Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung
Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung читать книгу онлайн
1806 — Vizeadmiral Sir Richard Bolitho hat das Kap der Guten Hoffnung von den Holl?ndern zur?ckerobert. Aber in London ist man von dieser Leistung nicht sonderlich beeindruckt, dort ist er wegen seiner Aff?re mit Lady Catherine Sommervell gesellschaftlich ge?chtet. Man beordert ihn schleunigst nach D?nemark, wo die zweite Schlacht um Kopenhagen bevorsteht. Denn Enlgand schickt seine "h?lzernen Mauern" — seine Schiffe — weltweit aus, um sich dahinter unbehindert auszudehnen.
Внимание! Книга может содержать контент только для совершеннолетних. Для несовершеннолетних чтение данного контента СТРОГО ЗАПРЕЩЕНО! Если в книге присутствует наличие пропаганды ЛГБТ и другого, запрещенного контента - просьба написать на почту [email protected] для удаления материала
«Was für ein Zeitpunkt für eine Konferenz!«Bolitho blickte Jenour und Allday an. Dann wandte er sich an Keen.»Ich nehme eines unserer Wachboote. Es muß ja ziemlich dringend sein, wenn er nicht bis morgen früh warten will.»
Sie eilten zur Pforte, unter der das Boot festmachen durfte, und Bolitho sagte im Absteigen:»Sie wissen, was Sie zu tun haben, Val. Wenn Sie angegriffen werden, kappen Sie die Ankertrossen — von den Booten aus, wenn nötig.»
Dann saß er unten im Boot zwischen Jenour und dem Offizier der Wache. Ihm war, als würde er über flüssiges Feuer gerudert. Kleine Stücke verbranntes Holz trieben gegen das Boot, und immer wieder zischte heiße Asche ins Wasser.
Auf dem Flaggschiff begrüßte ihn Admiral Gambier auf seine kühle Art.»Tut mir leid, daß ich Sie zu dieser Stunde herbitten muß. Aber wir sind in einer Zwangslage.»
Jemand nahm Bolitho den Hut ab und reichte ihm dafür ein Glas eiskalten Rheinweins. In der Kajüte des Admirals standen alle Türen offen. Qualm waberte durch den Raum, als nähere sich ein Brander. Offiziere in Blau und Rot standen herum, und Gambier musterte sie mißbilligend.»Die Herren gratulieren sich schon — noch ehe die Dänen sich ergeben haben.»
«Die Dänen «hatte auch Gambier gesagt, nicht» der Feind».
«Wir gehen in die Kajüte meines Kapitäns«, schlug er vor.»Da ist es etwas ruhiger.»
Die Kajüte — ähnlich, aber älter als Keens Kajüte auf der Black Prince — erhellte nur eine einzige Lampe. Vor den Heckfenstern brannte die Stadt wie das Tor zur Hölle.
Gambier wandte sich kurz an einen Fähnrich.»Holen Sie ihn!«Und zu Bolitho:»Gut, daß Sie die Schiffe vom Kap mitgebracht haben. Mein Kapitän ist des Lobes voll darüber.»
Man hörte draußen Schritte, und Gambier sagte leise:»Ich warne Sie, das Gesicht des Mannes ist durch eine Wunde fürchterlich entstellt.»
Bolitho fuhr herum.»James Tyacke!»
«Er hat nicht gesagt, daß er Sie kennt. Komischer Kerl!»
Tyacke trat ein, gebückt wegen der niedrigen Decke; Bolitho ergriff seine Hand und schüttelte sie herzlich.
Wenn Gambier beeindruckt war, zeigte er es nicht.»Berichten Sie Sir Richard, was Sie gesehen haben, Commander.»
Als Tyacke beschrieb, wo und wie er fünf französische Schiffe entdeckt hatte und wie Herricks Konvoi zu ihnen stand, stiegen in Bolitho Wut und Verachtung auf. Man hatte ihm ja nicht glauben wollen.
«Und Sie sind dessen ganz sicher, Commander?«fragte Gambier zum wiederholten Male.
Tyacke trat aus dem Schatten und zeigte einen Augenblick sein zerstörtes Gesicht.»Ein Linienschiff zweiten Ranges, vielleicht sogar noch größer, und ein zweites Linienschiff dahinter. Dazu ein paar weitere Schiffe. Ich hatte keine Zeit, sie lange zu studieren.»
Gambier sagte:»Ich hatte nicht damit gerechnet, daß Konteradmiral Herrick selbst Schutz brauchen könnte. Das war ein Fehler. Ich hätte Ihr Nordseegeschwader auf seiner Station lassen sollen.»
Bolitho unterbrach ihn scharf:»Glauben Sie, daß der Feind den Konvoi schon entdeckt hat?»
Tyacke zuckte die Schultern.»Das bezweifle ich. Aber er wird sie finden, wenn sie Kurs und Geschwindigkeit beibehalten.»
Bolitho wandte sich an den Admiral:»Ich bitte um Erlaubnis, mit meinem Geschwader zu ihrer Entlastung auszulaufen, Sir!»
