The Stand. Das letze Gefecht
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Kurzbeschreibung
In einem entv?lkerten Amerika versucht eine Handvoll ?berlebender, die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mytische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, die Verk?rperung des absolut B?sen. In der W?ste von Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit. "The Stand", Stephen Kings Vision vom letzten Gefecht zwischen Gut und B?se, war bislang nur in einer stark gek?rzten Version zug?nglich.Die hier ver?ffentlichte Urfassung zeigt die Gr??e seines apokalyptischen Entwurfs.Manche nennen diesen Roman sein Meisterwerk!
Autorenportrait
Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren. Er war zun?chst als Englischlehrer t?tig, bevor ihm 1973 mit seinem ersten Roman 'Carrie' der Durchbruch gelang. Seither hat er mehr als 30 Romane geschrieben und ?ber 100 Kurzgeschichten verfasst und gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller weltweit.
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Hände auf den Ohren und Kopfschütteln.
Hände vor dem Mund und dasselbe.
Hände vor dem Hals und noch einmal dasselbe.
Im Zimmer wurde es hell, der Zusammenhang war hergestellt.
»Meine Güte!« rief Tom, und sein Gesicht wurde wieder lebendig. Seine blutunterlaufenen Augen glühten. Er rannte in Nortons Drugstore und vergaß ganz, daß das M-O-N-D war. Der nichtsprechende Mann spritzte etwas, das wie Steryllium roch, auf Watte und wischte sich mit der Watte über die Stirn.
»He, Mister!« sagte Tom und rannte auf Nick zu. Der nichtsprechende Mann drehte sich nicht um. Tom war für einen Moment verblüfft, aber dann erinnerte er sich wieder. Er tippte Nick auf die Schulter, und Nick drehte sich um. »Sie sind taub und stumm, richtig? Können nicht hören! Können nicht sprechen! Richtig?«
Nick nickte. Toms Reaktion war höchst erstaunlich für ihn. Er sprang in die Luft und klatschte ausgelassen in die Hände.
»Ich bin draufgekommen! Hurra! Ich bin selber draufgekommen!
Hurra für Tom Cullen!«
Nick mußte grinsen. Er konnte sich nicht erinnern, daß sich schon einmal jemand so über seine Behinderung gefreut hatte.
Vor dem Gerichtsgebäude befand sich ein kleiner Platz, und auf diesem Platz stand die Statue eines Soldaten mit Uniform und Waffen aus dem Zweiten Weltkrieg. Ein Schild am Sockel wies darauf hin, daß dieses Denkmal den Jungs aus Harper County gewidmet war, die das LETZTE OPFER FÜR IHR VATERLAND gebracht hatten. Nick Andros und Tom Cullen saßen im Schatten dieses Denkmals und aßen Underwood-Teufelsschinken und Teufelshühnchen auf Kartoffelchips. Nick hatte über dem linken Auge ein X aus Pflaster auf der Stirn. Er las Tom von den Lippen ab (was etwas schwierig war, weil Tom sich unablässig Essen zwischen die Worte stopfte) und stellte fest, daß er es allmählich satt hatte, ständig nur Konserven zu essen. Am liebsten wäre ihm ein großes Steak mit Beilagen gewesen.
Tom hatte, seit sie sich gesetzt hatten, nicht mehr aufgehört zu sprechen. Er erzählte eigentlich immer wieder dasselbe und garnierte es mit zahlreichen Ausrufen wie Meine Fresse! und Stimmt doch, oder?Nick machte es nichts aus. Bis er Tom getroffen hatte, war ihm überhaupt nicht bewußt geworden, wie sehr ihm andere Menschen gefehlt hatten oder daß er insgeheim befürchtet hatte, der einzige Überlebende auf der ganzen Welt zu sein. Einmal war ihm sogar der Gedanke durch den Kopf gegangen, die Seuche könnte alle außer den Taubstummen ausgelöscht haben. Jetzt, überlegte er mit einem inneren Lächeln, konnte er über die Möglichkeit nachdenken, daß nur die Taubstummen und geistig Zurückgebliebenen überlebt hatten. Dieser Gedanke, der um zwei Uhr nachmittags an einem Sommernachmittag eine gewisse Komik hatte, würde in der Nacht wiederkehren, ihn quälen und ganz und gar nicht mehr komisch wirken.
Er fragte sich, was Tom denken mochte, wohin alle Menschen verschwunden waren. Er hatte schon die Geschichte von Toms Daddy gehört, der vor ein paar Jahren mit einer Kellnerin durchgebrannt war, und über Toms Job als Aushilfe auf der Norbutt Farm, weil Mr. Norbutt vor zwei Jahren zu der Überzeugung gekommen war, daß Tom »ganz gut zurechtkam« und man ihm eine Axt anvertrauen konnte, und wie ihm die »großen Jungs« eines Nachts aufgelauert hatten und wie Tom sie »alle windelweich geprügelt« hatte, »bis sie halbtot waren, und ein' hab' ich ins Krankenhaus gebracht mit Blutungen, M-O-N-D und das buchstabiert man Blutungen, das hat Tom Cullen gemacht«, und Nick hatte auch gehört, wie Tom seine Mutter im Haus von Mrs. Blakely gefunden hatte, wo sie beide tot im Wohnzimmer saßen, und wie er sich da einfach davongeschlichen hatte. Jesus kam nicht und holte tote Menschen in den Himmel, wenn jemand zusah, sagte Tom (Nick überlegte, daß Jesus in Toms Augen eine Art umgekehrter Nikolaus sein mußte, der Tote mit durch den Kamin hinaus nahm, anstatt Geschenke hereinzubringen). Aber Tom hatte nichts davon gesagt, daß in May alle verschwunden waren oder die Straße mitten durch den Ort verlief und dennoch kein Fahrzeug fuhr.
