-->

Das Glasperlenspiel

На нашем литературном портале можно бесплатно читать книгу Das Glasperlenspiel, Hesse Hermann-- . Жанр: Классическая проза. Онлайн библиотека дает возможность прочитать весь текст и даже без регистрации и СМС подтверждения на нашем литературном портале bazaknig.info.
Das Glasperlenspiel
Название: Das Glasperlenspiel
Автор: Hesse Hermann
Дата добавления: 15 январь 2020
Количество просмотров: 237
Читать онлайн

Das Glasperlenspiel читать книгу онлайн

Das Glasperlenspiel - читать бесплатно онлайн , автор Hesse Hermann

Das Glasperlenspiel ist Hermann Hesses intellektuelle Antwort auf die Barbarei des Hitlerfaschismus. Mit der Utopie seiner p?dagogischen Provinz Kastalien entwirft der Autor dar?ber hinaus eine Gegenwelt zu Diktatur und Verbrechen des Dritten Reichs und stellt die Frage nach den erzieherisch-bildenden M?glichkeiten des Geistes. Die in sich geschlossene geistige Welt der Zucht und der Askese in Kastalien findet h?chsten Ausdruck und Vollendung in der Kunst des Glasperlenspiels: einem Spiel, bei dem »s?mtliche Inhalte und Werte unserer Kultur« miteinander kommunizieren. Der Roman basiert auf der Idee einer ?berzeitlichen Biografie des Glasperlenspielmeisters Josef Knecht, der in einigen Wiedergeburten gro?e Epochen der Menschheitsgeschichte miterlebt.

Внимание! Книга может содержать контент только для совершеннолетних. Для несовершеннолетних чтение данного контента СТРОГО ЗАПРЕЩЕНО! Если в книге присутствует наличие пропаганды ЛГБТ и другого, запрещенного контента - просьба написать на почту [email protected] для удаления материала

1 ... 46 47 48 49 50 51 52 53 54 ... 97 ВПЕРЕД
Перейти на страницу:

Designori machte eine kurze Pause und warf einen Blick auf Knecht, ungewiß, ob er ihn nicht ermüde. Sein Blick begegnete dem des Freundes und fand in ihm einen Ausdruck tiefer Aufmerksamkeit und Freundlichkeit, der ihm wohltat und ihn beruhigte. Er sah, der andre war ganz seiner Eröffnung hingegeben, er hörte nicht zu, wie man einem Geplauder zuhört oder auch einer interessanten Erzählung, sondern mit der Ausschließlichkeit und Hingabe, mit der man sich in einer Meditation konzentriert, und dabei mit einem reinen, herzlichen Wohlwollen, dessen Ausdruck in Knechts Blick ihn rührte, so herzlich und beinahe kindlich schien er ihm, und es ergriff ihn eine Art von Staunen darüber, diesen Ausdruck im Gesicht desselben Mannes zu sehen, dessen vielfältiges Tagewerk, dessen amtliche Weisheit und Autorität er diesen ganzen Tag hindurch bewundert hatte. Erleichtert fuhr er fort:

