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Der Steppenwolf

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Der Steppenwolf
Название: Der Steppenwolf
Автор: Hesse Hermann
Дата добавления: 15 январь 2020
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Der Steppenwolf - читать бесплатно онлайн , автор Hesse Hermann

»Es war einmal einer namens Harry, genannt der Steppenwolf. Er ging auf zwei Beinen, trug Kleider und war ein Mensch, aber eigentlich war er doch eben ein Steppenwolf.« Der erstmals 1927 erschienene Roman Der Steppenwolf vor allem begr?ndet den Weltruf Hermann Hesses und ist dasjenige Buch, das die internationale Renaissance seines Autors in den sechziger und siebziger Jahren ausgel?st hat.

Der Steppenwolf ist die Geschichte von Harry Haller, der sich im Zustand v?lliger Entfremdung von seiner b?rgerlichen Welt »eine geniale, eine unbegrenzte furchtbare Leidensf?higkeit herangebildet« hat. Die innere Zerrissenheit Hallers spiegelt die Erscheinungen der modernen Massen- und Industriegesellschaft wider und reflektiert kultur- und zivilisationskritische Str?mungen des 20. Jahrhunderts.

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Ich hatte nicht das Glück, Marias einziger oder bevorzugter Geliebter zu sein, ich war einer von mehreren. Oft hatte sie keine Zeit für mich, manchmal eine Stunde am Nachmittag, wenige Male eine Nacht. Sie wollte kein Geld von mir nehmen, dahinter steckte wohl Hermine. Aber Geschenke nahm sie gerne, und wenn ich ihr etwa ein neues kleines Portemonnaie aus rotlackiertem Leder schenkte, durften auch zwei, drei Goldstücke darin stecken. Übrigens mit dem roten Geldbeutelchen wurde ich von ihr sehr ausgelacht! Es war entzückend, aber es war ein Ladenhüter, verschollene Mode. In diesen Dingen, von welchen ich bisher weniger gewußt und verstanden hatte als von irgendeiner Eskimosprache, lernte ich von Maria viel. Ich lernte vor allem, daß diese kleinen Spielzeuge, Mode- und Luxussachen nicht bloß Tand und Kitsch sind und eine Erfindung geldgieriger Fabrikanten und Händler, sondern berechtigt, schön, mannigfaltig, eine kleine oder vielmehr große Welt von Dingen, welche alle den einzigen Zweck haben, der Liebe zu dienen, die Sinne zu verfeinern, die tote Umwelt zu beleben und zauberhaft mit neuen Liebesorganen zu begaben, vom Puder und Parfüm bis zum Tanzschuh, vom Fingerring bis zur Zigarettendose, von der Gürtelschnalle bis zur Handtasche. Diese Tasche war keine Tasche, der Geldbeutel war kein Geldbeutel, Blumen keine Blumen, der Fächer kein Fächer, alles war plastisches Material der Liebe, der Magie, der Reizung, war Bote, Schleichhändler, Waffe, Schlachtruf.

Wen Maria eigentlich liebe, darüber dachte ich oftmals nach. Am meisten, glaube ich, liebte sie den Jüngling Pablo vom Saxophon, mit den verlorenen schwarzen Augen und den langen, bleichen, edlen und melancholischen Händen. Ich hätte diesen Pablo in der Liebe für etwas schläfrig, verwöhnt und passiv gehalten, aber Maria versicherte mir, daß er zwar nur langsam in Glut zu bringen, dann aber gespannter, härter, männlicher und fordernder sei als irgendein Boxer oder Herrenreiter. Und so erfuhr und wußte ich Geheimes über diesen und jenen, vom Jazzmusiker, vom Schauspieler, von manchen Frauen, von Mädchen und Männern unseres Milieus, wußte allerlei Geheimnisse, sah unter der Oberfläche Verbindungen und Feindschaften, wurde langsam (ich, der ich in dieser Welt ein völlig beziehungsloser Fremdkörper gewesen war) vertraut und einbezogen. Auch über Hermine erfuhr ich viel. Besonders aber kam ich nun häufig mit Herrn Pablo zusammen, den Maria sehr liebte. Zuweilen brauchte sie auch von seinen geheimen Mitteln, auch mir verschaffte sie je und je diese Genüsse, und immer stand Pablo mir mit besonderem Eifer zu Diensten. Einmal sagte er es mir ohne Umschweife: »Sie sind so viel unglücklich, das ist nicht gut, man soll nicht so sein. Tut mir leid. Nehmen Sie leichte Opiumpfeife.« Mein Urteil über diesen frohen, klugen, kindlichen und dabei unergründlichen Menschen änderte sich beständig, wir wurden Freunde, nicht selten nahm ich etwas von seinen Mitteln an. Etwas belustigt sah er meiner Verliebtheit in Maria zu. Einmal veranstaltete er ein »Fest« auf seinem Zimmer, der Mansarde eines Vorstadthotels. Es gab dort nur einen Stuhl, Maria und ich mußten auf dem Bett sitzen. Er gab uns zu trinken, einen aus drei Fläschchen zusammengegossenen, geheimnisvollen, wunderbaren Likör. Und dann, als ich sehr guter Laune geworden war, schlug er uns leuchtenden Auges vor, eine Liebesorgie zu dreien zu feiern. Ich lehnte brüsk ab, mir war dergleichen nicht möglich, doch schielte ich immerhin einen Augenblick zu Maria hinüber, wie sie sich dazu verhalte, und obwohl sie meiner Ablehnung sofort zustimmte, sah ich doch das Glimmen in ihren Augen und spürte ihr Bedauern über den Verzicht. Pablo war enttäuscht über meine Ablehnung, aber nicht verletzt. »Schade«, sagte er, »Harry bedenkt zuviel moralisch. Nichts zu machen. Wäre doch so schön gewesen, so sehr schön! Aber ich weiß Ersatz.« Wir bekamen jeder einige Züge Opium zu rauchen, und regungslos sitzend, bei offenen Augen, erlebten wir alle drei die von ihm suggerierte Szene, wobei Maria vor Entzücken zitterte. Als ich mich nachher ein wenig unwohl fühlte, legte mich Pablo aufs Bett, gab mir einige Tropfen Medizin, und als ich für einige Minuten die Augen schloß, spürte ich auf jedem Augenlid einen ganz flüchtigen, gehauchten Kuß. Ich nahm ihn hin, als sei ich der Meinung, er komme von Maria. Aber ich wußte wohl, daß er von ihm war.

