Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen
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1800 — Der Krieg England gegen Napoleon droht auf D?nemark ?berzugreifen. Konteradmiral Richard Bolitho operiert deshalb mit seinem Geschwader in der Ostsee, und zwar zugleich gegen D?nen, Russen und Franzosen. Besonders die Befreiung englischer Handelsschiffe bei Gotland und der Angriff auf Kopenhagen sind Bew?hrungsproben f?r das Flaggschiff «Benbow» und seinen jungen Admiral, der hier auch nach vielen Schicksalsschl?gen wieder ein privates Gl?ck findet.
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Bolitho ging an die Fenster und starrte auf die vor Anker liegenden Schiffe.»Es ist niemand sonst hier. Ich glaube, je eher wir handeln, desto besser.»
Herrick sagte:»Das geht über mein Verständnis, Sir. «Bolitho kam zu einer ganzen Reihe von Entschlüssen. Wahrscheinlich kam alles schon zu spät, denn Kuriere konnten Kopenhagen längst auf dem Landweg erreicht haben. Aber im gegenteiligen Falle würde er von der Admiralität keinen Dank für langsames Vorgehen ernten.
«Rufen Sie meinen Schreiber. Ich werde Befehle für die Brigg aufsetzen. Commander Veitch, Sie können ein Prisenkommando für sie auswählen. Ich möchte, daß sie schleunigst nach Great Yarmouth segelt. Wählen Sie einen intelligenten Prisenkapitän, denn er muß meinen Bericht auf dem schnellsten Weg nach London bringen. «Er sah Herrick an.»Ich werde meine Flagge auf Styx setzen. Machen Sie ein entsprechendes Signal. «Er bemerkte, wie sich auf Herricks rundem Gesicht Gegenargumente und Protest sammelten, und fügte daher ruhig hinzu:»Ich möchte nicht, daß Sie die Benbow und mich vor die Kanonenrohre von Helsingör segeln müssen, falls wir schon im Kriege sind. Falls wir aber noch Frieden haben, wird eine Fregatte weniger bedrohlich wirken.»
Der Schreiber Yovell war bereits in der Kajüte und öffnete seinen kleinen Schreibtisch, der für solche Gelegenheiten bereitstand.
Bolitho sah Veitch an.»Sie werden hier so lange die Aufgaben von Styx übernehmen.»
Aus dem Augenwinkel sah er, daß Yovell Schreibfedern und Tinte bereitgelegt hatte, um die neuen Befehle für die Brigg, den Bericht an die Admiralität und — falls es verlangt worden wäre — auch ein Todesurteil niederzuschreiben.
Zu Herrick gewandt, sagte Bolitho:»Sie werden das Geschwader bis zu meiner Rückkehr führen. Wenn ich länger als eine Woche fortbleibe, ohne von mir hören zu lassen, werden Sie entsprechend selbständig handeln.»
Herrick sah ein, daß er geschlagen war.»Und wann werden Sie starten?»
«Ich hoffe, noch vor Anbrach der Dunkelheit an Bord der Styx und unterwegs zu sein.»
Nachdem Herrick und Veitch gegangen waren, um ihren Anweisungen entsprechend zu handeln, sagte Bolitho den Leutnant:»Glauben Sie, daß ich unklug handle?«Er sah in Brownes Gesicht den seltenen Ausdruck von Unsicherheit und fügte hinzu:»Los, Mann, Sie sollten mich nach einer Woche zusammen auf See gut genug kennen, um zu wissen, daß ich Ihnen nicht den Kopf abreiße, wenn ich dem nicht zustimme, was Sie sagen. Aber es mag sein, daß ich es nicht beachte.»
Browne zuckte mit den Achseln.»Einerseits teile ich die Besorgnis des Flaggkapitäns, Sir. Ich kenne Ihren Werdegang und habe von vielen Ihrer früheren Unternehmungen mit Bewunderung gelesen. «Er sah Bolitho gerade ins Auge.»Genau wie Kapitän Herrick kenne auch ich Sie als kämpfenden Seemann, nicht als Diplomaten.»
Bolitho erinnerte sich an seinen Besuch auf Damerums Flaggschiff. Er hatte es eigenartig gefunden, daß Damerum nicht selber die Initiative ergriff. Er war ein angesehener älterer Flaggoffizier. Viele Leute hätten es von ihm erwartet, ja gefordert.
Browne setzte ruhig hinzu:»Aber man hat Ihnen jetzt wenig Spielraum gelassen, Sir. Ich würde Ihnen nur raten, und zwar aus meiner Kenntnis von Sir George Beauchamp heraus, recht behutsam vorzugehen. Sieger zu sein, ist leicht, aber ein Sündenbock ist oft noch leichter gefunden.»
Herrick kam zurück und massierte sein Hände. Er sah verfroren aus.
«Styx hat Ihr Signal bestätigt, Sir. Darf ich empfehlen, ein paar Leute zusätzlich mitzunehmen?«Er grinste reuig.»Ich habe eingesehen, daß mein Einspruch nichts mehr nützt. So habe ich mir erlaubt, Mr. Wolfe zu sagen, daß er dreißig Seeleute und ein paar jüngere Offiziere abstellt. Zusätzlich einen Offizier und vielleicht einen Fähnrich für Botschaften und so weiter.»