»Ich weiß nicht, ob mein Leben nutzlos und bloß ein Mißverständnis war oder ob es einen Sinn hat. Sollte es einen Sinn haben, so wäre es etwa der, daß ein einzelner, konkreter Mensch unserer Zeit einmal auf das deutlichste und schmerzlichste erkannt und erlebt hat, wie weit Kastalien sich von seinem Mutterlande entfernt hat, oder meinetwegen auch umgekehrt: wie sehr unser Land seiner edelsten Provinz und deren Geist fremd und untreu geworden ist, wie weit in unsrem Lande Leib und Seele, Ideal und Wirklichkeit auseinanderklaffen, wie wenig sie voneinander wissen und wissen wollen. Wenn ich im Leben eine Aufgabe und ein Ideal hatte, so war es das, aus meiner Person eine Synthese der beiden Prinzipien zu machen, zwischen beiden zum Vermittler, Dolmetsch und Versöhner zu werden. Ich habe es versucht und bin gescheitert. Und da ich dir ja doch nicht mein ganzes Leben erzählen kann und du auch nicht alles verstehen könntest, will ich dir nur eine von den Situationen vorführen, die für mein Scheitern bezeichnend sind. Die Schwierigkeit damals nach dem Beginn meines Studiums an der Hochschule bestand nicht sosehr darin, mit den Hänseleien oder Anfeindungen fertig zu werden, die mir als einem Kastalier, einem Musterknaben zuteil wurden. Die paar unter meinen neuen Kameraden, welchen meine Herkunft aus den Eliteschulen eine Auszeichnung und Sensation bedeutete, machten mir sogar mehr zu schaffen und brachten mich in größere Verlegenheit. Nein, das Schwierige und vielleicht Unmögliche war, inmitten der Weltlichkeit ein Leben im kastalischen Sinn weiterzuführen. Anfangs merkte ich es kaum, ich hielt mich an die Regeln, wie ich sie bei euch gelernt hatte, und längere Zeit schienen sie sich auch hier zu bewähren, sie schienen mich zu stärken und zu schützen, schienen mir Munterkeit und innere Gesundheit zu erhalten und mich in meinem Vorsatz zu bestärken, in dem Vorsatz nämlich, allein und selbständig meine Studienjahre möglichst auf kastalische Art hinzubringen, einzig meinem Wissensdurst nachzugehen und mich nicht in einen Studiengang zwingen zu lassen, der nichts wollte, als den Studenten in möglichst kurzer Zeit möglichst gründlich für einen Brotberuf zu spezialisieren und jede Ahnung von Freiheit und Universalität in ihm abzutöten. Aber der Schutz, den Kastalien mir mitgegeben hatte, erwies sich als gefährlich und zweifelhaft, denn ich wollte ja nicht resignierend und eremitenhaft meinen Seelenfrieden und meine meditative Geistesruhe bewahren, ich wollte ja die Welt erobern, sie verstehen, sie zwingen, auch mich zu verstehen, ich wollte sie bejahen und womöglich erneuern und verbessern, ich wollte ja in meiner Person Kastalien und die Welt zusammenbringen und versöhnen. Wenn ich nach einer Enttäuschung, einem Streit, einer Aufregung mich in die Meditation zurückzog, so war dies anfangs jedesmal eine Wohltat, eine Entspannung, ein Tiefatmen, eine Rückkehr zu guten, freundlichen Mächten. Mit der Zeit aber merkte ich, daß es gerade die Versenkung, die Pflege und Übung der Seele sei, die mich dort isolierte, die mich den andern so unangenehm fremd erscheinen ließ und mich selbst unfähig machte, sie wirklich zu verstehen. Die andern, die Weltleute, wirklich verstehen, sah ich, konnte ich nur dann, wenn ich wieder wurde wie sie, wenn ich nichts vor ihnen voraushatte, auch nicht diese Zuflucht in die Versenkung. Natürlich ist es aber auch wohl möglich, daß ich den Vorgang beschönige, wenn ich ihn so darstelle. Vielleicht, oder wahrscheinlich, war es einfach so, daß ich ohne gleichgeschulte und gleichgestimmte Kameraden, ohne Kontrolle durch Lehrer, ohne die bewahrende und heilsame Atmosphäre Waldzells allmählich die Disziplin verlor, daß ich trag und unaufmerksam wurde und in Schlendrian verfiel und dies dann in Augenblicken des schlechten Gewissens damit entschuldigte, Schlendrian sei nun einmal eines der Attribute dieser Welt, und indem ich mich ihm überlasse, komme ich dem Verständnis meiner Umgebung näher. Es liegt mir dir gegenüber nichts am Beschönigen, aber ich möchte auch nicht leugnen und verhehlen, daß ich mir Mühe gegeben, gestrebt und gekämpft habe, auch dort, wo ich irrte. Es war mir Ernst. Aber ob nun mein Versuch, mich verstehend und sinnvoll einzuordnen, nur eine Einbildung von mir war oder nicht, jedenfalls geschah das Natürliche, die Welt war stärker als ich und hat mich langsam überwältigt und eingeschluckt; es war genau so, als sollte ich vom Leben beim Wort genommen und völlig der Welt angeglichen werden, deren Richtigkeit, Naivität, Stärke und ontische Überlegenheit ich in unseren Waldzeller Disputationen so sehr gepriesen und gegen deine Logik verteidigt hatte. Du erinnerst dich.

