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Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung

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Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung
Название: Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung
Автор: Kent Alexander
Дата добавления: 16 январь 2020
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Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung - читать бесплатно онлайн , автор Kent Alexander

1806 — Vizeadmiral Sir Richard Bolitho hat das Kap der Guten Hoffnung von den Holl?ndern zur?ckerobert. Aber in London ist man von dieser Leistung nicht sonderlich beeindruckt, dort ist er wegen seiner Aff?re mit Lady Catherine Sommervell gesellschaftlich ge?chtet. Man beordert ihn schleunigst nach D?nemark, wo die zweite Schlacht um Kopenhagen bevorsteht. Denn Enlgand schickt seine "h?lzernen Mauern" — seine Schiffe — weltweit aus, um sich dahinter unbehindert auszudehnen.

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XIX Die wahre Flagge

Die Black Prince segelte so hoch am Wind wie möglich. Ihre großen Rahen waren so dichtgebraßt, daß eine Landratte geglaubt hätte, sie stünden mittschiffs. Fast die ganze letzte Nacht hatten sie damit verbracht, im engen Sund gegenan zu kreuzen. Der Donner des Bombardements von Kopenhagen war ihnen gefolgt, immer leiser werdend.

Die Nicator hatte es geschafft, Fühlung zum Flaggschiff zu halten, doch Besatzung und Offiziere auf dem großen Dreidecker hatten all ihre Erfahrung gebraucht und viel Kraft. Jede einzelne Tiefenangabe des Lotgasten wurde laut nach achtern gerufen, und einmal hatte Bolitho das Gefühl gehabt, daß nur noch eine Handbreit Wasser zwischen dem Kiel des großen Schiffes und einer Katastrophe stand.

In der Morgendämmerung fuhren sie ins Kattegat ein, ebenfalls ein flaches Gewässer, doch ihnen kam es nach dieser Nacht vor wie der weite Atlantik. Ein Blick zu seinem Wimpel im Vortopp zeigte Bolitho, daß der Wind aus Nordost durchstand. Morgen würde ihnen das sehr helfen. Zum hundersten Mal mußte Bolitho an Herrick denken und an seine Redensart von der launischen Dame Fortuna.

«Noch Befehle für den Tag, Sir?«fragte Keen.

Sie schauten einander an wie Freunde über den Gartenzaun an einem ganz normalen Tag.»Morgen passiert's — oder gar nicht, Val. Sie wissen ja, wie diese Konvois über die See schleichen, der Langsamste bestimmt das Tempo. Konteradmiral Herrick hat rund zwanzig Frachter zu begleiten. Wenn es ein Gefecht gegeben hat, dann müßten die schnellsten davon jetzt im Skagerrak stehen — falls sie dem Feind entkommen sind. «Er versuchte zu lächeln.»Sie halten mich vielleicht für verrückt, aber es könnte gut sein, daß Herrick morgen früh mit seiner Herde fröhlich grüßend an uns vorbeisegelt.»

«Darf ich etwas fragen, Sir?«»Gern.»

«Wenn Sie Konteradmiral Herrick wären, Sir, was würden Sie an seiner Stelle tun, wenn sich ein feindlicher Dreidecker und sein Geleit Ihrem Konvoi nähert?»

Bolitho sah zur Seite.»Ich würde dem Konvoi befehlen, sich aufzulösen. Dann würde ich den Feind in ein Gefecht verwickeln.

Das verschafft den verstreuten Schiffen Zeit zur Flucht, so daß wenigstens einige davon durchkommen.»

«Glauben Sie, daß auch er das tun würde?»

Bolitho nahm Keen am Arm und führte ihn hinter das große Doppelrad. Julyan, der Master, redete mit seiner tiefen, grollenden Stimme auf seine Gehilfen ein. Schon früher hatte Keen den Mann gelobt, er sei sein Gewicht in Gold wert. Aber was er wirklich konnte, hatte er in dieser Nacht bewiesen, beim harten Anknüppeln gegen Wind und Strömung.

«Ich mache mir Sorgen, Val. Wenn der Feind seine Schiffe findet, wird Herrick das Gefecht zu einer ganz persönlichen Abrechnung machen. «Aus der Kombüse wehte der fette Geruch von Schweinefleisch herüber.»Sobald beide Wachen gegessen haben, machen Sie klar Schiff zum Gefecht, Val. Aber löschen Sie das Kombüsenfeuer noch nicht. Volle Bäuche haben schon mehr Schlachten gewonnen als kalter Stahl.»

Keen musterte das Deck, als herrsche dort bereits das Chaos eines Nahkampfs.»Einverstanden. «Dann sagte er:»Ihr Mr. Tyacke könnte mit dem großen Franzosen recht haben, auch wenn ihn noch keiner kennt. Schließlich kennt auch noch kaum jemand die Black Prince — sie ist viel zu neu.»

Der Wachhabende räusperte sich laut.»Wollen Sie mir vorschlagen, die Wache abzulösen, Mr. Sedgemore?«kam Keen seiner Frage zuvor.

«Moment mal«, unterbrach ihn Bolitho.»Was haben Sie da eben gesagt, Val?»

«Nichts weiter. Nur etwas über die hier unbekannte Black Prince.»

