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Die weisse Massai

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Die weisse Massai
Название: Die weisse Massai
Автор: Hofmann Corinne
Дата добавления: 16 январь 2020
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Die weisse Massai - читать бесплатно онлайн , автор Hofmann Corinne

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Währenddessen ist James bemüht, das Beste aus dem Shop zu machen, und es wäre wieder an der Zeit, einen Lastwagen zu organisieren. Doch mein Geld reicht nicht. Trotzdem beschließen wir, nach Maralal zu fahren, um auch das Konto auf der Bank zu leeren.

Die Batterie stand die ganze Zeit bei uns im Haus, und ich will gerade los, um den Missionar zu bitten, sie einzubauen, als Lketinga erklärt, er könne das auch. Alles gute Zureden nützt nichts. Da ich keinen neuen Krach will, lasse ich ihn gewähren.

Und in der Tat springt der Wagen ohne Probleme an. Nach etwa eineinhalb Stunden jedoch stehen wir mitten im Busch, und der Wagen gibt keinen Ton mehr von sich.

Zuerst nehme ich es nicht so tragisch und denke, daß vielleicht ein Kabel nicht gut angeschlossen ist. Als ich jedoch die Haube öffne, trifft mich der Schlag. Lketinga hat die Batterie nicht ausreichend festgeschraubt, und durch die Rumpelei auf der Straße hat sie einen Sprung bekommen. Die Batterieflüssigkeit läuft auf der einen Seite aus.

Jetzt bin ich der Hysterie wirklich nahe. Eine neue, teure Batterie ist schon wieder kaputt, nur weil sie nicht sachgemäß eingebaut wurde! Mit Kaugummi versuche ich zu retten, was noch an Flüssigkeit vorhanden ist. Es nützt nichts, in kurzer Zeit frißt die Batteriesäure alles auf. Ich heule und bin wütend auf meinen Mann. In brütender Hitze hängen wir hier draußen mit einem Baby. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als daß er zu Fuß zur Mission zurückgeht, um Hilfe zu holen, während ich hier mit Napirai warte. Es wird Stunden dauern.

Gott sei Dank kann ich Napirai immer noch mit der Brust ernähren, sonst wäre das Chaos perfekt. Wenigstens habe ich Trinkwasser dabei. Die Zeit schleicht dahin, und die einzige Abwechslung sind eine Straußenfamilie und ein paar Zebras, die ich beobachten kann. Meine Gedanken überschlagen sich, und ich bin entschlossen, nun kein Geld mehr in den Shop zu stecken. Ich will abreisen, und zwar nach Mombasa wie Sophia. Dort könnten wir einen Souvenir-Shop betreiben, der mehr Gewinn bringt und weniger anstrengend ist als das Geschäft hier oben. Aber wie soll ich das meinem Mann beibringen? Ich muß ihn soweit überzeugen, daß er einverstanden ist, denn sonst komme ich mit Napirai nie mehr weg von hier. Allein werde ich es ohnehin nicht schaffen, wer sol te sie während der langen Fahrt halten?

Nach guten drei Stunden sehe ich von weitem eine Staubwolke und vermute, daß es Pater Giuliano ist. Kurz darauf hält er neben uns. Er schaut in den Wagen und schüttelt den Kopf. Warum ich nicht von ihm die Batterie einbauen ließ, will er wissen, nun sei sie unbrauchbar. Wieder rollen die Tränen, als ich berichte, sie sei gerade mal eine Woche alt.

Er wird versuchen, sie zu reparieren, doch versprechen kann er es nicht, und in zwei Tagen reist er nach Italien ab. Dann gibt er mir eine Ersatzbatterie, und wir fahren zurück nach Barsaloi. Dort repariert er das Gehäuse mit heißem Teer. Lange wird das nicht halten. Der Abschied von Pater Giuliano löst in mir Beklemmung aus.

Nun habe ich für die nächsten drei Monate wohl keinen Schutzengel mehr, da Pater Roberto eher hilflos ist.

Wie immer kommen am Abend die Boys vorbei und liefern das Shopgeld ab.

Meistens koche ich noch Chai, und wenn Lketinga nicht da ist, sogar Essen. Die Burschen richten mich jedesmal etwas auf, weil ich mich mit ihnen verständigen kann. James ist enttäuscht, daß ich keinen Laster mehr organisieren will.

Zum ersten Mal formuliere ich vorsichtig den Vorschlag, hier wegzuziehen, da wir sonst bald kein Geld mehr haben. Es ist totenstill im Raum, und ich erkläre, daß ich kein Geld mehr besitze, um hier weiterzumachen. Der Wagen ruiniert uns. Lketinga fährt sofort dazwischen und meint, jetzt seien wir so gut gestartet mit der Wiedereröffnung des Geschäftes und er wolle so weitermachen. Dies sei seine Heimat, und er gehe nicht weg von seiner Familie. Ich frage, mit wessen Geld er denn einkaufen will. Locker meint er, ich könne ja meiner Mutter schreiben, sie solle uns wie immer Geld schicken. Er begreift nicht, daß dieses Geld mein eigenes war.