Und nun muß ich dich an etwas anderes erinnern, was du vermutlich längst vergessen hast, da es für dich keine Bedeutung hatte. Für mich aber hatte es sehr viel Bedeutung, für mich war es wichtig, wichtig und schrecklich. Meine Studentenjahre waren beendet, ich hatte mich angepaßt, war besiegt, aber keineswegs ganz, vielmehr hielt ich mich im Innern noch immer für euresgleichen und glaubte diese und jene Anpassungen und Abschleifungen mehr aus Lebensklugheit und freiwillig vollzogen als unterliegend erlitten zu haben. So hielt ich auch noch an manchen Gewohnheiten und Bedürfnissen der Jünglingsjahre fest, darunter am Glasperlenspiel, was vermutlich wenig Sinn hatte, denn ohne beständige Übung und beständigen Umgang mit gleichwertigen und namentlich mit überlegenen Spielgenossen kann man ja nichts lernen, das Alleinspielen kann das nur höchstens so ersetzen wie das Selbstgespräch ein wirkliches und echtes Gespräch. Ohne also so recht zu wissen, wie es um mich, um meine Spielkunst, meine Bildung, mein Eliteschülertum stehe, gab ich mir doch Mühe, diese Güter oder mindestens etwas von ihnen zu retten, und wenn ich einem meiner damaligen Freunde, die vom Glasperlenspiel zwar mitzureden versuchten, aber keine Ahnung von seinem Geist hatten, ein Spielschema vorentwarf oder einen Spielsatz analysierte, mochte es diesen völlig Unwissenden wohl wie Zauberei erscheinen. Im dritten oder vierten meiner Studentenjahre nahm ich an einem Spielkurs in Waldzell teil, das Wiedersehen der Gegend, des Städtchens, unsrer alten Schule, des Spielerdorfes war mir eine wehmütige Freude, du aber wärest nicht da, du studiertest damals irgendwo in Monteport oder Keuperheim und galtest für einen strebsamen Eigenbrötler. Mein Spielkurs war ja nur ein Ferienkurs für uns arme Weltleute und Dilettanten, trotzdem machte er mir Mühe, und ich war stolz, als ich am Schluß den üblichen »Dreier« bekam, jenes »Genügend« im Spielzeugnis, das grade noch hinreicht, um seinem Inhaber den Wiederbesuch solcher Ferienkurse zu erlauben.

Und nun, wieder einige Jahre später, raffte ich mich nochmals auf, meldete mich zu einem Ferienkurs unter deinem Vorgänger an und hatte mein Bestes getan, um mich für Waldzell einigermaßen präsentabel zu machen. Ich hatte meine alten Übungshefte wieder durchgelesen, hatte auch Versuche gemacht, mich wieder ein wenig mit der Konzentrationsübung vertraut zu machen, kurz ich hatte mich, mit meinen bescheidenen Mitteln, in ähnlicher Weise auf den Ferienkurs hin geübt, gestimmt und gesammelt, wie es etwa ein echter Glasperlenspieler auf das große Jahresspiel hin tut. So rückte ich in Waldzell ein, wo ich mich, nach der Pause von wenigen Jahren, schon wieder um ein gutes Stück mehr entfremdet, zugleich aber auch bezaubert fühlte, als kehrte ich in eine verlorene schöne Heimat zurück, deren Sprache mir aber nicht mehr recht geläufig sei. Und dieses Mal wurde mir auch mein lebhafter Wunsch, dich wiederzusehen, erfüllt. Du kannst dich daran erinnern, Josef?«

Knecht blickte ihm ernst in die Augen, nickte und lächelte ein wenig, sagte aber kein Wort.

»Gut,« fuhr Designori fort, »du erinnerst dich also. Aber was ist es, woran du dich erinnerst? Ein flüchtiges Wiedersehen mit einem Schulkameraden, eine kleine Begegnung und Enttäuschung; man geht weiter und denkt nicht mehr daran, außer wenn man etwa nach Jahrzehnten durch den andern unhöflich daran erinnert wird. Ist es nicht so? War es etwas anderes, war es mehr für dich?«

Er war, obwohl sichtlich sehr bemüht, sich zu beherrschen, in große Erregung geraten, es schien da etwas in vielen Jahren Angehäuftes, Unbewältigtes sich entladen zu wollen.

