Liebe Deinen Nachsten

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Liebe Deinen Nachsten
Название: Liebe Deinen Nachsten
Дата добавления: 15 январь 2020
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Liebe Deinen Nachsten - читать бесплатно онлайн , автор Remarque Erich Maria

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»Hier, mein Lieber!«Er hielt Kern die Zeitung hin.»Zwei Seiten! Jede Woche zwei volle Seiten, nur in dieser einen Zeitung. Sehen Sie bloß die Überschriften, wie es da von Seele, Güte, Kameradschaft, Liebe, Freundschaft wimmelt! Ein wahres Paradies! Der Garten Eden in der Wüste der Politik! Das belebt und erfrischt! Da sieht man, daß es in diesen jämmerlichen Zeiten doch auch noch gute Menschen gibt. Richtet immer auf, so was…«

Er warf die Blätter hin.»Warum sollte nicht auch mal drin-stehen: Kommandant eines Konzentrationslagers, tiefes Gemüt, zarte Seele…«

»Er hält sich gewiß dafür«, sagte Kern.

»Sicher! Je primitiver ein Mensch ist, für um so besser hält er sich, das sehen Sie ja an den Anzeigen hier. Das gibt«- Marill grinste -»die Stoßkraft! Die blinde Überzeugung! Zweifel und Toleranz sind die Eigenschaften des Kulturmenschen. Daran geht er immer aufs neue zugrunde. Die alte Sisyphusarbeit. Eines der tiefsten Gleichnisse der Menschheit.«

»Herr Kern, da ist jemand, der will Sie sprechen«, meldete plötzlich der Pikkolo des Hotels aufgeregt.»Scheint keine Polizei zu sein!«

Kern stand rasch auf.»Gut, ich komme.«

ER ERKANNTE DEN dürftigen älteren Mann auf den ersten Blick nicht wieder. Es war ihm, als sähe er eine unscharfe, verwischte Einstellung auf einer fotografischen Mattscheibe, die erst allmählich schärfer wurde und vertrautere Züge annahm.

»Vater!«sagte er dann tief erschrocken.

»Ja, Ludwig.«

Der alte Kern wischte sich den Schweiß von der Stirn.»Heiß ist es«, sagte er mit einem matten Lächeln.

»Ja, sehr heiß. Komm, wir gehen hier in das Zimmer mit dem Klavier. Da ist es kühl.«

Sie setzten sich. Kern stand gleich wieder auf, um seinem Vater eine Zitronenlimonade zu holen. Er war sehr beunruhigt.»Wir haben uns lange nicht gesehen, Vater«, sagte er vorsichtig, als er zurückkam.

Der alte Kern nickte.»Darfst du hierbleiben, Ludwig?«

»Ich glaube nicht. Du kennst es ja. Sie sind ganz anständig. Vierzehn Tage Aufenthaltserlaubnis und noch vielleicht zwei oder drei Tage dazu… aber dann ist es aus.«

»Und willst du dann illegal hierbleiben?«

»Nein, Vater. Es sind jetzt zu viele Emigranten hier. Das wußte ich nicht. Ich werde sehen, daß ich wieder nach Wien zurückkomme. Da ist es leichter, unterzutauchen. Was machst du denn?«

»Ich war krank, Ludwig. Grippe. Vor ein paar Tagen bin ich erst wieder aufgestanden.«

»Ach so…«Kern atmete befreit auf.»Krank warst du! Bist du denn jetzt wieder ganz gesund?«

»Ja, du siehst es ja…«

»Und was tust du, Vater?«

»Ich bin irgendwo untergekommen.«

»Du wirst gut bewacht«, sagte Kern und lächelte.

Der Alte blickte ihn so gequält und verlegen an, daß er stutzte.»Geht’s dir nicht gut, Vater?«fragte er.

»Gut, Ludwig, was heißt für uns gut? Ein bißchen Ruhe, das ist schon gut. Ich mache etwas; ich führe Bücher. Es ist nicht viel. Aber es ist eine Beschäftigung. In einer Kohlenhandlung.«

»Das ist doch großartig. Wieviel verdienst du denn da?«

»Ich verdiene nichts; nur ein Taschengeld. Ich habe dafür das Essen und die Wohnung.«

»Das ist auch schon etwas. Morgen komme ich dich besuchen, Vater!«

»Ja – ja – oder ich kann auch hierher kommen.«

»Aber wozu sollst du laufen? Ich komme schon…«

»Ludwig…«Der alte Kern schluckte.»Ich möchte lieber hierher kommen.«

Kern sah ihn erstaunt an. Und plötzlich verstand er alles. Das kräftige Weib an der Tür. – Sein Herz schlug einen Augenblick wie ein Hammer gegen seine Rippen. Er wollte aufspringen, seinen Vater nehmen, mit ihm fortrennen, er dachte in einem Wirbel an seine Mutter, an Dresden, an die stillen Sonntagvormittage zusammen – dann sah er den vom Schicksal zerschlagenen Mann vor sich, der ihn mit entsetzlicher Demut anblickte, und er dachte: Kaputt! Fertig! Und der Krampf löste sich, und er war nichts mehr als grenzenloses Mitleid.