Und eines Abends überraschte er mich noch mehr. Er erschien in meiner Wohnung, erzählte mir, daß er zwanzig Franken brauche und daß er mich um dies Geld bitte. Er biete mir dafür an, diese Nacht statt seiner über Maria zu verfügen.

»Pablo«, sagte ich erschrocken, »Sie wissen nicht, was Sie da sagen. Seine Geliebte an einen ändern für Geld abtreten, das gilt bei uns für das Allerschimpflichste. Ich habe Ihren Vorschlag nicht gehört, Pablo.«

Mitleidig sah er mich an. »Sie wollen nicht, Herr Harry. Gut. Sie machen immer sich selber Schwierigkeiten. Dann schlafen Sie also heute nacht nicht bei Maria, wenn Ihnen das lieber ist, und geben Sie mir das Geld so. Sie werden es zurückbekommen. Ich brauche es notwendig.«

»Wofür denn?«

»Für Agostino – wissen Sie, das ist der Kleine von der zweiten Violine. Er ist schon acht Tage krank, und niemand sieht nach ihm. Geld hat er keinen Pfennig, und jetzt ist auch meines ausgegangen.«

Aus Neugierde, und ein wenig auch zur Selbstbestrafung, ging ich mit zu Agostino, dem er Milch und Medizin in seine Dachkammer brachte, eine recht elende Dachkammer, dem er das Bett frisch aufschüttelte, das Zimmer lüftete und eine hübsche kunstgerechte Kompresse um den fiebernden Kopf machte, alles rasch und zart und sachkundig, wie eine gute Krankenschwester. Am gleichen Abend sah ich ihn, bis in die Morgenstunden, in der City-Bar musizieren.

Mit Hermine sprach ich oft lange und sachlich über Maria, über ihre Hände, Schultern, Hüften, über ihre Art zu lachen, zu küssen, zu tanzen.

»Hat sie dir das schon gezeigt?« fragte Hermine einmal und beschrieb mir ein besonderes Spiel mit der Zunge beim Kuß. Ich bat sie, es mir doch selbst zu zeigen, doch wies sie mich ernsthaft ab. »Das kommt später«, sagte sie, »noch bin ich nicht deine Geliebte.«

Ich fragte sie, woher sie denn Marias Kußkünste und manche geheime, nur dem liebenden Mann bekannte Besonderheiten ihres Leibes kenne.

