Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen
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1800 — Der Krieg England gegen Napoleon droht auf D?nemark ?berzugreifen. Konteradmiral Richard Bolitho operiert deshalb mit seinem Geschwader in der Ostsee, und zwar zugleich gegen D?nen, Russen und Franzosen. Besonders die Befreiung englischer Handelsschiffe bei Gotland und der Angriff auf Kopenhagen sind Bew?hrungsproben f?r das Flaggschiff «Benbow» und seinen jungen Admiral, der hier auch nach vielen Schicksalsschl?gen wieder ein privates Gl?ck findet.
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Bolitho sah, daß die Jolle ums Heck herumkam und der Boots-steurer fragend zu den Offizieren hochschaute.
Herrick machte ein Sprachrohr mit seinen Händen und rief:»Folgen Sie dem Jungen, Winslade. So schnell Sie können.»
Bolitho kehrte aufs Achterdeck zurück und wurde von Browne mit der Meldung empfangen: «Indomitable hat signalisiert, daß die Ajax versenkt wird, sobald wir aus dem Gefahrenbereich sind. Tut mir leid,
Sir.»
Loveys, der Schiffsarzt, huschte über das Achterdeck. Sein Gesicht hob sich kalkweiß von den Kanonen und ihren Bedienungsleuten ab.
Er sagte ruhig:»Das Boot kommt zurück, Sir. Ich nahm mir die Freiheit, ein Fernglas zu borgen. Es sind zwei Überlebende. «Sein Ton wurde weicher.»Der eine ist Mr. Pascoe.»
Bolitho drückte seinen Arm und eilte dann an ihm vorbei an die Reling, als das Boot vorsichtig längsseit kam.
Winslade, der Bootssteurer, wartete, bis einige Matrosen das Seefallreep herunterkamen und halfen. Er meldete:»Nur die beiden, Sir. «Er schluckte mehrmals, bevor er hinzusetzte:»Ich fürchte, wir haben den jungen Mr. Penels verloren, Sir. Ihn verließen die Kräfte, bevor er das Boot erreichte.»
Bolitho kam gerade in dem Augenblick an die Fallreepspforte, als zwei schlaffe Gestalten hindurchgereicht wurden. Den ersten erkannte er nicht, einen bezopften Matrosen, dessen einer Arm so übel verbrannt war, daß er nicht mehr mens chlich aussah.
Loveys war auf den Knien und tastete Pascoes Körper ab, während seine Gehilfen hinter ihm warteten. Mit ihren großen Schürzen sahen sie wie Schlächter aus.
Bolitho beobachtete, wie sich der Brustkorb seines Neffen mühsam hob und senkte, während ihm Seewasser unter den geschlossenen Wimpern hervorlief, als seien es Tränen. Seine Kleider waren ihm bei der Explosion vom Leibe gerissen worden, den der Arzt nun nach inneren Verletzungen abtastete.
Schließlich sagte Loveys:»Er ist jung und kräftig und scheint gesund. Jedenfalls ist nichts gebrochen. Er hat Glück gehabt. «Dann wandte er sich dem Matrosen zu und sagte:»Nun lassen Sie sich mal anschauen.»
Der Matrose murmelte undeutlich:»Ich hab' nichts gehört. Plötzlich schrie der Käpt'n was von Feuer. «Er schüttelte den Kopf und zuckte zusammen, als Loveys seinen verbrannten Arm berührte.»Plötzlich war ich tief unter Wasser. Im Untergehen. Ich kann nicht schwimmen, wissen Sie?«Er bemerkte Bolitho und Herrick und stammelte:»Verzeihung, Sir.»
Bolitho lächelte.»Macht nichts. Was geschah dann?»
«Unser Dritter Offizier, Sir, Mr. Pascoe, war auf einmal da und zog mich auf irgendein Stück Treibholz. Dann versuchte er das gleiche mit meinem Kumpel, dem Arthur. Aber der starb, bevor uns das Boot erreichte. Es waren nur noch Mr. Pascoe und ich, Sir. Alle anderen sind tot!»
Als der Matrose ins Schiffslazarett getragen wurde, öffnete Pascoe die Augen. Überraschenderweise lächelte er, als er mit schwacher Stimme sagte:»Ich bin doch zurückgekommen, Onkel. «Dann verlor er wieder die Besinnung.
XVII Das Hauptziel
Bolitho saß mit gezückter Feder an einem kleinen Tisch in der Kajüte vor seinem Bericht. Irgend jemand würde ihn lesen, dachte er grimmig; Logbücher und schriftliche Berichte schienen immer zu überleben, was auch geschah.
Ihm war so seltsam zumute, als ob er in einem verlassenen Haus säße. Das gesamte Mobiliar war in Räume unterhalb der Wasserlinie gebracht worden, und ohne daß er vom Tisch aufblickte, wußte er, daß die Bedienungen der nächststehenden Neunpfünder den Raum mit ihm teilten. Sämtliche Vorhänge waren abgenommen und das Schiff vom Bug bis zum Heck in Gefechtsbereitschaft versetzt worden, während es sich langsam wieder der dänischen Küste näherte.
