrängt?«
»Biolumineszenz. Tinas Nachbearbeitung des Materials lässt darauf schließen. Jedes größere bekannte Lebewesen fällt damit aus. Per se jedes Säugetier.«
»Frau Lund erwähnte die Möglichkeit, wir hätten es mit einem Tiefseekalmar zu tun.«
»Ja, das haben wir diskutiert«, sagte Johanson. »Aber es ist unwahrscheinlich. Körperfläche und Struktur lassen keinen derartigen Schluss zu. Außerdem vermuten wir die Architheuten in ganz anderen Regionen.«
»Also was ist es dann?«
»Ich weiß es nicht.«
Schweigen breitete sich aus. Stone spielte nervös mit einem Kugelschreiber.
»Darf ich fragen«, nahm Johanson die Unterhaltung in bedächtigem Tonfall wieder auf, »welche Art von Fabrik Sie eigentlich planen?«
Skaugen warf Lund einen Blick zu. Sie zuckte die Achseln.
»Ich habe Sigur erzählt, dass wir eine Unterwasseranlage ins Auge fassen. Und dass wir noch nicht definitiv wissen, ob es wirklich eine werden wird.«
»Kennen Sie sich mit so was aus?«, fragte Skaugen an Johanson gewandt.
»Ich kenne Subsis«, sagte Johanson. »Seit neuestem.«
Hvistendahl hob die Brauen.
»Das ist ja schon mal eine ganze Menge. Sie entwickeln sich zum Fachmann, Dr. Johanson. Wenn Sie noch zwei-, dreimal mit uns zusammensitzen …«
»Subsis ist eine Vorstufe«, blaffte Stone. »Wir sind viel weiter als Subsis. Wir kommen tiefer, und die Sicherheitssysteme sind über jeden Zweifel erhaben.«
»Das neue System stammt von FMC Kongsberg, das ist ein technischer Entwickler für Tiefseelösungen«, erläuterte Skaugen. »Es ist eine Weiterentwicklung von Subsis. Dass wir so etwas installieren wollen, ist eigentlich keine Frage. Unschlüssig sind wir, ob die Pipelines zu einer der bestehenden Plattformen oder direkt an Land führen werden. Immerhin hätten wir enorme Entfernungen und Höhenunterschiede zu überwinden.«
»Gibt es nicht auch eine dritte Möglichkeit?«, fragte Johanson. »Direkt über der Fabrik schwimmt ein Produktionsschiff?«
»Ja, aber so oder so ruht die Förderstation auf dem Grund«, sagte Hvistendahl.
»Wie gesagt, wir wissen die Risiken einzuschätzen«, fuhr Skaugen fort, »solange es definierte Risiken sind. Mit den Würmern kommen Faktoren ins Spiel, die wir nicht kennen und nicht erklären können. Es mag, wie Clifford meint, übertrieben sein, wenn wir unseren Zeitplan aufs Spiel setzen, bloß weil wir eine neue Spezies nicht einordnen können oder irgendwas Unbekanntes durchs Bild schwimmt. Aber solange es keine Gewissheit gibt, müssen wir alles daransetzen, welche zu erlangen. — Sie sollen uns diese Entscheidung nicht abnehmen, Dr. Johanson, dennoch: Was würden Sie an unserer Stelle tun?«
Johanson fühlte sich unbehaglich. Stone starrte ihn mit unverhohlener Feindseligkeit an. Hvistendahl und Skaugen wirkten interessiert, und Lunds Gesichtsausdruck war bar jeder Regung.
Wir hätten uns vorher abstimmen sollen, dachte er.
Aber Lund hatte nicht auf eine Abstimmung gedrängt. Vielleicht war es ihr lieber so. Vielleicht wollte sie, dass er dem Projekt fürs Erste den Riegel vorschob.
Oder auch nicht.
Johanson legte die Hände vor sich auf den Tisch. »Ich würde die Station grundsätzlich bauen«, sagte er.
Skaugen und Lund starrten ihn verblüfft an. Hvistendahl runzelte die Stirn, während sich Stone mit triumphierendem Gesichtsausdruck zurücklehnte.