Er legte Tom sanft die Hand auf die Brust und unterbrach damit den Wortschwall.
»Was?« fragte Tom.
Nick beschrieb mit den Armen einen großen Kreis, der die Häuser des Innenstadtbereichs einschloß. Er verzog das Gesicht zu übertriebener, burlesker Verwirrung, runzelte die Stirn, legte den Kopf schief, kratzte sich am Hinterkopf. Dann machte er mit den Fingern Gehbewegungen auf dem Gras und sah Tom schließlich fragend an.
Was er sah, war erschreckend. Toms Gesicht war so ausdruckslos, daß er urplötzlich hätte gestorben sein können. Die Augen, in denen noch vor Momenten alles gefunkelt hatte, was er erzählen wollte, waren jetzt umwölkt wie blaue Murmeln. Der Mund war offen, so dass Nick feuchte Kartoffelchipskrümel auf der Zunge sehen konnte. Die Hände lagen schlaff im Schoß.
Nick streckte besorgt den Arm aus, um Tom anzustoßen. Aber bevor es dazu kam, zuckte Toms Körper zusammen. Erregung floß wieder in sein Gesicht wie Wasser in einen Eimer. Er fing an zu grinsen. Eine Sprechblase mit dem Wort EUREKA - ICH HAB'S! - über seinem Kopf hätte das Geschehene nicht deutlicher machen können.
»Sie möchten wissen, wohin alle Leute gegangen sind!« rief Tom aus.
Nick nickte heftig.
»Na. ich glaub', sie sind nach Kansas City«, sagte Tom. »Meine Fresse, ja. Alle haben immer gesagt, was May für eine kleine Stadt ist. Nichts los. Kein Spaß. Sogar die Rollschuhbahn hat zugemacht. Jetzt is' nur noch das Autokino da, aber dort zeigen sie immer nur so Fummelfilme. Meine Mom hat immer gesagt, wer einmal weg ist, kommt nicht mehr wieder. Wie mein Dad, der ist mit 'ner Kellnerin abgehauen, die hat geheißen M-O-N-D, und das buchstabiert man Dee Dee Packalotte. Ja, ja, alle Leute haben die Nase voll gehabt und sind gegangen. Muß Kansas City sein, meine Fresse. Stimmt doch, oder? Dahin müssen sie gegangen sein. Außer Mrs. Blakely und meiner Mom. Jesus wird sie hoch in den Himmel raufholen und in seinen ewigen Armen wiegen.«
Tom nahm seinen Monolog wieder auf.
Nach Kansas City gegangen, dachte Nick. Nach allem, was ich weiß, könnte das stimmen. Alle, die auf diesem armen Planeten geblieben sind, wurden von der Hand Gottes hochgehoben und entweder in Seinen ewigen Armen gewiegt oder in Kansas City wieder abgesetzt. Er lehnte sich zurück, seine Lider flatterten und verwandelten Toms Worte ins Äquivalent eines modernen Gedichts, ohne Großbuchstaben am Anfang, wie ein Werk von e. e. cummings:
mutter hat gesagt
haben kein
aber ich hab' ihnen gesagt paßt lieber auf
nicht herumpfuschen mit
In der vergangenen Nacht, die er in einer Scheune verbracht hatte, waren die Alpträume schlimm gewesen, und jetzt, mit vollem Bauch, wollte er nur...
meine fresse
M-O-N-D und das buchstabiert man
klar wünsch' ich mir das
Nick schlief ein.
Als er aufwachte, fragte er sich als erstes in der benommenen Art, die man hat, wenn man am hellichten Tag fest geschlafen hat, warum er so sehr schwitzte. Als er sich aufsetzte, wußte er es. Es war Viertel vor fünf am Nachmittag, er hatte über zweieinhalb Stunden geschlafen, die Sonne war hinter dem Kriegerdenkmal aufgegangen. Aber das war nicht alles. Tom Cullen hatte ihn in einem wahrhaft orgiastischen Anfall von Fürsorge zugedeckt, damit er nicht fror. Mit zwei Baumwolltüchern und einer Steppdecke. Er warf sie beiseite, stand auf, streckte sich. Tom war nirgends zu sehen. Nick schritt langsam den Hauptzugang zum Platz entlang und fragte sich, was er wegen Tom machen sollte... oder mit ihm. Der geistig behinderte Bursche hatte sich mit Lebensmitteln vom A&P am anderen Ende des Platzes versorgt. Er hatte keinerlei Gewissensbisse, dort hineinzugehen und sich anhand der Etiketten auf den Dosen zum Essen zu nehmen, was er brauchte, denn, wie Tom sagte, die Tür des Supermarktes war offen.