«Unmöglich! Kommt gar nicht in Frage. Die meisten Ihrer Schiffe stehen in den Ostseezugängen. Sie würden zwei Tage brauchen, ehe sie zum Konvoi stoßen.»
«Dann wird der Konvoi vernichtet und sein Begleitschutz auch«, sagte Tyacke bitter.
Der Admiral runzelte die Stirn.»Aber Ihr Flaggschiff können Sie dazu nehmen — und ein zweites. Die Nicator, sie hat neben Ihnen geankert. Das alte Mädchen bricht uns sonst noch auseinander, wenn es hier dauernd schießen muß. «Er unterbrach sich.»Doch wer soll Sie durch den Sund lotsen?»
«Ich kenne mich aus, Sir. Unter Nelson war ich schon mal hier.»
«Ich werde voraussegeln, Sir, falls Sie mir trauen«, warf Tyacke ein.
Gambier begleitete sie zur Pforte, dann fragte er seinen Flaggkapitän:»Bin ich eigentlich ein schwieriger Vorgesetzter?«Der Kapitän lächelte.»Es geht, Sir.»
Gambier sah dem Wachboot nach, das hastig durch den Hafen gerudert wurde, immer wieder erleuchtet von den Bränden in der Stadt.»Eben hatte ich auf meinem eigenen Flaggschiff das Gefühl, daß Bolitho hier den Oberbefehl hat, nicht ich.»
Auf der Black Prince gab Bolitho seine Befehle, als hätte er sie längst ausgearbeitet.»Schicken Sie ein Boot zu Ihrem alten Schiff, Val. Die Nicator soll sofort Anker lichten und uns folgen. «Er ergriff seinen Arm.»Und bitte keine Diskussionen. Tyackes Larne wird uns hinauslotsen. Ich habe doch geahnt, daß so etwas passiert!»
Der große Dreidecker erwachte plötzlich zum Leben, als die Trommeln wirbelten und die Besatzung auf ihre Manöverstationen eilte. Alles war besser, als hier zu ankern und in dieses Inferno einzustimmen. Nur zu gern verließen sie den Hafen. Das Gangspill klickte schon, bald würde der Heckanker aufgeholt sein. Eine Hecklaterne glitt übers Wasser, und gelegentlich konnte Bolitho im Flammenschein dahinter den Umriß der Larne erkennen.
Zwei große Brandbomben fielen gleichzeitig auf die Stadt und beleuchteten Dächer und Schiffe wie ein grelles Feuerwerk. Bolitho hatte die Hand vor das verwundete Auge geschlagen. Als der riesige Ball verglomm, zog er sie weg. Er sah seine Umgebung wie durch Wolken oder ein beschlagenes Glas.»Doch nicht jetzt, lieber Gott, nicht jetzt!«murmelte er verzweifelt.»Anker ist kurzstag, Sir!»
Im Sprachrohr hörte sich Keens Stimme fremd an.»Wie verläuft die Trosse, Mr. Sedgemore?«Er wartete auf den nächsten Feuerblitz, um den Winkel zu erkennen, den ihm der Leutnant mit ausgestrecktem Arm wies. Im Hafen war sehr wenig Platz, Keen mußte genau berechnen, wie sein Schiff sich bewegen würde, wenn der Anker freikam. Cazalet brüllte:»Marssegel setzen!«Und nach ein paar Sekunden:»Achtung, Achterdeckswache!»
Die unteren Stückpforten der Black Prince schienen fast das Wasser zu berühren, als von vorn der Schrei kam:»Anker ist frei, Sir!»
Bolitho griff haltsuchend in die Netze und rieb sich das Auge.»Kann ich helfen, Sir Richard?«flüsterte Jenour neben ihm.
Statt der erwarteten heftigen Abfuhr hörte er nur ein leises Stöhnen.»Ich verliere mein Augenlicht, Stephen. Aber würden Sie das bitte für sich behalten?»
Jenour war zu erschüttert, um zu antworten. So nickte er nur.
«Es darf niemand erfahren!«Bolitho packte seinen Arm, bis Jenour vor Schmerz das Gesicht verzog.»Da draußen warten Freunde auf unsere Hilfe.»
Keen trat zu ihnen.»Schiff ist in Fahrt, Sir. «Dann sah er von einem zum anderen und begriff sofort, was geschehen war.»Soll ich den Schiffsarzt rufen lassen?»
Bolitho schüttelte den Kopf. Vielleicht würde die Trübung ja vorübergehen. Wenn der Morgen anbrach, konnte er möglicherweise so gut sehen wie vorher.»Nein, danke, Val. Es wissen schon zu viele. Segeln Sie hinter der Hecklaterne der Larne her und schicken Sie Ihren besten Lotgast in den Bug.»
Aus der Dunkelheit tauchte Allday mit einem Becher auf. Bolitho trank und schmeckte Kaffee mit Rum und noch etwas. Er fühlte, wie er sich entspannte.»Das hat gut getan, alter Freund. Jetzt ist es wohl vorbei. «Er reichte Allday den Becher zurück.
Doch als er sich nach der brennenden Stadt umsah, hing der Nebel immer noch vor seinem linken Auge.