»Sie haben mich zweimal ausgewiesen, Ludwig. Wenn ich nur einen Tag wieder da war, haben sie mich gefunden. Sie waren nicht böse. Aber sie können uns ja nicht alle hierbehalten. Ich wurde krank; es regnete immerfort. Lungenentzündung mit einem Rückfall. Und da… sie hat mich gepflegt – ich wäre sonst umgekommen, Ludwig. Und sie meint es nicht schlecht…«

»Sicher, Vater«, sagte Kern ruhig.

»Ich arbeite auch etwas. Ich verdiene das, was ich koste. Es ist nicht so… du weißt… so nicht. Aber ich kann nicht mehr auf Bänken schlafen und immer die Angst haben, Ludwig…«

»Ich verstehe das, Vater.«

Der Alte sah vor sich hin.»Ich denke manchmal, Mutter sollte sich scheiden lassen. Dann könnte sie doch wieder zurück nach Deutschland.«

»Möchtest du denn das?«

»Nein, nicht für mich. Für sie. Ich bin doch schuld an allem. Wenn sie nicht mehr mit mir verheiratet ist, kann sie doch zurück. Ich bin doch schuld. An dir auch. Meinetwegen hast du keine Heimat mehr.«

Es war Kern schrecklich zumute. Das war nicht mehr sein heiterer, lebensfroher Vater aus Dresden; – das war ein rührender, älterer, hilfloser Mann, der mit ihm verwandt war, und der mit dem Leben nicht mehr fertig werden konnte. Er stand in seiner Verwirrung auf und tat etwas, was er noch nie getan hatte. Er nahm ihn um die schmalen, gebeugten Schultern und küßte ihn.

»Du verstehst es, Ludwig?«murmelte Siegmund Kern.

»Ja, Vater. Es ist nichts dabei. Gar nichts dabei.«Er klopfte ihm zart mit der Handfläche auf den knochigen Rücken und starrte über seine Schulter hinweg auf das Bild der Schneeschmelze in Tirol, das über dem Klavier hing.

»Ich werde dann jetzt gehen…«

»Ja.«

»Ich will nur noch die Zitrone bezahlen. Ich habe dir auch eine Schachtel Zigaretten mitgebracht. Du bist groß geworden, Ludwig, groß und kräftig.«

Ja, und du alt und zittrig, dachte Kern. Hätte ich doch nur einen von denen drüben, die dich soweit gebracht haben, hier, um ihm das satte, zufriedene, dumme Gesicht zu zerschlagen!

»Du hast dich auch gut gehalten, Vater«, sagte er.»Die Zitrone ist schon bezahlt. Ich verdiene jetzt etwas Geld. Und weißt du, womit? Mit unseren alten eigenen Sachen. Mit deiner Mandelcreme und deinem Farr-Toilettewasser. Ein Drogist hier hat noch einen Stock davon, bei dem kaufe ich es ein.«

Die Augen Siegmund Kerns belebten sich etwas. Dann lächelte er traurig.»Und nun mußt du damit hausieren. Du mußt mir verzeihen, Ludwig.«

»Ach wo!«Kern schluckte etwas jäh in seinem Halse Aufsteigendes hinunter.»Es ist die beste Schule der Welt, Vater. Man lernt das Leben von unten kennen. Die Menschen auch. Man kann später nie mehr enttäuscht werden.«

»Werde nur nicht krank.«

»Nein, ich bin sehr abgehärtet.«

Sie gingen hinaus.»Du hast so viel Hoffnung, Ludwig…«Mein Gott, Hoffnung nennt er das, dachte Kern.»Es wird auch alles wieder in Ordnung kommen«, sagte er.»So kann es ja nicht bleiben.«

»Ja…«Der Alte blickte vor sich hin.»Ludwig«, sagte er dann leise,»wenn wir wieder zusammen sind – und wenn Mutter auch wieder da ist – «er machte eine Bewegung hinter sich -»das ist dann alles vergessen – wir denken nicht mehr daran, was?«

Er sprach leise und kindlich und zutraulich; es war wie das Gezwitscher eines müden Vogels.»Ohne mich könntest du nun studieren, Ludwig«, sagte er ein wenig klagend und mechanisch, wie jemand, der so oft darüber nachgegrübelt hat, daß sein Schuldbewußtsein mit der Zeit etwas Automatisches angenommen hat.

»Ohne dich wäre ich gar nicht am Leben, Vater«, erwiderte Kern.

»Bleib gesund, Ludwig. Willst du nicht die Zigaretten nehmen? Ich bin doch dein Vater, ich möchte dir gern etwas geben.«

»Gut, Vater. Ich werde sie behalten.«

»Vergiß mich nicht ganz«, sagte der alte Mann, und seine Lippen zitterten plötzlich.»Ich habe es gut gewollt, Ludwig.«Es schien, als könne er sich von dem Namen nicht trennen; er wiederholte ihn immer wieder.»Wenn ich es auch nicht fertiggebracht habe, Ludwig. Ich wollte für euch sorgen, Ludwig.«

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