Bolitho nickte.»Das war sehr aufmerksam, Thomas. Ich denke, auch Kapitän Neale wird dem zustimmen.»
Herrick seufzte.»Kapitän Neale. «Er schüttelte den Kopf.»Ich sehe ihn immer noch als fettbeschmierten Cherubim, den wir durch das Luftrohr schoben.»
Bolitho sammelte seine Gedanken. Sie waren zu oft davonge-schossen wie ausrauschende Leinen, die sich dann plötzlich in ihren Blöcken verhedderten. Was Browne gesagt hatte, war vernünftig.
«Schön, Yovell, schreiben Sie, was ich diktiere!»
Herrick fragte im Fortgehen:»Welcher Leutnant, Sir?»
«Mr. Pascoe. «Er lächelte.»Aber ich glaube auch, das haben Sie bereits vorgesehen.»
IV Die Ajax
Allday und Ozzard trugen eine kleine Seekiste mit Bolithos Kleidern und Privatsachen und setzten sie in der Kajüte der Styx ab.
Kapitän Neale beobachtete Bolitho, der sich im Raum umschaute, und sagte:»Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl hier, Sir.»
Neale hatte sich nicht allzusehr verändert. Er war nun lediglich eine etwas größere Ausgabe des pausbäckigen Seekadetten, wie Herrick ihn beschrieben hatte. Aber er besaß seinen Rang und seinen Posten zu Recht, weil er seine frühen Erfahrungen gut anzuwenden gewußt hatte.
Bolitho antwortete:»Es weckt Erinnerungen, Captain Neale. Einige schlechte, aber noch mehr gute.»
Er sah, daß Neale verlegen von einem Fuß auf den anderen trat, weil er wieder an Deck wollte.
«Machen Sie ruhig weiter, Captain. Bringen Sie Ihr Schiff in Marsch, und sehen Sie zu, daß wir so weit vorankommen wie möglich. Der Master der Benbow hat mich gewarnt, daß wir Nebel bekommen würden.»
Neale zog eine Grimasse.»Das könnte in dem engen Fahrwasser gefährlich we rden, Sir. Und wenn der alte Grubb Nebel voraussagt, dann wird es auch welchen geben. «Er verließ die Kajüte, nicht ohne Allday zuzunicken, der voller Bewunderung murmelte:»Der ist nicht verdorben, Sir. Hab' ihn immer gemocht.»
Bolitho verbarg ein Lächeln.»Verdorben? Captain Neale ist ein Offizier des Königs und kein Stück Salzfleisch!»
Vom Achterdeck hörte Bolitho laute Kommandos.»Setzen Sie sich in Bewegung, Mr. Pickthorn! Schicken Sie Leute an die Brassen, und zwar schnell, wenn's recht ist! Und wenn wir vom Ankerplatz weg sind, möchte ich, daß die Bramsegel gesetzt werden!»
Füße trampelten über das Deck, und Bolitho fühlte, wie der Boden der Kajüte sich neigte, als die Styx auf den plötzlichen Druck in den Segeln reagierte. Er setzte sich auf die Heckbank und musterte den Raum. Drei Fregatten hatte er während seiner Dienstzeit befehligt, die letzte, die sechsunddreißig Kanonen zählende Tempest, im südlichen Pazifik. Damals war es, als sie zum erstenmal von der blutigen Revolution in Frankreich gehört hatten. Kurz danach war der Krieg ausgebrochen und hatte seither angedauert.
Bolitho hätte gern gewußt, ob Pascoe das Schiff schon genau untersuchte, in Erinnerung an seines Onkels Versprechen, ihm bald zu einem Wechsel zu verhelfen. Es würde schmerzlich sein, ihn so schnell wieder zu verlieren. Aber alles andere wäre selbstsüchtig gewesen, mußte Bolitho sich eingestehen.
Allday murmelte:»Wir sind querab von der Benbow, Sir. «Er lächelte.»Sieht gewaltig aus von hier unten.»
Bolitho beobachtete sein Schiff, als es durch sein Blickfeld glitt: schwarz-gelb gemustert, glitzernd in Gischt und Nieselregen. Ihre oberen Rahen mit den lose zusammengerollten Segeln verschwammen im Dunst, also traf Grubbs Voraussage wohl jetzt schon ein. Bestimmt ein weiterer Anlaß für Herrick, sich Sorgen zu machen.
Schließlich kam Browne in die Kajüte und meldete, daß die Styx frei vom Ankerplatz sei und Pascoe dafür gesorgt habe, daß die zusätzlich mitgebrachten Leute im Schiff untergebracht wurden. Fast nebenbei sagte er:»Der Kommandant meint, daß wir noch flott um Skagen herumkommen, aber danach, glaubt er, wird der Nebel dick werden.»
Bolitho nickte.»Dann ankern wir eben. Wenn der Nebel schlecht für uns ist, wird er auch andere daran hindern, sich zu bewegen.»