Bolitho sah nach oben zur Flagge.»Haben Sie einen guten Segelmacher, Val? Dann bitten Sie ihn zu uns. Es muß aber schnell gehen. Und noch ehe es dunkel wird, muß ich Kapitän Huxley auf der Nicator verständigen. «Keen schickte einen Midshipman um den Segelmacher. Bolitho würde ihm sicherlich bald erklären, was er beabsichtigte. Und vielleicht knobelte er ja selber noch daran.

Der Segelmacher der Black Prince sah so aus wie alle seiner Zunft: graues, buschiges Haar, kräftige Augenbrauen, die über die Stirn hinaus reichten, und dazu eine Lederschürze voller Werkzeug wie Faden, Nadeln und natürlich Segelmacherhandschuhe. Der Segelmacher blinzelte mit seinen wäßrigen Augen alle nacheinander an: den Admiral, seinen Kommandanten, den Wachoffizier, die Midshipmen und die Gehilfen des Masters.»Ja, Sir?«fragte er mißtrauisch.

«Können Sie mir eine dänische Flagge nähen, Fudge, einen richtig großen Danebrog?»

Der Mann nickte.»Zur Täuschung, Sir Richard?»

Leutnant Sedgemore wollte den Segelmacher anfahren, aber Keen gab ihm ein Zeichen zu schweigen.

«Richtig«, antwortete Bolitho.»Ein weißes Kreuz auf rotem Grund mit zwei Schwänzen. So wie der Wimpel eines Kommodore — nur größer.»

Fudge straffte sich.»Ich war mit Nelson auf der Elephant vor Kopenhagen, Sir Richard! Ich weiß, wie eine dänische Flagge aussieht.»

«Wann kann ich sie bekommen?»

Fudge grinste mit seinen schlechten Zähnen.»Schnellstens natürlich. In spätestens zwei Tagen, Sir Richard!»

«Wir brauchen sie dringend. Könnte ich sie schon morgen früh haben?»

Fudge schaute ihn so aufmerksam an, als suche er eine Erklärung für die Eile.»Ich fange sofort an, Sir Richard. «Er betrachtete die Seeleute um sich herum, als gehörten sie zu einer minderwertigen Rasse.»Verlassen Sie sich nur auf mich!»

Als Fudge verschwand, rieb sich Bolitho die Hände, als friere ihn.»Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten, Val. Gehen wir zusammen eine Runde durch das Schiff.»

«Natürlich, Sir Richard. «Keen war jetzt klar, was Bolitho am nächsten Tag vorhatte.

«Lassen Sie aber zuerst die Larne längsseits kommen, ich habe schriftliche Befehle für die Nicator. Danach soll Tyacke außer Sicht bleiben, denn wenn die Franzosen auftauchen, könnten sie seine Brigg wiedererkennen und sich fernhalten. Ich will aber den großen Franzosen um jeden Preis, um jeden!»

Die wenigen Zeilen brachte Bolitho selbst zu Papier. Yovell versiegelte die Order und steckte sie in die Tasche aus Ölzeug, die für den Kommandanten der Nicator bestimmt war.

«Sie müssen wissen, was ich geschrieben habe, Val«, faßte Bolitho zusammen.»Sollte ich fallen, übernehmen Sie das Kommando. Und sollte die Black Prince die Flagge streichen müssen, wird die Nicator das Gefecht abbrechen und zu Admiral Gambier zurücksegeln.»

Später, als die letzten Abgelösten ihr Abendessen verzehrt hatten, begannen Bolitho und Keen ihre Runde, begleitet vom jüngsten Leutnant und natürlich von Allday. Zu viert gingen sie durch die weitläufigen Decks und stiegen die Leitern hinunter bis ins Orlop.

Viele Seeleute wollten überrascht von ihren Tischen aufstehen, aber Bolitho winkte ab. Er sprach mit einigen von ihnen und war verblüfft, wie sie ihn befragten. Aus Neugier oder um ihre Überlebenschancen besser abzuschätzen?

Er traf auf Gepreßte und Freiwillige, Schanghaite von anderen Schiffen, hörte alle Dialekte Englands: aus Devon und Hampshire, aus Kent und Yorkshire, aber auch fremde, etwa aus Schottland. Und natürlich war unter ihnen auch ein Mann aus Falmouth, der stolz vor seinen Kameraden behauptete:»Natürlich kennt mich Sir Richard!»

Als er seinen Namen nannte, sagte Bolitho:»Ich erinnere mich an Ihren Vater, Tregorran, er war Schmied neben der Kirche. «Er legte ihm die Hand auf die Schulter.»Ihr Vater war ein guter Mann. «Damit ging er weiter.»Also, Leute, hoffen wir, daß wir bald alle wieder zu Hause sind!»

Weil die Stückpforten geschlossen waren, roch es in den Decks stark nach Teer, Bilgenwasser und Schweiß. Hier konnte kein großer Mann aufrecht stehen, und doch lebten hier so viele Männer und starben auch.

Bolitho kletterte den letzten Niedergang empor, als einige Männer hurra zu rufen begannen. Die Rufe folgten ihm nach oben. Allday las in seinem Gesicht, was er dachte: Rauhbeine, Diebe, Schurken, Unschuldige und Verdammte — sie waren Englands letzte Hoffnung: Männer aus Eisen. Die schmuddelige Hose eines Midshipman tauchte im Lampenschein auf, ein paar geflüsterte Worte wurden gewechselt, dann meldete der Leutnant, der sie begleitete, dem Kommandanten:»Mr. Jenours Empfehlung, Sir, und die Tasche mit den Befehlen ist der Nicator gerade übergeben worden.»

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