Die Boys verstehen mich, aber sie können nicht viel dazu beitragen, da mein Mann ihren Vorschlägen sofort widerspricht. Mit Engelszungen rede ich und stelle Mombasa als Businessplatz so attraktiv wie möglich dar. James wäre sofort bereit, nach Mombasa zu fahren, weil er auch mal das Meer sehen möchte. Aber mein Mann will nicht, daß wir hier wegziehen.

Für heute beenden wir das Gespräch, und wir spielen noch eine Runde Karten. Es wird viel gelacht, und Lketinga, der das Spiel nicht lernen will, verfolgt das Ganze mißmutig. Ihm gefal en die Besuche der Burschen nach wie vor nicht.

Meistens sitzt er demonstrativ abseits, kaut Miraa oder ärgert die Burschen, bis sie genervt abziehen. Ohnehin sind sie die einzigen, die uns noch besuchen. Täglich schneide ich vorsichtig das Thema Mombasa an, da ohne Grundnahrungsmittel im Shop wirklich nicht mehr viel zu verdienen ist. Das beunruhigt Lketinga allmählich auch. Aber noch gibt er nicht nach.

Wieder einmal spielen wir zu dritt Karten. Nur eine Petroleumlampe erhellt den Tisch. Lketinga tigert ständig in der Wohnung herum. Draußen ist es hell, weil bald Vollmond ist. Zwischendurch wil ich mir die Beine vertreten und stehe auf, um hinauszugehen. Barfuß trete ich auf etwas Glitschiges und schreie angeekelt auf.

Alle lachen, nur Lketinga nicht. Er holt die Lampe vom Tisch und betrachtet das komische Etwas am Boden. Es sieht aus wie ein zerquetschtes Tier, vermutlich ist es der Embryo einer Ziege. Auch die Boys sind dieser Meinung. Es ist kaum größer als zehn Zentimeter und deshalb noch undefinierbar. Lketinga schaut mich an und behauptet, dieses Etwas hätte ich verloren. Zuerst begreife ich nicht, was er damit meint.

Aufgebracht wil er nun wissen, von wem ich schwanger war. Jetzt sei ihm auch klar, warum die Boys täglich kommen. Ich hätte mit einem von ihnen ein Verhältnis.

James versucht ihn zu beruhigen, da ich völ ig erstarrt bin. Er schlägt seine Arme fort und will sich auf den Freund von James stürzen. Doch die beiden Burschen sind schnel er und rennen aus dem Haus. Lketinga kommt auf mich zu, schüttelt mich und wil endlich den Namen meines Liebhabers. Wutentbrannt reiße ich mich los und schreie ihn an: „You are completely crazy! Go out of my house, you.are crazy!“

Ich bin gefaßt darauf, daß er mich nun zum ersten Mal schlagen wird. Aber er sagt nur, diese Schande werde er rächen. Er werde diesen Boy finden und ihn umbringen.

Mit diesen Worten verläßt er das Haus. Überal stehen die Menschen vor ihren Hütten und starren zu uns herüber. Als mein Mann außer Sichtweite ist, packe ich ein Bündel Geld, unsere Pässe und Napirai und renne zur Mission. Wie verrückt klopfe ich an die Tür und bete, daß Roberto öffnen wird. Nach kurzer Zeit steht er da und starrt uns entsetzt an. In knappen Sätzen erkläre ich den Vorfall und bitte ihn, mich sofort nach Maralal zu bringen. Es gehe um Leben und Tod. Roberto ringt seine Hände und beteuert, dies dürfe er nicht. Er muß noch mehr als zwei Monate hier allein auf Pater Giuliano warten und wil sich die Sympathie der Leute nicht verscherzen. Ich solle nach Hause, es sei sicher nicht so schlimm. Offensichtlich hat er Angst. Wenigstens gebe ich ihm das Geld und unsere Pässe, damit mein Mann sie nicht eines Tages zerstören kann.

Als ich zurückkomme, ist er bereits mit der Mama zu Hause. Er wil wissen, was ich in der Mission wol te, doch ich antworte nicht. Nun fragt er aufgebracht, wo der Embryo sei. Wahrheitsgetreu sage ich, unsere Katze habe ihn nach draußen geschleift. Natürlich glaubt er mir nicht und behauptet, ich habe ihn sicher in der Toilette verschwinden lassen. Er erklärt der Mama, er wisse nun, daß ich mit einem Boy ein Verhältnis habe. Wahrscheinlich sei auch Napirai nicht von ihm, sondern von diesem Boy, da ich mit ihm in Maralal in einem Lodging war, bevor ich das erste Mal in die Schweiz reiste. Woher er das wohl erfahren hat? Jetzt holt mich die Hilfeleistung von damals ein und wird mir zum Verhängnis. Die Mama fragt mich, ob diese Tatsache stimmt. Selbstverständlich kann ich es nicht abstreiten, und sie glauben mir einfach nicht, daß alles harmlos war. Ich sitze da und heule, was mich noch verdächtiger macht.

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