Anders als Nelsons Flotte war Bolithos Geschwader während der Nacht unterwegs gewesen. Er hatte seine kleine Streitmacht in Kolonnen geteilt, weil sie auf diese Weise mehr sahen, als wenn sie in Kiellinie gesegelt wären. Matrosen und Seesoldaten hatten im ständigen Vierstundenwechsel Kriegswache geschoben und dazwischen ein paar Stunden neben ihren Kanonen ausgeruht, mit unverdünntem Rum und trockenem Hartbrot als einziger Ernährung. Das Kombüsenfeuer war aus Sicherheitsgründen schon lange gelöscht worden, denn innerhalb von Minuten mußte jedes Schiff des Geschwaders gefechtsbereit sein.
Bolitho las noch einmal durch, was er über Midshipman Penels, zwölf Jahre und neun Monate alt, geschrieben hatte, der am Tag zuvor in verzweifeltem Heldentum sein Leben geopfert hatte. Woran mochte der Junge zuletzt gedacht haben? An Pascoe, den er in die Affäre Babbage hineingezogen hatte? Oder an seinen Admiral, der sich seiner angenommen und ihn Browne zugeteilt hatte, als alle anderen nichts mehr von ihm wissen wollten?
Bolithos sorgfältig abgefaßter Bericht würde vielleicht der Mutter des Jungen helfen, wenn sie schließlich die Nachricht in Cornwall erhielt. Bolitho zweifelte nicht daran, daß auch Herrick es vermeiden würde, irgend etwas von Babbage zu erwähnen, um sie damit nicht zu belasten.
Allday trat an eine der offenen Stückpforten und lehnte sich hinaus, um aufs Wasser zu schauen, das kalt und grau im Licht des frühen Morgens dalag. Die Nicator, der Inchs Odin dichtauf folgte, stand in zwei Kabellängen Entfernung querab und brachte etwas Leben in die trübe Szene.
Er sagte:»Nicht mehr lange, Sir.»
Bolitho wartete, daß Yovell den Umschlag versiegelte, und erwiderte:»Nelsons Angriff wird in zwei Stunden beginnen, wenn alles programmgemäß verläuft. «Er blickte das Deck entlang, und da es keinen Vorhang mehr gab, konnte er vom Dunkel unter der Hütte bis zum Achterdeck hindurchschauen, auf dem lebhafte Tätigkeit herrschte.
«Unser Teil der Aufgabe kann jederzeit losgehen. «Er stand auf und belastete vorsichtig sein Bein.»Holen Sie meinen Säbel, bitte.»
Wie still es im Schiff war, dachte er. Die Aufregung über die Eroberung der Ajax war durch den Verlust von Peels Relentless und ihr schreckliches Ende durch die Entzündung ihrer Pulverkammer gedämpft. Lookout hatte insgesamt zehn Überlebende aufgefischt. Hinzu kamen Pascoe und der Seemann mit dem verbrannten Arm, die sie selber gerettet hatten. Das hieß, daß über zweihundert Matrosen und Seesoldaten ihr Leben verloren hatten, ein viel zu hoher Preis für diesen Erfolg.
Bolitho hatte seinen Neffen mehrmals während der Nacht besucht. Jedesmal war Pascoe hellwach, entgegen Loveys Vorhaltungen, daß er schlafen und seine Kräfte schonen solle. Vielleicht standen ihm die Augenblicke im Wasser noch zu lebhaft vor Augen, daß er fürchtete, nie wieder aufzuwachen, wenn er einschlief, und daß sein Überleben nur ein Teil eines Alptraumes wäre.
Pascoes Bericht, so knapp er war, rundete das Bild vom Verlust der Relentless auf schreckliche Weise ab.
Besonders tragisch daran war, daß Peel eigentlich schon gesiegt hatte. Aber in letzter Verzweiflung hatte die Ajax auf ihren Gegner zugedreht, und so waren die beiden Fregatten — Bugspriet gegen Bugspriet — zusammengestoßen. Durch die Gewalt des Aufpralls war der Kreuzmast des Franzosen von oben gekommen und hatte viele Männer von den Füßen gerissen.
Pascoe erinnerte sich dunkel, daß Peel etwas von Rauch geschrien hatte, als die Männer der Relentless sich schon mit Hurrageschrei daranmachten, den Feind zu entern.
Er selber war auf dem Achterdeck gewesen, weil der Zweite Offizier schon bei einer der ersten Breitseiten tödlich getroffen worden war. Im nächsten Augenblick fühlte er, wie er durch die Luft flog und dann ins Wasser geschleudert wurde, in das er zunächst tief eintauchte.
Pascoe hatte sich nach oben gearbeitet und war auf eines der herumtreibenden Boote zugeschwommen, als im selben Augenblick eine der Maststengen der Relentless wie die Lanze eines Riesen vom Himmel fiel und das Boot und die darin Rettung Suchenden zerschlug.