Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien
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1789 — Auf Befehl des Gouverneurs der jungen britischen Kolonie Neus?dwales l?uft Kapit?n Richard Bolitho mit seiner Fregatte Tempest in den S?dpazifik aus. Ganz auf sich allein gestellt, soll er mit seinem Schiff in Polynesien patrouillieren und die bedrohten Versorgungsrouten zwischen den einsamen Handelsposten sichern. Doch in dem scheinbaren Inselparadies grassieren Fieberseuchen, unter der Mannschaft kommt es zu einer Meuterei, und von Piraten aufgewiegelte Eingeborene bilden eine weitere Bedrohung. Richard Bolitho ist in jeder Hinsicht gefordert …
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«Setzen Sie die Fock, Mr. Herrick. «Bolitho überquerte das Achterdeck und kletterte in die Besanwanten.»Mir ist wohler, wenn wir näher bei unserem Schützling liegen. «Die Matrosen eilten auf Stationen, und wenige Minuten später füllte sich das große Focksegel mit Wind und sandte ein Vibrieren durch die Wanten und die gesamte Takelage. Bolitho wartete mit dem Glas vor Augen, daß die lange Dünung das andere Schiff hob, damit er es genau betrachten konnte. Als dank einer Laune des Ozeans gleichzeitig auch die Tempest höher lag, hatte er es einige Augenblicke scharf im Blickfeld, dann verwischten es Dunst und Entfernung, und er ließ sich wieder an Deck hinab.»Eine Fregatte. Den Linien nach französisch. «Er blickte zum Wimpel im Masttopp auf.»Wenn der Wind bleibt, sind wir in zwei Stunden bei ihr. In Schußweite kommen wir entsprechend früher.»
Lakey erinnerte sachlich:»Wir sind nicht im Krieg mit Frankreich.»
«Wahrscheinlich nicht, Mr. Lakey. Aber wir wollen trotzdem nichts riskieren. «Vor seinem geistigen Auge hüllte sich sein Schiff in Kugelhagel und Pulverqualm. Doch diesmal würde es nicht dazu kommen. Der Franzose ließ sich Zeit und kreuzte nicht auf, um den Windvorteil zu bekommen.
«Schicken Sie die Mannschaft rechtzeitig auf Gefechtsstationen, und sorgen Sie dafür, daß erfahrene Leute im Ausguck beobachten, ob der Franzose das gleiche tut. «Wieder griff er nach dem Glas und richtete es diesmal auf die Eurotas. Er sah ihr Kleid aufleuchten, als sie über das Achterdeck ging, mit einer Hand den Hut im Wind festhaltend. Mein Gott… Momentan überwältigt, senkte er das Glas, und Viola verschwand in der Ferne; nur das Schiff blieb zurück.
«An Deck! Sie hissen die Flagge!«Eine Pause.»Tatsächlich ein Franzmann, Sir.»
Auch mit bloßem Auge konnte Bolitho den winzigen Flecken Weiß erkennen, welcher plötzlich vom Masttopp des anderen auswehte, der nun scharf an den Wind ging, die Rahen so gebraßt, daß sie fast mitschiffs standen. Ein seltsames Gefühl. Wie viele an Bord war Bolitho einem französischen Schiff selten anders begegnet als mit schußbereiten, ausgerannten Geschützen. Mit Bedauern dachte er an Le Chaumareys und sein vergeudetes Leben. An Bord war der Kommandant König, doch für die Macht, die ihn einsetzte und benutzte, blieb er der entbehrliche Bauer im Spiel.
Bolitho zwang sich, das Deck zu verlassen, fast geblendet vom Starren über das schimmernde blaue Wasser. Allday kam in die Kajüte.»Ich sage Noddall, er soll Ihren Rock und Hut bereitlegen, Captain. «Und grinsend:»Die Breeches sind für einen Franzmann noch gut genug. «Bolitho nickte. Wenn der französische Kommandant ein Neuling in diesen Gewässern war, würde er jeden Kontakt suchen. Würde er auf die Tempest kommen oder Bolitho zu sich bitten?
Noddall huschte aus der Schlafkabine, über dem Arm Bolithos Rock. Der hatte sich gerade umgezogen, als er die Pfeifen hörte:»Alle Mann auf Stationen! Klarschiff zum Gefecht!»
Trommeln wirbelten, und er spürte den Rumpf unter dem hastigen Getrappel der Besatzung beben. Als er das Achterdeck betrat, war der Befehl ausgeführt, selbst die Planken rund um die Geschütze waren schon mit Sand bestreut. Sie würden ihn nicht brauchen, dessen war er völlig sicher. Aber Sand war reichlich vorhanden, und die Mannschaft gewann mit jeder Übung mehr Erfahrung.»Laden und ausrennen, Sir?»
«Nein, Mr. Herrick. «Er sprach ebenso formell. Über die schwarzen Kanonen und nackten Rücken der Männer blickte er nach vorn und wünschte sich, es wäre der Pirat Tuke, der ihm dort entgegensegelte.