Johanson ließ einen Moment verstreichen, dann fügte er hinzu: »Ich würde sie bauen, aber erst, nachdem Geomar weitere Untersuchungen durchgeführt und grünes Licht gegeben hat. Über die Kreatur auf dem Video werden wir kaum Aufschluss erlangen. Nessie lässt grüßen. Ich bin auch nicht sicher, ob sie uns beschäftigen sollte. Entscheidend ist, welche Auswirkungen das massenhafte Auftreten einer unbekannten, Hydrat fressenden Spezies auf die Stabilität der Kontinentalhänge und etwaige Bohrungen hat. Solange das nicht geklärt ist, empfehle ich, das Projekt auf Eis zu legen.«
Stone kniff die Lippen zusammen. Lund lächelte. Skaugen wechselte einen Blick mit Hvistendahl. Dann sah er Johanson in die Augen und nickte.
»Ich danke Ihnen, Dr. Johanson. Danke für Ihre Zeit.«
Später, als er den Koffer im Geländewagen verstaut hatte und einen letzten Rundgang durchs Haus machte, schellte es an seiner Tür.
Er öffnete. Draußen stand Lund. Es hatte zu regnen begonnen, und die Haare klebten ihr am Kopf.
»Das war gut«, sagte sie.
»War es das?« Johanson trat zur Seite, um sie ins Innere zu lassen. Sie kam herein, strich sich die nassen Strähnen aus der Stirn und nickte.
»Skaugen hatte seine Entscheidung im Grunde schon gefällt. Er wollte deinen Segen.«
»Wer bin ich, die Projekte Statoils abzusegnen?«
»Ich sagte schon, du genießt einen ausgezeichneten Ruf. Aber Skaugen geht es um mehr. Er wird sich verantworten müssen, und jeder, der für Statoil arbeitet oder sonst wie mit dem Konzern verknüpft ist, muss als parteiisch gelten. Er wollte jemanden, der keine Karten in der Sache hat, und du bist nun mal Herr über jegliches Gewürm und denkbar uninteressiert am Bau irgendwelcher Fabriken.«
»Skaugen hat also das Projekt auf Eis gelegt?«
»Bis zur Klärung der Situation durch Geomar.«
»Donnerwetter!«
»Er mag dich übrigens.«
»Ich ihn auch.«
»Ja. Statoil kann sich glücklich schätzen, Leute wie ihn in der zu Spitze haben.« Sie stand in seiner Diele und ließ die Arme hängen. Für jemanden, der normalerweise ständig in Bewegung und voller Zielstrebigkeit war, wirkte sie seltsam unentschlossen. Ihre Augen suchten den Raum ab. »Wo ist eigentlich dein Gepäck?«
»Wieso?«
»Wolltest du nicht zum See?«
»Das Gepäck ist im Wagen. Du hattest Glück, ich stand im Begriff, das Haus zu verlassen.« Er musterte sie. »Kann ich noch was für dich tun, bevor ich mich der Einsamkeit ergebe? Und ich werde fahren! Keine weiteren Aufschübe.«
»Ich wollte dich nicht aufhalten. Ich wollte dir erzählen, was Skaugen entschieden hat, und …«
»Das ist nett von dir.«
»Und dich fragen, ob dein Angebot noch gilt.«
»Welches?«, fragte er, obschon ihm klar war, was sie meinte.
»Du hast vorgeschlagen, dass ich mitfahre.«
Johanson lehnte sich gegen die Wand neben der Garderobe. Plötzlich sah er einen gewaltigen Berg Probleme auf sich zukommen.
»Ich habe auch gefragt, was Kare dazu sagt.«
Sie schüttelte unwirsch den Kopf. »Ich muss niemanden um Erlaubnis fragen, wenn du das meinst.«
»Nein, das meine ich nicht. Ich möchte nur nicht zu Missverständnissen beitragen.«
»Du trägst zu gar nichts bei«, sagte sie trotzig. »Wenn ich mit zum See will, ist das einzig meine Entscheidung.«
»Du weichst mir aus.«
Wasser tropfte aus ihren Haaren und lief ihr übers Gesicht. »Warum hast du es dann überhaupt vorgeschlagen?«, fragte sie.