»Du greifst vor,« sagte Knecht sehr behutsam. »Was es für mich war, davon werden wir sprechen, wenn ich an der Reihe sein und Rechenschaft ablegen werde. Jetzt hast du das Wort, Plinio. Ich sehe, daß jene Begegnung nicht angenehm für dich war. Sie war es damals auch für mich nicht. Und nun erzähle weiter, wie es damals war. Sprich rückhaltlos!«

»Ich will es versuchen,« meinte Plinio. »Vorwürfe will ich dir ja nicht etwa machen. Ich muß dir auch zugestehen, daß du dich damals vollkommen korrekt gegen mich benommen hast, ja mehr als das. Als ich deiner jetzigen Einladung hierher nach Waldzell folgte, das ich seit jenem zweiten Ferienkurs nie mehr wiedergesehen hatte, ja schon als ich die Wahl zum Mitglied der Kommission für Kastalien annahm, war es meine Absicht, mich dir und dem damaligen Erlebnis zu stellen, einerlei ob es uns beiden angenehm sein möchte oder nicht. Und nun will ich fortfahren. Ich war zum Ferienkurs gekommen und im Gästehaus einquartiert worden. Die Teilnehmer am Kurs waren beinahe alle ungefähr in meinem Alter, einige sogar bedeutend älter; wir waren höchstens zwanzig Leute, größtenteils Kastalier, aber entweder schlechte, gleichgültige, verwahrloste Glasperlenspieler oder aber Anfänger, denen es erst so spät eingefallen war, sich auch ein wenig mit dem Spiel bekannt zu machen; es war mir eine Erleichterung, daß keiner von ihnen mit mir bekannt war. Obwohl unser Kursleiter, einer der Gehilfen des Archivs, sich brav Mühe gab und auch sehr freundlich gegen uns war, hatte die Sache doch beinah von Anfang an etwas vom Charakter einer zweitrangigen und nutzlosen Schule, eines Strafkurses etwa, dessen zufällig zusammengewürfelte Teilnehmer an einen wirklichen Sinn und Erfolg ebensowenig glauben wie der Lehrer, wenn auch keiner das zugibt. Man konnte sich verwundert fragen, warum denn diese Handvoll Leute sich da zusammengetan habe, um freiwillig etwas zu betreiben, wofür ihre Kraft nicht ausreichte, ihr Interesse nicht stark genug war, um sie zu Ausdauer und Opfern zu befähigen, und warum ein gelehrter Fachmann sich dazu hergab, ihnen einen Unterricht zu geben und sie mit Übungen zu beschäftigen, von welchen er sich selber kaum viel Erfolg versprechen konnte. Ich wußte es damals nicht, erfuhr es erst viel später durch Erfahrenere, daß ich mit diesem Kurs ausgesprochen Pech hatte, daß eine etwas andere Zusammensetzung der Teilnehmer ihn hätte anregend und fördernd, ja begeisternd machen können. Es genügen oft, so sagte man mir später, zwei Teilnehmer, die sich aneinander entzünden oder die sich schon vorher kannten und nahestanden, um einem solchen Kurs samt allen seinen Teilnehmern und seinem Lehrer einen Schwung nach oben zu geben. Du bist Glasperlenspielmeister, du mußt das ja kennen. Nun, ich hatte also Pech, es fehlte die kleine belebende Zelle in unsrer Zufallsgemeinschaft, es kam nicht zu einer Erwärmung, nicht zu einem Aufschwung, es war und blieb ein matter Repetierkurs für erwachsene Schulknaben. Die Tage gingen hin, die Enttäuschung wuchs mit jedem. Nun war aber außer dem Glasperlenspiel ja auch noch Waldzell da, für mich ein Ort heiliger und wohlgehüteter Erinnerungen, und wenn der Spielkurs versagte, so blieb mir doch die Feier einer Heimkehr, die Berührung mit Kameraden von einst, vielleicht auch ein Wiedersehen mit jenem Kameraden, an den ich die meisten und stärksten Erinnerungen bewahrte und der für mich mehr als irgendeine andere Gestalt unser Kastalien repräsentierte: mit dir, Josef. Wenn ich ein paar von meinen Jugend- und Schulgenossen wiedersah, wenn ich auf meinen Gängen durch die schöne, so sehr geliebte Gegend den guten Geistern meiner Jünglingsjahre wieder begegnete, wenn auch du etwa mir wieder nahekommen solltest und sich in Gesprächen wie einst eine Auseinandersetzung ergäbe, weniger zwischen dir und mir als zwischen meinem Kastalienproblem und mir selbst, dann war es um diese Ferien nicht schade, dann mochte der Kurs und alles andre dreingegeben werden.

1 ... 46 47 48 49 50 51 52 53 54 ... 97 ВПЕРЕД
Перейти на страницу:
Комментариев (0)
название