Midshipman Fitzmaurice kam zum Achterdeck gerannt und rief hinauf:»Verzeihung, Sir, aber Mr. Jury meldet mit Respekt, es ist die Fregatte Narval, sechsunddreißig Geschütze, und er hat sie schon in Bombay gesehen. «Bolitho lächelte.»Meinen Dank an den Bootsmann. «Er sah Herrick an. Immer war es das Gleiche; immer war einer da, der auf dem anderen Schiff gedient oder es schon einmal gesehen hatte. Zweifellos erhielt der Kommandant der Narval die gleiche Meldung über die Tempest: sechsunddreißig Kanonen, die gleiche Bewaffnung wie seine.
Mit Sachkunde beobachtete er, wie das andere Schiff Segel kürzte: ein schlankerer Rumpf als die Tempest und wettergegerbt, als wäre es schon lange Zeit im Einsatz. Die Segelmanöver klappten ausgezeichnet, ein weiteres Zeichen für lange Dienstzeit.
Bolitho beschattete die Augen und blickte zum eigenen Masttopp auf. Hier draußen segelte die Tempest unter der weißen Nationalflagge, und er fragte sich, ob der französische Kommandant ebenfalls erinnerungsschwer zu ihr hinaufsah.
«Sie hat beigedreht!«Keen spähte auf dem Batteriedeck über einen Zwölfpfünder.»Und sie setzt ein Boot zu Wasser.»
Herrick grinste.»Nur ein Leutnant, Sir. Wahrscheinlich will er von uns den richtigen Kurs nach Paris wissen.»
Doch als der junge Leutnant schließlich an Bord geklettert war, schien er keineswegs ratlos zu sein. Er salutierte zum
Achterdeck und stellte sich Bolitho vor.
«Ich überbringe die Empfehlungen meines capitaine, m'sieu,
und seine Einladung, ihn an Bord zu besuchen. «Die dunklen Augen wanderten schnell über die bemannten
Geschütze, die lange Linie der angetretenen Seesoldaten.
«Gewiß.»
Bolitho trat zur Pforte und sah auf das französische
Langboot hinunter. Die Matrosen waren sauber in gestreifte
Hemden und weiße Hosen gekleidet. Aber es war kein
Leben in ihnen; sie wirkten verschreckt.
«Und wer ist Ihr Kapitän?»
Der Leutnant schien um einen Zoll zu wachsen.
«Es ist Jean Michel Comte de Barras, m'sieu.»
Bolitho hatte noch nie von ihm gehört.
«Danke.»
Leise sagte er zu Herrick:»Gehen Sie in Luv-Position und sorgen Sie dafür, daß sich die Eurotas in Deckung hält, bis ich zurückkomme.»
Dann folgte er mit einem Nicken für die salutierende Seitenwache dem Leutnant ins Boot. Die Matrosen zogen die Riemen gleichmäßig durchs Wasser, nahmen und überwanden jeden Wellenkamm mit geübter Leichtigkeit. Bolitho spürte, wie ihm Gischt erfrischend ins Gesicht sprühte. Der Gischt des endlos weiten Ozeans, auf dem sich durch Zufall zwei Schiffe an einem Punkt trafen: das eines französischen Grafen und eines englischen Kapitäns.
Der Offizier bellte einen Befehl, und die Riemen hoben sich in zwei triefenden Reihen aus dem Wasser, während der Buggast das Boot mit einer schwungvollen Bewegung an der Hauptkette der Narval festhakte. Eine vorzügliche Leistung, aber Bolitho hatte das Gefühl, daß ebensoviel
Angst wie Übung dahintersteckte.
Er hielt seinen Degen fest und zog sich unter den beobachtenden Augen oben an Bord zur Schanzkleidpforte hinauf.
Die große Kajüte der Narval unterschied sich drastisch von Bolithos eigener. Bolitho war von dem französischen Kapitän mit kaum einem Wort an Bord empfangen worden; die Eile, mit der die Begrüßungszeremonie durch die Seitenwache erfolgte, grenzte schon an Unhöflichkeit. Jetzt saß Bolitho in einem prunkvollen, vergoldeten Sessel, die Augen vom grellen Sonnenlicht noch halb geblendet, und musterte seinen Gastgeber zum erstenmal genauer. Der Comte de Barras war sehr schlank und wirkte beinahe mädchenhaft. Sein Uniformrock war leicht ausgestellt und erstklassig geschnitten; jetzt wünschte Bolitho, er hätte sich von Allday nicht zu seinen Alltagsbreeches verleiten lassen. Der einzig weitere Anwesende war ein junger Inder oder Ma-laye, der geschäftig Gläser und ein schön geschnitztes Weinkabinett auf einem der beiden Tische bereitstellte. Die Kajüte war atemberaubend. Zwar hatten auch die Erbauer der Tempest ihr ganzes Können eingesetzt, um die Unterkunft des Kommandanten mit Schnitzarbeiten und den besten Hölzern auszustatten, doch die der Narval konnte man dagegen nur als luxuriös bezeichnen. Schwere Portieren verhüllten die Türen, und die Bodenplanken waren von mehreren großen Teppichen bedeckt, die ein Vermögen gekostet haben mußten.