»Oh«, rief sie, »wir sind doch Freunde. Glaubst du denn, wir hätten Geheimnisse voreinander? Ich habe oft genug bei ihr geschlafen und mit ihr gespielt. Nun ja, du hast da ein schönes Mädchen erwischt, die kann mehr als andre.«

»Ich glaube doch, Hermine, daß auch ihr noch Geheimnisse voreinander habt. Oder hast du ihr auch über mich alles gesagt, was du weißt?«

»Nein, das sind andere Sachen, die sie nicht verstehen würde. Maria ist wunderbar, du hast Glück gehabt, aber zwischen dir und mir gibt es Dinge, von denen sie keine Ahnung hat. Ich habe ihr viel über dich gesagt, natürlich, viel mehr, als dir damals lieb gewesen wäre – ich mußte sie doch für dich verführen. Aber verstehen, Freund, so wie ich dich verstehe, wird Maria dich nie und keine andere. Ich habe auch von ihr noch einiges zugelernt – ich weiß über dich, soweit Maria dich kennt, Bescheid. Ich kenne dich beinah so gut, wie wenn wir oft miteinander geschlafen hätten.«

Als ich wieder mit Maria zusammenkam, war es mir wunderlich und geheimnisvoll, zu wissen, daß sie Hermine ebenso an ihrem Herzen gehabt hatte wie mich, daß sie deren Glieder, Haar und Haut genau so befühlt, geküßt, gekostet und geprüft habe wie die meinen. Neue indirekte, komplizierte Beziehungen und Verbindungen tauchten vor mir auf, neue Liebes- und Lebensmöglichkeiten, und ich dachte an die tausend Seelen des Steppenwolftraktates.

In jener kurzen Zeit, zwischen meinem Bekanntwerden mit Maria und dem großen Maskenball, war ich geradezu glücklich und hatte dabei doch niemals das Gefühl, dies sei nun eine Erlösung, eine erreichte Seligkeit, sondern spürte sehr deutlich, daß dies alles Vorspiel und Vorbereitung sei, daß alles heftig nach vorwärts dränge, daß das Eigentliche erst komme.

Vom Tanzen hatte ich so viel gelernt, daß es mir nun möglich schien, den Ball mitzumachen, von dem mit jedem Tage mehr die Rede war. Hermine hatte ein Geheimnis, sie blieb fest dabei, mir nicht zu verraten, in welcher Maskentracht sie erscheinen werde. Ich werde sie schon erkennen, meinte sie, und sollte ich es daran fehlen lassen, so werde sie mir helfen, aber vorher dürfe ich nichts wissen. So war sie auch gar nicht neugierig auf meine Maskenpläne, und ich beschloß, mich gar nicht zu kostümieren. Maria, als ich sie zum Ball einladen wollte, erklärte mir, daß sie für dies Fest schon einen Kavalier habe, besaß auch wirklich schon eine Eintrittskarte, und ich sah etwas enttäuscht, daß ich das Fest nun allein werde besuchen müssen. Es war der vornehmste Kostümball der Stadt, der alljährlich in den Globussälen von der Künstlerschaft veranstaltet wurde.

In diesen Tagen sah ich Hermine wenig, aber am Tag vor dem Ball war sie eine Weile bei mir – sie kam, um ihre Eintrittskarte abzuholen, die ich besorgt hatte – und saß friedlich bei mir in meinem Zimmer, und da kam es zu einem Gespräch, das mir merkwürdig war und tiefen Eindruck machte.

»Es geht dir jetzt eigentlich recht gut«, sagte sie, »das Tanzen bekommt dir. Wer dich vier Wochen nicht mehr gesehen hat, würde dich kaum wiederkennen.«

»Ja«, gab ich zu, »es ist mir seit Jahren nicht so gut gegangen. Das kommt alles von dir, Hermine.«

»Oh, nicht von deiner schönen Maria?«

»Nein. Auch die hast ja du mir geschenkt. Sie ist wunderbar.«

»Sie ist die Geliebte, die du brauchtest, Steppenwolf. Hübsch, jung, guter Laune, in der Liebe sehr klug und nicht jeden Tag zu haben. Wenn du nicht mit andern teilen mußtest, wenn sie bei dir nicht immer bloß ein flüchtiger Gast wäre, ginge es nicht so gut.«

Ja, auch das mußte ich zugeben.

»Also hast du jetzt eigentlich alles, was du brauchst?«

»Nein, Hermine, so ist es nicht. Ich habe etwas sehr Schönes und Entzückendes, eine große Freude, einen lieben Trost. Ich bin geradezu glücklich …«

»Na also! Was willst du mehr?«

»Ich will mehr. Ich bin mit Glücklichsein nicht zufrieden, ich bin nicht dafür geschaffen, es ist nicht meine Bestimmung. Meine Bestimmung ist das Gegenteil.«

»Also unglücklich sein? Nun, das hast du ja reichlich gehabt, damals, als du wegen des Rasiermessers nicht mehr nach Hause gehen konntest.«

»Nein, Hermine, es ist doch anders. Damals war ich, zugegeben, sehr unglücklich. Aber es war ein dummes Unglück, ein unfruchtbares.«

»Warum denn?«

»Weil ich sonst nicht diese Angst vor dem Tode hätte haben müssen, den ich mir doch wünschte! Das Unglück, das ich brauche und ersehne, ist anders; es ist so, daß es mich mit Begier leiden und mit Wollust sterben läßt. Das ist das Unglück oder Glück, auf das ich warte.«

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